Im Fokus: Die Schwimmweltmeisterin von 1973 Rosemarie Gabriel

Nachgefragt bei der frĂĽheren Leistungssportlerin

Im Juli 2011 finden die Weltmeisterschaften im Schwimmsport in Shanghai statt. Auch die deutschen Schwimmerinnen und Schwimmer – an der Spitze mit Britta Steffen und Paul Biedermann – erhoffen sich gute Resultate bei den Welt-Titelkämpfen`11.

Vor 38 Jahren, 1973 in Belgrad, fanden hingegen die ersten Schwimm-WM statt und eine gebĂĽrtige Mecklenburgerin, eine Schwerinerin, war dort auĂźerordentlich erfolgreich. Rosemarie Kother, verheiratete Gabriel, Jahrgang 1956 vom SC Dynamo Berlin, holte dort zweimal Gold.

Nachgefragt

R.Gabriel ĂĽber ihre sportliche bzw. berufliche Karriere und die Verbundenheit zu Schwerin

„Das WM-Gold 1973 war schon unerwartet…“

Frage: Frau Gabriel, Sie wurden 1956 als Rosemarie Kother in Schwerin geboren, machten dann eine schwimmsportlich Karriere beim SC Dynamo Berlin und betreiben heute in „Spree-Athen“ auch eine Physiotherapie-Praxis. Bei den ersten Weltmeisterschaften im Schwimmsport 1973 in Belgrad wurden Sie zweifache Weltmeisterin über 200 Meter Butterfly und 4 x 100 Meter Lagen bzw. Vize-Weltmeisterin über 100 Meter Butterfly. Damals stand der Schwimmsport im Zeichen des Duells DDR versus USA.

Wie war die Stimmung bei den ersten WM? Hatten Sie damals mit den Erfolgen „gerechnet“? Und wie war das Verhältnis zur Konkurrenz?

Rosemarie Gabriel: Die Stimmung bei den ersten Schwimm-WM 1973 in Belgrad war hervorragend. Die Veranstalter hatten den Wettkampf ausgezeichnet organisiert.

Ich persönlich hatte mir bei dieser WM schon eine Medaille ausgerechnet, da anders als bei den Olympischen Spielen 1972 in München, bei denen drei Schwimmerinnen oder Schwimmer pro Land im jeweiligen Wettbewerb starten durften, diesmal nur zwei Athletinnen bzw. Athleten pro Land in der jeweiligen Konkurrenz an den Start gingen.

… Dass es dann gleich Gold wurde, hatte mich selbst überwältigt. Das „Verhältnis“ zur Konkurrenz war damals schon aus Sicht „der DDR-Philosophie“ gemischt – aber die sportliche Fairness wurde zu allen Sportlerinnen bzw. Sportlern gleich groß geschrieben.

Frage: Bei den WM zwei Jahre später (1975)  in Cali konnten Sie erneut zweimal Gold und einmal Silber gewinnen. Bei Olympia 1976 in Montreal gab es Bronze über 200 Meter Butterfly. 1974 in Wien erschwammen Sie dreimal EM-Gold. Für Sie persönlich: Was war der schönste Erfolg als Schwimmerin? Und: Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Montreal 1976?

Rosemarie Gabriel: Die schönsten Plaketten, weil auch für mich selbst unerwartet, waren die Medaillen der ersten Schwimm-WM 1973 in Belgrad. Dagegen habe ich die Bronzemedaille zum Abschluss meiner Laufbahn in Montreal am schmerzhaftesten empfunden. Doch mit dem Abstand vieler Jahre betrachtet, hat gerade diese „fehlende“ olympische Goldmedaille meine Persönlichkeit und meinen Kampfgeist geformt, auf mein Leben sogar positiven Einfluss genommen.

Frage: Sie gehörten ja zu den goldenen Jahrgängen im Schwimmsport, schwammen „gemeinsam“ mit Roland Matthes oder Kornelia Ender. Gibt es noch Kontakte zu den früheren Team-Kolleginnen und –Kollegen?

Rosemarie Gabriel: Der Kontakt zu den früheren Team-Kolleginnen bzw. -Kollegen ist nie ganz abgerissen. Erstens habe ich als Physiotherapeutin noch viele Jahre für den Schwimmsport gearbeitet. Zweitens treffen sich „die Alten“ immer einmal wieder bei verschiedenen Veranstaltungen. Dank der unermüdlichen organisatorischen Leistung von Klaus Katzur sehen wir uns alle zwei bis drei Jahre bei einem Sportler-Treff. Jedoch auch die ganz persönlichen Kontakte leben wieder auf, so zum Beispiel zu meiner ehemaligen „Zimmer-Kollegin“ Ulrike Richter. Wir waren – und die meisten sind es noch – eine große Familie.

Frage: Heute betreiben Sie eine physiotherapeutische Praxis mit Ihrer Tochter in Berlin. Was reizte Sie gerade am Beruf einer Physiotherapeutin?

Rosemarie Gabriel: Unsere damalige Physiotherapeutin Martina Krause, selbst einmal Schwimmerin, hat mir die Möglichkeiten eines Physiotherapeuten, auf die Gesundheit im körperlichen und geistigen Sinne Einfluss zu nehmen, so überzeugend vermittelt, dass es für mich gar keinen anderen Berufswunsch mehr gab. Ich habe es auch noch keine Minute bereut.

Frage: Wie angesprochen, sind Sie gebürtige Schwerinerin. Sind Sie noch regelmäßig in M-V, speziell in Schwerin oder in Rostock? Verfolgen Sie das Geschehen im Schwimmen und/oder im Wasserspringen in Mecklenburg-Vorpommern?

Rosemarie Gabriel: Leider lässt mir die Arbeit in meiner Praxis nur wenig Spielräume zum Verreisen. Doch die wenigen Male, in denen ich meine alte Heimat in den letzten Jahren besuchte, haben mich fasziniert: Besonders wie schön Schwerin geworden ist!  Auch meine Verwandtschaft verbindet mich noch mit meiner Heimatstadt.

Frage: Im Juli finden die WM im Schwimmsport in Shanghai statt. Wie schätzen Sie das Leistungspotenzial der deutschen Schwimmerinnen und Schwimmer gegenwärtig ein?

Rosemarie Gabriel: Da wir jetzt wieder einige Leistungsträgerinnen bzw. Leistungsträger haben, hoffe ich,  dass sie in der Lage sein werden, den Nachwuchs zu motivieren und mitzureißen. Ich wünsche unseren Schwimmerinnen und Schwimmern natürlich maximale Erfolge und drücke ihnen die Daumen.

Last but not least: Ab 26.Juni finden die Frauen-WM im FuĂźball statt. Ist dieses Ereignis auch etwas fĂĽr Sie?

Rosemarie Gabriel: Da ich früher selbst auch leidenschaftlich Fußball spielte, interessiere ich mich selbstverständlich für das Geschehen bei der Frauen-Fußball-WM und drücke der deutschen Mannschaft die Daumen.

Dann weiterhin maximale Erfolge!


Im olympischen Schwimm-Becken regelmäßig erfolgreich – Schwimm-Asse aus M-V

Auch aus Mecklenburg-Vorpommern gab es in der Vergangenheit erfolgreiche Schwimmerinnen und Schwimmer bei Olympia. Vor mehr als30 Jahren sorgte auch eine Greifswalderin, die für den SC Empor Rostock startete, für viel Furore. Caren Metschuck-Mahn, die 1963 in Greifswald geboren wurde, feierte sowohl als aktive Schwimmerin wie auch als Trainerin zahlreiche Erfolge. In Moskau, bei den Olympischen Spielen 1980, erkämpfte sie über 100 m-Schmetterling Olympia-Gold. Außerdem gewann sie mit der 4×100 m Freistil-Staffel und der 4×100 m Lagen-Staffel ebenfalls Goldmedaillen.

Damit wurde sie die erfolgreichste weibliche Teilnehmerin dieser Olympischen Spiele. Ein Jahr später wurde sie in Split Europameisterin über 100 m Freistil und siegte wiederum mit der 4×100 m Freistil-Staffel und der 4×100 m-Lagen Staffel. Nach den Weltmeisterschaften 1982 und dem Weltmeistertitel mit der 4×100 m-Freistil Staffel beendete sie ihre sportliche Karriere und arbeitete als Lehrerin sowie als Trainerin, wobei sie unter anderem auch den Wahl-Rostocker Thomas Rupprath betreute.

Neben Caren Metschuck mit dreimal Gold und einmal Silber in Moskau 1980, gehören auch die gebürtige Schwerinerin Andrea Pollack mit dreimal Gold und dreimal Silber in Montreal 1976 sowie in Moskau 1980 und die gebürtige Rostockerin Sarina Hülsenbeck mit einmal Gold in Moskau 1980 zu den erfolgreichsten Schwimmerinnen bei Olympia aus M-V.

Rostocker und Schweriner Schwimm-Athleten mit Olympia-Edelmetall

Weitere mecklenburgische Schwimmerinnen mit Medaillenerfolgen bei Olympia waren Rosemarie Gabriel, die aus Schwerin stammt, mit Bronze in Montreal 1976, und Bärbel Fuhrmann aus Rostock, die eine Bronze-Medaille 1960 erkämpfte.

Auch die Männer aus M-V zeigten zwischen 1964 und 1988 schwimmsportliche Medaillen-Power. Die Rostocker Frank Wiegand (4 x Silber von 1964 bis 1968), Egon Henninger (2 x Silber von 1964 bis 1968), Lars Hinneburg (1 x Silber, 1 x Bronze 1988), Klaus Katzur (1 x Silber 1972) und Frank Pfütze (1 x Silber 1976, 1980) und der gebürtige Güstrower Patrick Kühl (1 x Silber 1988) gehörten zu den eifrigsten Edelmetall-Sammlern im Schwimmbecken.

Bekannte Olympia-Teilnehmer aus M-V waren auch Udo Poser (ASK Vorwärts Rostock 1968/1972), der gebürtige Rostocker Nils Rudolph (1992) und der Wahl-Rostocker Thomas Rupprath (Olympia-Teilnehmer 2008 als Mitglied des Vereines SC Empor Rostock).

Bei den paralympischen Schwimm-Wettkämpfen in Athen 2004 gewann die Greifswalderin Natalie Ball zudem vier Medaillen.

Marko Michels

 

 

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