Vor 30 Jahren gewann Petra Behle die erste WM-Medaille im Frauen-Biathlon für Deutschland
In PyeongChang demonstriert Laura Dahlmeier, die siebenfache Weltmeisterin und mittlerweile zweifache Olympia-Goldmedaillen-Gewinnerin ihr großes Können im Biathlon. Die deutschen Sportfans sind begeistert. Dabei ist Biathlon der Frauen eine noch junge sportliche Disziplin. Erst 1984 gab es die ersten Weltmeisterschaften (Premieren-Ort: Chamonix). 1992 in Albertville wurden die Frauen-Wettkämpfe dann endlich in das olympische Programm aufgenommen.
Die erste Deutsche, die bei einer globalen Meisterschaft über eine Medaille jubeln durfte, war Petra Schaaf (verheiratete Behle). Das war vor 30 Jahren. Bei der WM in Chamonix gewann die damals 19-Jährige für Schwarz-Rot-Gold dann auch gleich eine Goldene. Im Sprint setzte sich Schaaf (vom SC Willingen) vor Eva Korpela aus Schweden, Anne Elvebakk aus Norwegen und Nadeschda Alexejewa aus Bulgarien durch. Und die ambitionierte Biathletin blieb weiter erfolgreich. Sie erkämpfte bei den WM von 1988 bis 1997 dreizehn Medaillen, darunter neunmal Gold. Bei den Olympischen Winterspielen 1992 und 1994 gewann sie mit der Staffel jeweils Silber, 1998 sogar Gold.
Nachgefragt bei Petra Behle
Petra Behle über ihre historische WM-Goldmedaille 1988, das Publikums-Interesse damals, die Entwicklung des Biathlon-Sportes seitdem, die gegenwärtige Biathlon-Begeisterung in Deutschland und die olympischen Erfolge von Laura Dahlmeier 2018
„Im Kern immer noch der gleiche Sport wie damals…“
Frage: Frau Behle, Sie gewannen vor 30 Jahren mit Gold im Sprint die erste Medaille im Frauen-Biathlon für Deutschland. Wie verlief der Wettkampf damals?
Petra Behle: Es war alles sehr aufregend für uns, da wir ja immer noch Neulinge in diesem Sport waren. Damals wurden unsere Wettkämpfe auch nicht mit den Herren gemeinsam ausgetragen, sondern mit den männlichen Junioren. Nun gut, altersmäßig passte das ja…
An diesem Tag, also am Tag meines Erfolges, schneite es mächtig und ich durfte den Ski von einem der Jungs laufen, weil meine nicht funktionierten. Das waren jedenfalls Raketen und brachten zusammen mit dem fehlerfreien Schießen letztlich den überraschenden Erfolg. Im Ziel ging alles ganz schnell, auch damals wurden die Ski schnell getauscht, um dem eigenen Ausrüster gerecht zu werden.
Frage: Der Frauen-Biathlon nahm seitdem eine rasante Entwicklung. Wie beurteilen Sie die letzten drei Jahrzehnte?
Petra Behle: Anfangs mussten schon Hürden gemeistert werden. Mit der Entscheidung ins olympische Programm aufgenommen zu werden, stand aber einer positiven Entwicklung nichts mehr im Wege. Natürlich waren die Erfolge unseres gesamten Teams und die Hartnäckigkeit unserer Trainerin bzw. einiger Befürworter auch die Basis für die künftige Akzeptanz. Ich durfte schon eine tolle Entwicklung in puncto öffentlichen Interesses miterleben, aber das war natürlich noch nicht in dem Maße wie es heute ist.
Grundlage sind die unendlichen Erfolge vieler beteiligter Athletinnen, die auch alle hohe Sympathien genossen haben bzw. genießen und damit auch die große Fernsehpräsenz brachten. Biathlon-Veranstaltungen sind schon lange Events, immer mehr Wettkämpfe kamen ins Programm. Und doch ist der Sport im Kern der gleiche, wie er es damals war.
Frage: Wie war eigentlich der Zuspruch von Medien und Zuschauern bei den WM in den 1980ern?
Petra Behle: Ehrlich gesagt, erinnere ich mich nicht an alles, aber bei der WM 1989 in Feistritz, als wir auf dem weißen Band durch grüne Wiesen liefen, weiß ich noch, dass Zuschauer am Streckenrand mit Würstchen in der Hand standen. Also es gab schon welche. Und später hatten wir auch volle Stadien, die waren aber kleiner als heute.
Am meisten erinnere ich mich an die Zeit, als wir uns – als deutsches Team nach den Wettkämpfen – in den Zuschauer-Zelten in Oberhof und Ruhpolding anläßlich der ORA Trophy präsentieren mussten. Heute undenkbar, damals für uns auch eine tolle Bestätigung.
Frage: Wenn Sie den heutigen Hype um Biathlon heutzutage verfolgen: Wären Sie noch gern dabei?
Petra Behle: Wie sagt man so schön: Es hat alles seine Zeit. Meine im Sport war sehr schön! Aber klar, die Möglichkeiten, die sich heute aus Erfolgen, wenn man sie denn hat, ergeben, sind schon andere. Und ja, manchmal sieht man Siegerehrungen, wie jetzt in PyeongChang, und weiß, dass man dieses unglaubliche Erlebnis niemals mehr haben kann.
Letzte Frage: Laura Dahlmeier ist derzeit die Top-Biathletin auf der Welt. Was zeichnet Laura aus Ihrer Sicht aus?
Petra Behle: Sie beherrscht beide Disziplinen perfekt, wie keine andere. Und besitzt eine enorme Nervenstärke. Vielleicht weil Biathlon ihr viel bedeutet, aber nicht alles ist?
Vielen Dank und weiterhin alles erdenklich Gute!
Marko Michels
[box]Info:
Das erste olympische Gold für eine deutsche Biathletin errang übrigens Antje Misersky vom WSV Oberhof 05 bei den Spielen 1992 im Einzel.[/box]