„In unseren Herzen wird sie immer einen Platz haben…“

Die vierfache Schwimm-Weltmeisterin Rosemarie Gabriel über den Tod ihrer sportlichen und beruflichen Weggefährtin Andrea Pollack

Kürzlich verstarb die dreifache Schwimm-Olympiasiegerin Andrea Pollack, verheiratete Pinske, aufgrund einer Krebserkrankung im Alter von nur 57 Jahren. 1976 in Montreal sorgte Andrea Pollack für die ersten Olympiasiege aus Schweriner Sicht: am 18. Juli mit der 4 x 100 Meter-Lagen-Staffel der DDR und am 19. Juli über die 200 Meter Schmetterling. Vier Jahre später in Moskau erneuerte sie ihr Staffel-Gold. 1987 wurde sie in die International Swimming Hall of Fame aufgenommen.

Eine sportliche Weggefährtin von Andrea Pollack ist die Schwimmerin und ebenfalls gebürtige Schwerinerin Rosemarie Gabriel (Jahrgang 1956). Wie Pollack war sie Mitglied des SC Dynamo Berlin und Spezialistin im Schmetterlingsschwimmen.

Im Gespräch mit Rosemarie Gabriel

Über die gemeinsame sportliche und berufliche Zeit und den Menschen Andrea Pollack…

Frage: Mitte März verstarb die Schwimm-Olympiasiegerin Andrea Pollack. Sie selbst waren eine sportliche Weggefährtin von Andrea…. Was zeichnete sie aus Ihrer Sicht als Menschen und als Sportlerin aus?

Rosemarie Gabriel: Andrea kannte ich immer als einen lebensbejahenden, fröhlichen und zielstrebigen Menschen. Sie konnte sich immer gut in andere Menschen hineinversetzen
und hatte immer eine hohe Akzeptanz bei Freunden, Kollegen und Sportlern.

Frage: Sie und Andrea waren sportliche Konkurrentinnen. Wie war Ihr Verhältnis zueinander?

Rosemarie Gabriel: In den Wettkämpfen waren wir zwar Konkurrentinnen, bei denen jeweils die jeweils Bessere gewann, im Leben neben dem Schwimmbecken hatten wir jedoch viele Gemeinsamkeiten. Wir waren nicht nur in der gleichen Trainingsgruppe, sondern wir haben auch beide den gleichen Beruf, den einer Physiotherapeutin,  gewählt. Lange Zeit haben wir zusammen gearbeitet und gemeinsam einige Jahre unsere Schwimmer betreut. Wir waren stets ein gutes Team.

Die Schwimmwelt trauert über den Tod von Andrea Pollack, verheiratete Pinske. Foto: M.M.

Rosemarie Gabriel – Internaltionale Erfolge

  • Vier mal WM-Gold: 1973 und 1975 jeweils über die 4 x 100 Meter Lagen sowie über die 200 Meter Schmetterling.
  • Zweifache Vizeweltmeisterin über 100 Meter Schmetterling (1973 und 1975)
  • Olympia-Dritte 1976 über die 200 Meter Schmetterling
  • Dreifache Europameisterin von Wien 1974: 100 und 200 m Schmetterling sowie 4×100 m Lagen

Frage: Bei den Spielen 1976 in Montreal wurde Andrea zweifache Olympiasiegerin – Sie mußten sich mit Bronze begnügen. Wie verliefen damals die Spiele von 1976 in Montreal aus Ihrer Sicht?

Rosemarie Gabriel: Für mich verliefen die Olympischen Spiele 1976 in Montreal  nicht so optimal, wie es von vielen erwartet wurde. Aber ich war am Ende meiner Karriere, da wachsen so manch einem jungen und unbeschwertem Sportler Flügel. Aber Polli (In Montreal 1976 erst 15 Jahre alt! – red. Anm.)  hat es mich später nie spüren lassen, dass sie die Bessere war!

Frage: Sind Sie noch sportlich aktiv?

Rosemarie Gabriel: Heute treibe ich je nach Zeit und Ziel Sport, unter anderem Athletik, Gymnastik, und Schwimmen.

Frage: Nach 1990 gab Andrea Doping zu. Wie beurteilen Sie diese Geschehnisse?

Rosemarie Gabriel: Ich lehne Doping ab!

Frage: Haben Sie noch Kontakt zu früheren Schwimmer_innen? Wie sah der  zu Andrea aus?

Rosemarie Gabriel: Zu meinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern von einst habe ich durch verschiedene Sportler-Treffen, einigen freundschaftlichen Verbindungen und meiner beruflichen Tätigkeit regelmäßig Kontakte,  die mich immer wieder erfreuen! Zu Polli hatte ich zwar unregelmäßige, aber immer herzliche und freundschaftliche Begegnungen. Über ihren Tod bin ich bestürzt und traurig! Sie wird uns allen sehr fehlen.  Aber in unseren Herzen wird sie immer einen Platz haben…

Vielen Dank und alles erdenklich Gute!

mic

[box type=“info“] Bei den Spielen 1976 in Montreal folgten nach Pollacks Siegen übrigens noch weitere olympische Goldmedaillen für Schweriner Athleten. So jene für den Ruderer Michael Wolfgramm und den Boxer Jochen Bachfeld.[/box]

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