KLEINER OSTSEEWEG – Der Name ist Programm

Unter dem Motto “Beweg Dein Leben” veranstaltet das Team um den Organisator Torsten Dunkelmann seit 2016 erfolgreich Wanderveranstaltungen der etwas lĂ€ngeren Art an der OstseekĂŒste von Mecklenburg-Vorpommern. Denn 2016 startete zum ersten Mal “DEIN OSTSEEWEG” mit 100 km in 24 h.

Mittlerweile gibt es ein paar kleinere Ableger, wo man bereits nach 50 oder 25 km das Ziel erblicken kann.

Da ich in sportlicher Hinsicht nicht nur gern laufe, sondern auch gern mit Familie oder Freunden wandern gehe, hatte ich den OSTSEEWEG schon lĂ€nger auf der “Mußte mal machen – Liste”.

Tja, und so hab ich mich dann dieses Jahr als Teilnehmer des KLEINEN OSTSEEWEGS angemeldet, immerhin auch 50 km.

Ein bißchen leichtfertig war es vielleicht schon, ohne lĂ€ngere Probewanderungen oder andere Vorbereitungen mal eben gleich 50 km am StĂŒck zu wandern.

Aber passend dazu stand an der Strecke bei KM 25 ein Motivationsschild mit dem Spruch: “Niemand weiß, was er kann, bis er es probiert hat.”

Außerdem sind 50 km keine 100 km, das wird schon irgendwie gehen, sagte der innere Optimist.

Schließlich bin ich gerade locker 20 km gelaufen, da werde ich wohl auch 50 km gehen können!

Und alle, die den OSTSEEWEG schon mal absolviert haben, werden bei solchen SprĂŒchen (mit Recht) mitleidig lĂ€cheln.

Aber nun von Anfang an:

Der Morgen des 08.06. begann trĂŒbe und nieslig, aber mit Aussicht auf Verbesserung. Da der Start bereits 9:00 Uhr sein sollte, und ich nicht wußte, welches GetĂŒmmel mich erwartet, war ich nach einem zeitigen FrĂŒhstĂŒck bereits 07:30 Uhr vor Ort.ParkplĂ€tze waren noch genug da, problemlose Abholung der Startunterlagen und erste GesprĂ€che mit bekannten Gesichtern.

Die Bad Doberaner Mehrzweckhalle fĂŒllte sich rasch. Interessant war die Mischung der Wanderer, sowohl bei Alter und Figur als auch bei der AusrĂŒstung. Es gab da “Genießer”, leistungsorientierte “Sportwanderer” und noch viele Abstufungen dazwischen. Mit meiner Proviant-Grundausstattung zĂ€hlte ich mich mehr zu den Genießern.

Nach ein paar letzten Hinweisen vom Organisator und ein paar Worten vom BĂŒrgermeister ging es dann endlich los.

Das Starterfeld war schon sehr eindrucksvoll. Die ĂŒber 500 gestarteten Wanderer bildeten ein scheinbar endloses buntes Band auf dem Radweg von Bad Doberan nach Börgerende.

Ich wanderte mich langsam nach vorne durch, verweilte immer wieder bei einem netten GesprĂ€ch und genoss die Landschaft bei immer besser werdendem Wetter. Die dĂŒnne Jacke war bereits im Rucksack verschwunden.

Bis Nienhagen hatte sich der Wanderzug schon sehr auseinandergezogen. Hier gab es am Strandrestaurant Nienhagen auch bereits den ersten Verpflegungspunkt, der ein so tolles BĂŒffet bereithielt, dass man nach einer kleinen StĂ€rkung mit noch besserer Stimmung weiterwanderte. Obst, belegte Brötchen, Wasser, Kaffee, … freier Ostseeblick, … mehr geht nicht!

Frisch gestĂ€rkt ging es also weiter Richtung Börgerende, erst durch den Gespensterwald und dann ein StĂŒck direkt am Strand entlang. Hier am Strand war der Name OSTSEEWEG quasi Programm. Der Strandabschnitt war das anstrengendste StĂŒck Weg, aber eben auch schön und zugleich erschreckend angesichts der sichtbaren Zerstörungen der letzten Unwetter. Wenn man direkt neben der 3 m hohen Abbruchkante der ehemaligen DĂŒne entlangwandert, nur 1 m neben der neuen Wasserlinie, beginnt man den Begriff Naturgewalt zu verstehen.

Weiter ging es von Börgerende aus ĂŒber Heiligendamm Richtung KĂŒhlungsborn, immer der KĂŒstenlinie folgend. Das Wetter blieb trocken, wechselte aber bei teils krĂ€ftiger Brise zwischen bewölkt und sonnig hin und her. Der Wechsel des Lichtes bescherte zwischendurch immer wieder traumhafte Ansichten bzw. Aussichten in die Landschaften. Ein Gerstenfeld voller Kornblumen sieht z.B. noch toller aus, wenn ganz plötzlich die Sonne wieder auftaucht.

Kurz vor KĂŒhlungsborn ca. bei KM 19 war beim Wohnmobilstellplatz Sanddornstrand der nĂ€chste Verpflegungspunkt. Ich hatte aber gerade unterwegs etwas aus dem Rucksack gegessen und wollte nicht aus dem Tritt kommen, also bin ich daran vorbei. Mir war auch gar nicht so richtig bewußt, dass ich da schon ĂŒber 3 Stunden unterwegs war.

Bald kam die Marina KĂŒhlungsborn in Sicht. Bei KM 21 kam ich mit zwei Jungs ins GesprĂ€ch, welche genau wie ich ĂŒber die architektonische Großartigkeit der Touristenburgen lĂ€sterten. Wir blieben dann bis KM 39 zusammen. Aber erstmal mussten wir zusehen, den Touristenslalom auf der Promenade kollisionsfrei zu ĂŒberstehen. Das Teilnehmerfeld hatte sich mittlerweile weit auseinandergezogen, wir hatten keine anderen Wanderer mehr in Sichtweite. Und KĂŒhlungsborn wollte irgendwie kein Ende nehmen! Doch irgendwann lag auch KĂŒhlungsborn hinter uns und wir nĂ€herten uns auf verschlungenen Pfaden dem Leuchtturm Buk bei Bastorf. Der Leuchtturm war natĂŒrlich eines der Highlights der Wanderung, Betonung liegt auf “high”. Von der Höhe des LeuchturmhĂŒgels hatte man einen herrlichen Blick weit auf die Ostsee hinaus. Hier war auch ein GetrĂ€nkestĂŒtzpunkt eingerichtet, persönlich betreut vom Chef-Organisator Torsten. Überhaupt schien Torsten irgendwie ĂŒberall zu sein. Außer am Start und am Ziel habe ich Torsten noch an 5 anderen Punkten der Strecke erblickt.

Auf dem Berg schnell was zum Knabbern aus dem Rucksack geholt und dann ging es gleich weiter, damit die Beine nicht in den Pausen-Modus ĂŒbergehen. Es ging eine Weile bergab, ein paar Kurven, ein paar Abzweige, .. und plötzlich kam uns die Gegend irgendwie bekannt vor. Wir waren wieder in KĂŒhlungsborn, nur dass die Streckenmarkierungen jetzt noch eine Pfeilspitze in der anderen Richtung hatten. Also nochmal Touristenslalom auf der Promenade. Nach KĂŒhlungsborn nĂ€herten wir uns wieder dem 2. Verpflegungspunkt, der nun also auch  der 3. und letzte Verpflegungspunkt auf der Strecke war. Hier bei KM 39 musste ich doch mal eine Pause einlegen, da ich gefĂŒhlt schon im Reservemodus ging. Mir wurde bewußt, dass ich schon 7 Stunden unterwegs war und meine Energiezufuhr etwas vernachlĂ€ssigt hatte. Das ließ sich aber am Verpflegungspunkt problemlos beheben. WĂ€hrend ich mir Zeit nahm, zogen meine etwas jĂŒngeren Wegbegleiter schon weiter. Als ich nach dem 2. Becher Kaffee so laaangsam wieder aufbrechen wollte, trudelte Antje, eine Kollegin meiner Frau, beim Verpflegungspunkt ein. Also hab ich mir noch einen weiteren Becher Kaffee Zeit genommen, um dann mit Antje gemeinsam zur letzten Etappe aufzubrechen.

Aua, die ersten Schritte mach der langen Pause waren irgendwie nicht mehr ganz flĂŒssig. Die Oberschenkel waren fest und die Fersen hatten in der Schmerzempfindlichkeit auch nicht nachgelassen. Die ersten 50 m hab ich nur so’ne Art Tippelschritte gemacht, .. sah bestimmt lustig aus. Aber die Schritte wurde wieder lĂ€nger, das Wetter war immer noch wechselhaft schön und die restlichen Kilometer waren bald nur noch einstellig. Ich hĂ€tte gern noch lĂ€ngere und krĂ€ftigere Schritte gemacht, aber beide Fersen meldeten kontinuierlich bad sectors. Bei KM 45 meldete Ferse links schlagartig eine aufgegangene Blase an, aber der Fuß war noch dran, .. also weiterwandern. Wie schön, wenn man dann endlich Bad Doberan erreicht und sich dem Ausgangspunkt der Wanderung wieder nĂ€hert.

Und wenn man dann endlich unter dem Beifall der bereits angekommenen Wanderer ĂŒber das breite rote Teppichband durch den Zielbogen schreitet, … einfach nur schön.

Ich bin dann noch eine ganze Weile in der Halle geblieben, habe die Partystimmung genossen und natĂŒrlich ebenso allen anderen Ankömmlingen begeistert applaudiert.

Am Tag danach habe ich meine Wanderschuhe untersucht und unter den Einlegesohlen im Fersenbereich ein in die Sohle integriertes ovales GummistĂŒck mit ca. 2 mm Überhöhung(!?) gefunden. Im Internet fand ich heraus , dass dies ein DĂ€mpfungselement sein soll. Hallo lieber Wanderschuh-Designer! Ein so hohes DĂ€mpfungselement hat einen Rand bzw. eine Kante, welche auf lĂ€ngeren Strecken durch die Einlegesohle hindurch drĂŒckt. Da kann man sich doch gleich ein 2-Euro-StĂŒck unter die Ferse legen!!!

 

Übrigens waren bereits 2017 Christine und Steffi aus unserer Laufgruppe beim OSTSEEWEG dabei, allerdings auf dem langen Kanten ĂŒber 100 km.

Christine musste bei 70 km aussteigen und Steffi hat das Ziel erreicht, … allergĂ¶ĂŸten Respekt fĂŒr euch beide!

Jedenfalls hab ich jetzt 2 Ziele:

  1. Leichte Wanderschuhe finden, mit denen man 50 km blasenfrei ĂŒbersteht.
  2. 100 km OSTSEEWEG:

 

Steffen Ostertag

Das Foto zeigt Steffen im Ziel. Foto: Ostertag
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