M-V bei den 15.Deutschen Meisterschaften im Frauen-Boxen sehr erfolgreich

Vom 11.Oktober 2017 bis 14.Oktober 2017 zeigten 93 Boxsportlerinnen aus 14 deutschen Landesverbänden bei den nationalen Titelkämpfen in Cottbus ihr Können. Zehn Boxerinnen aus M-V waren dort ebenfalls aktiv und es gab viel Edelmetall für Mecklenburg-Vorpommern.

So schafften die Box-Amazonen aus M-V fünfmal Gold, zweimal Silber, zweimal Bronze und belegten damit im Medaillenspiegel dieser Titelkämpfe hinter Bayern (sechsmal Gold, dreimal Silber, dreimal Bronze) und vor Nordrhein-Westfalen (viermal Gold, neunmal Silber, achtmal Bronze) Rang zwei.

Gold erkämpften für M-V Antonina Grigorijan (Bantamgewicht, Kadettinnen), Anni Manukyan (Federgewicht, Kadettinnen), Finja Bree (Weltergewicht, Kadettinnen), Gina Michaelsen (Weltergewicht, Juniorinnen) und Sophie Alisch (Leichtgewicht, weibliche Jugend). Silber erreichten Vanessa Fuss (Federgewicht, Kadettinnen) und Sarah Scheurich (Mittelgewicht (Frauen, Elite). Und Bronze holten für Mecklenburg-Vorpommern Angelique Grunwald (Leichtgewicht, Kadettinnen) und Lina Holoch (Leichtgewicht, Juniorinnen). Großen Einsatz zeigte auch Sabrina Wollmann, die jedoch im Mittelgewicht/Frauen-Elite leider ohne Medaille blieb.

Insgesamt sehr erfreuliche Ergebnisse aus M-V-Sicht, auch wenn nicht nur die M-V-Boxfans Sarah Scheurich Gold mehr als gegönnt hätten… Dann beim nächsten Mal!

Vor Jahresfrist war M-V Gastgeber

Im letzten Jahr, im Oktober 2016, waren die 14.Deutschen Meisterschaften im Frauen-Boxen noch hierzulande, in Dorf Mecklenburg bei Wismar, ausgetragen worden.

Wie auch 2017, vertrat ein Team von 10 Box-Amazonen die Farben von M-V. Sarah Scheurich (Frauen-Elite, bis 81 Kilogramm), Sophie Alisch (Altersklasse U 19, bis 57 Kilogramm, beide BC Traktor Schwerin) und Dominique Suzette Görlich (Altersklasse U 19, bis 54 Kilogramm) gewannen letztendlich drei Meistertitel für M-V. Im Gesamt-Ranking der nationalen Titelkämpfe im Frauen-Boxen in Dorf Mecklenburg schaffte der Boxverband M-V Rang sechs bei insgesamt 15 Landesverbänden. Im Jugendbereich wurde M-V 2016 sogar erfolgreichster Landesverband.

Boxsportliches Kalenderblatt vor 10 Jahren

Eine Pionierin des Boxsportes in Mecklenburg-Vorpommern war zweifellos die Wismarer Boxsportlerin Anne Cravaack, die in den 2000er Jahren viel zur Entwicklung und Akzeptanz des Frauen-Boxens in Mecklenburg beitrug, nachdem bereits in den 1990ern in Vorpommern, speziell in Greifswald  – dank Horst Femfert – der Frauen-Boxsport gefördert wurde. Anne Cravaack konnte dabei, neben einer weiteren Boxsportlerin aus Wismar, Alice Altmann, einige regionale und nationale Erfolge erkämpfen. In der Gegenwart sind nun Sarah Scheurich, Marie Maciejewski, Dominique Görlich & Co. die Protagonistinnen des Frauen-Boxsports in M-V.

RĂĽckblende: Mit Box-Sportlerin Anne Cravaack im Interview (Datum: 2.Dezember 2007 / Anmerkung: Beiträge zum Boxsport in Vergangenheit und Gegenwart sind bei den Portalen Schwerin-News – www.schwerin-news.de und MV-SCHLAGZEILEN – www.mv-schlagzeilen.de weiterhin zu lesen.)

Schwerin-News stellt Mecklenburgs „Box-Lady Nr.1“ (2007) vor…

Die Hanseatin Anne Cravaack ist mittlerweile die „Box-Lady Nr.1“ in M-V, was nicht nur ihrer bisherigen, beeindruckenden Erfolgsserie – u.a. ein deutscher Meistertitel und zwei Landesmeistertitel – zu verdanken ist, sondern auch an ihrem sympathischen Auftreten sowie ihrer äußeren Attraktivität liegt.

Seit 2003 hat sich das boxsportliche Model dem Faustkampf verschrieben und trainiert, wenn es die Arbeitszeit erlaubt, zwei- bis dreimal wöchentlich bei ihrem Trainer Holger Rosenthal (PSV Wismar).

Die 18jährige Wismarerin absolviert seit September 2007 eine Ausbildung bei den Fietz-Restaurantbetrieben, vorwiegend bei McDonald´s Wismar.

Sportlich landete Anne bei den deutschen Juniorinnen-Meisterschaften in Berlin einen „goldenen Treffer“. Im Finale des Federgewichtes bezwang sie die Schwerinerin Claudia Schulz (BSC Schwerin) mit 46:14 Punkten.

Anne C. ĂĽber den Frauen-Boxsport

„Unbedingt treffen und nicht getroffen werden…“

Frage: Anne, Frauen-Boxen ist seit den großen Erfolgen von Regina Halmich, die gerade ihre aktive Laufbahn beendet hat, hierzulande „in“. Mit Susi Kentikian, Julia Sahin oder Ina Menzer stehen bereits erfolgreiche Athletinnen als neue deutsche „Box-Queens“ bereit. War und ist Regina Halmich ein Vorbild für Dich? Wie ist Deine Meinung zum aktuellen nationalen Frauen-Boxsport?

Anne C.: NatĂĽrlich ist Regina Halmich eine auĂźergewöhnliche Frau und Boxsportlerin. Sie hat das Frauen-Boxen ungemein populär gemacht und unserer Sportart damit einen ungemeinen Schub verliehen. Ohne Regina Halmich ist der internationale Frauen-Boxsport schon ärmer… Mit Susi Kentikian ist aber eine sehr gute Nachfolgerin bereits in Sicht. Sie hat sich bisher weltmeisterlich geschlagen und besitzt ein enormes Talent fĂĽr das Frauen-Boxen.

Frage: In diesem Jahr wurdest Du deutsche Junioren-Meisterin, konntest im Finale mit Claudia Schulz ausgerechnet eine Schwerinerin bezwingen. Bereits 2006, in Herrischried, belegtest Du Rang zwei. Ging mit dem Erfolg 2007 für Dich ein „Traum“ in Erfüllung?

Anne C.: Der Meistertitel war ein heimliches Ziel, aber in diesem Jahr mußte ich aufgrund meiner Ausbildung bei „McDonals`s“ boxsportlich etwas kürzer treten. Fünf Monate mußte ich gar auf das Training verzichten, habe mich dann vor den Meisterschaften aber zielstrebig und intensiv vorbereitet. So trainierte ich drei Wochen vor den Titelkämpfen täglich. Ja, letztendlich ging mit dem Meistertitel ein Traum in Erfüllung.

Frage: Du entsprichst, wie auch Regina Halmich oder Ina Menzer, nicht gerade dem Klischee einer „kampfbetonten, vermännlichten Amazone“. Eigentlich wirkst Du eher wie ein Model, das sich weniger fĂĽr den Boxkampf als vielmehr als „Nummern-Girl“ fĂĽr das Anzeigen der nächsten Box-Runde eignet… Täuscht der „erste Eindruck“?!

Anne C.: Tja, der täuscht gewaltig. Wir können das ja gleich praktisch „ausknobeln“.  Als ich vor vier Jahren, 2003, mit dem Boxen anfing, gab es nicht sehr viele aktive Mädchen in Wismar. Da mußte ich schon gegen die Jungs, auch die schweren, boxen. Der eine oder andere Sparringskampf gegen das „vermeintlich starke Geschlecht“ gab mir die notwendige Wettkampf-Härte. Zwar kostete das boxsportliche „Zuschlagen“ anfangs Überwindung, aber inzwischen gilt für mich vor jedem Kampf das Motto meines Trainers Holger Rosenthal: „Unbedingt treffen und nicht getroffen werden!“.

Frage: Boxen und Frauen. Noch vor 15 Jahren ein „Widerspruch in sich“. Wie kamst Du zum Boxsport ? Neugier auf das „Ungewöhnliche“, hilfreiche Aktivität zum Frust-Abbau oder echtes Interesse für den Boxsport?

Anne C.: Na, na, so ein „Widerspruch“ ist das gar nicht. Ich empfand das Boxen stets als interessante und abwechslungsreiche Sportart. Mein Vater, ein ehemaliger Kanu-Sportler, und mein Freund haben da eher ein ambivalentes Verhältnis, während meine Mutter sich ebenfalls fĂĽrs Boxen begeistern kann… (Aber zu meinen Kämpfen kommt die Familie dann doch komplett!). Eigentlich wollte ich ursprĂĽnglich zum Kick-Boxen, doch das wurde in Wismar leider nicht angeboten und so kam ich 2003 „über“ meinen Bruder, damals selbst noch aktiv im Boxring, zum „normalen“ Boxsport.

Frage: Du startest im Federgewicht, bist durchtrainiert sowie „rank und schlank“. Nun bist Du in einer Ausbildung bei „McDonald´s“. Könnte es passieren, dass Du nach Ende der Lehre – aufgrund der dortigen „leckeren Speisen“ – einige Gewichtsklassen höher starten musst. Oder bist Du eher ein Schorle-, Joghurt- oder Salat-Freak?

Anne C.: Also, Salate und Schorle sind alles andere als „meine Grundnahrungsmittel“. Ich liebe „Pommes“ und „Burger“, die könnte ich „ohne Ende“ schlemmen (sagt eine grazile Athletin – red. Anm.!). Ob ich mein ideales Wettkampfgewicht zur Zeit aufweise, glaube ich eher nicht – ein bis zwei Kilo mehr als zu den Meisterschaften 2007 sind es wohl schon. Aber die zusätzlichen Kilos trainiere ich vor den Kämpfen schnell wieder ab. Eine Woche intensives Training und ich habe mein Wettkampfgewicht wieder zurĂĽck! Nicht vergessen: Einmal am Tag sollte jeder „kulinarisch sĂĽndigen“…

Frage: Frauen-Boxen war 1904 in St.Louis/USA olympische Demonstrationssportart und wird es 2012 bei den Olympischen Spielen in London wieder sein. Hegst Du olympische Ambitionen? Oder ist der Boxsport fĂĽr Dich eine angenehme Freizeitgestaltung?

Anne C.: Der Boxsport wird vorerst mein Hobby bleiben. Mein Trainer meint, dass es nun, beim Wechsel von der Juniorinnen- in die Elite-Klasse (Frauen), eine einjährige Wettkampf-Pause aus sportlicher Sicht empfehlenswert ist. Gerade in der Elite-Klasse wird noch viel härter, anspruchsvoller geboxt. Ein intensives Vorbereitungstraining darauf wäre also sinnvoll. Wahrscheinlich wird man mich 2008 nicht bei Meisterschaften erleben, aber ich werde – bei Berücksichtigung meiner Ausbildung – weiter boxsportlich trainieren.

Frage: Kürzlich fanden die Amateur-Box-WM in Chicago statt. Die deutschen Faustkämpfer blieben erstmals seit der deutschen Vereinigung ohne Edelmetall. Dominant waren die Boxer aus der früheren Sowjetunion (Russland 3 x Gold, Kasachstan und Usbekistan je 1 x Gold), aus Italien (2 x Gold) und aus den USA (2 x Gold). England und China, der Gastgeber der Olympischen Spiele im nächsten Jahr, erkämpften relativ überraschend jeweils einen Titel. Wie beurteilst Du die Lage im deutschen Amateur-Boxsport?

Anne C.: Das Problem im internationalen Amateur-Boxsport ist es, dass viele sehr talentierte Boxsportler sofort nach ersten Erfolgen im Amateur-Bereich zum lukrativen Profi-Boxen wechseln. Das war einmal anders, Cassius Clay oder Wladimir Klitschko wurden auch erst Olympiasieger bevor sie zu den Profis wechselten. Vielleicht gelingt es ja den deutschen Box-Klubs in Zukunft stärker, ihre Talente im Amateur-Boxsport zu halten. Sicherlich ist dann auch eine bessere Förderung – in Verbindung mit einer beruflichen Ausbildung – der jeweiligen Amateur-Boxer notwendig!

Frage: Marcel Meyerdiercks, Wismars Top-Boxsportler, wechselte in diesem Jahr zu den Profis. Wie sind dessen Chancen auf einen nachhaltigen Erfolg dort – aus Deiner persönlichen Sicht?

Anne C.: Marcel hatte einen klasse Einstieg in den Profi-Bereich. Ich konnte ihn ja live beim Kampf-Abend in Berlin im September 2007 erleben. Er hat eine gute Technik und boxt taktisch klug. Einer erfolgreichen Karriere von Marcel bei den Profis sollte nichts im Wege stehen.

Frage: Was macht eine deutsche Box-Meisterin aus M-V eigentlich in der Freizeit – außer „Fastfood essen“?! Bist Du oft auf den „Pisten“ in Wismar, Schwerin und Umgebung oder lässt dieses Dein gesunder, sportlicher Lebenswandel nicht zu?

Anne C.: Meine Arbeit bei „McDonalds`s“ macht mir schon sehr viel Spass. Allerdings heiĂźt das auch, dass ich die eine oder andere „Nachtschicht“ schiebe und danach falle ich „ins Bett“, mag dann nicht noch „groß“ um die „Häuser ziehen“. Bin ich allerdings bei meinem Freund in Schwerin, der auch in einer System-Gastronomie arbeitet, gehen wir schon „ab und zu“ ins „Achteck“ Schwerin oder ins Kino. Ansonsten treffe ich mich gern mit meinen Bekannten in Wismar. AuĂźerdem bin ich ein „Puzzle-Fan“…

Frage: Das Jahr 2007 ist bald Vergangenheit. Welche Ziele, Wünsche und Hoffnungen hast Du für das Jahr 2008 – sportlich wie persönlich?

Anne C.: Im Mai 2008 muĂź ich meine theoretischen PrĂĽfungen im Rahmen meiner Ausbildung zur „Fachfrau fĂĽr System-Gastronomie“ an der Berufsschule Rostock erfolgreich bestehen – fĂĽr mich das ganz groĂźe Ziel 2008. Und danach hoffe ich sehr, dass ich auch ĂĽbernommen werde, denn die Tätigkeit in einer System-Gastronomie ist fĂĽr mich ungemein interessant und abwechslungsreich – ähnliche Eigenschaften bietet nur der Boxsport! Dem Boxen (und meinem Freund) werde ich auch 2008 treu bleiben. Tja, und sonst. Vielleicht könnte Heidi Klum mal einen Werbespot bei „McDonald`s“ in Wismar drehen. Wäre ganz cool, sie hautnah kennenzulernen…

Vielen Dank und weiterhin alles Gute!

Marko Michels

Last but not least:

Am 18.November findet in Neustadt-Glewe zu Ehren der Trainer-Legende im Boxsport Fritz Sdunek das Box-Event „In Memory of Fritzer“ statt. Fritz Sdunek wäre in diesem Jahr 70 geworden…

Archiv-Fotos (Michels)

1.Sarah Scheurich, die Meister-Boxerin vom BC Traktor Schwerin.

2./3.Anne Cravaack, die Box-Pionierin aus Wismar.

 

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