Mit neuem Verein im Rücken: Schweriner Sportgymnastinnen überzeugen in Berlin
Medaillenwertungen beim internationalen „Pirouette Cup“ nur der Anfang – Trainerin Olga Popova setzt auf Entwicklung und Wachstum
Schwerin hat einen neuen Verein in der Rhythmischen Sportgymnastik. Waren bislang der Polizeisportverein und der Turnsportverein für die Ausbildung der jungen Turnerinnen verantwortlich, kann der durch Eleganz und Ausdrucksstärke geprägte Sport nun auch beim Schweriner Sportgymnastik Verein e.V. erlernt werden. Initiatorin ist die ehemalige TSV-Trainerin Olga Popova. „Ab September 2025 haben wir den TSV verlassen und unseren eigenen Verein gegründet“, erzählt die 42-Jährige. Dabei legt Popova den Fokus ganz klar auf die leistungssportliche Entwicklung der Mädchen und jungen Frauen. Dies sei auch der Grund für die Abspaltung von ihrem vorherigen Heimverein gewesen. Der Vorstand des TSV habe dafür kein Interesse gehabt und sich stattdessen auf ein Breitensportangebot konzentrieren wollen, sagt sie. „Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, einen Verein zu gründen, der für Entwicklung und Wachstum ausgerichtet ist.“
Zurzeit trainieren im neuen RSG-Verein drei Gruppen. Alle Athletinnen sind zusammen mit Popova vom TSV gekommen. Diejenigen Kinder, die geblieben sind, werden auch weiterhin an Turnieren teilnehmen, allerdings nur an Freundschafts- und Breitensportwettkämpfen. Gemeinsam mit der ehemaligen Aktiven Mariia Makovoz stellt Olga Popova das derzeitige Trainerteam. „In absehbarer Zukunft wollen wir eine weitere Gruppe von Kindern (4-6 Jahre), die von einer neuen jungen Trainerin trainiert werden, organisieren“, so die zierliche Vereinsgründerin. Außerdem sei es angedacht, den Verein mit weiteren Abteilungen auszuschmücken. Über fehlende Nachfrage könne man sich jedenfalls nicht beschweren. Seit den internationalen Erfolgen der württembergischen Ausnahmesportlerin Darja Varfolomeev hat die Rhythmische Sportgymnastik auch in Mecklenburg-Vorpommern deutlich an Aufmerksamkeit gewonnen.
Bei all den Vorhaben kann man Olga Popova nur mit den Worten umtriebig und extrem strukturiert beschreiben. Schließlich schafft sie es Vereinsgründung, Trainingsalltag und Familienleben unter einen Hut zu bringen. Ein Vorteil dabei: ihre Tochter sieht sie immer in der Turnhalle. „Ja, meine Tochter trainiert ebenfalls in meiner Gruppe“, erzählt sie und erklärt direkt, wie sie es schafft, dass das persönliche nicht mit dem Trainerin-Sportlerin-Verhältnis kollidiert: „Wir nehmen unsere persönlichen Beziehungen nicht mit auf die Trainingsmatte, weshalb wir uns keine Schwierigkeiten bereiten. Im Gegenteil! Die gemeinsame Trainingsroutine vereint uns umso mehr.“
Anmut und Eleganz beim „2. Pirouette Cup“
Erste Turnierluft unter der neuen Vereinsfahne durften Popovas Schützlinge kürzlich in Berlin schnuppern. Beim zweiten internationalen „Pirouette Cup“ fanden sich die 7- bis 15-Jährigen sogleich in bester Gesellschaft. Teilnehmerinnen aus Kasachstan, Polen, Aserbaidschan, Dänemark, Frankreich, Zypern und Litauen zeigten beeindruckende Küren in allen Disziplinen mit und ohne Handgerät. Und vorne mit dabei die Schwerinerinnen.
„Unsere Mädchen sind alle mit neuen Übungen gestartet“, zeigt sich die Cheftrainerin erfreut. Zum ersten Mal mit einem Gerät turnte die 7-jährige Diana Suvorova. Nicht nur gelang ihr mit dem Reifen eine hervorragende Vorstellung, auch avancierte sie mit dreimal Gold zur absoluten Siegerin ihrer Altersklasse. Ähnlich überzeugend bewiesen sich ihre beiden trainingspartnerinnen Vira Kishchenko und Evelina Suvorova (beide Jahrgang 2014). Während sich Kishchenko Silber für ihre Ballübung erkämpfte, erreichte Suvorova in der selben Altersklasse den 3. Platz in der Gesamtwertung, sowie jeweils den 2. Platz für Keule und Reifen.
Die 13-jährige Gymnastin Anastasia Semaniu legte nach und erturnte sich den 2. Platz in der Gesamtwertung. Auch Ksenia Iovu (2010) durfte sich über Platz 2 in der Gesamtwertung freuen, außerdem über Platz 1 mit dem Ball und Platz 2 mit den Keulen. Obendrauf gab es eine „Miss-Pirouette-Cup“ Nominierung. Große Aufregung stand hingegen den beiden Turnerinnen Kateryna Makovoz (2013) und Yewa Shtolbert (2012) noch im Weg. Auch wenn sich beide diesmal nicht im vollen Ausmaß präsentieren konnten und ihnen somit das Treppchen verwehrt blieb, ist das Potential für Edelmetall definitiv vorhanden.


Und Olga Popovas Gymnastinnen können sich bald schon erneut beweisen. So steht Mitte Dezember ein internationaler Wettkampf in Prag mit Teilnehmerinnen aus Europa, Asien und Nordamerika auf dem Programm. „2026 kommen die Landesmeisterschaften, Regionale- und Deutsche Meisterschaft auf uns zu“, ergänzt Popova und bleibt klar zielorientiert: „Wir arbeiten daran, mindestens die Landesmeisterschaften zu gewinnen.“ Denn während es in Norddeutschland viele starke und konkurrenzfähige RSG-Vereine gebe, wertet die ambitionierte Schwerinerin ihren eigenen als einzigen innerhalb Mecklenburg-Vorpommerns, der sich ausschließlich auf den Leistungssport orientiert.
red





