Mühlengeez: Achter-Grand Prix-Sieg für André Thieme beim MeLa-Turnier
Das 32. Reitturnier auf dem Messegelände in Mühlengeez, erneut in Verbindung mit der Mecklenburger Landwirtschaftsausstellung MeLa, sah bei Top-Bedingungen und schönstem Spätsommerwetter 16 strahlende Sieger.
Wenn im Stechen auch nicht fehlerfrei, so hat Ex-Europameister André Thieme (Plau) in Mühlengeez auch ohne sein Grand-Prix-Pferd DSP Chakaria erneut unter Beweis gestellt, dass er aktuell die absolute Nummer 1 in Mecklenburg-Vorpommern ist. Nicht nur weil er drei Springen gewann, was sonst keinem gelang. Vielmehr kam er im Großen Preis vom Lübzer Pils diesmal zum Sieg, der nach einem Fehler als erster Starter im Stechen schon als verloren galt.
Der 12-jährige Conacco, sein Hoffnungsträger, mit dem er in Ocala im Februar gleich das erste Springen gewann, einen 200.000 Dollar-Grand-Prix, danach einen Leistungsknick bekam der Thieme schon zweifeln ließ, war sein erstes von zwei Pferden im Stechen des Drei-Sterne-Springens. Im Umlauf gegenüber den letzten Einsätzen kaum wiederzuerkennen, schien ihm eine Auszeit gut getan zu haben. Mit hohem Tempo und engsten Wendungen konnte er im Stechen am Einsprung der Kombination einen leichten „Netzroller“ wie Reiter sagen, jedoch nicht verhindern.
Nun schien der Weg für Holger Wulschner (Gr. Viegeln) frei zu sein, dessen 11-jähriger Hengst Diamant de Plaisir immer besser wird. Auch er ging den Stechkurs mit unerwartet hohem Tempo an, um bei einem eventuellen Fehler schneller zu sein. Sein Kalkül ging fast auf, denn an Sprung 3 bekam auch er einen Fehler. Alles schaute auf die Anzeige – ganze 5 Hundertstelsekunden trennten ihn von Thieme, aber eben 5 Hundertstelsekunden langsamer.
Nun hatte Denise Svensson aus Neu Benthen die Chance den Großen Preis nach 2019 erneut zu gewinnen. Der erst 8-jährige Schimmel Colano mit ständig steigender Leistungstendenz, hatte zuletzt eine mehrwöchige Pause und kam gestärkt zurück. Denise legte es bewusst nicht auf Tempo an, doch oh Schreck – auch sie bekam am Ende des Parcours einen Fehler und wurde Dritte. André Thieme jedoch kam zu seinem achten Grand-Prix-Sieg in der 32-jährigen Geschichte des Turniers. „Ich weiß nicht, sind es die guten Bedingungen, das Glück hier in Mühlengeez immer auf meiner Seite, oder beides zusammen? Jedenfalls hatte ich den Sieg diesmal schon abgeschrieben, aber Fortuna wollte wohl, dass ich gewinne“, sagt Thieme etwas ungläubig. Der Veranstalter unter Leitung von Christin Mondesi zeigte sich großzügig und zahlte alle 10 Geldpreise des mit 13.000 Euro dotierten Springens aus.
Insgesamt haben sich nun 14 Reiter in die Liste der Sieger des Grand-Prix im Springen von Mühlengeez eingetragen, der 2011 starkem Regen zum Opfer fiel und 2020 wegen der Pandemie ausfiel. Von Anfang an wurde er von der Brauerei Lübz präsentiert. Neben Andrè Thieme, der 2005 seinen ersten Sieg feierte, sind es Holger Wulschner und Thomas Kleis (Schloss Wendorf) die mit je drei Siegen die nächsterfolgreichsten sind. Heiko Schmidt (Neu Benthen), Siegmar Ströhmer (Neustadt-D.), Thomas Voß (Schülp/SH) und Günter Till (Neustadt-D.) haben je zweimal gewonnen. Der erste Sieger von 1991, der 1992 seinen Sieg gleich wiederholte, war Günter Till. Als wollte es das Schicksal, dass er während der diesjährigen Turniertage als Erster von den bisherigen Siegern im Alter von 77 Jahren nach schwerer Krankheit verstarb.
Thomas Kleis hat derzeit gute Pferde in seinem Beritt, das bewies er im Championat am Samstag, die er in Drei-Sterne-Springen aber noch nicht einsetzt. Das Zwei-Sterne-Springen am Samstag, in dem 6 Paare zur Siegerrunde antraten, konnte Thomas Kleis mit dem 15-jährigen Silberpfeil M gewinnen. Nur er und Denise Svensson mit der 8-jährigen Cressida Fly blieben in beiden Runden fehlerfrei. Mit 3 Sekunden Rückstand zu Kleis wurde Denise Svensson Zweite. Der 3. Platz ging nach Brandenburg an Max-Hilmar Borchert (Stechlin-Menz) auf Dustie MHB. Mit der 8-jährigen Stute La Contessa wurde Thomas Kleis auch Vierter. Zuvor hatte er schon das Youngster-Springen auf der 7-jährigen Stute Kaethe G gewonnen.
Im ersten Springen der Großen Tour fuhr André Thieme seinen 1. Turniersieg mit dem 10-jährigen Chacco Hearts ein. Luisa Westphal (Malente-Eutin) wurde auf Cascalino Zweite vor Anna Ebel-Jürgens (Polzow) auf der 13-jährigen Charletta. Das Finale der Mittleren Tour, ein Ein-Sterne S-Springen, konnte Max-Hilmar Borchert mit Cannavar nach Brandenburg entführen. Anna Ebel-Jürgens wurde auf Charletta Zweite vor André Thieme und Chacco Hearth. Bei der Siegerehrung wurde Anna-Ebel Jürgens etwas nachdenklich. „Es ist das letzte Springen für Charletta mit der ich so viele Erfolge hatte, das macht mich dankbar und ein bisschen traurig. Sie geht jetzt in die Zucht und ist inzwischen auch schon tragend“, sagte die Reiterin. 28 Siege verbinden sie mit der Tochter des Cellestial, ein Zuchtprodukt ihres Vaters Martin Jürgens.
Das Finale der Youngster-Tour gewann André Thieme mit dem 7-jährigen Kandoo PJ und er wurde auf der gleichaltrigen Chavanna PS auch Dritter. Dazwischen schob sich im Stechen Susan Nörenberg (Cramon) mit der Schimmelstute Cathora. O-Ton Nörenberg: „Ich bin überaus glücklich über diesen Erfolg, den ich so nicht erwartet habe.“ Im Finale der Junior-Tour hatte Emma Wiktor (Trent) einen sehr versöhnlichen Turnierabschluss. Die 14-Jährige gewann das Ein-Sterne M-Springen auf der 12-jährigen Stute Clara, an diesem Tag gecoacht von ihrem Bruder Paul Wiktor, nach dem die talentierte Reiterin in den ersten Springen etwas glücklos war.
Die weiteren Sieger:
01 Junior Tour (A1-Stil) Charlotta Justine Hagge (Schwinkendorf) mit Cablue 02 Junior Tour (L-Stil) Amelie Kutsch (Polzow) mit Denise 04 Youngster Tour (M2) Christian Dietrich (Neustadt-D.) mit DSP Terra
07 Kleine Tour (L) 1. Abt. Enrico Finck (Zehlendorf) mit Calimba
07 Kleine Tour (L) 2. Abt. Hermine Bandt (Cramon) mit Easy Elektra Mo
08 Kleine Tour (M1-Pkt.) 1. Abt. Charlotte Westphal (Malente-Eutin) mit Cara 08 Kleine Tour (M1-Pkt.) 2. Abt. Janna Pierstorff (Hof Rühn) mit Brisco
09 Mittlere Tour (M2) Anne Wejda (Barth/Rubitz) mit Celles 10 Mittlere Tour (S1-Zeit) Alina Maack (Palingen) mit Bernadett
Tolle Showbilder
Beeindruckend am Samstag und Sonntag auch die Bilder der Tierschule von Anne Krüger-Degener mit ihrer Tochter Carla Marie aus dem westfälischen Melle. Ihre Auftritte standen unter dem Motto: „HarmonieLogie“. Und was sie mit dem 20-jährigen Lusitano Wallach Socio und dem 12-jährigen Reitpferdhengst Fürstenkind demonstrierten, war Harmonie in Perfektion. Die vier Border Collies und der Labrador Hund James Bond hatten die Walliser Schwarzhalsziegen eindrucksvoll unter Kontrolle. Als die Ziegen am Ende auf das Auto sprangen, auf dem für sie eine Plattform montiert war und die Hunde ebenfalls im Auto verschwanden, das ganze Gefährt samt Reiter eine kleine Runde über den Platz fuhr, brandete Beifall von der vollbesetzten Tribüne auf. Lehrreich für viele Besucher die keine Pferdeexperten sind, auch der Aufritt des Wald- und Kaltbluthofes Stalder aus Lützow. Im Sattel eines Percheron und eines Rheinisch Deutschen Kaltblutpferdes wurden Rasse, Verwendungszweck und vieles mehr erläutert.
Fazit:
Das MeLa-Turnier, wie es nun seit Wegfall des Messekürzels MAZ heißt, nachdem die dreitägige Veranstaltung in die MeLa integriert wurde, war ein großer Erfolg. Dazu gebührt dem Team um Christin Mondesi höchster Dank und große Anerkennung. Schon im Vorjahr sagte Thomas Kleis: „Das war die beste Entscheidung, das Turnier in die Landwirtschaftsausstellung zu integrieren.“ Nun sind die Verbandsgremien gefragt, andere Turniere im Land so zu platzieren, dass alle Reiter, die es wünschen, die Möglichkeit bekommen, an dem großartigen MeLa-Turnier teilzunehmen, dessen Termin schon für die nächsten Jahre feststeht. Das war während des diesjährigen Turniers unisono von vielen Reitern zu hören, die gern am MeLa-Turnier, aber auch an den anderen attraktiven Turnieren an diesem Wochenende teilnehmen wollten.
„Wir sind überauszufrieden und dankbar. Unsere Aussteller waren durch weg positiv gestimmt und wollen im nächsten Jahr wiederkommen. Mit fast 63.000 Besucher haben wir ein Rekordergebnis. Und das Turnier passt einfach gut in die Gesamtveranstaltung. Dass die Reiter das auch so sehen, freut uns ganz besonders“, sagt Christin Mondesi.
Text: fw, MAZ