MV klettert – Im Gespräch mit der Boulderbude Stralsund

Ob Groß oder Klein, Jung oder Alt – jeder kann es tun, wenn er sich nur traut. Sportklettern, insbesondere Bouldern, wird in Deutschland immer populärer. Jetzt wurde diese Sportart sogar für die Olympischen Spiele 2020 in Tokyo zugelassen. Da wundert es wohl niemanden, dass sogenannte „Kletterhallen“ immer beliebter werden und sich Ihre Betreiber über stetig steigende Besucherzahlen freuen dürfen. Verschiedene Schwierigkeitsgrade, vom Anfänger bis zum Profi, können getestet und überwunden werden. An erster Stelle steht natürlich der Spaß! Aber auch die körperliche Herausforderung, das Überwinden eigener Grenzen und das Gemeinschaftsgefühl kommen hier nicht zu kurz!

Klettern unterm Dach – möglich in der Boulderbude
© Boulderbude Stralsund

Nachgefragt bei den Betreibern der Boulderbude

Herr Harm, seit guten 3 Jahren betreibt die Landeskirchliche Gemeinschaft Stralsund eine Boulderwand. Was haben Ihre Besucher zu erwarten?

Eigentlich haben wir bereits vor fast 5 Jahren begonnen, nach und nach die Kletterwände in der Boulderbude zu errichten. Zur Zeit gibt es eine elf Meter breite und vier Meter hohe Boulderwand sowie eine 5 mal 2 Meter Wand, die hauptsächlich von den Kindern genutzt wird. Außerdem haben wir eine von unten bekletterbare Dachfläche. Alles ist mit Matten gesichert, so dass keine weiteren Sicherungen notwendig sind. Abgerundet wird alles von einigen Trainingsgeräten.

Ihre Anlage befindet sich in einer vergleichsweise ungewöhnlichen Örtlichkeit. Wie kam es dazu?

In unserer Gemeinde gab es einige kletterbegeisterte junge Leute und einen großen ungenutzten Raum im Dachgeschoss des Gemeindehauses. Zusammen mit viel Herzblut und Eigenleistung ist so die Boulderbude entstanden. Wir wollen damit auch zeigen, dass der christliche Glaube nichts Altes oder Verstaubtes ist. Das zeigt sich auch in dem Bibelvers, der an der Wand steht: „Alles kann ich durch Christus, der mir Kraft und Stärke gibt.“ und als Motto nicht nur fürs Klettern sondern für unser ganzes Leben gilt.

Was ist das Faszinierende am Sportklettern?

Der Schöpfer hat uns Menschen vor allen anderen Lebewesen als Einheit aus Körper, Seele und Geist geschaffen. Diese Einheit lässt sich durch das Klettern hautnah erfahren. Neben der körperlichen Anstrengung und dem Lebensgefühl das die Seele erfreut ist auch der Heilige Schauder zu spüren und die Ehrfurcht vor dem Ewigen wenn sich die Frage stellt ob das Seil hält oder eben der Stutz auf die Matte sicher ist. Das stetige Überwinden der eigenen Beschränkungen mit dem Vertrauen auf oben genannte Kraft durch Christus lässt uns Menschen wirklich Echt sein.

Gibt es ein „bestes Alter“, um mit dem Klettern zu beginnen? Welche Altersklassen sieht man bei Ihnen? Wer darf zu Ihnen kommen?

Zu uns kommen viele junge Leute und Studenten zum Bouldern. Grundsätzlich gibt es aber keine Alterseinschränkungen, und wir haben auch deutlich ältere Kletterer. Einmal im Monat bieten wir außerdem ein Kinderklettern an, bei dem die jüngsten Teilnehmer 3 Jahre alt sind.

Benötige ich bestimmte Vorkenntnisse als Anfänger?

Nein. Durch die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade an der Boulderwand findet jeder seine persönliche Herausforderung.

Gibt es bei Ihnen bestimmte Vorgaben zur Kleidung?

Wir haben keine Vorschriften, es bietet sich aber an, in bequemer Sportkleidung zu klettern. Wichtig sind saubere Turnschuhe oder noch besser: Kletterschuhe. Diese könne bei uns auch ausgeliehen werden.

Ab 2020 wird man bei den Olympischen Spielen die Disziplinen “Bouldern“ „Lead“ und „Speed“ in der Form des „Olympic Combined“ sehen dürfen? Hat das bereits jetzt Auswirkungen auf die „Boulderbude“?

Ist noch nicht so richtig wahr zu nehmen, obwohl im letzte halben Jahr die Besucherzahlen doch gestiegen sind. Ob da ein Zusammenhang besteht ist schwer zu sagen.

Nehmen wir an, ich bin am organisierten Wettkampfklettern interessiert? Geht das bei Ihnen?

Wir haben bisher keine eigenen Wettkämpfe veranstaltet. Es gibt aber Kletterer, die am Ostbloc-Cup in Rostock oder am Ketterwettkampf in Schwerin teilgenommen und sich dafür in der Boulderbude vorbereitet haben. Beim Bouldern steht bei uns weniger der Wettbewerb im Vordergrund und mehr die persönlichen Fortschritte. Statt Konkurrenz gibt es eher gegenseitige Hilfe und Ansporn.

Wie sieht die Wettkampfstruktur in Mecklenburg-Vorpommern aus? In welcher Verbindung stehen Sie selbst zum Deutschen Alpenverein bzw. zur örtlichen Sektion?

Zur Zeit ist die Kletter- und Boulderszene in Mecklenburg-Vorpommern noch recht überschaubar. Neben den Obengenannten Veranstaltungen gibt es da nicht viel. Alle Wettkämpfe an denen ich bisher teilnehmen konnte waren ehe Amateur Niveau. Die Mitgliedschaft im DAV ist für mich Usus für die Kletterkommunity. Nicht nur die persönlichen Bekanntschaften auch die Absicherungen und Fortbildungen sind ein Muss für Kletterer, spätestens wenn es in die Natur geht.

Ihre eigene Bestleistung?

Ich selber nehme regelmäßig am Kletterwettkampf in Schwerin teil und konnte mir auch schon mal den ersten Platz zusammen mit einem weiteren Teilnehme sichern. Sportlich würde ich mich im oberen Drittel des Mainstreams ansehen, allerdings ist da noch ein großer Abstand zum Profi-Sport. Im Sportklettern war meine beste V0 Leistung eine 7c. Boulderleistung ist Ähnlich.

Herzlichen Dank und viel Erfolg in all ihren sportlichen Vorhaben.

red

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