„Oberwiesenthaler Schneezauber“ im sommerlichen Zinnowitz

Kein „Wunder“, M-V ist ja auch ein Wintersport-Land…

Draußen ist eine „Affen-Hitze“, in 12 Tagen beginnen die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro und was gibt es auf der „Sonnen-Insel“ Usedom, speziell in Zinnowitz?! Den (ausgelagerten) „Oberwiesenthaler Schneezauber“ mit Sprungschanze vom 22.Juli bis 24.Juli. Mitorganisator ist dabei das deutsche Skisprung-Ass Jens Weißflog, zwischen 1984 und 1994 dreimal Olympia-Sieger sowie Olympia-Zweiter, und von 1984 bis 1995 Gewinner von dreizehn WM-Medaillen, darunter drei WM-Titeln.

Aber ist der „wintersportliche“ Enthusiasmus in M-V so ungewöhnlich?! Beileibe nicht.

Wintersportliche Begeisterung gab und gibt es seit Jahrzehnten auch in Mecklenburg-Vorpommern und namhafte Athletinnen und Athleten aus unserem Bundesland waren bereits Ă€ußerst erfolgreich…

Einst in Oberwiesenthal „eine Außenstelle“…

Der frĂŒhere SC Traktor Schwerin, gegrĂŒndet 1955, hatte jahrelang in Oberwiesenthal eine „Außenstelle“, eine externe Ski- und Rodelsport-Abteilung, um den heimischen Mitgliedern – gerade im Winter – eine sportive Abwechslung zu bieten. Zum SC Traktor Oberwiesenthal gab es seitens der „Schweriner Traktoristen“ enge wintersportliche Kooperationen. Seit 2003 haben die Schweriner mittlerweile einen eigenen Ski-Club!

Wintersport-Begeisterung auch in Rostock

 Erinnert sei zudem an die frĂŒheren Erfolge der Eisschnelllauf-Weltmeisterin von 1975 Karin Kessow-Drbal, die guten Resultate der Rostocker Kurzbahn-EisschnelllĂ€ufer seit Mitte der 1990er Jahre oder auch die gegenwĂ€rtigen AktivitĂ€ten der Skisportler aus ganz  M-V.

Vor sechzehn Jahren, im Dezember 2000, wurde der Rostocker Eiskunstlauf-Verein gegrĂŒndet, der das Ziel hat, an die einstige eissportliche Vergangenheit der Hansestadt anzuknĂŒpfen. Immerhin gab es hier von 1954 bis 1972 eine gute Kunstlauf-Entwicklung. Rolf Oesterreich, Olympia-Zweiter 1976 im Paarlauf stammt von der OstseekĂŒste, genauso wie der zweimalige DDR-Meister im Eiskunstlauf (1963/64) Ralph Borghardt oder der EistĂ€nzer der Meisterklasse Jochen Bode.

NatĂŒrlich trainierte Karin Kessow im Freiluft-Stadion an der Rostocker Schillingallee – wie auch Karin Enke. Die gebĂŒrtige Dresdnerin und Athletin des SC Einheit Dresden, die spĂ€tere dreifache Olympiasiegerin und elffache Weltmeisterin im Eisschnelllauf, erlernte das Schlittschuhlaufen in Rostock. Karin Enke war vor ihrer Karriere als SchnelllĂ€uferin, zweifache DDR-Dritte im Kunstlauf (1976/77) und dort EM-Neunte (1977), bevor sie 1978 aufgrund ihrer KörpergrĂ¶ĂŸe zum Schnelllauf wechselte. – Nicht zu vergessen ist auch die SchnelllĂ€ufer Heike Lange aus Rostock, die in den 1970ern einige internationale Erfolge feierte.

Anfang 1999 konnte dann die Eiskunstlauf-Tradition in Rostock wieder belebt werden. Gerhild Höppner und BÀrbel Lobe begannen in Rostock, am Eiskunstlauf interessierte Jungen und MÀdchen zu betreuen.

Sportliche “Eissterne” und “Schneekristalle” aus M-V – eine Auswahl:

– Die spĂ€tere Schnellauf-Olympiasiegerin (1960) Helga Obschernitzki-Haase trainiert zwischen 1946 und 1952 bei der BSG Empor Schwerin (Handball) und wohnt in Schwerin-NeumĂŒhle.

– 1963 und 1964 wird der Rostocker Ralf Borghardt DDR-Meister im Kunstlauf.

– Der Rostocker Eishockeyspieler Dietmar Peters nimmt 1968 an den Olympischen Winterspielen teil, wird Achter mit der DDR.

– Im Jahre 1975 wird Karin Kessow aus Rostock Eisschnelllauf-Weltmeisterin.

– Der Bobfahrer Meinhard Nehmer aus RĂŒgen wird 1976 Doppel-Olympiasieger (1980 noch einmal Olympiasieger!); der PaarlĂ€ufer Rolf Oesterreich kann mit Partnerin Romy Kermer Olympia-Silber`76 erkĂ€mpfen.

– 1988 macht ein GĂŒstrower im Biathlon Furore: Frank-Peter Roetsch wird in Calgary zweifacher Olympiasieger.

– Sensation in Albertville 1992: Die gebĂŒrtige Wismaranerin Jacqueline Börner erringt auf der 1500 m-Distanz im Schnelllauf Gold!

Torsten Voss, ehemals SC Traktor Schwerin und Weltmeister 1987 sowie Olympia-Zweiter 1988 im Zehnkampf, gewinnt als Anschieber des Czudaj-Bobs 1995 bzw. des Hoppe-Bobs 1996 jeweils WM-Bronze und auf dem Vierer-Bob von Dirk Wiese die Vize-Weltmeisterschaft 1997!

– Zwischen 1998 und 2010 ĂŒberzeugen die Rostocker Short Tracker auf WM-, EM- und Olympia-Strecken.

– Das Eiskunstlauf-Paar Robin Szolkowy/Aljona Sawtschenko sorgte Anfang 2007 fĂŒr großartige Vorstellungen. Der gebĂŒrtige Greifswalder Robin Szolkowy gewann mit seiner Partnerin unter anderem fĂŒnfmal WM-Gold und zweimal Olympia-Bronze 2010/2014.

– Ein Leichtathlet aus M-V sorgte vor 22 Jahren fĂŒr viel wintersportlichen Wirbel: Ulf Hielscher, am 30.11.1967 geboren und fĂŒr den SC Neubrandenburg ĂŒber die 110 Meter-HĂŒrden mit passablen regionalen Erfolgen startend, wechselte zu den Bobfahrern. Als Anschieber gewann er im Hoppe-Bob bei den Olympischen Winterspielen 1994 in Lillehammer die Bronzemedaille; 1995 wird er gar Weltmeister.

Der ehemaliger Weitspringer und gebĂŒrtige Stralsunder Carsten Embach wurde hingegen sogar Vierer-Bob-Olympiasieger 2002 (auch Bronze 1994)  und zusĂ€tzlich vierfacher Bob-WM-Sieger.

Nur einige Beispiele von vielen – fĂŒr den „Wintersport in und aus M-V“.

Last but not least: Viele Skisportler und Schlittensportler haben auf RĂŒgen, auf Usedom oder in der Skihalle Wittenburg auch ihre sommerlichen Trainingslager. Bekanntlich gilt: Wintersportliche Meister werden im Sommer gemacht. Mitunter sogar in M-V – speziell beim „Oberwiesenthaler Schneezauber“ Ende Juli 2016 in Zinnowitz.

Marko Michels

 

 

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