Statt „Frauen an die Macht!“ nun „Frauen an den (Fuß-)Ball!“

Die zwölften Frauen-Fußball-EM werden spannend…

Am 16.Juli ab 18.00 Uhr rollt „er“ – der europameisterliche Fußball bei den Frauen. In diesem Jahr bedeutet Sportsommer-Zeit nämlich auch Fußball-EM-Zeit für die Frauen, wobei natürlich die Herren ebenfalls zuschauen dürfen.

Das Eröffnungsspiel der zwölften Frauen-Fußball-EM vom 16.Juli bis 6.August in den Niederlanden lautet Gastgeber Niederlande gegen Norwegen, die Europameisterinnen von 1987 und 1993. Austragungsort ist Utrecht.

Die deutschen Fußball-Frauen von Bundestrainerin Steffi Jones haben noch einen Tag länger Zeit, um ins Turnier zu kommen. Die deutsche Mannschaft, die in der Vorrunden-Gruppe B gegen Schweden, Italien und Russland ran muß, hat die erste EM-Partie 2017 am 17.Juli ab 20.45 Uhr gegen Schweden in Breda.

Für die deutsche Auswahl ist die Titelverteidigung eigentlich „Pflicht“. Ohnehin gewannen die deutschen Fußball-Frauen acht der bisherigen elf Europameisterschaften im Frauen-Fußball. Neben den bereits genannten Norwegerinnen konnten nur die Schwedinnen, beim Premieren-Turnier 1984, noch Gold bei einer EM im Frauen-Fußball „schürfen“.

Die deutsche Fußball-Mannschaft ist – im Hinblick auf die wichtigsten Titel (Olympia, WM bzw. EM) – das erfolgreichste Land im Frauen-Fußball. So gab es EM-Gold 1989, 1991, 1995, 1997,  2001, 2005, 2009 bzw. 2013, WM-Gold 2003 bzw. 2007 und Olympia-Gold 2016. Allerdings: Kontinentale Titelkämpfe gab und gibt es in Europa bereits länger und in größerer Anzahl, als zum Beispiel auf dem amerikanischen Doppel-Kontinent oder in Asien, den anderen Hochburgen des Frauen-Fußballsportes.

Die USA sind ebenfalls eine Großmacht im Frauen-Fußball, erkämpften viermal Olympia-Gold seit 1996, dreimal WM-Gold seit 1991 und waren einmal bei den Panamerikanischen Spielen erfolgreich.

Die Norwegerinnen holten zu ihren zwei EM-Goldmedaillen ebenfalls je einmal Olympia- und WM-Gold. Ansonsten gingen die wichtigsten Titel im Frauen-Fußball an die bereits erwähnten Schwedinnen (EM-Gold 1984), Japan (Gold bei den Asien-Spielen 2010, WM-Gold 2011), Brasilien (dreimal Gold bei den Panamerikanischen Spielen / seit 1999 Frauen-Fußball-Turnier dort), Kanada (einmal Gold bei den Panamerikanischen Spielen), China (dreimal Gold bei den Asienspielen / seit 1990 Frauen-Fußball-Turnier dort) und Nordkorea (dreimal Gold bei den Asien-Spielen).

Bei den letzten Europameisterschaften im Frauen-Fußball 2013 in Schweden ging das fußballsportive „Einerlei“ weiter. Deutschland schaffte zum achten Mal seit 1989 den Einzug in ein Endspiel und  gewann das Endspiel gegen Norwegen mit 1:0. Seit 1995 Jahren kommen damit die Fußball-Europameisterinnen stetig aus Deutschland.

Wenn Deutschlands Fußball-Frauen ein EM-Finale erreichten, so 1989, 1991, 1995, 1997, 2001, 2005, 2009 und 2013, gewannen sie es auch.

Zudem können die deutschen Fußball-Frauen mit großem Selbstbewußtsein in dieses Turnier starten, denn vor elf Monaten, in Rio de Janeiro, gewannen sie das olympische Turnier vor Schweden, Kanada und Brasilien.

Dennoch ist Vorsicht geboten, denn die Konkurrenz hat ja auch keinesfalls in der EM-Vorbereitung „geschlafen“.

So meint dann auch Katja Kant, Vorsitzende des Frauen- und Mädchen-Ausschusses beim Fußballverband M-V, zu den EM-Ambitionen aus deutscher Sicht: „Als amtierender Europameister wird man natürlich als Favorit genannt, aber ich denke, dass wir uns dieses Jahr hinter Frankreich anstellen müssen. Die Leistungen unserer Frauen bei der vergangenen WM in den USA haben uns ganz klar den Abstand zu den beiden Top-Teams USA und Frankreich aufgezeigt. … Wenn es Steffi Jones und ihrem Stab gelingt, die Mannschaft auf den Punkt fit zu bekommen, dann haben wir definitiv eine gute Chance, den Titel zu verteidigen…“

Wie sah das Ganze aber noch vor vier Jahren aus, bei den EM 2013 in Schweden?!

Rückblick anhand eines Interviews (M.M.) am 29.Juli 2013 mit der damaligen Vorsitzenden des Frauen- und Mädchen-Ausschusses beim Landesfußballverband M-V, Marita Scharf

Die Frauen-Fußball-EM 2013 im Rückspiegel/Nachgefragt bei Marita Scharf, Vorsitzende des Mädchen- und Frauenausschusses beim Landesfußballverband M-V

Wer hätte das gedacht. Nach einer suboptimalen Vorrunde, einem mittelprächtigen Viertelfinale gegen Italien schafften Deutschlands Fußball-Frauen einen glücklichen 1:0-Erfolg gegen die favorisierten Schwedinnen im Halbfinale. Und viel Einsatz und auch Können zeigten die DFB-Mädel von Trainerin Silvia Neid auch im Finale in Stockholm-Solna am 28.Juli 2013 gegen die Norwegerinnen, die mit 1:0 durch ein Tor von Anja Mittag in der 49.Minute bezwungen wurden. Deutschlands Torhüterin hielt dabei auch zwei Elfer der Norwegerinnen und machte damit den achten EM-Titel für Deutschland bei einer Frauen-Fußball-EM perfekt.

Wie lautet nun das Resümee von Marita Scharf, Vorsitzende des Mädchen- und Frauenausschusses beim Landesfußballverband M-V, zum Frauen-Fußball-EM-Turnier 2013?!

Marita Scharf über das EM-Turnier 2013, das deutsche Team und die mögliche Bedeutung des deutschen Titels für den Mädchen- und Frauen-Fußballsport hierzulande.

„Diese Mannschaft wird uns noch viel Freude bereiten …“

Frage: Frau Scharf, die Frauen-Fußball-EM 2013 ist wieder Geschichte – Deutschland wurde doch überraschend Europameister. Wie lautet Ihr Resümee zum gesamten EM-Turnier – nicht nur aus deutscher Sicht?

Marita Scharf: Der Frauenfußball entwickelt sich, die Leistungsdichte nach oben ist enger geworden – die knappen Ergebnisse belegen das.

Mit meiner Voraussage, dass die Skandinavierinnen vorne dabei sind, hatte ich Recht. Das Finale hatte ich für mich allerdings mit Deutschland gegen Schweden getippt. Nun war Norwegen im Finale und es war ein Klasse- Endspiel.

Frage: Das deutsche Team spielte eine wenig überzeugende Vorrunde, steigerte sich im Viertelfinale gegen Italien und schaffte dann im Halbfinale den überraschenden Erfolg gegen die schwedischen Gastgeberinnen. Im Endspiel folgte nun der knappe Sieg gegen Norwegen… Wie ist Ihre Meinung zum deutschen Team 2013?

Marita Scharf: Zwar habe ich nicht alle Spiele verfolgen können, da ich im Aktiv-Urlaub war und zudem mit Fahrrädern unterwegs, aber ein Resümee kann ich dennoch geben. Nach den Vorrundenspielen war ich nicht wirklich überzeugt, dass es zum EM-Sieg, zum Titel, reichen könnte. Aber die Mannschaft hat sich gesteigert und es war eine Mannschaft zu sehen, die wirklich als Team aufgetreten ist. Eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielerinnen. Frisch aufspielend, kreativ und offensiv. Die jungen Spielerinnen wie Marozsan, Okoyino Mbabi, Maier, fallen mir da spontan ein. Aber ohne die älteren, erfahrenen Spielerinnen wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen. Torhüterin Nadine Angerer hat sich da wohl selbst ein „Denkmal“ gesetzt!

Frage: Welche Auswirkungen könnte das EM-Fußball-Turnier – aus Ihrer Sicht – eventuell für die Entwicklung des Frauen-Fußballsportes hierzulande haben?

Marita Scharf: DAS wird sich zeigen. Nach der WM-Pleite hat Deutschland gezeigt, dass wir zumindest in Europa wieder „angekommen“ sind. Diese Mannschaft wird uns noch viel Freude bereiten. Unsere Mannschaft hat ein tolles Endspiel mit einem erfrischenden, kreativen und offensiven Fußball gespielt. Das sollte auch die größten Skeptiker überzeugt haben.

Da macht „Frauen-Fußball schauen“ Spass. Die Zuschauerresonanz mit 40000 Zuschauern beim ausverkauften Finale war enorm. In Skandinavien, zum Beispiel,  hat der Frauen-Fußball einen anderen Stellenwert als bei uns in Deutschland – ist einfach anerkannter. Da muss nicht so viel tägliche Überzeugungsarbeit geleistet werden. Ich fände es klasse, wenn wir den einen oder anderen Spieler, Trainer oder Funktionär nach dieser EM vom Frauen-Fußball überzeugen konnten.

Wir brauchen engagierte Leute, damit die interessierten Fußball spielenden Mädchen, eine entsprechende sportliche Heimstätte in ihrer Nähe finden und von ausgebildeten Trainern trainiert werden. Und wir brauchen Funktionäre auf allen Ebenen, die sich zum Frauen- und Mädchenfußball aktiv bekennen.

Vielen Dank!

Exkurs: Bekannte Fußball-Spielerinnen aus M-V

Eine bekannte Fußballspielerin aus M-V ist die gebürtige Neubrandenburgerin Viola Odebrecht, Jahrgang 1983, die einst ihre Karriere beim PSV Neubrandenburg begann und über die Stationen Potsdam, Florida (Universitäts-Team), Reykjavik, Duisburg und Bad Neuenahr zu Wolfsburg fand.

Dabei konnte Viola große Erfolge mit der Nationalmannschaft feiern. So wurde sie 2001/2002 Nachwuchs-Europameisterin, 2003 Weltmeisterin und beim olympischen Fußball-Turnier 2004 in Athen mit dem deutschen Team Dritter. 2010, 2013 und 2014  gewann sie mit Potsdam die UEFA Women`s Champions League.

Den 2010er Champions League-Erfolg  Erfolge feierte Viola mit der gebürtigen Rostocker Fußballspielerin Jennifer Zietz, die 2009 unter anderem auch Europameisterin mit der DFB-Mannschaft wurde. Eine weitere herausragende gebürtige Rostocker Fußballspielerin ist – nur eine weitere von vielen – Stefanie Draws, die 2007 U 19-EM-Gold holte, 2010 mit Potsdam ebenfalls die UEFA Women`s Champions League an der Seite von Viola bzw. Jennifer gewann und nun, 2017, ihre fußballsportliche Karriere beendete.

Marko Michels

Fotos (Michels): Der internationale Frauen-Fußball rollt wieder…

 

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