„Viele Kinder begeistern sich fĂŒr den Karatesport…“

Karate
Symbolfoto Karate

Im GesprÀch mit DJKB-PrÀsident Josef Kröll

Josef Kröll ĂŒber die Aufnahme von Karate in das olympische Programm, den Zuspruch zur Kampfkunst, und den Karate-Standort M-V

Frage: Herr Kröll, Karate allgemein erfreut sich großer Beliebtheit. Wie beurteilen Sie die Aufnahme von Karate in das olympische Programm?

Josef Kröll: Generell beurteile ich die Aufnahme des Karatesportes in das olympische Programm 2020 in Tokyo natĂŒrlich positiv. Der Stellenwert des Karatesportes erhĂ€lt damit eine grĂ¶ĂŸere Bedeutung. Zudem dĂŒrfte Karate auch mehr im medialen Fokus stehen, was leider bislang hierzulande nicht der Fall ist. In den Medien stehen meistens nur Fußball, Profi-Boxen, der Motorsport oder Handball im Mittelpunkt. Selbst die Skispringer, obwohl die Anzahl der aktiven Skispringer verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig gering ist, bekommen mehr Beachtung.

Seitdem Karate nun aber olympische Weihen erhielt, interessieren sich mehr Menschen fĂŒr diese so traditionsreiche Kampfsportart. Aber: Die Aufnahme des Karatesportes in das olympische Programm erfolgte einmalig, es ist sozusagen ein ZugestĂ€ndnis des IOC an die japanischen Gastgeber, denn in Japan ist Karate neben Judo sehr populĂ€r. Bereits 2024 in Paris wird Karate nicht mehr olympisch sein – leider… Aber bis dahin kann man ja den olympischen RĂŒckenwind von Tokyo nutzen, um Karate auch in Deutschland populĂ€rer zu machen.

Frage: Ihr Verband vertritt das traditionelle Karate. Was versteht man darunter? Was ist der Unterschied zum olympischen Karate?

Josef Kröll: Im modernen Karate steht ja der Wettkampf-Charakter im Vordergrund. Die Regeln sind entsprechend ausgelegt und auch die AusrĂŒstung – dickere Handschuhe, Fuß- und Brustschutz – ist eine andere als beim traditionellen Karate, das sich an den Wurzeln dieser Sportart orientiert. Es ist ja letztendlich eine Kampfkunst, bei der es auf besondere Schlag-, Stoß-, Tritt- bzw. Fußtechniken sowie eine große Beweglichkeit, Schnellkraft und Belastbarkeit ankommt.

Frage: Welche Herausforderungen/Veranstaltungen gibt es 2019? Was werden die Highlights sein?

Josef Kröll: Ein großer Höhepunkt liegt gerade hinter uns, die JKA-Europameisterschaften am 6. April in Stavanger (Norwegen). Dort standen 16 Entscheidungen im Junioren- bzw. Elite-Bereich (Kata, Kumite) auf dem Programm, wobei sich die Titel auf fĂŒnf LĂ€nder verteilten. Russland wurde mit sechs Goldmedaillen erfolgreichste Nation vor Norwegen (fĂŒnf Erfolge), Tschechien und England (je zwei Erfolge) und Deutschland (einen Erfolg). Der deutsche EM-Titel ging auf das Konto des Frauen-Kata-Teams, das sich vor England und Tschechien durchsetzte.

Dazu gibt es eine Reihe von nationalen und internationalen Turnieren, so unter anderem in Bad König, in Donaueschingen, in Calw, in Krefeld, in Darmstadt, in Bottrop oder in Hannover. Die nÀchsten Welt-TitelkÀmpfe werden dann auch im Olympia-Jahr in Japan ausgetragen, wobei der genaue Termin noch nicht feststeht.

Frage: Wie ist der Zuspruch der jungen Sporttalente zum traditionellen Karate deutschlandweit?

Josef Kröll: Zweifellos kommen viele Kinder zum Karatesport, begeistern sich auch fĂŒr diese Sportart und sind auch als Jugendliche noch dabei. SpĂ€testens nach der Ausbildung bzw. dem Studium, wenn es um das berufliche Fortkommen geht, hören leider viele mit dem Karatesport auf. Die Arbeitswelt hat sich inzwischen dermaßen spezialisiert, die Arbeit wird immer dichter bzw. kompakter – fast rund um die Uhr – so dass oft nur wenig Zeit fĂŒr den Sport, auch Karate, bleibt. Dennoch bleibt der Anspruch unseres Verbandes, weiterhin intensiv junge Talente fĂŒr den Karatesport zu finden.

Letzte Frage: Auch Mecklenburg-Vorpommern ist in puncto Karate aktiv. Ihre Meinung zum Standort M-V?

Josef Kröll: In Mecklenburg-Vorpommern gibt es, wie generell in den ostdeutschen BundeslĂ€ndern, noch relativ wenige aktive Karateka – im Vergleich zu Westdeutschland. Vor 1990 hatte Karate ja dort nur ein Nischen-Dasein, wurde nicht gefördert. Seinerzeit setzte man ja in Ostdeutschland auf die olympischen Kampfsportarten, wie Boxen, Ringen oder Judo. Dennoch: Auch in den ostdeutschen BundeslĂ€ndern gibt es einige Karate-Interessierte und -Aktive, so beispielsweise in Rostock, Schwerin, Wismar, Anklam, Neubrandenburg, Greifswald, Stralsund oder Bad Doberan. Anfang April wurden ja auch die Ostdeutschen Meisterschaften in Schwerin mit großem Erfolg ausgetragen.

Vielen Dank und weiterhin bestes Engagement fĂŒr den Karatesport!

mic

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