Zwischen Weltcups und Continental-Cups
Vor drei Jahren wurde zum zweiten Mal ein noch junger globaler leichtathletischer Cup-Wettbewerb ausgetragen – der Continental-Cup 2014 in Marrakesch. Die Premieren-Veranstaltung für diesen fand 2010 in Split statt. Bei den Wettkämpfen starteten Teams aus Europa, Amerika, Afrika und Asien/Australien/Ozeanien mit jeweils 2 Teilnehmerinnen bzw. Teilnehmern in den einzelnen Disziplinen.
Der Weltcup als „Vorläufer“
Aber: Dieser Continental-Cup der internationalen Leichtathletik-Föderation hat auch einen Vorläufer-Wettkampf, den IAAF-Weltcup, der zwischen 1977 in Düsseldorf und 2006 in Athen insgesamt zehnmal ausgetragen wurde.
Dabei waren die DDR (5 Pokalgewinne), Europa, Afrika sowie die USA (jeweils 4 Pokalgewinne) und Russland (mit GUS, 3 Pokalgewinne) am besten. Bei den „Worldcups“ wurden seinerzeit noch getrennt Pokale bei den Damen und Herren vergeben. Das ist beim Continental-Cup nicht mehr so. Es gibt nur noch einen „kompakten Pokal“ für die Leichtathletinnen und Leichtathleten.
Vor 40 Jahren: Erster Leichtathletik-Weltcup
Vor 40 Jahren, beim ersten Leichtathletik-Weltcup 1977 in Düsseldorf vom 2.September bis 4.September, schafften auch Athletinnen mit „M-V-Background“ Podestplätze, so die zweifache Olympiasiegerin 1972 bzw. 1976 im Speerwerfen Ruth Fuchs, die in den 1960er Jahren die KJS in Güstrow besuchte, mit Rang eins, Marita Koch, die gebürtige Wismarerin und Sportlerin des SC Empor Rostock, die Platz zwei über die 400 Meter und Platz eins mit der DDR-Staffel über die 4 x 400 Meter belegte, und Detlef Kübeck, der gebürtige Schweriner und Mitglied des SC Traktor Schwerin, der mit der DDR-Herren-Staffel über 4 x 100 Meter zu Silber lief. Des Weiteren kamen zwei Athletinnen des SC Neubrandenburg zu Medaillen: Monika Hamann, zudem in Waren/Müritz geboren, schaffte Silber über die 4 x 100 Meter mit der DDR-Frauen-Staffel und Sabine Engel erkämpfte Bronze im Diskuswerfen.
Acht deutsche Siege bei den Herren
Ansonsten hatten die Wettkämpfe ein sehr gutes Niveau. Bei den Herren gab es aus deutsch-deutscher Sicht acht Erfolge: für Michael Karst über 3000 Meter Hindernis, für Thomas Munkelt über 110 Meter Hürden (1980 dann Olympiasieger), für Lothar Krieg, Franz-Peter Hofmeister, Harald Schmid bzw. Bernd Herrmann über 4 x 100 Meter, für Rolf Beilschmidt im Hochsprung, für den Olympiasieger 1976 Udo Beyer im Kugelstoßen, für Wolfgang Schmidt im Diskuswerfen, für Karl-Hans Riehm im Hammerwerfen und für Michael Wessing im Speerwerfen.
Alberto Juantorena mit Doppel-Sieg
Der Olympiasieger 1976 über 400 Meter bzw. 800 Meter Alberto Juantorena aus Kuba triumphierte ebenfalls in Düsseldorf auf beiden Distanzen. Der Äthiopier Miruts Yifter, bereits 1972 Olympia-Dritter über 10000 Meter sowie späterer Olympiasieger (1980) über die 5000 Meter bzw. 10000 Meter, jubelte beim Weltcup 1977 über beide Kanten. Edwin Moses aus den USA, Olympiasieger 1976 bzw. dann 1984, gewann die 400 Meter Hürden vor Volker Beck, den kommenden Olympiasieger 1980. Im Dreisprung war der zweifache Olympia-Dritte (1976 und 1980) Joao Carlos de Oliveira aus Brasilien der Beste.
Im Herren-Bereich siegte die DDR mit 127 Punkten vor den USA mit 120 Punkten und Westdeutschland mit 112 Punkten.
Bei den Frauen setzte sich hingegen die Europa-Auswahl mit 109 Punkten vor der DDR mit 93 Punkten und der Sowjetunion mit 90 Punkten durch.
Fünf deutsche Siege bei den Frauen
Deutsch-deutsche Erfolge bei den Leichtathletinnen gab es durch Marlies Oelsner, Olympiasiegerin 1976 bzw. 1980/4 x 100 Meter über die 100 Meter, Elvira Possekel bzw. Annegret Richter, der Olympiasiegerin 1972 mit der 4 x 100 Meter Staffel und Olympiasiegerin 1976 über 100 Meter (zusammen mit den Britinnen Andrea Lynch und Sonia Lannaman) über 4 x 100 Meter, Bettina Popp, Barbara Krug, Christina Brehmer, die 1976er Olympiasiegerin über 4 x 400 Meter) bzw. Marita Koch, die 1980er Olympiasiegerin/400 Meter, über die 4 x 400 Meter, Ruth Fuchs im Speerwerfen und Rosemarie Ackermann im Hochsprung – vor Dauer-Rivalin Sara Simeoni aus Italien, die 1980 Olympia-Gold erkämpfte. Ruth Fuchs gewann 1972 bzw. 1976 Olympia-Gold und Rosemarie Ackermann schaffte 1976 ebenfalls Olympia-Gold.
Die gebürtige Demminerin Ilona Slupianek, die das Kugelstoßen gewann, wurde wegen Dopings disqualifiziert (nachträgliche Siegerin Helena Fibingerova aus der Tschechoslowakei).. Allerdings holte sie sich drei Jahre später, 1980, im olympischen Kugelstoß-Wettbewerb bleibendes Gold.
Irena Szewinska zweimal vorn
Internationale Siegerinnen in Düsseldorf 1977 waren unter anderem Irena Szewinska aus Polen über die 200 Meter bzw. 400 Meter, die bei Olympia von 1964 bis 1976 dreimal Gold, zweimal Silber, zweimal Bronze errang, die dreifache Olympiasiegerin 1976 bzw. 1980 Tatjana Kasankina aus der Sowjetunion über die 1500 Meter, die spätere erste Marathon-Weltmeisterin (1983) Grete Waitz aus Norwegen über die 3000 Meter, die Olympiasiegerin 1972 Faina Melnik-Welewa aus der Sowjetunion im Diskuswerfen und überraschend die Australierin Lyn Jacenko im Weitsprung.
Beim Weltcup 1977 starteten im Herren-Bereich die Länder-Teams aus der DDR, den USA bzw. Westdeutschland und die Kontinental-Mannschaften aus Europa, Amerika, Afrika, Australien/Ozeanien bzw. Asien. im Frauen Bereich waren die Länder-Vertretungen der DDR, der Sowjetunion bzw. der USA und die Kontinental-Teams aus Europa, Amerika, Afrika, Australien/Ozeanien und Asien dabei.
Resümee – Marrakesch 2014
Und: Wie sah es nun beim vorerst letzten Continental Cup 2014 aus?!
Während beim ersten Continental-Cup Amerika nachträglich den Continental-Cup holte – der ursprüngliche Sieger Europa musste nach zwei positiven Dopingfällen i Team zurückgestuft werden – gewann „der alte Kontinent“ den zweiten Continental-Cup endgültig (?) und der Vorsprung war beträchtlich: Europa schaffte 447,5 Punkte und distanzierte damit die Teams aus Amerika (390 Punkte), Afrika (339 Punkte) und Asien/Australien/Ozeanien (257,5 Punkte) deutlich.
Innerhalb des Europa-Teams kamen auch die deutschen Starterinnen und Starter zu beachtlichen Erfolgen. David Storl wurde Erster im Kugelstoßen der Herren vor O`Dayne Richards (Jamaika) und Joe Kovacs (USA). Bei den Kugelstoßerinnen setzte sich Christina Schwanitz vor Michelle Carter (USA) und Gong Lijao (China) durch. Zu dritten Plätzen kamen Cindy Roleder über die 100 Meter-Hürden (hinter Dawn Harper Nelson/USA und Tiffany Porter/Großbritannien) und Lisa Ryzih im Stabhochspringen (hinter Ling Li/China und Angelina Zhuk-Krasnova/Russland, zusammen mit Alana Boyd/Australien).
Weitere Siegerinnen und Sieger der Entscheidungen in Marrakesch waren unter anderem Veronica Campbell-Brown (Jamaika/100 Meter), Dafne Schippers (Niederlande/200 Meter), Maria Kuchina (Russland/Hochsprung), Caterina Ibargüen (Kolumbien/Dreisprung), Barbora Spotakova (Tschechien/Speerwerfen), James Dasaolu (Großbritannien/100 Meter), Alan Edward (Panama/200 Meter), Ayanleh Souleiman (Djibouti/1500 Meter), Jairus Kipchoge Birech (Kenia/3000 Meter Hindernis), Renaud Lavillenie (Frankreich/Stabhochspringen) oder Ihab Abdelrahman El Sayed (Ägypten/Speerwerfen) – nur einige Beispiele von vielen.
Der nächste Continental-Cup wird dann 2018 in Ostrava ausgetragen.
Marko Michels