Vor den Leichtathletik-WM 2017 in London

Rückblick auch auf die WM vor 30 Jahren…

In London werden zwischen dem 5.August und 13.August die 16.Leichtathletik-Weltmeisterschaften seit der WM-Premiere 1983 in Helsinki ausgetragen.

Peking 2015 mit starkem Team aus Kenia

Bei den vorerst letzten Welt-Titelkämpfen 2015 in Peking dominierten die USA mit 18 Medaillen, darunter 6 x Gold, Kenia mit 16 Medaillen, darunter 7 x Gold, und Jamaika mit 12 Medaillen, darunter 7 x Gold. Die deutschen Leichtathletinnen und Leichtathleten kamen zu 8 Medaillen. Für Christina Schwanitz im Kugelstoßen und für Katharina Molitor im Speerwerfen gab es dabei sogar jeweils WM-Gold.

Zweimal Olympia-Gold 2016 für Schwarz-Rot-Gold

In Rio, bei Olympia 2016, erkämpfte das deutsche Leichtathletik-Team hingegen nur drei Medaillen: jeweils Gold für Diskuswerfer Christoph Harting bzw. Speerwerfer Thomas Röhler bzw. einmal Bronze durch Diskuswerfer Daniel Jasinski. Die USA waren in Rio vor neun Monaten in der olympischen Leichtathletik mit 32 Medaillen, darunter 13 x Gold, mit Abstand am stärksten.

Vor 30 Jahren: Die Leichtathletik-WM 1987 in Rom

Ja, im Diskuswerfen „geht“ für Deutschland immer irgendetwas, sogar für Schwerin. Vor 30 Jahren, in Rom 1987, fanden die letzten Leichtathletik-WM vor dem „Mauerfall“ und der deutschen Vereinigung statt – auch da spielte ein deutscher Diskuswerfer eine Hauptrolle

Die Leichtathletik-Weltmeisterschaften, die zweiten in der Sport-Historie, waren schon 1987 ein sportives Ereignis der Superlative. Schon damals starteten rund 1800 Sportlerinnen und Sportler aus 157 Ländern.

10 x Gold für die DDR 1987

Während Michail Gorbatschow mit „Glasnost“ und „Perestroika“ Aufbruchsstimmung in aller Welt verbreitete, wurde diese neue Politik aus Moskau im Ostteil Berlins, von der dortigen Staatsführung, ignoriert. Glanz und Gloria vermittelte in Deutschland-Ost nur der Sport. Erfolge „Made in GDR“ gab es in Rom reichlich, sehr reichlich sogar.

10 x Gold gewann die Schwarz-Rot-Goldenen mit Hammer, Sichel und Ährenkranz – zwar genau so viel wie „Uncle Sam“, aber im Gegensatz zu den Amerikanern wiesen sie insgesamt 32 Medaillen auf. Die USA gewannen nur 22.

Selbst der „Große Bruder“ konnte der DDR-Leichtathletik-Auswahl kein Paroli bieten. Nur sechsmal Gold nahm die damals noch existierende Sowjetunion in Empfang. Gedopt wurde damals sicherlich „en masse“ – allerdings gleichermaßen zahlreich, in Ost und West. Die einen taten es wegen „Sozialismus und Vaterland“,, die anderen wegen „Markt(wert) und Vaterland“.

Aus Sicht von M-V sehr erfolgreiche WM

Unterhaltsam waren die WM 1987 dennoch – und es waren ja auch genügend „ehrliche Häute“ vertreten. Die Leichtathletik-Weltmeisterschaften 1987 in der „ewigen Stadt“, in Rom, verliefen dabei aus Sicht der Mecklenburger und Vorpommern sehr erfolgreich.

Natürlich „Schulle“

Einer war „Schuld(t)“, dass die Amerikaner wieder kein WM-Gold im Diskuswerfen holten. Jürgen Schult vom SC Traktor Schwerin, für „Meck-Pomm“ wohl der „Mister Leichtathletik“ aller Zeiten, erzielte die bis dato beste WM-Weite: Mit 68,74 Meter verwies er den Amerikaner John Powell, den Kubaner Luis Delis und den Olympiasieger von 1984 Rolf Danneberg auf die nächsten Plätze. Ein Jahr später, 1988, schaffte Jürgen Schult auch Olympia-Gold in Seoul und 1990 außerdem EM-Gold in Split. Erfolgreich laufend unterwegs war in Rom auch Hansjörg Kunze vom SC Empor Rostock.

Wieder war er die Zuverlässigkeit in Person und wieder, wie schon bei den WM 1983, erkämpfte er Bronze über die 10000 Meter. Laufenden Erfolg hatte Hansjörg Kunze auch nach der Wende – erst mit dem Mikrofon für den Radiosender Antenne MV, dann als Pressesprecher für AIDA Cruises.

Auch Zehnkampf-Gold an den SC Traktor Schwerin

Gold im Diskuswerfen, Bronze über die 10000 Meter… Was  war das jedoch schon gegen die goldenen Momente eines Alleskönners aus Schwerin. Torsten Voss vom SC Traktor sorgte mit seinem Weltmeistertitel im Zehnkampf 1987 für die Sensation der Titelkämpfe, während der für unschlagbar gehaltene, allerdings durch Verletzungen im WM-Vorfeld gehandicapte Daley Thompson nur Neunter wurde. Später war der Schweriner auch im Bobsport erfolgreich! Im 1987er Zehnkampf belegte Christian Schenk vom SC Empor Rostock Platz fünf. Ein Jahr später, 1988 in Seoul, wurde der Rostocker vor dem Schweriner Olympiasieger in Seoul.

Viel Edelmetall bei den Frauen-Läufen für M-V

Zweimal Gold nahm Silke Möller vom SC Empor Rostock in Empfang – über 100 Meter und 200 Meter hatte sie ihre Sternstunden in Rom. Über die 400 Meter konnte die gebürtige Warnemünderin Kirsten Siemon-Emmelmann Bronze erringen. In der 4 x 400 Meter-Staffel setzte sie noch „einen“ drauf: Sie wurde mit der DDR-Auswahl Weltmeisterin.

Die gebürtige Neubrandenburgerin Cornelia Oschkenat nahm in Rom ebenfalls zweimal Edelmetall mit: Bronze im Hürdenlauf (100 Meter) und in der 4 x 100 Meter-Staffel, in der auch die Rostockerin Silke Möller lief.

Medaillen für M-V zudem im technischen Bereich

Auch in den technischen Disziplinen erreichten die Starterinnen aus M-V beachtliche Ergebnisse. Im Diskuswerfen wurde Diana Gansky, die in Bergen geboren wurde, Vize-Weltmeisterin. Im Kugelstoßen gab es Bronze für Ines Müller, die in Grimmen geboren wurde und für den SC Empor Rostock startete.

Ganz knapp verfehlten Anke Vater-Behmer vom SC Neubrandenburg und Helga Radtke vom SC Empor Rostock im Weitsprung mit jeweils Platz vier eine Medaille.

Sieg ohne Wert

Einen Sieger, der bei den Spielen 1988 später wegen Dopings disqualifiziert wurde, wurde im 100 Meter-Lauf gekürt. Ben Johnson stellte mit 9,83 Sekunden einen Turbo-Weltrekord auf und demoralisierte seinen Erz-Gegner Carl Lewis, den viel späteren offiziellen Weltmeister.

Einen Skandal gab es auch im Weitsprung der Männer. Für den Italiener Giovanni Evangelisti, der bei Olympia 1984 Bronze erkämpfte, wurde eine viel zu große Weite vermessen – erst gab es Bronze, dann doch nur Rang vier.

Schon damals wurde im Sport mit „harten Bandagen“ gekämpft. Früher war eben doch nicht alles besser…

Marko Michels

Foto (Michels): Jürgen Schult bei einem Besuch in Schwerin 2016.

 

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