Zwischen Weltcup-Historie und Bundesliga-Gegenwart

Der Schweriner Boxsport: Blick zurück und Blick nach vorn

Boxen – eine Sportart mit großer Tradition in M-V. Foto: M.M.

Große Turniere im Amateur-Boxsport. Da denkt man zwangläufig an olympische, weltmeisterliche und europameisterliche Turniere.

Die Weltcup-Turniere im Boxsport

Doch: Rund dreißig Jahre gab es ein weiteres globales Turnier, das viel Resonanz fand – der Weltcup im Boxsport. Dieser hatte insbesondere vor 1990 eine große Bedeutung. Der „Kalte Krieg“ zwischen Ost- und Westblock machte eben seinerzeit auch im Box-Ring nicht halt.

Von New York 1979 nach Montreal 1981

In New York 1979 gab es die Weltcup-Premiere, wobei die USA mit siebenmal Gold, zweimal Silber bzw. einmal Bronze das Duell gegen die Sowjetunion, die auf dreimal Gold, fünfmal Silber, zweimal Bronze kam, klar gewannen.

Für die „Amis“ siegten Richard Sandoval (Halbfliegengewicht), Jackie Beard (Bantamgewicht), Bernard Taylor (Federgewicht), Eddie Green (Weltergewicht), James Shuler (Halbmittelgewicht), Tony Tucker (Halbschwergewicht) und Tony Tubbs (Schwergewicht). Der „russische Bär“ holte jeweils Gold durch Wiktor Demjanenko (Leichtgewicht), Serik Konakbajew (Halbweltergewicht) und Wladimir Tschin (Mittelgewicht). Aus (west-)deutscher Sicht erkämpften Rene Weller (Leichtgewicht) und Kurt Seiler (Halbschwergewicht) jeweils Bronze.

Bei der zweiten Auflage in Montreal 1981 waren hingegen die Sowjetunion (viermal Gold, viermal Silber, einmal Bronze) und Kuba (viermal Gold, einmal Silber, zweimal Bronze) dominierend. Die USA schafften „nur“ einmal Gold, zweimal Silber, einmal Bronze. Kuba gewann folgend 1983, beim dritten Weltcup in Rom, die meisten Goldmedaillen (vier), aber nicht die meisten Medaillen. Diese hatten letztendlich die sowjetischen und italienischen Boxer (je sieben, darunter jeweils dreimal Gold). Die DDR holte dreimal Bronze.

Zwischen Seoul 1985 und Zagreb 1987

Beim Weltcup 1985 in Seoul, der Generalprobe vor dem olympischen Turnier drei Jahre später, konnte Südkorea – dank willfähriger Kampfrichter – mit viermal Gold, fünfmal Silber die beste Box-Staffel vor der Sowjetunion (viermal Gold, zweimal Bronze) stellen. Die DDR erkämpfte zweimal Gold, durch den gebürtigen Greifswalder Torsten Koch (ASK Vorwärts Frankfurt/Oder), der 1985 auch Vize-Europameister wurde, im Leichtgewicht und Henry Maske (ASK Vorwärts Frankfurt/Oder) im Mittelgewicht. Der heutige Erfolgstrainer Michael Timm (seinerzeit SC Traktor Schwerin) belegte 1988 zusammen mit Ahn Dal Ho aus Südkorea den dritten Rang. Dieter Berg (damals ebenfalls SC Traktor Schwerin) errang Silber im Fliegengewicht, hinter Jose Rincones (Venezuela). Europa war – nicht zuletzt dank der DDR-Faustkämpfer – in Seoul`85 letztendlich der beste Kontinent.

Vor genau dreißig Jahren, beim fünften Weltcup in Zagreb, avancierte Kuba mit fünfmal Gold, einmal Silber, viermal Bronze zur erfolgreichsten Box-Staffel. Die DDR erreichte dreimal Gold, dreimal Silber, einmal Bronze. Stark waren damals ebenfalls die SU (acht Medaillen, darunter zweimal Gold) und Jugoslawien (ebenfalls acht Medaillen, aber kein Gold).

Für die DDR setzten sich 1987 Siegfried Mehnert (SC Chemie Halle) im Weltergewicht,  Enrico Richter (SG Wismut Gera) im Halbmittelgewicht und Ulli Kaden (SG Wismut Gera) im Superschwergewicht durch. Zwei Faustkämpfer des SC Traktor Schwerin erreichten damals zudem die Finals: Andreas Tews im Fliegengewicht und Rene Breitbarth im Bantamgewicht. Beide holten Silber (Tews hinter Kim Kwang Sun aus Südkorea bzw. Rene Breitbarth hinter Manuel Martinez aus Kuba). Ein Jahr später, 1988 bei Olympia in Seoul, wurde Andreas Tews erneut Zweiter hinter Kim Kwang Sun und 1992, bei Olympia in Barcelona, gelang ihm Gold im Federgewicht.

Die Box-Weltcups nach 1990

Beim sechsten Box-Weltcup im Wende-Jahr 1990, der an drei Orten (Havanna, Bombay und Dublin) ausgetragen wurde, war Enrico Kubat vom SC Cottbus im Fliegengewicht neben dem US-Amerikaner Eric Griffin im Halbfliegengewicht der einzige Nicht-Kubaner mit einem Gesamt-Erfolg. Kuba erkämpfte damals neunmal Gold, fünfmal Silber, einmal Bronze. Deutsche Boxer ergatterten neben einmal Gold noch zweimal Silber, dreimal Bronze.

In Bangkok 1994, dem siebenten Weltcup, jubelte Schwarz-Rot-Gold über die erfolgreichste Box-Staffel des Turniers mit dreimal Gold, dreimal Silber, zweimal Bronze. Falk Huste (Federgewicht), Marco Rudolph (Leichtgewicht) und Oktay Urkal (Halbweltergewicht) waren vor 23 Jahren die deutschen Sieger.

Vier Jahre danach, 1998 in Peking, waren die Kubaner wieder die Triumphatoren mit neunmal Gold, einmal Silber.

Bei den Weltcups 2002 in Astana, 2005 in Moskau und 2006 in Baku, jeweils Mannschaftskonkurrenzen, waren zweimal Kuba (2002 bzw. 2006) und einmal Russland (2005) die Nummer eins.

Und beim vorerst letzten Weltcup, 2008 in Moskau, waren Kuba (sechsmal Gold, zweimal Silber) und Russland (dreimal Gold, einmal Silber, fünfmal Bronze) am stärksten. Für Deutschland erkämpfte 2008 Weltergewichtler Jack Culcay-Keth, 2009 dann Weltmeister in Mailand, Bronze zusammen mit Dimitrijs Sostaks aus Lettland.

Insgesamt holten deutsche Boxkämpfer bei den Weltcups von 1979 bis 2008 insgesamt neunmal Gold, zehnmal Silber, dreizehnmal Bronze.

Vor dreizehn Jahren, 2004 in Tonsberg, gab es den ersten und bisher einzigen Weltcup für Boxkämpferinnen. Dort gingen die Gesamt-Erfolge an China bzw. Italien (jeweils dreimal Gold), Indien bzw. die Türkei (jeweils zweimal Gold) sowie Schweden und die USA (jeweils einmal Gold).

Vom Box-Weltcup zur Box-Bundesliga

Zwar gibt es demnächst keinen boxsportlichen Weltcup, aber auf gute boxsportliche Kost muß dennoch nicht verzichtet werden – schon gar nicht in M-V.

Der BC Traktor Schwerin wird wieder in der Box-Bundesliga Nord aktiv sein und die Kampfansetzungen stehen bereits fest:

am 13.Januar 2018 in der Palmberg-Arena Schwerin gegen BSK Hannover Seelze

am 20.Januar 2018 auswärts gegen die Hamburg Giants

am 3.Februar 2018 auswärts gegen Hertha BSC

am 10.Februar 2018 in der Palmberg-Arena Schwerin gegen UBV Schwedt

am 3.März 2018 in der Palmberg-Arena Schwerin gegen die Hamburg Giants

am 10.März 2018 auswärts gegen BSK Hannover Seelze

am 24.März 2018 auswärts gegen UBV Schwedt

am 7.April 2018 in der Palmberg-Arena Schwerin gegen Hertha BSC

am 21.April 2018 Sieger der Staffel Süd gegen den Sieger der Staffel Nord.

Na dann, auf geht´s!

Zudem wird es 2018 natürlich auch international spannend…

Marko Michels

Last but not least: Vom 15.Dezember 2017 bis 17.Dezember 2017 findet in Schwerin auch das fünfte Sven-Lange-Gedenkturnier im Boxsport statt.

Und… Bei den 95. Deutschen Boxmeisterschaften in Lübeck (Männer-Elite) vom 6.Dezember 2017 bis 9.Dezember 2017 starten für M-V folgende Faustkämpfer: Surik Jangojan bzw. Nenad Stancic (jeweils im Leichtgewicht), Daniel Meyer (im Weltergewicht), Artur Beck-Ohanyan (im Mittelgewicht), Zlatko Strauch (im Schwergewicht) und Peter Kadiru (im Superschwergewicht).

Exkurs: Die Jugend-Weltmeisterschaften der jungen Boxkämpferinnen 2017

Kürzlich, Ende November 2017, wurden auch die Jugend-Weltmeisterschaften der jungen Boxkämpferinnen in Guwahati (Indien) ausgetragen. Am erfolgreichsten waren Indien (fünfmal Gold, zweimal Bronze), Russland (zweimal Gold, viermal Silber), Kasachstan (einmal Gold, zweimal Silber, zweimal Bronze), die USA (einmal Gold, einmal Bronze) und Südkorea (einmal Gold). Insgesamt schafften 19 Länder Medaillen in Guwahati.

Für Indien waren Nitu (Halbfliegengewicht), Jyoti (Fliegengewicht), Sakshi (Bantamgewicht), Shashi Chopra (Federgewicht) bzw. Ankushita Boro (Halbweltergewicht) erfolgreich. Für Russland gewannen Anastasia Shamonova (Mittelgewicht) bzw. Kristina Tkacheva (Schwergewicht). Je einen Titel holten Kasachstan (Arailym Begdilda im Halbschwergewicht), die USA (Citlalli Ortiz im Weltergewicht) und Südkorea (Aeji Im im Leichtgewicht).

Für Deutschland erkämpfte Alina Popp (München) Bronze im Weltergewicht. MM

 

 

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