USA gewinnen den Medaillenspiegel der Leichtathletik-WM 2017/Deutschland mit bislang fünf Plaketten
Globale Ereignisse im Speerwerfen der Herren. Da ging aus deutscher Sicht oftmals einiges.
Vom dreifachen olympischen Gold…
Bei olympischen Herren-Konkurrenzen im Speerwerfen konnten deutsche Athleten dreimal jubeln. In Berlin 1936 beendete der Greifswalder Student Gerhard Stöck die skandinavische Siegesserie im olympischen Herren-Speerwerfen, die von 1908 bis 1932 alle sechs Entscheidungen in dieser Disziplin gewonnen hatten. Dazu holte der vielseitige Athlet Gerhard Stöck noch Bronze im Kugelstoßen.
36 Jahre später, bei den Olympischen Spielen 1972 in München, distanzierte Klaus Wolfermann von der SVG Burgkirchen den für die Sowjetunion startenden Letten Janis Lusis um ganze zwei Zentimeter. 90,48 Meter zu 90,46 Meter hieß es letztendlich für Klaus Wolfermann.
Und bei den 2016er Spielen in Rio jubelte Thomas Röhler vom Leichtathletik-Club Jena über Gold und verwies den Weltmeister von 2015, Julius Yego aus Kenia, auf Rang zwei.
Weitere olympische Medaillen im Speerwerfen der Herren sicherten sich aus deutscher Sicht 1960 in Rom Walter Krüger vom SC Traktor Schwerin mit Silber und 1980 in Moskau Wolfgang Hanisch vom SC Chemie Halle mit Bronze.
… über die Konkurrenzen bei den Weltcups bzw. Continental-Cups …
Auch bei den Entscheidungen während der Weltcups von 1977 bis 2006 bzw. des Continental-Cups seit 2010 schnitten die deutschen Speerwurf-Herren herausragend ab.
Bei der Weltcup-Premiere 1977 feierten die „Deutsch-Deutschen“ einen Doppelerfolg. Es setzte sich Michael Wessing (Deutschland-West) vor Wolfgang Hanisch (Deutschland-Ost) durch. 1979 triumphierte dann Wolfgang Hanisch. Und mit Medaillen im Speerwerfen der Herren ging es aus deutscher Sicht bei den diversen Weltcups/Continental-Cups „munter“ weiter: 1981 Silber für Detlef Michel, 1985 Gold für Uwe Hohn, 1989 Bronze für Volker Hadwich, 1994 (übrigens in London) Silber bzw. 1998 Bronze jeweils für Raymond Hecht, 2002 Silber für Boris Henry und 2010 Bronze für Matthias de Zordo.
… bis hin zu den Welt-Titelkämpfen
Und bei den bisherigen Weltmeisterschaften zwischen 1983 und 2015 erkämpften deutsche Speerwurf-Herren bislang vier Medaillen: Gold 1983 für Detlef Michel und auch Gold 2011 für Matthias de Zordo und 1995 bzw. 2003 jeweils Bronze für Boris Henry.
Und: Wie ging „das Ganze“ 2017 in London weltmeisterlich aus?!
Das deutsche Speerwurf-Trio Johannes Vetter, Thomas Röhler und Andreas Hoffmann wurde nach den Saison-Leistungen sportlich „hoch gehandelt“. Nicht wenige Leichtathletik-Kenner „tippten“ bereits auf einen Dreifach-Erfolg der deutschen WM-Teilnehmer…
Aber: Das eine sind Prognosen, das andere ist die Realität…
Schwarz-Rot-Gold konnte jedoch 2017, bei den WM in London, in der Tat im Speerwerfen der Herren jubeln.
Denn: Der gebürtige Dresdner Johannes Vetter konnte zwar knapp, aber verdient mit 89,89 Metern das tschechische Duo Jakub Vadlejch (89,73 Meter) und Petr Frydrych (88,32 Meter) in Schach halten. Der Olympiasieger 2016 Thomas Röhler aus Jena wurde mit 88,26 Meter Vierter und Andreas Hofmann, in Heidelberg geboren, belegte mit 83,98 Meter Rang acht.
Sowohl die deutschen als auch die tschechischen Speerwerfer wurden von zwei Erfolgs-Speerwerfern der Vergangenheit betreut. Die deutschen von Boris Obergföll-Henry, dem zweifachen WM-Dritten, der zudem mit Christina Obergföll, der Weltmeisterin 2013 und zweifachen Olympia-Zweiten (2008/2012) verheiratet ist, betreut. Jan Zelezny, der dreifache Weltmeister bzw. dreifache Olympiasieger, trainiert hingegen unter anderem Jakub Vadlejch bzw. Petr Frydrych sowie auch die zweifache Olympiasiegerin (2008, 2012) bzw. Olympia-Dritte (2016) sowie Weltmeisterin 2007 bzw. aktuell 2017 im Speerwerfen der Frauen, Barbora Spotakova.
Weitere Infos zum WM-Speerwerfen der Herren: Die erfolgreichsten Länder im Speerwerfen der Herren bei WM (1983-2017) sind Finnland (4 x Gold, 4 x Silber, 1 x Bronze) und Tschechien (4 x Gold, 2 x Bronze). Einsame Spitze ist allerdings der Tscheche Jan Zelezny, der WM-Gold 1993, 1995 bzw. 2001 sowie WM-Bronze 1987 bzw. 1999 errang und dazu noch Olympia-Gold 1992, 1996 bzw. 2000 und Olympia-Silber 1988 erkämpfte…
Von den bisherigen 16 WM-Titeln im Speerwerfen der Herren gingen 14 nach Europa und zwei an nichteuropäische Länder, jeweils nach Afrika: 1997 wurde Marius Corbett aus Südafrika WM-Erster und 2015 schaffte Julius Yego aus Kenia vor Ihab Abdulrahman aus Ägypten weltmeisterliches Gold.
Herren-Speerwurf-Info für M-V:
Aus M-V stammen auch einige sehr bekannte Speerwerfer, so unter anderem der gebürtige Lübzer Gerald Weiß (SC Traktor Schwerin), der 1981 in Bukarest bei der Sommer-Universiade Zweiter wurde und 1988 bei den Olympischen Spielen in Seoul Rang sechs belegte.
Der gebürtige Neustrelitzer Mark Frank (1.LAV Rostock) qualifizierte sich für drei Elite-WM, so 2005, 2009 und 2011 – und belegte stets Rang Nummer acht!
Frauen mit dem Speer:
Das hat in M-V ebenfalls eine große Tradition. Ruth Fuchs, die in den 1960ern an der Kinder- und Jugendsportschule in Güstrow lernte, wurde – allerdings für Jena startend – Olympiasiegerin 1972 in München und 1976 in Montreal bzw. Olympia-Achte 1980 in Moskau sowie zweifache Europameisterin 1974 und 1978.
Von Tanja Damaske bis Steffi Nerius
Die einstige Wahl-Schwerinerin Tanja Damaske, von 1985 bis 1989 SC Traktor Schwerin bzw. von 1990 bis 1992 Schweriner SC, erreichte WM-Bronze 1997 und EM-Gold 1998.
Und die gebürtige Rüganerin Steffi Nerius sammelte zudem fleißig Medaillen im Speerwerfen, so WM-Gold 2009, Olympia-Silber 2004, EM-Gold 2006, EM-Silber 2002 und dreimal WM-Bronze 2003, 2005 sowie 2007.
Bei der 2017er WM-Konkurrenz im Speerwerfen der Frauen gewann, wie erwähnt, Barbara Spotakova (Tschechien) vor Li Lingwei (China), Lü Huihui (China) und Sara Kolak (Kroatien). Katharina Molitor vom deutschen Team wurde Siebente, Team-Kollegin Christin Hussong Siebzehnte (MV-SPORT berichtete).
Weitere leichtathletische Anmerkungen zur WM 2017
Die gebürtige Greifswalderin Anna Rüh (bis 2015 SC Neubrandenburg, jetzt SC Magdeburg) erreichte leider nicht das WM-Finale der zwölf besten Diskuswerferinnen und kam in der Gesamtwertung auf Rang vierzehn.
Dafür erkämpfte eine Athletin Gold, die zwar Mitglied des SC Neubrandenburg ist, aber für eine andere Nation startet. Gong Lijiao, die auch vom Neubrandenburger Erfolgstrainer Dieter Kollark betreut wird, schaffte Gold im Kugelstoßen vor Anita Marton aus Ungarn, der Olympiasiegerin 2016 Michelle Carter aus den USA und Danniel Thomas Dodd aus Jamaika. Gong Lijiao hatte zuvor bei Olympia 2012 Silber, bei den WM 2013 Bronze und bei den WM 2015 Silber errungen. Bei Olympia 2016 belegte sie Rang vier.
Im Zehnkampf der Herren wurde der Olympia-Zweite von 2016 Kevin Mayer aus Frankreich neuer „König der Athleten“, nachdem die Belgierin Nafissatou Thiam im Siebenkampf bei den Frauen nach Olympia-Gold 2016 auch WM-Gold 2017 gewann und – somit zur neuen weltmeisterlichen „Königin der Athletinnen“ avancierte.
Carolin Schäfer von der LG Eintracht Frankfurt gewann in London 2017 Silber im Siebenkampf. Der gebürtige Potsdamer Rico Freimuth schaffte dagegen im Zehnkampf 2017 Silber, nachdem er bei den WM 2015 bereits Bronze errungen hatte. Kai Kazmirek, der gebürtige Torgauer, holte in London 2017 Bronze. Vor Jahresfrist, bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio, hatte er Rang vier belegt.
Vor genau 30 Jahren, bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 1987 in Rom, jubelte der gebürtige Güstrower Torsten Voss (SC Traktor Schwerin) vor dem gebürtigen Röthenbacher Siegfried Wentz (USC Mainz) über Zehnkampf-Gold. Ein Jahr später, bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul, triumphierte im Zehnkampf Christian Schenk (SC Empor Rostock) über Olympia-Gold. Torsten Voss kam auf Rang zwei. Christian Schenk belegte dann noch bei den WM 1991 Rang drei.
Anke Behmer, die Siebenkämpferin vom SC Neubrandenburg, hatte in den 1980er Jahren auch einige internationale Erfolge erkämpft, so WM-Bronze 1983, EM-Gold 1986, WM-Rang vier 1987 und Olympia-Bronze 1988.
Was passierte ansonsten noch bei den WM 2017 in London?!
Über die 100 Meter der Männer bzw. der Frauen triumphierte jeweils die USA: Justin Gaitlin bzw. Tori Bowie. Sowohl über die 100 Meter (hinter Tori Bowie) als auch über die 200 Meter (hinter Dafne Schippers aus den Niederlanden) der Frauen wurde jeweils ganz knapp Marie Josee Ta Lou von der Elfenbeinküste auf Rang zwei verwiesen.
Der Erfolg im Hindernislauf über die 3000 Meter der Frauen ging dieses Mal nicht an Afrika – unter anderem 2013 und 2015 hatte jeweils bei den WM bzw. 2016 bei Olympia jeweils Afrikanerinnen gesiegt. Es gab dort sogar einen amerikanischen Doppelerfolg: Emma Coburn, die Olympia-Dritte von 2016, wurde Erste vor ihrer Landsfrau Courtney Frerichs. Bei den Herren jubelte der Keniate Conseslus Kipruto.
Für Norwegen war hingegen über die 400 Meter der Hürden Karsten Warholm überraschend siegreich. Mo Farah aus Großbritannien gewann wieder einmal Gold über die 10000 Meter. Im Diskuswerfen setzte Andrius Gudzius aus Litauen die goldene Tradition baltischer Diskuswerfer fort – nach WM-Gold 2003 bzw. 2005 für Virgilijus Alekna (Litauen) bzw. WM-Gold 2007 für Gerd Kanter (Estland) sowie Olympia-Gold 1992 für Romas Ubartas (Litauen, bereits Olympia-Silber 1988), Olympia-Gold 2000 bzw. 2004 für Virgilijus Alekna und Olympia-Gold 2008 für Gerd Kanter.
Vor drei Jahrzehnten gewann Jürgen Schult vom SC Traktor Schwerin übrigens WM-Gold 1987 im Diskuswerfen in Rom, dann unter anderem auch Olympia-Gold 1988 in Seoul, EM-Gold 1990 in Split, Olympia-Silber 1992 in Barcelona, WM-Bronze 1993, EM-Bronze 1994, WM-Bronze 1997, EM-Silber 1998 und WM-Silber 1999. Dazu schaffte Jürgen Schult ebenfalls Weltcup-Silber 1985 und Weltcup-Gold 1989.
Die WM-Staffeln über die 4 x 100 Meter der Frauen und der Herren waren bei den WM 2017 eine Angelegenheit für die US-Frauen (Zweiter Großbritannien) und die britischen Herren (Zweiter USA).
Über die 100 Meter Hürden triumphierte die Australierin Sally Pearson, Olympiasiegerin 2012, Olympia-Zweite 2016 und bereits Weltmeisterin 2011. Damit setzt sie eine gute Tradition Australiens über den kurzen Hürden-Lauf fort. Shirley Strickland, Olympiasiegerin 1952 bzw. 1956, und Maureen Caird, Olympiasiegerin 1968, siegten seinerzeit über die damaligen 80 Meter Hürden.
Dritte der 2017er Entscheidung über die 100 Meter Hürden der Frauen wurde Pamela Dutkiewicz, in Kassel geboren.
Übrigens: Aus M-V-Sicht wurde über die 100 Meter Hürden die gebürtige Neubrandenburgerin Cornelia Oschkenat bei den WM 1987 Dritte und bei Olympia 1988 Achte.
Die WM 2017 nach 37 von 48 Entscheidungen
Die USA werden bei den 16.Leichtathletik-Weltmeisterschaften den Medaillenspiegel gewinnen. Nach 37 von 48 Entscheidungen weisen die Vereinigten Staaten 27 Medaillen, darunter 9 x Gold auf. Mit riesigem Abstand folgen Kenia mit 8 Medaillen (3 x Gold) und Polen mit 7 Medaillen (2 x Gold). Deutschland kommt bis dato auf 1 x Gold, 2 x Silber, 2 x Bronze.
Insgesamt nahmen bzw. nehmen mehr als 2000 Sportlerinnen bzw. Sportler aus 205 Ländern an den 16.Leichtathletik-Weltmeisterschaften in London teil. Die 4 x 400 Meter der Herren werden diese WM heute am Abend abschließen.
Marko Michels
Symbolfoto – Leichtathletik (3000 Meter Hindernislauf)