Auf ins weltmeisterliche Schwimmbecken in Budapest…

Der Schwimmsport, auch in M-V, zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Knapp sechs Wochen. Dann ist es so weit. Dann „steigen“ die 17.Weltmeisterschaften im Becken-Schwimmen, Synchron-Schwimmen, Langstrecken-Schwimmen, Wasserspringen, Klippenspringen und Wasserball in Budapest vom 14.Juli bis 30.Juli.

Wer aus deutscher Sicht bei den WM-Konkurrenzen im Becken-Schwimmen dabei sein will, muß sich bereits bei den 129.Deutschen Meisterschaften vom 15.Juni bis 18.Juni in Berlin empfehlen…

Wie war das noch bei Olympia 2016 in Rio?!

In Rio, bei Olympia 2016, mußten die deutschen Schwimmerinen und Schwimmer leider ein sportliches Waterloo hinnehmen…

Die deutschen Becken-Schwimmerinnen und -Schwimmer „verzichteten“ vor zehn Monaten auf Medaillen und gaben sich mit den Plätzen neben dem „Siegertreppchen“ zufrieden.

Manchmal vielleicht nicht die schlechteste „Taktik“… Schaut man auf manche Siegerzeiten, kann sich der interessierte Sportfan nur in Zurückhaltung üben. Ging dort alles mit „rechten oder linken Dingen“ zu oder muss mancher erst noch den „unsportlichen Beipackzettel lesen“ – getreu dem Motto „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie den Arzt Ihres Apothekers“!

Es könnte durchaus sein, dass sich in spätestens zehn Jahren die heutige olympische Siegerinnen- und Sieger-Liste nur noch als Makulatur erweist. Denn: Die Blut- und Urin-Proben der kontrollierten „Asse“ sollen ja „konserviert“ werden. Na, dann „man tau“…

USA „am fleißigsten“

Die USA sammelten jedenfalls fleißig Edelmetall – deren Bilanz nach unmittelbarem Abschluss der Wettkämpfe im Becken-Schwimmen in Rio:  16 x Gold, 8 x Silber, 9 x Bronze. Mit großem Abstand folgen Australien mit 3 x Gold, 4 x Silber, 3 x Bronze, Ungarn mit 3 x Gold, 2 x Silber, 2 x Bronze, Japan mit 2 x Gold, 2 x Silber, 3 x Bronze und Großbritannien mit 1 x Gold, 5 x Silber.

Insgesamt erschwammen Athletinnen und Athleten aus 18 Ländern Medaillen, 13 Staaten dürfen sich – zumindest vorerst – über 13 Goldene freuen.

Michael Phelps nun mit 23 x Gold

Michael Phelps aus den USA „polierte“ seine umfangreiche Medaillen-Bilanz seit 2004 weiter „auf“. Der ohnehin bereits erfolgreichste Olympionike „aller Zeiten“, berücksichtigt werden „die guten wie die schlechten Zeiten“, kommt nunmehr auf 23 x Gold, 3 x Silber, 2 x Bronze. Nun soll der Michael mal für die anderen Platz machen…

Seine Landsfrau Katie Ledecky errang in Rio de Janeiro 2016 insgesamt 4 x Gold, 1 x Silber, nachdem sie in London 2012 schon 1 x Gold geholt hatte. Die Ungarin Katinka Hosszu holte in Rio immerhin 3 x Gold, 1 x Silber.

Weitere „Schwimm-Asse“ in Rio

„Nach-Nach-Nachfolger“ von Roland Matthes vom SC Turbine Erfurt, der 1968 in Mexico-City bzw. 1972 in München jeweils Gold über die 100 Meter Rücken sowie 200 Meter Rücken, dazu 1976 in Montreal noch einmal Bronze über die 100 Meter Rücken errang, war 2016 Ryan Murphy aus den USA. Ihm gelang ebenfalls jeweils Gold über die 100 Meter Rücken und 200 Meter Rücken (dazu Gold über 4 x 100 Meter Lagen mit dem US-Team).

Richtige Sensationen waren in Rio im Schwimm-Becken kaum zu verzeichnen – mit zwei Ausnahmen: Joseph Schooling aus Singapur wurde Olympiasieger über die 100 Meter Schmetterling und Pernille Blume aus Dänemark wurde Olympiasiegerin über 50 Meter Freistil.

Die australischen Schwestern Bronte und Cate Campbell triumphierten hingegen – weniger überraschend – mit der australischen Staffel über die 4 x 100 Meter Freistil.

Weltmeisterliches Kazan 2015 im Rückspiegel

Aus deutscher Sicht gab bei den vorerst letzten WM im Schwimmen 2015 in Kazan – im Gegensatz zur olympischen Nullnummer in Rio – drei Medaillen im Becken-Schwimmen: für Marco Koch (Gold über 200 Meter Brust) sowie jeweils Bronze für Paul Biedermann (200 Meter Freistil) und die 4 x 100 Meter Lagen/Mixed (Jan-Philip Glania, Hendrik Feldwehr, Alexandra Wenk, Annika Bruhn).

Der ehemalige Schwimmer des PSV Schwerin Carl Louis Schwarz (jetzt Potsdam) erkämpfte bei seiner ersten Teilnahme an einer Elite-WM einen achtbaren 7.Rang im zweiten Halbfinale über 50 Meter Rücken.

Weltmeisterliche Tradition im Schwimmsport für M-V

Überhaupt hat Mecklenburg-Vorpommern eine weltmeisterliche Schwimm-Tradition. So gab es für die gebürtigen Schwerinerinnen Rosemarie Gabriel, Jahrgang 1956, und Andrea Pollack, Jahrgang 1961, bei WM zusammen viermal Gold, viermal Silber, einmal Bronze (Gabriel: 4 x Gold, 2 x Silber und Pollack: 2 x Silber, 1 x Bronze). Rosemarie Gabriel sicherte sich dabei ihre WM-Goldmedaillen 1973 in Belgrad sowie 1975 in Cali jeweils über die 200 Meter Butterfly bzw. über die 4 x 100 Meter Lagen.

Weltmeisterliche Gold-Momente erlebte zudem auch die gebürtige Greifswalderin Caren Metschuck. Jahrgang 1963, Mitglied des SC Empor Rostock. Caren belegte mit der 4 x 100 Meter Freistil-Staffel der DDR 1982 in Guayaquil Rang eins (dazu WM-Silber 1978). Der gebürtige Rostocker Lars Hinneburg, Jahrgang 1965, schaffte zusätzlich WM-Gold: 1986 in Madrid mit der DDR-Staffel über 4 x 200 Meter Freistil (unter anderem mit Sven Lodziewski).

Es gab aber noch weitere hervorragende schwimmsportliche Leistungen bei WM für die Mecklenburger und Vorpommern, so durch Lutz Wanja, Jahrgang 1956, ASK Vorwärts Rostock (Bronze 1973), durch den gebürtigen Rostocker Frank Pfütze, Jahrgang 1959 (Bronze 1975), durch den ehemaligen Wahl-Greifswalder und Fach-Arzt für Innere Medizin am Uni-Klinikum Greifswald, Sven Lodziewski, Jahrgang 1965, zeitweise Mitglied der HSG Uni Greifswald, der zwischen 1982 und 2001 insgesamt bei WM einmal Gold (1986 mit der DDR-Staffel über 4 x 200 Meter Freistil), einmal Silber, dreimal Bronze schaffte, und durch den Wahl-Rostocker Thomas Rupprath, Jahrgang 1977, der bei den WM von 2001 bis 2007 auf einmal Gold (2003 über 50 Meter Rücken), dreimal Silber kam.

Ein bekannter WM-Schwimmer aus Rostock ist nicht zuletzt Nils Rudolph, Jahrgang 1965,  der 1991 in Perth Mitglied der ersten gesamtdeutschen Schwimm-Mannschaft nach der „Wende“ war.

Die erste Schwimm-WM 1973 – eine Rückblende

Wie war es aber noch bei der allerersten Schwimm-WM 1973 in Belgrad, als sich die USA und die DDR ein spannendes Duell um die Spitzen-Position im damaligen Medaillen-Ranking lieferten, dass die USA mit 15 x Gold gegen die DDR mit 13 x Gold knapp für sich entschieden?!

Dazu Rosemarie Gabriel, geborene Kother, die 1973 in Belgrad zweifache Weltmeisterin wurde: „Die Stimmung bei der ersten WM in Belgrad war hervorragend. Die Veranstalter organisierten den Wettkampf ausgezeichnet. Ich persönlich hatte mir bei dieser WM schon eine Medaille ausgerechnet, da anders als bei den Olympischen Spielen 1972 in München, bei denen drei Schwimmerinnen bzw. Schwimmer in der jeweiligen Disziplin pro Land starten durften, in Belgrad nur zwei Athletinnen bzw. Athleten pro Disziplin und Land an den Start gingen. Dass es dann gleich Gold wurde, hatte mich selbst überwältigt… Das „Verhältnis“ zur Konkurrenz war damals schon aus Sicht der DDR Philosophie „gemischt“ – aber die sportliche Fairness wurde zu allen Sportlerinnen und Sportlern gleich groß geschrieben. Am schönsten, weil auch für mich selbst überraschend, waren die Medaillen dieser ersten schwimmsportlichen WM.“

Einen goldenen Erfolg erkämpfte ebenfalls Rostock bei diesen Schwimm-WM 1973. Christa Köhler (SC Empor Rostock) gewann seinerzeit das Kunstspringen vor  der Schwedin Ulrika Knape.

Im olympischen Schwimm-Becken regelmäßig erfolgreich – Schwimm-Asse aus M-V

Im olympischen Schwimmbecken gab  es aus Mecklenburg-Vorpommern in der Vergangenheit ebenfalls erfolgreiche Schwimmerinnen und Schwimmer.

Vor mehr als 37 Jahren sorgte auch eine Greifswalderin, die für den SC Empor Rostock startete, für viel Furore.

Caren Metschuck-Mahn, die 1963 in Greifswald geboren wurde, feierte sowohl als aktive Schwimmerin wie auch als Trainerin zahlreiche Erfolge. In Moskau, bei den Olympischen Spielen 1980, erkämpfte sie über 100 m-Schmetterling Olympia-Gold. Außerdem gewann sie mit der 4×100 m Freistil-Staffel und der 4×100 m Lagen-Staffel ebenfalls Goldmedaillen.

Damit wurde sie die erfolgreichste weibliche Teilnehmerin dieser Olympischen Spiele. Ein Jahr später wurde sie in Split Europameisterin über 100 m Freistil und siegte wiederum mit der 4×100 m Freistil-Staffel und der 4×100 m-Lagen Staffel. Nach den Weltmeisterschaften 1982 und dem Weltmeistertitel mit der 4×100 m-Freistil Staffel beendete sie ihre sportliche Karriere und arbeitete als Lehrerin sowie als Trainerin, wobei sie unter anderem auch den Wahl-Rostocker Thomas Rupprath betreute.

Neben Caren Metschuck mit dreimal Gold und einmal Silber in Moskau 1980, gehören auch die gebürtige Schwerinerin Andrea Pollack mit dreimal Gold und dreimal Silber in Montreal 1976 sowie in Moskau 1980 und die gebürtige Rostockerin Sarina Hülsenbeck mit einmal Gold in Moskau 1980 zu den erfolgreichsten Schwimmerinnen bei Olympia aus M-V.

Rostocker und Schweriner Schwimm-Athleten mit Olympia-Edelmetall

Weitere mecklenburgische Schwimmerinnen mit Medaillenerfolgen bei Olympia waren Rosemarie Gabriel mit Bronze in Montreal 1976, und Bärbel Fuhrmann aus Rostock, die eine Bronze-Medaille 1960 erkämpfte.

Auch die Männer aus M-V zeigten zwischen 1964 und 1988 schwimmsportliche Medaillen-Power. Die Rostocker Frank Wiegand (4 x Silber von 1964 bis 1968), Egon Henninger (2 x Silber von 1964 bis 1968), Lars Hinneburg (1 x Silber, 1 x Bronze 1988), Klaus Katzur (1 x Silber 1972) und Frank Pfütze (1 x Silber 1976, 1980) und der gebürtige Güstrower Patrick Kühl (1 x Silber 1988) gehörten zu den eifrigsten Edelmetall-Sammlern im Schwimmbecken.

Bekannte Olympia-Teilnehmer aus M-V waren auch Udo Poser (ASK Vorwärts Rostock 1968/1972), der gebürtige Rostocker Nils Rudolph (1992) und der Wahl-Rostocker Thomas Rupprath (Olympia-Teilnehmer 2008 als Mitglied des Vereines SC Empor Rostock).

Bei den paralympischen Schwimm-Wettkämpfen in Athen 2004 gewann die Greifswalderin Natalie Ball zudem vier Medaillen (dreimal Silber, einmal Bronze). Der gebürtige Schweriner Torben Schmidtke, für Potsdam startend, schaffte bei den Paralympics  in London 2012 bzw. in Rio 2016 insgesamt zwei Medaillen (einmal Silber, einmal Bronze), die gebürtige Greifswalderin Verena Schott kam 2012 in London zudem zu Paralympics-Silber ebenso wie die gebürtige Schwerinerin Denise Grahl, die für Rostock antritt. Bei den Paralympics in Rio 2016 erkämpfte Denise Silber.

Apropos Schwerin: Die Landeshauptstadt von M-V hat seit mehr als 100 Jahren eine schwimmsportliche Tradition…

Rostock, Greifswald und Schwerin gehören zu den Städten in M-V, die bislang die meisten olympischen und paralympischen Medaillen-Gewinner im Schwimmsport in ihren Reihen hatten.

Doch wie begann alles schwimmsportlich in der Stadt der erfolgreichsten M-V-Olympionikin im Schwimmbecken, Andrea Pollack ?!

Schwimmen war stets eine beliebte Freizeitbetätigung der Schweriner. Allerdings, erst um 1910 begannen sich am Schwimmen begeisterte Schweriner zu gemeinsamen, ungezwungenen Wettschwimmen zu treffen. Und es dauerte noch weitere drei Jahre, ehe sich in der Landeshauptstadt ein Schwimmklub herausbildete. Dieser konstituierte sich im Jahr 1913 – kurz vor dem ersten internationalen Schweriner Schwimmfest im August 1913. Dieses Schwimmfest fand im Medeweger See statt, in dessen Programm ein Dauer-Schwimmen, ein Kürspringen, Wasserballspiele, Rettungsvorführungen und ein Damen-Wettschwimmen aufgenommen wurden.

In der Schweriner Schwimmer-Mannschaft konnte der 14jährige Henry Leuckefeldt überzeugen, der vordere Platzierungen erreichte. Bis 1918 nutzte der Schweriner Schwimm-Verein die Hovemannsche Badeanstalt für die Trainingsstunden. 1921 zählte der Verein 250 Mitglieder und zählte damit zu den größten Sportgemeinschaften der Stadt.

Ab 1924 organisierte der SSV auch jährlich das “Pfaffenteich-Schwimmen”, eine der damals beliebtesten Veranstaltungen der Stadt.

Und 52 Jahre später gab es dank Andrea Pollack das erste olympische Schwimm-Gold für Schwerin in Montreal.

Nun sind die schwimmsportlichen Blicke aber auf die WM in Budapest im Juli gerichtet.

… In M-V wird es in den kommenden Wochen allerdings ebenfalls einige wichtige Schwimm-Wettkämpfe im Becken geben, so am 10.Juni den Masters-Sprint-Cup in Rostock, am 24.Juni den Vorpommern-Cup in Greifswald, am 15.Juli das 19.Olympia-Schwimmfest in Rostock, am 16.Juli den 5.Landespokal ebenfalls in Rostock und vom 27.Oktober bis 29.Oktober zudem das 62.Internationale Neptun-Schwimmfest in Rostock.

Marko Michels

Foto (Michels): Spannende Wochen im Schwimm-Becken stehen bevor…

 

 

 

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