Beendet: Suboptimale Handball-Saison 2016/17 für M-V

Nur die Mädels vom SV Grün-Weiß Schwerin und die Herren des Stralsunder HV sorgten für echte Lichtblicke…

Eine suboptimale Saison 2016/17 für den Handballsport in M-V – mit Blick auf das Geschehen in der zweiten Bundesliga, in der dritten Liga und in der Ostsee-Spree-Liga –  ging heute, am 10.Juni 2017,  zu Ende. Ob im Damen- wie im Herren-Bereich…

HC Empor Rostock mit Horror-Saison

Die Herren des HC Empor Rostock hatten am 10.Juni ihr letztes Spiel in der zweiten Bundesliga-Saison 2016/17 und unterlagen der TSG Ludwigshafen-Friesenheim auswärts mit 27:32 (11:16). Damit ging eine Horror-Spielzeit für die Empor-Handballer „passend“ zu Ende. In den 38 Liga-Spielen verloren sie 32, kamen nur gegen ASV Hamm-Westfalen (28:26, 14.9.16), SG Leutershausen (33:32, 25.9.16), HG Saarlouis (27:26, 18.12.16) und ausgerechnet gegen den Gesamt-Sieger in der zweiten Bundesliga 2016/17, TuS N-Lübbecke (29:26, 23.12.16), jeweils daheim zu Siegen.

Außerdem gab es noch zwei Remis gegen TV 1893 Neuhausen (28:28, 11.2.17) und gegen TuS Ferndorf (22:22, 30.4.17). Das war es aber schon, ansonsten war es für Empor „eine Saison zum Vergessen“.

Wie weiter?!

Damit ist M-V – weder bei den Damen noch bei den Herren – in der zweiten oder gar ersten Bundesliga vertreten. Und ist man aufrichtig, dann muß sich jeder Handball-Enthusiast in M-V eingestehen: So schnell wird sich an dieser Lage nichts ändern… Leider.

Zwar will der neue Empor-Trainer Till Wiechers mit einer komplett neu formierten Mannschaft schnell wieder zurück in die zweite Bundesliga, aber ob das so furios gelingen wird, ist doch eher zweifelhaft. Man würde es sich jedoch wünschen…

Stiere solide, Stralsund gut, sonst wenig Lichtblicke

Auch ansonsten konnten die Herren-Handball-Teams aus M-V nur bedingt überzeugen. Die Mecklenburger Stiere Schwerin erreichten in der dritten Liga (Staffel Nord) 2016/17 einen soliden siebenten Rang. Wie angesprochen… Ein solider Rang. Mehr aber auch nicht.

In der Ostsee-Spree-Liga präsentierte sich hingegen der Stralsunder HV relativ spielstark, belegte in der Abschlußtabelle Rang zwei und wollte ohnehin nicht in die dritte Liga aufsteigen… Der HSV Insel Usedom wurde Fünfter, eine akzeptable Platzierung, aber für eine Mannschaft mit Dritt-Liga-Zielen ganz einfach zu wenig. Enttäuschend das Abschneiden des Bad Doberaner SV 90 auf Rang zehn und des SV Fortuna 50 Neubrandenburg auf Rang dreizehn. Neubrandenburg stieg damit aus der Ostsee-Spree-Liga ab.

MV-Handball-Frauen, bis auf Schwerin, auch nicht überzeugend

Bei den M-V-Handball-Frauen zwischen Liga drei und vier war die Spielzeit 2016/17 ebenfalls von zahlreichen Enttäuschungen geprägt. Die Mädels der TSG Wismar verloren die Relegation, steigen von Liga drei in die Ostsee-Spree-Liga ab.

Der Rostocker HC mußte im Finale der Ostsee-Spree-Liga in Schwerin beim SV Grün-Weiß mit 22:37 eine mehr als derbe Niederlage hinnehmen und rutschte noch auf Rang drei. Und ganz bitter wurde es für die Mädels des SV Fortuna 50 Neubrandenburg, die ganz, ganz knapp den Klassenerhalt verfehlten und ab der Saison 2017/18 in der fünften Liga, in der MV-Liga, spielen werden.

Lediglich die Handball-Frauen des SV Grün-Weiß Schwerin überzeugten und schafften den Aufstieg von der Ostsee-Spree-Liga in die dritte Liga. (siehe Beitrag mit Steffi Laas auf MV-SPORT: „Haben einen guten Mix aus jüngeren und reiferen Spielerinnen…“ vom 17.Mai 2017!).

Ernüchterndes Fazit für M-V

Damit ist kein M-V-Handball-Team, bei den Frauen wie bei den Herren, mehr in Liga zwei vertreten, von Liga eins ganz zu schweigen. Und mit dem SV Grün-Weiß Schwerin (Frauen) sowie dem HC Empor Rostock (Herren) und den Mecklenburger Stieren Schwerin (Herren) sind gerade einmal drei Mannschaften in der dritten Liga 2017/18 dabei…

Vielleicht sollten einige provinzielle Engstirnigkeit und persönliche Animositäten außer Acht lassen und einmal ernsthaft die Bildung von Spielgemeinschaften in M-V in Betracht ziehen. Bei den Frauen und vor allem bei den Herren… Leider scheint es nämlich mehr ein Gegeneinander als ein Miteinander in M-V zu geben – nicht nur im Handball, sondern auch darüber hinaus.

Im Handball ist es in M-V „fünf vor zwölf“. Will man wirklich Spitzenteams bei den Frauen und bei den Herren, sollten im Frauen-Bereich Schwerin, Wismar, Rostock bzw. Neubrandenburg eng zusammen arbeiten und bei den Herren vor allem Schwerin, Rostock und Stralsund…

Aber wahrscheinlich ist das nur “ ein Rufen in der Wüste“…

Nun müssen sich die Handball-Herren aus M-V zumindest mit glorreichen Highlights aus der „Historie“ trösten. Gerade bei internationalen Handball-Turnieren im Herren-Bereich (Auf den Frauen-Bereich ging MV-SPORT schon ausführlich ein!), ging oft etwas mit MV-Beteiligung.

Blick in die WM-, Olympia- und EM-Geschichte

Von 75 WM-Medaillen im Hallen-Handball der Herren bis 2017 gingen 74 an europäische Länder. Nur die „multi-nationale Mannschaft“ von Katar, bei der WM 2015 ebenfalls in Katar, gewann mit Silber die erste und einzige  nicht-europäische WM-Medaille im Hallen-Handball der Herren.

Deutschland dreimal Hallen-Handball-Weltmeister und sechsmal WM-Gastgeber

Gleich bei der ersten Hallen-Handball-WM der Herren, in Deutschland, 1938 wurde die deutsche Auswahl Weltmeister. Danach war Deutschland noch fünfmal Gastgeber von Hallen-Handball-WM der Herren, 1958 in der DDR, 1961 in Westdeutschland, 1974 in der DDR, 1982 in Westdeutschland und 2007 im vereinten Deutschland.

Von 1958 bzw. 1961…

1958 in der DDR wurde die damalige gesamtdeutsche Auswahl Dritter hinter Schweden und der Tschechoslowakei. Gespielt wurde seinerzeit auch in der Rostocker Sporthalle Marienehe, in der die Vorrunden-Gruppe D mit Dänemark (Sieger), Jugoslawien, Österreich und Brasilien ihre Begegnungen austrug. In der gesamtdeutschen Auswahl agierten mit Hans Beier, Hans-Jürgen Hinrichs, Klaus-Dieter Matz, Günter Mundt und Wolfgang Niescher auch damals aktuelle und frühere Spieler aus „M-V“.

Drei Jahre später, 1961, stand vor der deutschen Vereinigung 1990 das letzte Mal eine gesamtdeutsche Handball-Mannschaft auf dem Parkett. Danach gingen die DDR und Westdeutschland auch im Handball getrennte Wege. Hinter Rumänien, der Tschechoslowakei und Schweden wurde die deutsche Auswahl Vierter, wieder mit „MVlern“: Hans Beier, Hans-Jürgen HInrichs und Wolfgang Niescher.

…nach 1974 bzw. 1982

1974 war die DDR wieder Gastgeber der Hallen-Handball-WM und wurde hinter Rumänien und vor Jugoslawien Vize-Weltmeister. Aus M-V-Sicht spielten in der DDR-Mannschaft Reiner Ganschow, Wolfgang Böhme und Josef Rose.

Fünf WM-Spiele fanden 1974 in Schwerin statt (Vorrunde: Rumänien gegen Polen 18:14, Schweden gegen Spanien 14:15 bzw. Rumänien gegen Schweden 18:20, Hauptrunde: Tschechoslowakei gegen Rumänien 13:20 bzw. DDR gegen Ungarn 17:10). Zwei Spiele konnten in Rostock besucht werden (Vorrunde: Rumänien gegen Spanien 21:11 bzw. Polen gegen Spanien 21:15). Ebenfalls zwei Spiele wurden damals in Wismar organisiert (Vorrunde: Schweden gegen Polen 10:20 und Platzierungsrunde: Japan gegen Bulgarien 22:23).

Vier Jahre danach gastierten die Handballer zwar nicht bei einer WM in Deutschland, sondern in Dänemark, aber das westdeutsche Team überraschte 1978 mit dem WM-Gold in einem dramatischen Spiel im Finale gegen die Sowjetunion.

Im Jahr 1982 trafen sich die weltbesten Hallen-Handballer dann zu ihrer WM in Westdeutschland. Die DDR mit den Rostockern Jürgen Rohde bzw. Frank-Michael Wahl wurde Sechster, Westdeutschland Siebenter. Die Sowjetunion belegte Rang eins vor Jugoslawien, Polen und Dänemark.

Goldene Heim-WM 2007

Und bei den deutschen Heim-WM 2007 schaffte die nun vereinte deutsche Auswahl wieder Gold vor Polen, Dänemark und Frankreich. Im erweiterten WM-Kader 2007 war auch der gebürtige Schweriner Stefan Schröder.

Erfolgreiche Mecklenburger und Vorpommern bei WM

Einige Mecklenburger und Vorpommern konnten seit 1958 Medaillen bei Hallen-WM im Handball erkämpfen: 1958 gab es Bronze für Hans Beier, Jürgen Hinrichs, Klaus-Dieter Matz, Günter Mundt und Wolfgang Niescher, 1970 folgte Silber für Klaus Prüsse, Reiner Ganschow, Klaus Langhoff, Gerhard Gernhöfer, Peter Randt (alle Rostock) sowie Josef Rose (Ahlbeck), 1974 wurden die Rostocker Reiner Ganschow, Wolfgang Böhme mit dem Ahlbecker Josef Rose Vize-Weltmeister hinter Rumänien und jeweils Bronze erspielten 1978 Frank-Michael Wahl, Wolfgang Böhme bzw. Helmut Wilk (Rostock) und 1986 Rüdiger Borchardt zusammen mit Frank-Michael Wahl (wiederum alle Rostock).

Dazu kommt der bereits erwähnte gebürtige Schweriner Stefan Schröder im WM-Kader 2007.

Mit Erfolgen auch bei Feldhandball-WM und olympischen Turnieren

Außerdem waren deutsche Mannschaften bei Weltmeisterschaften im Feldhandball der Herren zwischen 1938 und 1966 mit 6 x Gold, 2 x Silber sehr erfolgreich. Diese wurden 1938 (Sieger Deutschland) und 1955 (Sieger gesamtdeutsche Auswahl) in Deutschland ausgetragen. Die DDR konnte mit den seinerzeit  mit den Mecklenburgern Klaus Prüsse und Klaus-Dieter Matz Gold erkämpfen.

Bei olympischen Handball-Turnieren der Männer kommen deutsche Mannschaften auf die Bilanz von bislang 2 x Gold, 2 x Silber, 1 x Bronze. Im olympischen Feld-Handball-Turnier 1936 in Berlin gewann Deutschland und beim olympischen Hallen-Handball-Turnier 1980 in Moskau triumphierte die DDR mit Frank-Michael Wahl und Hans-Georg Jaunich.

Neben Berlin 1936 (Feldhandball) war auch München 1972 (Hallenhandball) Gastgeber eines olympischen Turnieres. Jugoslawien schaffte damals Olympia-Gold vor der Tschechoslowakei und Rumänien. Die DDR mit den M-V-Spielern Wolfgang Böhme, Reiner Ganschow, Klaus Langhoff, Peter Larisch, Peter Randt und Josef Rose kam auf Platz vier, die westdeutsche Mannschaft mit dem gebürtigen Schweriner Wolfgang Braun belegte Rang sechs.

Zweimal EM-Gold

Die EM-Bilanz im Hallen-Handball der Herren ist aus deutschem Blickwinkel  ebenfalls erfreulich – 2 x Gold, 1 x Silber, 1 x Bronze. EM-Gold gab es 2004 und 2016. Im letzten Jahr sogar mit dem gebürtigen Wolgaster Johannes Sellin.

Damit „scheffelten“ deutsche Handball-Mannschaften der Herren bei Olympischen Spielen, WM und EM bisher 13 x Gold, 9 x Silber, 5 x Bronze. Auch dank M-V…

Marko Michels

Fotos (Michels): 1.Blick in die Spielstätte der TSG Wismar-Handball-Frauen, 2.Die Spielstätte der Mecklenburger Stiere Schwerin, die Sport- und Kongreßhalle, 3.Die erfolgreichen Handball-Frauen des SV Grün-Weiß Schwerin 2016/17, 4.Steffi Laas vom SV Grün-Weiß Schwerin, 5.Während eines Handball-Spieles in der Sporthalle an der Bürgermeister-Haupt-Strasse in Wismar

 

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