Die olympische Flagge wurde zudem eingerollt…
Die olympische Flamme ist in Rio erloschen. Endlich. Gott, sei Dank! Oder besser: Zeus, sei Dank!
Berichte ohne Inhalt, aber mit Erstattung
Was fĂŒr verlogene Spiele! Verlogen, weil das, was dort geboten wurde, nur eines war – ein modern-sportiver „Circus Maximus“. Was fĂŒr eine Sportberichterstattung, die ĂŒber das „Medaillen zĂ€hlen“ und Einfangen oberflĂ€chlicher Statements nicht hinaus kam. Und das bei 1000 Stunden Live-Ăbertragung und einem Internet-Live-Stream. Wurde die RealitĂ€t, die AtmosphĂ€re von Rio rĂŒbergebracht? Eindeutig nein!
Ein Boulevardblatt verstieg sich dazu, Russland, das „Doper-Land“,  aus dem Medaillenspiegel, der ohnehin ein Frevel an der olympischen Idee ist, zu canceln – gleichzeitig alte DopingsĂŒnder und DopingverdĂ€chtige aus anderen LĂ€ndern aber zu nennen und zu huldigen. Schlimmer geht es in puncto PharisĂ€ertum nicht. Es wĂ€re endlich auch an der Zeit, das flĂ€chendeckende, Menschen verachtende Dopingsystem Westdeutschlands aufzuarbeiten und offen zu legen, wie man es auch mit jenem in der DDR tat. Dann wĂ€re manche deutsche Sport-Doping-Diskussion glaubwĂŒrdiger!
Tanz um das goldene Kalb…
Rio steht, wie die meisten  Austragungsorte zuvor, fĂŒr Korruption, Missmanagement, Umweltfrevel, Bau-SĂŒnden, mangelnde Nachhaltigkeit der Sportanlagen, horrende Kosten und fehlende AtmosphĂ€re. Gezeigt wurde ein „Olympisches Dorf“, das aber nur ein „Potemkinsches Dorf“ war – die extreme Armut in Brasilien, der wirtschaftliche Niedergang und die extreme KriminalitĂ€t wurden nur am Rande behandelt. Olympia sollte medial ja wie ein „Samba-Tanz zum Karneval“ daherkommen. Es war aber ein „Tanz um das goldene Kalb“!
Die ewige MedaillenzÀhlerei
Widerlich diese „Erbsen-ZĂ€hlerei“ der SportfunktionĂ€re, die bekanntlich ihre Daseinsberechtigung, samt ĂŒppiger Einkommen, nur aus den Leistungen der Sportlerinnen und Sportler beziehen. Wenn diese Damenschaften und Herrschaften ihr „SelbstbewuĂtsein“ nur aus einer Medaillen-Anzahl „schöpfen“, dann sind diese fehl am Platze.
Die US-Amerikanerinnen und US-Amerikaner, bekannt – wie Deutsche oder Russen – fĂŒr groĂe Doping-SĂŒnden (nur?) in der Vergangenheit, sammelten am meisten Medaillen. Wem imponiert so eine Bilanz? Ein aufrichtiger Sportfan lĂ€sst sich durch so etwas jedenfalls nicht blenden. Wie sagte einmal ein schlauer König 279 vor Christi Geburt: „Noch so ein Sieg und wir sind verloren!“. Und ein ebenso sportiver wie geistreicher chinesischer Turner vor 32 Jahren: „In China wird man wissen, wie das Ergebnis zustande gekommen ist.“
Allerdings ist in China mittlerweile auch nicht mehr alles „Gold“, was „glĂ€nzt“. Im Gegenteil.
Olympische Bilanzen – wozu…
Das Team des Deutschen Olympischen Sport-Bundes hielt wacker die olympische Stellung – ohne jedoch – aus Sicht der „Sport(un)verantwortlichen“ – das Plansoll zu erfĂŒllen.
Das erinnert nur noch an einen alten nichtsportlichen DDR-Witz: „Eine LPG erfĂŒllt ihren Jahresplan nur mit 70 Prozent. Da denkt sich der Vorsitzende, das können wir so nicht an die Bezirksleitung schicken. Wir machen 90 Prozent daraus. Die Bezirksleitung muss wiederum die Berichte an das Zentralkomitee weitergeben, aber deren Chef denkt sich, was nur 90 Prozent? Das können wir so nicht melden, machen wir 110 Prozent daraus – und wir haben unser Plansoll ĂŒbererfĂŒllt. SchlieĂlich liest der groĂe politische `Big Boss` die Berichte: `110 Prozent PlanerfĂŒllung, wie wunderbar`. Davon gehen 70 Prozent in den Export.“
Da darf man ja schon jetzt gespannt sein, wie viele deutsche Olympia-Medaillen 2016 in den „Export“ gehen werden – und wie es dann in Tokyo 2020 aussehen wird – falls in Tokyo ĂŒberhaupt noch die 32.Olympischen Spiele ausgetragen werden… Es werden dann möglicherweise  moderne High-Tech-Games, die von der olympischen Idee so weit weg sind, wie der Mond von der Erde.
Klare Vorstellungen bei der olympischen Vergabe
Aber die IOC-Verantwortlichen haben ja bei der Vergabe der olympischen Austragungsorte schon konkrete Vorstellungen: Wie könnte man neue SportmĂ€rkte erschlieĂen, bei denen dann der Euro, zumindest noch, oder der Dollar rollen kann?! Dann schlieĂt einer die Augen und wandert mit den Fingern auf der Landkarte – bis jemand sagt: Stopp! Und da, wo der Finger verblieben ist, geht es dann hin.
Hoffentlich tritt nicht irgendwann einmal der E-Fall ein, dass jemand bei der Antarktis hĂ€ngen bleibt und Sommerspiele zu vergeben sind… Von den Kaiser-Pinguinen ist jedenfalls bekannt, dass sie Olympische Spiele nur widerwillig mögen und die Ballspiele lieber am Nordpol stattfinden lassen wollen. Dorthin will aber das IOC nicht, obschon die EisbĂ€ren Olympischen Spielen wohlwollend gegenĂŒberstehen… Wie sonst lĂ€sst sich die Aussage eines „eisigen BĂ€ren“ erklĂ€ren, der da meinte: „Die Spiele, das IOC kann gern kommen. Die haben wir zum Fressen gerne!“. Und darum geht es doch im Kapitalismus, Entschuldigung, beim „Olympismus“: „Fressen oder gefressen werden!“, „Nur der Sieg zĂ€hlt!“ und „Die Ersten werden die Letzten sein…“
Stimmungsvoll dem Ende entgegen
Viel wurde auch wieder ĂŒber die olympische Stimmung diskutiert. Die Zuschauer blieben den Spielen vor Ort jedenfalls in groĂer Anzahl fern und der potentielle Zuschauer in Europa schlief lieber, als sich laufende, ringende, schwimmende, fechtende und reitende Menschen zu suboptimalen Ăbertragungszeiten anzusehen. Letztendlich haben wir echte Probleme angesichts fast 70 Millionen FlĂŒchtlingen weltweit, mehr als 40 Kriegen und kriegerischen Konflikte und einer extremen Kinder-Armut! Kinder sind die Zukunft – nicht das real existierende Olympia!
Olympia wurde 1936 verraten, folgend 1972, 1976, 1980 und 1984 – was danach kam, war nicht besser. „Eine mĂ€chtige StĂŒtze des Friedens“ war es nie, es war stets eine Inszenierung, um mediale RealitĂ€ten zu erzeugen.
Olympische Spiele sind – in dieser Form – ein Relikt der Vergangenheit. Die Sportjugend der Welt ist dort nur marginal vorhanden. 32 Sportarten sind dabei gegenwĂ€rtig im olympischen Programm. Warum gerade diese? Was soll die QuĂ€lerei beim Reitsport? Warum so viele Disziplinen im Schwimmen und in der Leichtathletik? Nur, um „Stars“ mit viel Edelmetall zu produzieren, die als „humanoide Litfass-SĂ€ule“ herhalten sollen – als „Werbe- und SympathietrĂ€ger“?!
Hört auf mit DIESEN Spielen, die keiner mehr will. Gebt das Geld dafĂŒr jenen, die es wirklich benötigen, zum Neispiel den meisten Menschen in Brasilien. KĂŒmmert Euch lieber darum, dass Konflikte gelöst und Kriege vermieden werden. Gesunder und aufrichtiger Sport ist nobel, sportive Unterhaltungs-Shows sind allerdings verzichtbar.
Wie sagte schon ein brillanter Brite: „No Sports!“. Der Mann hatte recht – besonders, was den olympischen Sport anno 2016 betrifft!
Rio ist Geschichte, eine Geschichte, die „lebendig“ bleibt – allerdings auf eine Weise, die verstörend, ja unertrĂ€glich ist.
Marko Michels