Nachgefragt beim Sieger Matti Herrmann

Mitte September gab es in Schwerin, im dortigen Stadion am Lambrechtsgrund, den 25.Jedermann-Zehnkampf. Für Schwerin, für M-V hat der Zehnkampf ohnehin einen großen Stellenwert. Vor 30 Jahren, 1987, wurde Torsten Voss vom SC Traktor Schwerin Weltmeister in Rom und vor fast 30 Jahren, 1988 bei Olympia in Seoul, schaffte der Rostocker Christian Schenk Gold.

Ja, der Zehnkampf und M-V… Der bedeutendste Zehnkampf hierzulande, der Jedermann-Zehnkampf in der Landeshauptstadt M-V, ist jedoch in sächsischer Hand. In diesem Jahr, 2017, siegte Matti Herrmann von der SG Vorwärts Frankenberg zum 13.Mal.

MV-SPORT fragte bei Matti Herrmann, Jahrgang 1983, nach

Matti Herrmann über seinen dreizehnten Erfolg in Schwerin, den Verlauf des Wettkampfes 2017, seine Bindungen zum Schweriner Jedermann, die schönsten Erfolge dort und weitere sportliche Ambitionen

„Ein Sieg ist immer schön…“

Frage: Glückwunsch zum 13.Erfolg! Wenn man, wie Sie, so oft beim Jedermann-Zehnkampf in Schwerin gewonnen hat, was bedeutet Ihnen da der Erfolg 2017  dennoch?

Matti Herrmann: Ein Sieg ist natürlich immer schön, vor allem bei diesem Traditionsmehrkampf. Besonders freut es mich, da ich mit einer leichten Erkältung in den Wettkampf gegangen bin, einige Disziplinen – besonders die 400 Meter und die 1500 Meter – nur auf „Halbgas“ gefahren bin. Unter diesen Bedingungen war der Sieg natürlich nicht zu erwarten.

Frage: Wie verlief der Wettkampf 2017 aus Ihrer Sicht?

Matti Herrmann: Trotz der Erkältung erstaunlich gut. Über die 100 Meter fehlten zwar zwei bis drei Zehntel aber das war im Rahmen. Im Weitsprung konnte ich nach 6,80 Meter  im ersten Versuch ohne Probleme die Disziplin beenden.

Im Kugelstoß lief es nicht ganz so, hier konnte ich mich im dritten Versuch auf 12,50 Meter retten. Der Hochsprung lief dann wieder besser, so dass ich mich nach Übersprungenen 1,85 Meter auf die 400 Meter konzentrieren konnte.

Dort lief ich einen lockeren Trainingslauf. Klar wäre eine Zeit von 55 Sekunden nicht mein normaler Anspruch, aber unter den Umständen war das okay. Über die 110 Meter Hürden fehlten, wie beim Sprint, ein paar Zehntel, aber auch das war in Ordnung.

Der Diskus war mit der Leistung von 38 Metern im Vergleich zu den Vorjahren endlich einmal wieder gut. Und mein persönliches Highlight am dritten September- Wochenende 2017 war der Stabhochsprung. Nach dem ich vier Jahre in Folge 4,10 Meter gesprungen bin, konnte ich dieses Mal endlich 4,30 Meter überspringen und den Rekord der Altersklasse M30 in dieser Disziplin Gerd Wessig und meinem Vater Lutz Herrmann abjagen (Anmerkung: Beide waren in diesem Aller 4,20 Meter gesprungen!).

In der vorletzten Disziplin landete mein Speer konstant bei über 43 Metern, was ganz in meinem normalen Leistungsspektrum passt. Im abschließenden 1500 Meter Rennen habe ich dann „den Hasen“ für meinen Trainingskameraden gespielt.

Frage: Wie kam es dazu, dass Schwerin stets in Ihrem Wettkampf-Programm war? Wie wurden Sie auf den Schweriner Zehnkampf aufmerksam?

Matti Herrmann: In Schwerin gab es 1992 den ersten Jedermann Zehnkampf auf deutschem Boden. Mein Vati war 1991 bereits bei so einer Veranstaltung in Österreich und davon so begeistert, dass er fast die komplette Trainingsgruppe mit nach Schwerin nahm. Die Stimmung, der Wettkampf und das ganze Drumherum haben uns so begeistert, dass wir jedes Jahr gerne wieder kommen. Da mein Onkel und meine Tante – Gisela und Andreas Rändler – den Zehnkampf in Schwerin mit organisieren, besteht hier natürlich noch eine festere Verbindung.

Frage: Welcher Sieg in Schwerin war für Sie persönlich der schönste?

Matti Herrmann: Da gibt es zwei. Zuerst mein allererster Sieg – bei der zehnten Auflage. Zum ersten Mal hier zu gewinnen – nachdem ich in den beiden Vorjahren jeweils Zweiter war – und das bei der Jubiläumsausgabe war schon ganz besonders.

Und der zweite große Höhepunkt war der Sieg im Jahr 2013. In jenem Jahr hatte ich viel Ausdauer trainiert und war nicht wirklich schnellkräftig unterwegs. Darum war der Sieg auch nicht vorherzusehen.

Meine Frau und ich haben diesen Zehnkampf zusammen absolviert, eine Woche später haben wir geheiratet und noch eine Woche später haben wir zusammen den Berlin-Marathon gefinished. Das war unser persönlicher „moderner Dreikampf“. Darum wird mir dieser Sieg auch immer sehr stark in Erinnerung bleiben.

Letzte Frage: Wer ist für Sie der derzeit beste Zehnkämpfer der Welt? Und: Welche Ziele haben Sie noch?

Matti Herrmann: Ich bin es leider nicht. Aber Spaß beiseite. Es gibt da mehrere Kandidaten. Der Weltmeister Kevin Mayer aus Frankreich ist natürlich ein Spitzenmann. Ebenso wie Damian Warner aus Kanada. Aber auch Rico Freimuth aus Halle, mit dem ich in seinem ersten Trainingslager zusammen auf einem Zimmer war, hat dieses Jahr eine unglaubliche Konstanz auf hohem Niveau gezeigt. Alle diese drei sind wirklich starke Athleten. Den absoluten Überflieger wie Ashton Eaton gibt es dieses Jahr aber nicht.

Ansonsten: Meine persönlichen Ziele sind bescheidener geworden. Leistungssteigerungen kann ich nicht mehr erwarten. Erstens bin ich nicht mehr der Jüngste, zum anderen bin ich beruflich und privat doch recht stark eingebunden, so dass ich nicht mehr so oft zum Training komme, um die Leistungen dauerhaft hoch zu halten.

Dennoch beginnt für mich sportlich im  nächsten Jahr ein neuer Abschnitt. Ich steige in die Altersklasse 35 auf, in der ich international im Seniorenbereich starten kann. Hier will ich in den nächsten Jahren bei Welt- und Europameisterschaften vorne mitmischen. Ob es dort zu Edelmetall reicht, wird sicher auch von der Gesundheit abhängen.

Vielen Dank, dann weiterhin alles erdenklich Gute und maximale Erfolge!

Last but not least: Den Sieg beim Schweriner Zehnkampf 2017 sicherte sich bei den Frauen Emely Becker aus Berlin. Bei den Paaren jubelten Lisa Haering/Philipp Bahr aus Witttenberge bzw. aus Schwerin. Und bei den Fünfer-Teams triumphierte die Mannschaft „Die eigentlichen Gewinner“ aus Schwerin.

Marko Michels

Foto (Michels): Im Stadion am Lambrechtsgrund in Schwerin fand auch der 25.Jedermann-Zehnkampf 2017 statt.

 

 

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