Trainerin Petra Westphal über die Entwicklung der Sportakrobatik beim TSV Empor Göhren
Die Sportakrobatik hat auch in Mecklenburg-Vorpommern hat eine gute sportliche Heimat. Landesleistungszentren befinden sich dabei in Schwerin, in Rostock-Warnemünde, in Wismar und in Göhren. In Warnemünde feiern die Sportakrobaten Ende des Jahres sogar ihr 60-jähriges Bestehen.

Interview
Frage: Das Jahr ist schon weit fortgeschritten…Wie verliefen die vergangenen Wettkampfmonate für die Göhrener Sportakrobatinnen und Sportakrobaten?
Petra Westphal: Die bisherigen mehr als acht Monate waren für uns aus sportlicher Sicht sehr erfolgreich. Erfolgreich, weil gerade am 22. September in Warnemünde die Landesmeisterschaften, der wichtigste jährliche Landes-Wettkampf, erfreuliche Resultate mit sich brachte. So konnten wir drei Landes-Vize-Meister stellen und zudem zwei dritte Plätze belegen. In den letzten drei Monaten des Jahres stehen für unsere Sportakrobaten dann noch zwei Wettkämpfe auf dem Programm.
Frage: Seit wann gibt es die Abteilung Sportakrobatik eigentlich beim TSV Empor Göhren? Wie ist der Zuspruch? Wie viele aktive Mitglieder haben Sie?
Petra Westphal: Die Göhrener Sportakrobaten gibt es seit 1956. Die Gründer-Familie um Ullrich Kopplin, verstorben 2007, ist mit den beiden Söhnen und einer Enkel-Tochter noch immer aktiv dabei. Vorsitzender der Abteilung Sportakrobatik bei der TSV Empor Göhren ist nunmehr seit 2007 unser Cheftrainer Hans Dieter Tilly.
Zurzeit trainieren im Verein 65 Kinder und Jugendliche. Wir haben dabei jährlich neuen Zuwachs. Durch zu wenige Trainingszeiten und Dienstzeiten der ehrenamtlichen Trainer müssen wir immer wieder Kinder auf die Wartelisten setzen. Wir können nämlich nur zweimal pro Jahr neue Kinder aufnehmen.
Frage: Wie beurteilen sie ansonsten die Entwicklung der Sportakrobatik in den letzten Jahren beim TSV?
Petra Westphal: In Göhren ist die Sportakrobatik ein fester Bestandteil im Hinblick auf die Sportangebote. Da wir in unserem Verein fünf ausgebildete Übungsleiter, drei Helfer sowie vier Kampfrichter vorweisen können, ist eine kontinuierliche Entwicklung diese Sportart in Göhren möglich. Natürlich gibt es auch hier – arbeitsbedingt – Einschränkungen. Zusätzlich zu den Trainingszeiten fordert die Sportakrobatik auch sehr viel Zeit in puncto Wettkampf-Vorbereitungen, Lehrgängen, Showauftritten und vielem mehr. Wir pflegen außerdem eine sehr gute Vereinsarbeit mit jährlichen Zusatzveranstaltungen, um den Kinder ein attraktives Vereinsleben zu vermitteln.
Letzte Frage: Welche Bedeutung und welchen Stellenwert hat die Sportakrobatik aus Ihrer Sicht in der Sportlandschaft von M-V?
Petra Westphal: Der Stellenwert ist meiner Meinung nach, als sehr hoch und anspruchsvoll einzustufen. Diese Sportart erfährt auch sehr viel Respekt. Allerdings ist die allgemeine Anstrengungsbereitschaft der Kinder und Jugendlichen, oftmals bedingt durch die Eltern, ein allgemeines Entwicklungsproblem. Konsequenz und Ehrenhaftigkeit, Respekt und Verantwortung für das Miteinander lassen sehr zu wünschen übrig.
Das macht den täglichen Ablauf deutlich schwerer und lässt natürlich auch die Leistungsbereitschaft schrumpfen. Viel zu häufig werden kurze Anstrengungsphasen viel zu einfach beendet. Dieser „Faden“ zieht sich mittlerweile allerdings durch die ganze Gesellschaft.
Vielen Dank und weiterhin bestes Engagement für die Sportakrobatik!
Zwischen WM, EM und „World Games“
Die diesjährigen Welt-Titelkämpfe in der Sportakrobatik fanden vom 13. bis 15. April in Antwerpen statt. Von den sechs vergebenen WM-Titeln erkämpften die russischen Sportakrobatinnen und Sportaktobaten fünf. Lediglich der Titel in der Herren-Gruppe ging an ein nichtrussisches Team, an die Mannschaft aus Israel. Medaillen erkämpften in Antwerpen zudem Weißrussland, Nordkorea, China, Belgien und Großbritannien. Die ersten WM wurden übrigens 1974 in Moskau ausgetragen.
Seit den „World Games“ 1993 in Den Haag ist die Sportakrobatik auch im Programm der Weltspiele in den nichtolympischen Sportarten. Bei den vorerst letzten „World Games“ 2017 in Wroclaw sicherten sich Russland (drei), Großbritannien und Deutschland (je eine) die fünf Goldmedaillen. Aus deutscher Sicht triumphierten Tim Sebastian/Michael Kraft bei Paar-Mehrkampf der Herren.
Europameisterschaften in der Sportakrobatik werden ebenfalls organisiert. Erster EM-Austragungsort war 1978 Riga. Im nächsten Jahr wird es die EM 2019 in Holon (Israel) geben.
Text und Interview: M. Michels