Jens Hallaschk, der PrĂ€sident des Landeseissportverbandes M-V, ĂŒber die kommenden Winterspiele 2018 und den Eissport in M-V

Eishockey-Turnier auf dem Alten Garten in Schwerin im Jahr 2009. Foto: M.M.

Der Countdown fĂŒr die Olympischen Winterspiele 2018 lĂ€uft. Nur noch vier Wochen – dann ist es so weit, dann beginnen die 23.Winterspiele in Pyeongchang, die im Zeitraum 9.Februar 2018 bis 25.Februar 2018 ausgetragen werden.

Zwar werden voraussichtlich keine Athletinnen und Athleten aus M-V aktiv vor Ort sein (Der gebĂŒrtige Anklamer Marko HĂŒbenbecker könnte im Bobsport noch die Nominierung schaffen…), aber die Short Trackerin Leonie Herzog vom ESV Turbine Rostock ist im Februar 2018 zumindest Teilnehmerin am Deutschen Olympischen Jugendlager in Pyeongchang.

Ansonsten hat M-V durchaus eine gute Tradition auch bei Winterspielen, nicht nur, aber insbesondere im Eissport-Bereich, so im Eiskunstlaufen, Eisschnelllaufen, Schlittensport, Short Track und Eishockey.

Namen wie Ralph Borghard, Rolf Oesterreich, Meinhard Nehmer, Carsten Embach, Ulf Hielscher, Robin Szolkowy, Jacqueline Börner, Karin Kessow, Horst Freese, Dietmar Peters, Peter Prusa, Aika Klein oder Arian Nachbar sind weit ĂŒber die Grenzen von M-V „ein Begriff“…

Wie beurteilt nun der PrÀsident des Landeseissportverbandes M-V, Jens Hallaschk, die Entwicklung des Eissportes in M-V und die kommenden Winterspiele?!

Jens Hallaschk ĂŒber die baldigen Winterspiele in Pyeongchang, den Eissport in M-V, speziell den Eishockey-Sport, und den Zuspruch der MV-Talente zum Eishockey

MV-SPORT fragte nach

„Freue mich ĂŒber jede Platzierung eines deutschen Sportlers unter den ersten 50 der Welt!“

Frage: Herr Hallaschk, die Olympischen Winterspiele 2018 rĂŒcken immer nĂ€her… FĂŒr Sie als „Eishockey-Crack“: Was erwarten Sie von den olympischen Eishockey-Turnieren 2018 in Pyeongchang (Frauen, Herren)? Wer sind Ihre Favoriten?

Jens Hallaschk: ZunĂ€chst wĂŒnsche ich allen Sportlern und Sport-Interessierten ein gesundes und spannendes 2018!

Im Skilanglauf wird es in Pyeongchang auch spannend. Foto: M.M.

Ich freue mich immer, bei den olympischen Eishockeyturnieren junge Spielerinnen und Spieler beobachten zu können. Als alter Hase erkennt man Talente sehr frĂŒh und kann deren Entwicklung dann ĂŒber zwei bis drei Turniere verfolgen.

NatĂŒrlich wĂŒnscht man sich als EuropĂ€er den finnischen Damen einmal eine Goldene (nach zwei dritten PlĂ€tzen in fĂŒnf Turnieren). Die finnischen Damen können mit Jenni Hiirikoski auf die beste Verteidigerin der letzten fĂŒnf WM-Turniere zurĂŒckgreifen. Ich denke aber, dass beim sechsten olympischen Frauen-Turnier die Vereinigten Staaten das beste Team stellen werden.

Beim Herren-Turnier schlĂ€gt wegen vieler unvergesslicher Urlaube mein Herz fĂŒr die Schweden. Obwohl ich sie in meiner aktiven Zeit als arrogant kennen gelernt hatte, habe ich vor Ihrer Spielweise, Fitness und körperlichen GrĂ¶ĂŸe Respekt. Diesen sollten die deutschen Cracks am 16.Februar beim 24. olympischen Turnier der Herren auch aufbringen und konzentriert zur Sache gehen. Vielleicht ist ja mal ein Sieg gegen die Schweden möglich.

Frage: Wie ist es eigentlich um den Eissport hierzulande bestellt? Wie verlief die Entwicklung in den letzten Jahren, gerade im Eishockey und im Short Track aus Ihrer Sicht?

Jens Hallaschk: DafĂŒr, dass der Eissport in M-V die schlechtesten Voraussetzungen aller BundeslĂ€nder hat, ist die Arbeit der Vereine mit Ihren vielen Ehrenamtlichen sehr zu loben. Denn leider haben wir mit den zwei SportstĂ€tten in Rostock und Malchow (und fĂŒr vier Monate die Freiluftbahn in Heringsdorf) zu wenig Eiszeiten, um Spitzensportler entwickeln zu können.

Was die Trainer, Sportlerinnen und Sportler unter diesen Randbedingungen auf das Eis bringen, ist zu bewundern und zollt meine Anerkennung, zumal ich unter völlig anderen Voraussetzungen in Weißwasser aufwachsen durfte.

So habe ich geringe EntwicklungsansprĂŒche, solange wir keine Basis fĂŒr den Eissport in Form von Ganzjahres-Eishallen zur VerfĂŒgung haben. Wir arbeiten aber daran, weitere SportstĂ€tten zu schaffen. Leider sind dieses langwierige Prozesse und die SportstĂ€tten-Förderung fĂŒr Eishallen nicht ausreichend. Daher sind wir bemĂŒht, andere Förder-Quellen aufzutun.

Ein energetisch durchdachtes Versorgungskonzept liegt in der Schublade, welches die betreibenden Kommunen von den bei Ă€lteren Hallen hĂ€ufig hohen Betriebskosten frei halten kann. Derzeit suchen wir nach möglichen Standorten fĂŒr Eissporthallen und sprechen mit interessierten Kommunen.

Frage: Eine große Tradition hat M-V im Eishockey? Wie ist da zurzeit die Situation? Wie viele aktive Eishockeyspieler zĂ€hlt momentan M-V? Wie viele Eishockey-Vereine gibt es?

Rostocker EiskunstlĂ€uferinnen können auch Eishockey. Hier bei einer frĂŒheren Show-Veranstaltung in Schwerin… Foto: M.M.

Jens Hallaschk: Ja, aber sicher gibt es eine Eishockeytradition in MV durch die Rostocker Old-Stars, die nicht nur viele DDR-Meisterschaften und internationale Spiele bestritten haben, sondern auch 2000 als Ă€lteste, immer noch aktive Mannschaft ins Guinnessbuch der Rekorde aufgenommen wurde. Wer die Senioren und Helden dieses Sports treffen möchte, wird sie heute in einem Lebensalter von ĂŒber 70 Jahren jeden Dienstag ab 21:00 Uhr in der Eishalle Rostock beim Training finden.

Über den Landesverband sind bisher folgende Eishockeyvereine organisiert: die Malchower Wölfe, die Neubrandenburger Blizzards, die Heringsdorfer Schamasen, die Piranhas (Rostocker EC), die Spielgemeinschaft Waren-Klink und die Kodiaks (Rostock).

DarĂŒber hinaus gibt es noch vier Freizeitmannschaften außerhalb der Landesorganisation ĂŒber den Landeseissportverband MV.

Es sind derzeit circa 450 aktive Eishockeysportlerinnen und -sportler beim Landeseissportverband MV gemeldet.

Frage: Wie ist dabei der Zuspruch der jungen Sporttalente zum Eishockey in M-V?

Symbolbild – Eisschnelllauf

Jens Hallaschk: Wir können zumindest in Rostock stolz sein, dass es das FĂŒhrungsteam um Herrn Specht und Herrn Scheltz schaffte, in allen Altersklassen im Nachwuchs einen Spielbetrieb mit anderen BundeslĂ€ndern zu organisieren und zu finanzieren.

Wir mĂŒssen uns zudem bei den Heringsdorfern (besonders Herrn Richter) bedanken, die mit ihren Kindern in einigen JahrgĂ€ngen eine Spielgemeinschaft mit Rostock bilden, um vollzĂ€hlige Mannschaften stellen zu können. Beachtlich auch daher, da die dortige Eisbahn jedes Jahr von den Eltern und den Aktiven selbst aufgebaut wird.

Um viele Talente fĂŒr den Eishockeysport zu begeistern, wird die AusrĂŒstung fĂŒr den Anfang von den Vereinen in MV leihweise zur VerfĂŒgung gestellt. Die MitgliedsbeitrĂ€ge fĂŒr Kinder schwanken in MV je nach LĂ€nge der Eiszeit (Monate der EisverfĂŒgbarkeit) zwischen 60 und 300 Euro per anno. Das Sommertraining, wie Athletik oder Inline-Hockey, ist darin enthalten.

Hilfreich wĂ€ren natĂŒrlich weitere Maßnahmen der Schulen und BildungsĂ€mter fĂŒr Kinder im Alter von sieben bis acht Jahren, wie Schuleislaufen mit UnterstĂŒtzung der Vereine. Dabei könnten zusĂ€tzlich – zu den stetigen BemĂŒhungen der Eissportvereine Kinder ĂŒber Aktionen zu gewinnen – Talente gesichtet und gefördert werden.

Frage: Auf welche Wettbewerbe der 23.Olympischen Winterspiele in Pyeongchang freuen Sie sich besonders – neben Eishockey?

Symbolbild – Wintersport

Jens Hallaschk: Eisstockschießen! Nein, Spaß! Ich muss ehrlich sagen, dass ich an einigen Tagen meiner Leistungssportkarriere froh war, nicht als Einzelsportler an den Start gehen zu mĂŒssen. An schlechten Tagen hat das Team fĂŒr mich mitgekĂ€mpft und natĂŒrlich auch anders herum. Somit zolle ich allen olympischen EinzelwettkĂ€mpferinnen und -kĂ€mpfern höchsten Respekt und freue mich ĂŒber jede Platzierung einer deutschen Athletin oder eines deutschen Athleten unter den ersten 50 der Welt.

Letzte Frage : Was wĂŒnschen Sie sich fĂŒr den Wintersport in MV?

Jens Hallaschk: Mein grĂ¶ĂŸter Wunsch ist es, dass Eltern und Kommunalpolitiker erkennen, dass Winter-Spitzensport in MV möglich ist  bzw. sein sollte. Man trifft doch viele BĂŒrgerinnen und BĂŒrger unseres Landes in den Alpen oder im Riesengebirgen, die mit großem Spaß und viel Aufwand aktiv Skisport treiben.

NatĂŒrlich können wir in  MV nicht optimale Bedingungen fĂŒr die Ski- oder Rodelsportarten schaffen. Aber wir können den Eissportarten mit Eishallen, welche bei Sonnenschein zwar einen hohen Energieeinsatz benötigen, aber diesen auch gerade dann selbst erzeugen könnten, Spitzensport-Voraussetzungen schaffen, die andere BundeslĂ€nder nicht besitzen.

Vielen Dank, weiterhin bestes eissportliches Engagement und maximale Erfolge 2018!

Die Fragen stellte: M.Michels.

 

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