Im Blickpunkt: Das Drachenboot-Festival in Schwerin

Zwischen Gegenwart und Vergangenheit – der Drachenbootsport und M-V

Das 26.Drachenboot-Festival vom 25.August 2017 bis 27.August 2017 auf dem Schweriner Pfaffenteich rückt immer näher und nicht nur die Schweriner Drachenboot-Enthusiasten freuen sich auf dieses Event. Denn: Der Drachenbootsport erfreut sich in ganz M-V (und darüber hinaus) größter Beliebtheit. Der deutsche Nordosten ist jedoch faktisch eine Hochburg dieser trendigen Sportart…

Von Hongkong nach Schwerin

Als moderner Sport entwickelte sich der Drachenbootsport übrigens in Hongkong im Jahre 1976 beim ersten Drachenboot-Festival der Neuzeit.

Seit der Einführung „in die westliche Sportwelt“ verbreitete sich der Drachenbootsport rasant über alle Kontinente. Er ist inzwischen in über 40 Nationen und 12 europäischen Ländern etabliert. Seit 1992 sind die Drachenboote ebenfalls auf dem Schweriner Pfaffenteich im Sommer nicht mehr wegzudenken. Mit der Europameisterschaft 1993 oder der ICF-Klub-WM 2005 gab es sogar internationale Meisterschaften in dieser alten und doch so trendigen Sportart in der Landeshauptstadt. Medaillen gab es seither für Schweriner Teams sowohl bei EM und WM.

Auch bei den „World Games“, den Weltspielen in den nicht-olympischen Sportarten, so 2005 in Duisburg und 2009 in Kaohsiung, stand übrigens der Drachenbootsport  als Demonstrationssportart auf dem Programm. Von den 8 Goldmedaillen 2005/2009 erkämpfte Russland allein sechs. Die restlichen zwei Goldenen teilten sich Deutschland und Tschechien, wobei die deutsche „World Games“-Ausbeute bei einmal Gold, zweimal Silber, dreimal Bronze liegt.

M-V ist an der deutschen Medaillenausbeute im Drachenbootsport bei den „World Games“ übrigens beteiligt. Die Neubrandenburgerinnen Anja Fock bzw. Cornelia Schmidt erkämpften bei den „World Games“ 2009 in Kaohsiung  je einmal Silber und Bronze .

Weitere Hochburgen in M-V

In Greifswald, Neubrandenburg, Wismar, Sternberg, Stralsund, Warin, Waren/Müritz oder Warnemünde, um nur acht Beispiele zu nennen, gibt es zudem weitere traditionsreiche Drachenboot-Events bzw. -Standorte in M-V.

Das 25.Drachenbootfestival in Schwerin 2016 – eine kurze Rückblende

Im letzten Jahr 2016, bei der 25.Auflage des Drachenbootfestivals, starteten 4000 Aktive bzw. 110 Teams aus vier Ländern bei den dreitägigen Wettkämpfen. Das sportliche Geschehen verfolgten vor Jahresfrist rund 55000 Drachenboot-Interessierte. Der „Große Preis“ ging 2016 vom „Landeshauptdorf M-V“ in das deutsche „Bundeshauptdorf“, also nach Berlin. Die „Berlin Dragonboat Company“ distanzierte vor Jahresfrist die Konkurrenz über die 200 Meter in der Zeit von 47,62 Sekunden.

Wie war das aber noch vor 16 Monaten? Vor dem Jubiläums-Event, dem 25.Geburtstag des Drachenbootfestivals in Schwerin…

Eine Rückschau:

Mit den „Drachen“ auf Erfolgskurs / Seit einem Vierteljahrhundert eine Erfolgsgeschichte: Der Drachenbootsport in M-V / Nachgefragt beim Deutschen Drachenboot-Verband

Beitrag mit Ute Becker-Frenzel, Präsidentin des Deutschen Drachenboot-Verbandes vom 13.April 2016

Nachgefragt bei der Präsidentin des Deutschen Drachenboot-Verbandes Ute Becker-Frenzel

 Ute Becker-Frenzel über vergangene und kommende Veranstaltungen im Drachenbootsport und das 25.Drachenbootfestival 2016 auf dem Pfaffenteich in Schwerin

„Die Erfolge machen uns schon stolz…“

Frage: Die Club-WM sind wieder Geschichte. Wie beurteilen Sie die Erfolge der M-V-Starterinnen und -Starter? Wie lautete die WM-Ausbeute aus M-V-Sicht?

Ute Becker-Frenzel: Die deutschen Teams haben sich insgesamt sehr gut geschlagen. Ich habe alle Wettkampf-Tage über den Livestream verfolgt und mich darüber sehr gefreut. Besonders positiv waren natürlich die Goldmedaillen unserer Sportler aus Prenzlau und Neubrandenburg.

Aber auch die vielen Silber- und Bronzemedaillen sowie die weiteren guten Platzierungen machen uns stolz. Ich freue mich sehr für die Junioren aus Neubrandenburg, die mit nur 16 Sportlerinnen und Sportlern über die 2000 Meter Silber gewonnen haben. Eine klasse Leistung, mit welcher der SCN an seine großen Traditionen anknüpft.

Frage: Wie viele aktive Drachenbootsportler und Drachenbootsport-Vereine existieren eigentlich in Deutschland bzw. sind in Ihrem Verband organisiert?

Ute Becker-Frenzel: Der DDV hat derzeit circa 1550 Mitglieder in 40 Vereinen in ganz Deutschland .Die Hälfte dieser Vereine ist in drei Landesverbänden organisiert, von denen der Verband M-V mit 10 Vereinen der Stärkste ist. Wir erleben gerade einen Zulauf zum DDV, der uns natürlich freut.

Sicher trägt dazu auch die Entscheidung des DDV bei, die diesjährigen Meisterschaften nach den Bootsklassen zu trennen – und dass die Smallboot-Meisterschaften in Schwerin stattfinden. Die neuen Mitgliedsvereine wollen alle nach Schwerin kommen. Darüber und darauf freuen wir uns schon.

Letzte Frage: Was macht für Sie persönlich den Reiz des Drachenbootsportes aus?

Ute Becker Frenzel: Manfred Russ, der Urvater des Drachenbootsports in Schwerin, hat 1992 einmal gesagt: „Ich verspreche euch: Wer einmal im Boot saß und diesen Geist gespürt hat, kommt nicht mehr davon los.“ Bei mir war es so. Ich bin jetzt seit 1993 Drachenbootsportlerin. Ich habe damals in meinem Firmenteam als Paddlerin und Trommlerin begonnen.

Inzwischen habe ich auch steuern gelernt. Alle diese Positionen kenne ich also aus dem „FF“. Mir macht es einfach Spaß, mich mit Freunden beim Training auszupowern.

Bei Wettkämpfen – und ich habe seit 1995 unzählige nationale und internationale Wettkämpfe und Meisterschaften bestritten – trifft man immer wieder bekannte, aber auch neue Freunde. Man erinnert sich gemeinsam an Erlebnisse,  an Siege und Niederlagen, an glückliche Momente und misslungene Aktionen, aber natürlich ebenfalls an die vielen Medaillen und Pokale.

Aber auch die Arbeit als Vorstand bzw. als Präsidentin macht gegenwärtig viel Spaß. Mit einem zuverlässigen Vorstandsteam und einer guten Strategie kann man viel erreichen. Nicht für sich selbst, sondern für den Verein, für den Verband.

Wichtig ist immer, mit den Sportlern auf Augenhöhe zu bleiben, ihre Interessen zu vertreten, ihre Sorgen ernst zu nehmen und sich neuen Entwicklungen nicht zu verschließen. Das alles ist nicht immer leicht, aber wir erleben derzeit ein enormes Maß an Vertrauen und Zuspruch für unsere Arbeit und das beflügelt.

Und deshalb freue ich mich auch auf die bevorstehenden Deutschen Smallboot-Meisterschaften hier in Schwerin, auch wenn dies sehr, sehr viel Arbeit in der Vorbereitung – auch für mich persönlich – bedeutet.

Vielen Dank, weiterhin bestes Engagement für den Drachenbootsport und maximale Erfolge!

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Und: Wie war das noch bei den Drachenboot-Wettkämpfen der „World Games“ 2009?!

Die Neubrandenburger Drachenbootsportlerin Anja Fock blickt  noch einmal auf die „World Games“ 2009. Ein Beitrag vom 5.August 2009, kurz nach Ende der damaligen „World Games“.

„Gänsehaut und Tränen bei der Eröffnungsfeier …“

Frage: Anja, die „World Games 2009“ sind schon wieder Sportgeschichte und sie konnten „mit Medaillen dekoriert“ die Heimreise nach Neubrandenburg antreten. Wie war die Stimmung in Kaohsiung ?

Anja Fock: Wie bereits im Vorfeld erwartet und erhofft, werden die World Games ein unvergessliches Erlebnis bleiben. Taiwan – und speziell Kaohsiung – zeigte sich als ein überaus motiviertes, lebendiges und gastfreundliches Land. Mehr als zweieinhalb Jahre Vorbereitung endeten in einem atemberaubenden und emotionalen Event.

Bereits bei der Eröffnungsfeier in dem ausverkauften und ca. 40.000 Sitzplätze umfassenden Stadion überkam uns Gänsehaut und Tränen beim Einmarsch der Nationen. Es wurden keine Kosten und Mühen gescheut, den Sportlern, Teilnehmern und Zuschauern ein einmaliges Event zu bieten. Mehr als 11.000 freiwillige Helfer und Unterstützer kümmerten sich tagtäglich um die Athleten und waren stets bemüht, den Bedürfnissen gerecht zu werden. Und das für mich Unglaublichste dabei, die Taiwanesen hatten immer gute Laune!

Frage: Sie mußten dann ja zu Beginn der „World Games“ gleich ins Boot. Wie verliefen die Wettkämpfe aus Ihrer Sicht ?

Anja Fock: Wir, die Drachenbootsportlerinnen und -sportler, kämpften bereits am ersten Tag der Spiele um Medaillen und Platzierungen. Auf einer gut organisierten Rennstrecke auf dem „Lotus Pond“ und bei 32 Grad starteten wir am ersten Tag über 200 Meter und über 2000 Meter im Verfolgungsrennen. Enttäuschend verliefen die 200 Meter, bei denen wir uns mit Platz 4 begnügen mussten.

Im 2000 Meter Verfolgungsrennen lagen wir gut, wurden dann jedoch von den Amerikanern mehrfach gerammt. Die Amerikaner wurden nach dem Rennen disqualifiziert, doch uns half das dann nicht mehr und unsere zweite Chance auf eine Medaille erfüllte sich ein weiteres Mal nicht.

Mit viel Wut, Entschlossenheit und deutlichen Worten von Trainer und Teamchef starteten wir in den zweiten Tag der Wettkämpfe. Über die 500 Meter gelang uns der Sprung aufs bronzene Treppchen. Damit verschwand war auch endlich der Erfolgsdruck, und wir konnten motiviert zum letzten Schlag ausholen.

Die Taifun-Warnung führte jedoch vor den Rennen dazu, dass die Läufe um Stunden verschoben wurden um die Sportler nicht zu gefährden. Dann endlich am späten Nachmittag startete das letzte Rennen der Drachenbootwettkämpfe.

Die 1000 Meter fühlten sich unendlich lang an und der Körper streikte allmählich. Mit letzter Kraft und den Anfeuerungsrufen von Trommler und Steuermann schoben wir das tonnenschwere Boot über die Ziellinie und rissen die Arme zum Jubel in die Höhe, da wir die Ungarn hinter uns sahen.

Wir hatten tatsächlich unsere Angstgegner der vergangenen Jahre und Favoriten der Spiele geschlagen! Die im Vorfeld perfekt zusammengewachsene Mannschaft triumphierte und feierte ihren Erfolg. Stolz wurden wir dem Aufdruck auf unseren Shirts gerecht – „Spitzenteam Deutschland“! (lacht)

Frage: Sicher standen nicht nur die eigenen Wettkämpfe im Vordergrund. Erkundeten Sie auch die Insel ?

Anja Fock: Nach den Wettkämpfen wurden noch fleißig Shirts mit anderen Nationen getauscht und zwei Tage später reiste der Großteil der Drachebootsportler gen Heimat. Ich konnte mich noch auf zehn Tage Urlaub freuen. Bevor wir ein weiteres Mal zur Abschlussveranstaltung und der so genannten „Closing Ceremony“ ins Stadion einliefen, reiste ich für sechs Tage über die wunderschöne Insel und durfte auch außerhalb von Kaohsiung erfahren, wie gastfreundlich und herzlich die Menschen in Taiwan sind. Interessiert verfolgten wir zudem die Wasserskiwettkämpfe mit der Bronzemedaille von Bojan Schipner vom WWC Reitbahnsee Neubrandenburg.

Frage: Und: Welchen Stellenwert hat für Sie der Erfolg in Kaohsiung? Welche weiteren Ambitionen hegen Sie?

Anja Fock: Neubrandenburg wurde mit drei Medaillen ein weiteres Mal seinem Ruf – Sportstadt Neubrandenburg – gerecht. Ob wir in vier Jahren bei den nächsten World Games noch dabei sind, kann ich heute noch nicht sagen. Dann werden die Spiele in Kolumbien stattfinden. Ein schweres Erbe haben die Ausrichter von 2013 zu tragen – denn Kaohsiung war fantastisch!

Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg!

… Nun dürfen aber die „Drachen“ vom 25.August 2017 bis 27.August 2017 auf dem Pfaffenteich „sportives Feuer speien“…

Marko Michels

Fotos (Michels)

 

 

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