Julia Dorny über die Weltmeisterschaften im Mixed Martial Arts in Bahrain 2017
Ende November 2017 war auch noch Kampf-Zeit. Die MMA-Weltmeisterschaften standen vom 12.November 2017 bis 19.November 2017 in der Khalifa Sports City Arena in Manama (Bahrain) auf dem Programm und eine Berlinerin war nicht nur dabei, sondern mittendrin: Julia Dorny, Jahrgang 1990, die MV-SPORT bereits vorstellte. In ihrer Gewichtsklasse, dem Leichtgewicht, erkämpfte Julia, zusammen mit Fatena Bureshaid (Bahrain), Bronze – hinter der neuen Weltmeisterin Gase Sanita (Neuseeland) und der Vize-Weltmeisterin Kaycee Blake (Großbritannien).
Insgesamt schafften Kämpferinnen und Kämpfer aus 25 Ländern/Verbänden Medaillen, darunter acht Staaten einen oder mehrere WM-Titel. Am erfolgreichsten war Schweden mit viermal Gold, einmal Bronze.
INTERVIEW
Julia Dorny über die IMMAF-WM im Mixed Martial Arts allgemein, ihren Wettkampf, das Geschehen aus internationalem Blickwinkel, ihre Begeisterung für den Kampfsport und kommende Herausforderungen
„Kämpfen ist einfach mein Leben!“
Frage: Die WM 2017 im MMA ist schon wieder Geschichte. Wie lief es dort für Dich? Wie war der Wettkampf, die Organisation, das ganze „Drumherum“?
Julia Dorny: In den drei Jahren, in denen ich nun bei der IMMAF (International Mixed Martial Arts Federation) Mixed Martial Arts kämpfe, war es das mit Abstand beste Turnier, was je ausgerichtet wurde. 260 Athleten aus mehr als vierzig Ländern, plus Funktionäre, Coaches und Betreuer… Es war riesig! Wir wurden zum Beispiel in Bus-Kolonnen umhergefahren – also geschlossen mit Polizeischutz – zur Wettkampfstätte und zurück. War schon irgendwie ein elitäres Gefühl, Teil davon zu sein.
Der Wettkampf verlief für mich gut. Ich hatte mir natürlich mehr erhofft. Nach 2015 WM-Bronze und EM-Bronze sowie 2016 WM-Silber und EM-Silber hatte ich dieses Jahr auf die Goldene gehofft und bin auch als Titel-Favoritin angetreten.
Das sah zuerst auch sehr gut aus, nachdem ich gegen die Bulgarin Izabel Hristova einstimmig gewonnen hatte und dementsprechend im Semi-Finale stand. Nach einem harten Match gegen die Neuseeländerin Gase Sanita gab es die knappste aller Entscheidungen zu meinen Ungunsten: Eine „Split Decision“. Die Neuseeländerin wurde dann am Samstag (18.11.2017) Weltmeisterin. Eine „Split Decision“ hatte mich übrigens bereits bei der EM 2016 die Goldene gekostet.
Aber im Großen und Ganzen war es eine großartige Weltmeisterschaft mit vielen tollen Eindrücken und einer neuen Bronze-Medaille in meiner Sammlung. Das soll gar nicht blöd klingen, ich freue mich darüber wirklich. Es ist hart erkämpft, wenngleich natürlich GOLD „das Ultimo“ ist. Da ich komplett unverletzt bin, geht es natürlich auch gleich weiter mit dem Training, denn die nächsten Wettkämpfe kommen.
Wenn alles gut läuft, kämpfe ich bereits nächsten Monat nochmal MMA in Tschechien und im Februar 2018 habe ich einen Titelkampf in Wales gegen die WM-Zweite von diesem Jahr, also gegen Kaycee Blake aus Großbritannien. Die nächste IMMAF-EM ist im April 2018 und die nächste WM im November 2018. Ich freue mich drauf!
Frage: Wie lautet Dein Resümee zu dieser WM aus deutscher Sicht insgesamt? Wer setzte ganz besondere Akzente? Wer war aus internationalem Blickwinkel bestens dabei?
Julia Dorny: Wir waren für die German Amateur MMA Federation ja ein Duo vor Ort und konnten eine Medaille mit in die Heimat nehmen. Wladislaw (Keilbach / Weltergewicht) verlor leider seinen ersten Kampf und war dadurch ausgeschieden. „Unsere“ Österreicher – wir sind eine Kampfgemeinschaft und dort als deutsch-österreichisches Team aufgetreten – haben noch zwei weitere Bronze-Medaillen geholt: Damian Visenja (Superschwergewicht) und Nicole Schnalzer (Federgewicht).
Die österreichischen Favoriten sind leider auch frühzeitig aus dem Turnier ausgeschieden, aber auch viele andere Titel-Favoriten anderer Länder. Schweden, Neuseeland, Bahrain waren super stark! Aber auch Bulgarien… Die Wettkampf-Statistik wird bestimmt demnächst veröffentlicht.
Frage: Was ist eigentlich für Dich das Besondere am MMA? Was beinhaltet diese Sportart? Es soll ja einige Menschen geben, die damit nicht viel anfangen können…
Julia Dorny: Wie schon gesagt: Es ist die Komplexität des Sports und die verschiedenen Arten des Kämpfens. Das heißt ein Fehler kann auch den Besten den Sieg kosten, wenn der andere beispielsweise am Boden sehr stark ist. Ich finde es so schön, auch verschiedene Sportarten zu trainieren. Ich, als Judoka, hätte nie gedacht, dass mir Boxen bzw. Kickboxen solchen Spaß machen würde. …Dass ich das alles im Wettkampf mit meinem Judo bzw. meinem Sumo kombinieren und taktisch anwenden kann, bereitet mir viel Freude. Kämpfen ist einfach mein Leben!
Und für alle, die MMA so gar nicht kennen: Es ist wirklich großer Sport! MMA, was wie erwähnt für Mixed Martial Arts steht, also gemischte Kampfkünste, ist eine facettenreiche Sportart, in der verschiedene Kampfsport-Disziplinen vereint werden: Es darf geboxt werden und gekickt wie beim Kick- bzw. Thaiboxen oder Kykoshinkai Karate. Zudem wird gerungen und geclincht, am Boden gekämpft, wie beim Brazilian Jiu-Jitsu oder beim Judo, es kann geworfen werden, usw.
Für Außenstehende wird durch diese Komplexität oft nicht verstanden, dass es klare Regeln gibt (Unified Rules), dass beispielsweise Geschlechts- oder Weichteile niemals angegriffen werden dürfen, Kopfstöße verboten sind oder Angriffe auch auf die T-Zone am Schädel.
Sollte dieses passieren, wird ein Sportler erst ermahnt, dann disqualifiziert. Die Kampfrichter bei der IMMAF sind sehr streng und lassen nichts durchgehen. Kniebewegungen zum Kopf sind bei den Amateuren ebenfalls untersagt sowie alle gedrehten Bein- und Fußhebel.
Letzte Frage: Welche Wettkämpfe stehen für Dich 2017 noch im Jahresendprogramm?
Julia Dorny: Also ich kämpfe demnächst wieder Judo, um mich für die Deutschen Meisterschaften 2018 zu qualifizieren. Ansonsten ist noch einmal MMA im Dezember auf der Agenda und dann kann ich auch ruhigen Gewissens sagen, dass ich dieses Jahr alles gegeben habe und entspannt das Jahr ausklingen lassen kann. Ich freue mich auf 2018 und meine bevorstehenden Kämpfe. So lange es mir noch so viel Freude bereitet und mich erfüllt, wird sich daran auch nichts ändern. Also seid dabei und supported mich… #getshitdone!
Vielen Dank, weiterhin alles erdenklich Gute und maximale Erfolge!
IMMAF-WM 2017
Medaillenspiegel
1. Schweden: viermal Gold, einmal Bronze
2. Bahrain: zweimal Gold, dreimal Bronze
3. USA: zweimal Gold, zweimal Bronze
4. Bulgarien: zweimal Gold
5. Neuseeland und Frankreich: einmal Gold, einmal Silber
7. Italien und Brasilien: jeweils einmal Gold
9. Kasachstan: dreimal Silber, zweimal Bronze
10. Finnland: zweimal Silber, zweimal Bronze
11. Weißrussland: zweimal Silber
12. Großbritannien: einmal Silber, zweimal Bronze
13. Polen und Irland: jeweils einmal Silber, einmal Bronze
15. Island und Nordirland: jeweils einmal Silber
17. Australien: dreimal Bronze
18. Ungarn, Österreich und Albanien: jeweils zweimal Bronze
21. Mexiko, Deutschland, Luxemburg, Türkei und Belgien: jeweils einmal Bronze
Weltmeisterinnen und Weltmeister
Frauen
Halbfliegengewicht: Anna Astvik (Schweden)
Fliegengewicht: Michele Oliveira (Brasilien)
Bantamgewicht: Manon Fiorot (Frankreich)
Federgewicht: Fabiana Giampa (Italien)
Leichtgewicht: Gase Sanita (Neuseeland)
Herren
Fliegengewicht: Serdar Altas (Schweden)
Bantamgewicht: Gamzat Magomedov (Bahrain)
Federgewicht: Delyan Georgiev (Bulgarien)
Leichtgewicht: Quitin Thomas (USA)
Weltergewicht: Benjamin Bennett (USA)
Mittelgewicht: Khaled Laallam (Schweden)
Halbschwergewicht: Murtaza Talha Ali (Bahrain)
Schwergewicht: Irman Smajic (Schweden)
Superschwergewicht: Atanas Krastanov (Bulgarien)
M.Michels