Olympische Gesprächsrunde in der Landeshauptstadt M-V mit früheren Schweriner Olympioniken
Neun Olympiasiegerinnen und Olympiasieger, die entweder in Schwerin geboren wurden oder einen Schweriner Verein angehörten, kann die Landeshauptstadt M-V vorweisen, so im Boxsport Jochen Bachfeld (1976), Andreas Zülow (1988) bzw. Andreas Tews (1992), in der Leichtathletik Gerd Wessig (1980) bzw. Jürgen Schult (1988), im Schwimmen Andrea Pollack, 1976, 1980), im Rudersport Michael Wolfgramm (1976), im Bahn-Radsport Stefan Nimke (2004) und im Kanu-Rennsport Peter Kretschmer (2012).
Dazu konnten die Zwillingsschwestern Ramona (2004, 2012) und Carmen Brussig (2012) auch Gold bei den Paralympics gewinnen.
Einige von ihnen, so der Olympiasieger im Diskuswerfen von 1988, Jürgen Schult, der Olympiasieger im Hochsprung von 1980, Gerd Wessig, und der Olympiasieger im Boxsport (Leichtgewicht) von 1988, Andreas Zülow, weilten am 11.August zu einer olympischen Gesprächsrunde im Cafe Honig des Kaufhauses Kressmann in Schwerin.
M.M. befragte am Rande der Veranstaltung die früheren Leichtathleten Jürgen Schult und Gerd Wessig zum olympischen Geschehen in Rio de Janeiro aus deren persönlicher Sicht.
Nachgefragt bei Jürgen Schult, Jahrgang 1960, Geburtsort: Neuhaus, SC Traktor Schwerin, Schweriner SC, Diskuswerfen, Olympiasieger 1988, Weltmeister 1987, Europameister 1990, Olympia-Zweiter 1992, Olympia-Sechster 1996 und Olympia-Achter 2000
„Der olympische Funke ist noch nicht rübergesprungen…“
Frage: Herr Schult, welche beruflichen Verpflichtungen haben Sie zurzeit?
Jürgen Schult: Ich bin derzeit leitender Bundestrainer Wurf, das heißt meine Zuständigkeit umfasst alle Wurf-Disziplinen. Das beinhinhaltet zudem auch Aufgaben in der Planung und Organisation, zum Beispiel im Hinblick auf Trainingslager und Aus- bzw. Weiterbildung. Zusätzliche Verantwortung habe ich für den Bereich Diskuswurf der Männer – von der Elite bis zum Nachwuchs.
Frage: Und nach Rio konnten oder wollten Sie nicht?
Jürgen Schult: Jein. Es ist ja so, dass ich seit dem letzten Jahr keine eigenen Athleten habe. Der Arbeitsumfang als Bundes- und Disziplintrainer lässt dieses einfach nicht mehr zu. Das eine würde unter dem anderen leiden…
Des Weiteren sind die olympischen Trainerplätze limitiert. Auf zwei bis drei Athleten kommt ein Betreuer und selbst diese Plätze sind gestückelt, das heißt, der Schwimm-Trainer, der jetzt noch da ist, gibt seinen Platz dann weiter an zum Beispiel an einen Tennis-Trainer und der wiederum an einen Leichtathletik-Trainer – je nachdem, wer später noch kommt.
Natürlich wäre ein Dabeisein vor Ort schön gewesen, aber so hat eben ein Trainer eine Chance, der seine Athleten vor Ort persönlich betreuen kann.
Frage: Wenn Sie, aus der Ferne, aktuell so auf Rio schauen: Wie ist Ihre Stimmung angesichts der sportlichen Resultate und der ganzen „olympischen Nebenschauplätze“?
Jürgen Schult: Wenn ich mir das olympische Hauptprogramm so anschaue, dann habe ich den Eindruck, dass die Fußball-EM zwar gerade Geschichte ist, aber auch unter den fünf olympischen Ringen wieder der Fußballsport dominiert. Viele Sportarten, sofern man nicht den Livestream im Internet verfolgen möchte, finden im TV kaum statt…
Offen gesagt, bin ich auch noch nicht so ganz in das olympische Geschehen reingekommen, was auch damit zusammenhängt, dass meine Sportart, die Leichtathletik, ja erst in der zweiten Olympia-Woche beginnt.
Außerdem bin ich – beruflich betrachtet – ohnehin schon im nächsten Jahr, denn es gilt, notwendige sportliche Planungen für 2017 bereits jetzt vorzunehmen.
Durch die Zeitverschiebung sind ja die wichtigen Wettkämpfe erst in der Nacht, dann sehe ich mir morgens lieber die Zusammenfassung an. Im Hinblick auf die Leichtathletik werde ich mir allerdings auch in der Nacht einiges ansehen.
Bis jetzt, ist wie erwähnt, der olympische Funke noch nicht rüber gesprungen, was auch mit den Diskussionen um Doping, Kommerz, den Skandalen im IOC, den exorbitanten Olympia-Kosten usw. im Vorfeld zu tun hat. Da verstehe ich einige Leute, die sagen: Olympia interessiert mich kaum.
Frage: Was erwarten Sie nun von den deutschen Startern im Wurf-Bereich?
Jürgen Schult: Ich hoffe natürlich auf maximale Erfolge. Wir haben mit Robert Harting, Christoph Harting sowie Daniel Jasinski im Herren-Diskuswerfen drei Leute dabei, die sehr ambitioniert sind.
Die letzten Informationen, die ich erhielt, sind, dass alle gut drauf und leistungsfähig sind. Wichtig ist, dass alle dann, wenn es darauf ankommt, ihre Leistung abrufen können.
Wie schnell Träume zerplatzen können, mußten wir aktuell bei den Schwimmern, Straßen-Radsportlern, Boxsportlern, Judoka oder Fechtern erleben.
Ich hoffe, dass das uns Leichtathleten in Rio nicht passieren wird. Die deutschen Leichtathleten sind aber gut vorbereitet und müßten gute Endkampf-Chancen haben. Wenn ich mir als Wurf-Bundestrainer etwas wünschen dürfte, so wären das vier bis fünf Medaillen.
Frage: Wie beurteilen Sie die olympischen Chancen von Schwerins Stabhochspringerin Martina Strutz?
Jürgen Schult: „Strutzi“ kenne ich ja seit 20 Jahren, als sie noch Schülerin an der Sportschule war. Ich hatte sie noch 2011 getroffen, als sie seinerzeit Vize-Weltmeisterin in Daegu wurde. Ihre Entwicklung „im höheren Alter“ ist schon bemerkenswert. Ich glaube aber, dass Martina in diesem Jahr nicht in der Form ist, um in Rio vorn mitzuspringen. Aber ich irre mich gern und „Strutzi“ ist immer für eine Überraschung gut.
Letzte Frage: Sind Sie eigentlich selbst sportlich noch aktiv?
Jürgen Schult: Ja, schon. Ich widme mich dem aktiven Fußball- und Tennissport, halte mich so persönlich fit.
Statement von Gerd Wessig, Jahrgang 1959, Geburtsort Lübz, SC Traktor Schwerin, Hochsprung-Olympiasieger 1980 in Moskau mit dem Weltrekord von 2,36 Meter
„Hoffe auf die Leichtathleten…“
Frage: Wie beurteilen Sie, auch aus der Ferne, „die Atmosphäre“, das Fluidum in Rio, Herr Wessig? Wie beurteilen Sie dabei die Ergebnisse des deutschen Olympia-Teams?
Gerd Wessig: Also, Fluidum Rio… Das ist doch ziemlich weit weg. Ungünstige Übertragungszeiten und schlechtes Wetter – das ist bei mir so hängen geblieben.
Die deutsche Erfolgsbilanz ist sehr durchwachsen – von ganz schlecht bis hin zu mitunter recht gut, wenn ich auf die heutigen (11.8.16) drei Goldmedaillen im Rudern und im Schießsport blicke. Das war endlich einmal ein Lichtblick.
Ansonsten müssen sich einige etwas einfallen lassen – insbesondere im Hinblick auf das deutsche Sportsystem.
Unseren Leichtathleten drücke ich natürlich ganz fest die Daumen, dass zumindest deren Wünsche und Hoffnungen in Erfüllung gehen. Olympia ist eben Olympia. Das ist keine WM oder EM. Es sind Olympische Spiele, die stehen noch einmal unter einem ganz besonderen „Winkel“. Der Athlet, ganz gleich, ob er das erste Mal oder schon öfter dabei war, steht unter einem anderen Druck als bei kontinentalen oder globalen Titelkämpfen. Man will unbedingt Bestmögliches erreichen – und dann muß man auch die nötige Lockerheit mitbringen.
Vielen Dank und weiterhin alles erdenklich Gute!
… Übrigens: Aus dem Gastgeberland der kommenden Olympischen (Sommer-)Spiele 2020 in Tokyo, also aus Japan, war eine siebenköpfige Sport-Delegation zu Gast in Schwerin, wie die Pressestelle der Stadtverwaltung Schwerin mitteilte. Vom 2.August bis 7.August weilten die japanischen Sportlerinnen zwischen 16 und 21 Jahren, die aktive Schwimmer, Fußballspieler, American Footballer, Basketballer, Handballer und Karateka sind, in der Landeshauptstadt M-V. Dort besuchten sie auch ein Judo-Training. Noch bis zum 14.August sind die japanischen Sportler in Güstrow sowie im Landkreis Ludwigslust-Parchim.
Update (30.9.16): Bei den Paralympics 2016 in Rio gewann die gebürtige Schwerinerin Vanessa Low Gold im Weitsprung…
Marko Michels
Exkurs: Olympia in Mittel- und Südamerika:
Mexico-City 1968 im Rückblick
Die 31.Olympischen (Sommer-)Spiele der Neuzeit in Rio de Janeiro sind die siebenten auf dem amerikanischen Doppel-Kontinent sein – nach Saint Louis 1904, Los Angeles 1932, Mexico-City 1968, Montreal 1976, Los Angeles 1984 und Atlanta 1996.
Es sind sogar – nach dem erwähnten Mexico-City 1968 – erst die zweiten Spiele in Lateinamerika.
Olympia auf dem amerikanischen Doppel-Kontinent
Tja, Olympia auf dem amerikanischen Doppel-Kontinent. Das ging oft nach hinten los. Bereits 1904 in Saint Louis war das Gebotene nicht gerade „das Gelbe vom Ei“. Die Spiele waren seinerzeit in die Weltausstellung integriert und zogen sich von Juli 1904 bis November 1904 hin. Von 651 olympisch Sporttreibenden stammten 543 aus den USA und gerade einmal 17 aus Deutschland. Dank der Berliner Schwimmer Emil Rausch, Walter Brack und Georg Zacharias gab es aus deutscher Sicht immerhin 4 x Gold.
Die nächsten Spiele auf dem amerikanischen Doppel-Kontinent, 1932 in Los Angeles, waren da schon deutlich attraktiver und auch Mecklenburg spielte mit: Der gebürtige Schweriner Alfred Meyer (1882-1956) nahm 1932 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles an den „Kunstwettbewerben“ in der Rubrik „Literatur“ teil. Er gewann damals zwar nicht, dafür aber der Bergsteiger und Schriftsteller Paul Bauer (1896-1990) aus der Nordpfalz für sein Buch „Am Kangehenzonga – Kampf um den Himalaya“ (1931).
Dann kam Mexico-City 1968 (Siehe folgende Abschnitte!), die Boykott-Spiele 1976 in Montreal (Afrika-Boykott), die Boykott-Spiele 1984 in Los Angeles (Boykott des Ostblocks) und die „Coca-Cola-Spiele“ 1996, die von einem Attentat überschattet wurden. Zudem sollten die Spiele 1996 – einhundert Jahre nach den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen – wieder in der griechischen Hauptstadt ausgetragen werden. Das IOC hatte jedoch anderweitige wirtschaftliche Interessen.
Vor fast fünfzig Jahren: Mexiko und die Olympischen Spiele 1968
In Mexico-City 1968 lebte hingegen die olympische Idee jedoch wirklich – im Gegensatz zu 1904, 1976, 1984 oder 1996. Aber nur dank der „einfachen Menschen“ vor Ort!
Mehr als 4700 Sportler und fast 800 Sportlerinnen aus 112 Ländern nahmen an den „Höhen-Spielen“ in Mexico-City teil, die relativ spät, erst im Oktober 1968, stattfanden.
Was war anders, was war neu in Mexico-City 1968?!
Dank der Höhenluft, elektronischer Zeiten-Messung und einer Kunststoff-Bahn (Tartanbahn) in der Leichtathletik wurden zahlreiche Weltrekorde aufgestellt. Die Rekord-Bilanz in Mexico-City ist dabei im Rückblick schon sehr erstaunlich: 32 Weltrekorde und 83 olympische Rekorde. Die meisten Rekorde konnten in der Leichtathletik verzeichnet werden (14 Welt- bzw. 27 olympische Rekorde), gefolgt vom Gewichtheben (7 Welt- bzw. 22 olympische Rekorde), Schwimmen (6 Welt- bzw. 23 olympische Rekorde), Bahn-Radsport (3 Welt- bzw. 5 olympische Rekorde) und Sportschießen (2 Welt- bzw. 6 olympische Rekorde).
Nicht nur am Rande bemerkt: Seit Mexico-City 1968 gibt es die „obligatorischen Doping-Tests“… Wie wir heute wissen, nahmen nicht wenige der damaligen Medaillen-Gewinnerinnen und -Gewinner aus Ost und West „Hilfsmittel“. Die Qualität und Quantität der Tests „hielt“ schon damals mit der (Doping-)Realität „nicht Schritt“.
Schon damals Proteste…
Und es gab auch einige Proteste gegen die Spiele bei den Mexikanerinnen und Mexikanern. Die Studenten- als auch die Frauenbewegung machten gegen die Spiele mobil. Trotz der massiven wirtschaftlichen Probleme wurden exorbitante Summen für den Bau der Sportanlagen seitens der mexikanischen Regierung bereit gestellt… Die Maxime war der Proteste war dabei: Spiele ja, aber nicht solche. Das IOC reagierte störrisch auf die Proteste im Vorfeld, wollte sogar die Spiele nach L.A. verlegen!
Leider muß man resümieren, dass es seitdem nicht besser wurde – im Gegenteil. Die Austragung Olympischer Spiele verschlingt astronomische Summen. Wozu eigentlich? Und: Für wen?!
Trotz allem: Glanzvolle Siegerinnen und Sieger 1968
Trotz aller Widrigkeiten gab es in Mexico-City herausragende sportliche Leistungen: Die Turn-Königin von Mexico-City, ja die erfolgreichste Olympionikin vor fast 50 Jahren war die Pragerin Vera Caslavska, mit 4 x Gold, 2 x Silber. Da sie den „Prager Frühling“ 1968, die Demokratie-Bewegung in der damaligen Tschechoslowakei unterstützte, durfte sie – auf Geheiß der stalinistischen Staats- und Parteiführung – ihre sportliche Karriere nicht fortsetzen…
Für eine innovative Erfindung im Hochsprung sorgte der Amerikaner Dick Fosbury. Erst lachte man über seine neue Technik, nach seinem Olympiasieg mit 2,24 Meter machten es ihm dann allerdings fast alle nach!
Der Sprung (fast) ins nächste Jahrhundert
Für den spektakulärsten Sprung („Sprung ins 21.Jahrhundert“) 1968 sorgte der Amerikaner Bob Beamon im Weitsprung. Mit 8,90 Meter verbesserte Beamon den damaligen bestehenden Weltrekord seines Landsmanns Ralph Boston aus dem Jahr 1965 (8,35 Meter) gleich um 55 Zentimeter. Erst 1991 verbesserte Mike Powell (USA) bei den WM 1991 in Tokyo den Beamon-Rekord um 5 Zentimeter auf 8,95 Meter. Dennoch: Nach wie vor sind die 8,90 Meter olympischer Rekord.
Ein Amerikaner schrieb hingegen in Mexico-Cita ebenfalls Geschichte – im Diskuswerfen. Nach 1956, 1960 und 1964 erkämpfte Al Oerter 1968 zum vierten Mal den Olympiasieg im Diskuswerfen. Der Westblock-Boykott verhinderte 1980 sein olympisches Comeback in Moskau. Vor 36 Jahren hatte Al Oerter noch reale Gold-Chancen! Ja, wenn sich die Politik, ob in Ost oder West, in den Sport einmischte und einmischt…
Im Gewichtheben avancierte dagegen der Ukrainer Leonid Shabotinski mit bewältigten 572,5 Kilogramm (Schwergewicht) im damaligen olympischen Dreikampf zum stärksten Mann der Spiele – vor dem Belgier Serge Reding und dem Amerikaner Joseph Dube.
Im Ringen wurde Japan mit 4 x Gold, 1 x Silber die erfolgreichste Nation im Medaillenspiegel dieser Sportart – dank der Siege im Freistil-Ringen durch Shigeo Nakata (-52 Kilogramm), Yojiro Uetaka (-57 Kilogramm), Masaaki Kaneko (-63 Kilogramm) und im griechisch-römischen Ringen durch Munji Munemura (-70 Kilogramm).
Starke UdSSR-Staffel und Schwergewichts-Gold für George Foreman
Die erfolgreichste Box-Staffel 1968 war jene der Sowjetunion mit 3 x Gold, 2 x Silber, 1 x Bronze, wobei Boris Lagutin das Halbmittelgewicht gewann. Für die USA gab es 2 x Gold – unter anderem durch George Foreman im Schwergewicht – 1 x Silber, 4 x Bronze und für Gastgeber Mexiko 2 x Gold – unter anderem für Ricardo Delgado im Fliegengewicht – 2 x Bronze.
Im Reitsport errang Deutschland-West (Josef Neckermann, Reiner Klimke, Liselott Linsenhoff) vor der Sowjetunion, der Schweiz und Deutschland-Ost Dressur-Gold. Im Radsport erkämpfte Frankreich 4 x Gold, 1 x Bronze – nicht zuletzt dank des Ausnahme-Duos Pierre Trentin und Daniel Morelon.
Im Herren-Turnen schaffte Japan 6 x Gold, 2 x Silber, 4 x Bronze mit Ausnahme-Turnern wie Sawao Kato, Akinori Nakayama oder Mitsuo Tsukahara. Bei den Frauen ver- und bezauberte – wie erwähnt – Vera Caslavska Zuschauer, Fans und Preisrichter.
Im Schwimmen scheffelten die Amerikanerinnen und Amerikaner 21 x Gold, 15 x Silber, 16 x Bronze. Charles Hickcox (3 x Gold, 1 x Silber) und Deborah Meyer (3 x Gold) waren dabei die Erfolgreichsten. Roland Matthes (SC Turbine Erfurt) gewann jedoch beide Rücken-Entscheidungen.
Gold für Ungarn im Fußball
In den angebotenen Ballsportarten 1968 setzten sich die Sowjetunion (Frauen-Volleyball, Herren-Volleyball), die USA (Herren-Basketball), Ungarn (Herren-Fußball), Pakistan (Feldhockey) und Jugoslawien (Wasserball) durch.
Zudem wurden Tennis und baskisches Pelota olympisch demonstriert. Die erfolgreichste Tennisspielerin war dabei Helga Masthoff aus Essen, die im Frauen-Einzel bzw. im Frauen-Doppel (mit Edda Buding) jeweils Gold und im Mixed-Wettbewerb (mit Jürgen Faßbender) Silber holte. In den fünf Wettbewerben im baskischen Pelota gingen die Medaillen nach Spanien, darunter 2 x Gold, Mexiko, darunter 2 x Gold, Frankreich, darunter 1 x Gold, Argentinien und Uruguay.
Afrika mit 16 Medaillen
Afrika errang 1968 beachtliche 16 Medaillen (Kenia 3 x Gold, 4 x Silber, 2 x Bronze; Äthiopien 1 x Gold, 1 x Silber; Tunesien 1 x Gold, 1 x Bronze; Uganda 1 x Silber, 1 x Bronze und Kamerun 1 x Silber). Die Olympiasiege für „den schwarzen Kontinent“ erkämpften vor fast 50 Jahren über 1500 Meter Kipchoge Keino, über 10000 Meter Naftali Temu, über 3000 Meter Hindernis Amos Biwott (alle Kenia), über 5000 Meter Mohamed Gammoudi (Tunesien) und im Marathon-Lauf Mamo Wolde (Äthiopien).
Eine der größten Überraschungen der Spiele 1968 war zudem der Erfolg der anmutigen Französin Colette Besson über 400 Meter.
Ja, es gab im olympischen Sport 1968 wahrlich schöne Momente.
Olympia 1968 und die Mecklenburger bzw. Vorpommern
Und: Das Schöne am „Ganzen“?! Auch M-V war quantitativ (und qualitativ) bestens dabei.
Zwei Rostocker im Ringen „vergoldet“
In der Traditionssportart Ringen waren ein M-V-Quintett vor Ort. Rudolf Vesper sowie Lothar Metz (beide ASK Vorwärts Rostock) gelang vor fast 50 Jahren jeweils Olympia-Gold: Rudolf Vesper im Weltergewicht (griechisch-römischer Stil) und Lothar Metz im Mittelgewicht (griechisch-römischer Stil). Der gebürtige Demminer Klaus-Jürgen Pohl (SG Dynamo Luckenwalde) startete im Leichtgewicht (griechisch-römischer Stil).
Auch im Freistil-Ringen war M-V vertreten, so durch Jürgen Luczak (ASK Vorwärts Rostock) im Federgewicht und den gebürtigen Tessiner Peter Döring (SG Dynamo Luckenwalde) im Mittelgewicht (Sechster).
Olympisches Rudern 1968 mit Rostockern
Im Rudern „mischten“ Rostocker 1968 ebenfalls mit. Zwar nur „Ersatz“, aber auch nominiert waren Manfred Wiesner (ASK Vorwärts Rostock, Zweier ohne) und Bernd Meerbach (ASK Vorwärts Rostock, Vierer mit). Mit dem DDR-Achter belegten Günter Bergau (ASK Vorwärts Rostock), Peter Gorny (ASK Vorwärts Rostock), der gebürtige Anklamer Peter Hein (TSC Berlin), der gebürtige Schweriner Manfred Schneider (SC Dynamo Berlin) und Karl-Heinz Danielowski (ASK Vorwärts Rostock) den siebenten Rang.
Der westdeutsche Achter, unter anderem mit dem heute berühmten „Wetter-Weisen“ Gunther Tiersch, wurde damals Olympiasieger. Indes: Manfred Schneider erkämpfte dann mit dem DDR-Achter 1972 Olympia-Bronze und Karl-Heinz Danielowski jubelte 1976 mit dem DDR-Achter sogar über Gold.
Zwei Schweriner im Box-Ring
In der „Schweriner Sportart Nummer eins“, dem Boxen, waren 1968 zwei Faustkämpfer des SC Traktor Schwerin im olympischen Box-Ring aktiv: Jürgen Schlegel, EM-Dritter 1967 im Schwergewicht sowie EM-Dritter 1969 im Halbschwergewicht, erreichte im Halbschwergewicht das Viertelfinale und wurde Fünfter. Bernd Juterzenka wurde hingegen Siebzehnter im Bantamgewicht. Vier Jahre später, 1976 in Montreal, schaffte Jochen Bachfeld (SC Traktor Schwerin) das erste olympische Box-Gold (Weltergewicht) für M-V.
Zwei vierte Plätze im Fechten für M-V
Knapp verpassten ein Mecklenburger und ein Vorpommer auf der olympischen Planche 1968 eine Medaille. Bernd Uhlig, geboren in Wiek auf Rügen und für die SG Dynamo Eisenach startend, belegte mit dem Degen-Team der DDR Rang fünf und Franz Rompza, geboren in Seehof bei Schwerin und Mitglied des TSB Heidenheim an der Brenz, kam mit dem westdeutschen Degen-Team sogar auf Platz vier.
M-V-Trio in der Leichtathletik
In der olympischen Kernsportart Leichtathletik konnte 1968 ein Trio aus M-V starten. So qualifizierte sich Barbara Wieck vom SC Empor Rostock für den 800 Meter Lauf und Renate Garisch-Culmberger, verheiratete Boy, ebenfalls SC Empor Rostock, das Finale im Kugelstoßen. Dort wurde die Olympia-Zweite von 1964 am Ende Fünfte.
Die gebürtige Greifswalderin Karin Illgen (SC DHfK Leipzig) schaffte Diskuswerfen einen zehnten Platz. Nach Olympia 1968 wurde Karin Illgen EM-Dritte 1969, Universiade-Siegerin 1970 und Europacupsiegerin 1970 (wie bereits 1967). Seit 1991 nimmt Karin Illgen wieder an internationalen Meisterschaften teil – im Senioren-Bereich. Dort ist sie ebenfalls äußerst erfolgreich.
Im Kanu-Rennsport erreichte ein Athlet vom SC Empor Rostock 1968 zudem eine vordere Platzierung: Klaus-Uwe Will wurde mit dem DDR-Vierer-Kajak über die 1000 Meter Sechster.
Zwei Reiter aus M-V im Dressur-Viereck 1968
Und auch „hoch zu Ross“ präsentierte sich M-V vor knapp fünf Jahrzehnten hervorragend. Horst Köhler, in Röbel geboren und für den ASK Vorwärts Potsdam startend, belegte in der Dressur die Ränge vier (mit der DDR-Mannschaft) und fünf (Einzel). Sein Dressur-Team-Kollege Gerhard Brockmöller, geboren in Darchau (ehemaliger Landkreis Hagenow) und auch für den ASK Vorwärts Potsdam startend, wurde in der Dressur-Einzelwertung Zwölfter.
Sehr aktiv: Rostockerinnen und Rostocker im olympischen Schwimmbecken 1968
Im Schwimm-Becken setzten Athletinnen und Athleten aus Rostock sportliche Akzente. So nahmen Sigrid Gorasch (SC Empor Rostock, 800 Meter Freistil), Doris Kohardt (SC Empor Rostock, 200 Meter Rücken) und die gebürtige Rostockerin Christine Strübing (100 Meter Schmetterling und 200 Meter Schmetterling) , in Diensten des SC DHfK Leipzig, aktiv am sportiven Geschehen teil.
Bei den Herren sprangen auch vordere Platzierungen und sogar Medaillen heraus. Über 100 Meter Brust bzw. 200 Meter Brust wurde Egon Henninger (ASK Vorwärts Rostock) Achter bzw. Sechster – Klaus Katzur (ASK Vorwärts Rostock erreichte dort die Vorläufe, was Frank Wiegand (ASK Vorwärts Rostock) über 200 Meter Lagen auch schaffte. Über 4 x 100 Meter Freistil wurden Udo Poser und Frank Wiegand (beide ASK Vorwärts Rostock) mit der DDR-Staffel Fünfte und im 4 x 200 Meter Freistil-Wettkampf kamen Alfred Müller bzw. Frank Wiegand (beide ASK Vorwärts Rostock) mit dem DDR-Team auf den siebenten Rang. Über Silber mit der DDR-Staffel über 4 x 100 Meter Lagen jubelten dann Frank Wiegand und Egon Henninger.
Bronzener Drachen aus Rostock
Gesegelt wurde 1968 natürlich auch – vor Acapulco. Dort war ein Rostocker Extett vor Ort… Jürgen Mier (ASK Vorwärts Rostock) wurde im Finn-Dinghi-Wettbewerb Dreizehnter. In der „Star“-Klasse schafften Hartmann Bogumil bzw. Udo Springsklee (ASK Vorwärts Rostock) Rang vierzehn. Und Bronze-Momente erlebten in der „Drachen“-Konkurrenz Paul Borowski, Karl-Heinz Thun und Konrad Weichert (alle SC Empor Rostock).
Zwischen Turnen und Wasserspringen
Im olympischen Turn-Bereich erkämpfte Marianne Noack (SC Empor Rostock) mit der DDR-Frauen-Riege im Mannschafts-Mehrkampf auch Bronze. Ersatz-Turnerin war hier Christine Schmitt (SC Empor Rostock). Christine Schmitt wurde folgend 1972 in München mit der DDR-Frauen-Riege Olympia-Zweite.
Und in der Rostocker Traditionssportart Wasserspringen kam Ingrid Gulbin, die gebürtige Dresdnerin, im Kunstspringen auf Platz fünf. Diese war acht Jahre zuvor, 1960 in Rom, für den SC Einheit Dresden zweifache Olympiasiegerin geworden – im Kunst- und im Turmspringen.
Bei den Spielen 1964 in Tokyo startete Ingrid Gulbin-Engel-Krämer für den SC Empor Rostock und triumphierte dort im Kunstspringen und belegte Rang zwei im Turmspringen. Anmerkung am Rande: Die letzten olympischen Medaillen für Rostocker Sportvereine erkämpften auch zwei Wasserspringerinnen – Annika Walter (WSC Rostock) mit Silber 1996 im Turmspringen und Dörte Lindner (WSC Rostock) mit Bronze 2000 im Kunstspringen (plus paralympisches Bronze für Jana Schmidt vom 1.LAV Rostock 2012 über die 100 Meter).
Was bleibt von Mexico-City 1968?!
Was wird aber von Mexico-City 1968 in nachhaltiger Erinnerung bleiben? Die „Black-Power-Bewegung“ natürlich – als Tommie Smith(Olympiasieger) und John Carlos (Olympia-Dritter) bei der Siegerehrung über die 200 Meter gegen die Rassen-Diskriminierung in den USA demonstrierten. Das widerwärtige Handeln der tschechoslowakischen Sportfeinde gegen die Turn-Königin von Mexico-City, Vera Caslavska. Der „Sprung ins 21.Jahrhundert“. Der „Fosbury-Flop“ im Hochsprung. Der Sensations-Sieg der Französin Colette Besson. Viele Weltrekorde und olympische Rekorde im Schwimmen, in der Leichtathletik, im Radsport, im Schießsport und im Gewichtheben.
Der Erfolg der Amerikaner im Medaillen-Ranking vor der Sowjetunion. Der Erfolg im innerdeutschen Duell für die DDR (DDR 9 x Gold, Westdeutschland 5 x Gold). Und vor allem gastfreundliche Mexikanerinnen und Mexikaner.
mic