Fast „abgehakt“: Die 17.Welt-Titelkämpfe im Schwimmen, Wasserball und Wasserspringen

Deutsche Bilanz eher dürftig…

Schwimmen Symbolfoto
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Endlich sind auch die 17.FINA-Weltmeisterschaften im Becken-Schwimmen, Langstrecken-Schwimmen, Synchron-Schwimmen, Wasserspringen, Klippenspringen und Wasserball in Budapest fast „abgehakt“. Rund 2400 maritime Sportlerinnen und Sportler aus 182 Ländern (plus ein Flüchtlingsteam) kamen in die ungarische Hauptstadt, um festzustellen, wer denn nun die besten Schwimmer, Springer und Wasserballer hat.

Deutsche Bescheidenheit beim Becken- und Langstrecken-Schwimmen

Was das Schwimmen im Becken und im freien Wasser betrifft, so kann man sagen, dass Deutschland nicht mehr die besten „Nixen“ und „Schwimmpferde“ hat. Da sind einige, warum auch immer, inzwischen viel, viel besser. Die traditionell starken Amerikanerinnen und Amerikaner etwa oder die Becken-Schwimm-Teams aus Großbritannien, China, Russland, Italien, Brasilien, Ungarn oder Australien (Zwar haben die „Aussies“ in Budapest schon 7 Becken-Medaillen, darunter allerdings noch keine goldene Plakette!).

Frankreich auf dem „offenen Wasser“ die Nummer eins

Im „offenen Wasser“ waren bei den sieben Entscheidungen die Französinnen und Franzosen eine „Macht“, erkämpften 4 x Gold, 1 x Silber, 1 x Bronze. Am erfolgreichsten waren Aurelie Muller mit 2 x Gold, 1 x Silber, Marc-Antoine Olivier (beide Frankreich) mit 2 x Gold, 1 x Bronze und die Brasilianerin Ana Marcela Cunha mit 1 x Gold, 2 x Bronze.

USA im Becken dominant

Im Becken-Schwimmen führen die USA nach 28 von 42 Entscheidungen mit 10 x Gold, 10 x Silber, 5 x Bronze das Medaillen-Ranking an – das dürfte bis zum Schlußtag am 30.Juli so bleiben. Dahinter folgen mit Abstand Großbritannien mit 4 x Gold, China mit 3 x Gold, 2 x Silber, 4 x Bronze, Russland mit 3 x Gold, 1 x Silber, 3 x Bronze und Italien mit 2 x Gold, 3 x Bronze. Die deutschen Becken-Schwimmerinnen und -Schwimmer übten sich wieder eimal in Bescheidenheit – dank Franziska Hentke vom SC Magdeburg gab es 1 x Silber über 200 Meter Schmetterling. Auf dieser Distanz hatte die gebürtige Schwerinerin Rosemarie Kother-Gabriel jeweils WM-Gold 1973 in Belgrad und 1975 in Cali erkämpft.

Ob es in den Schwimm-Wettkämpfen fair zuging, ist fraglich. Es purzelten Welt-, Kontinental- und Meisterschaftsrekorde, beileibe nicht nur von den vermeintlich (doping-)verdächtigen russischen Schwimmerinnen und Schwimmern, sondern unter anderem  auch von Briten, Italienern und insbesondere Amerikanern. Von medialer und funktionärstechnischer Seite gibt es in diese Richtungen, bis auf wenige Ausnahmen, jedoch keine Anschuldigungen und Verdächtigungen. Sportliches Pharisäertum oder einseitige Meinungsbildung?

Bleibt nur zu hoffen, dass die Medaillengewinner von heute auch noch in den Medaillen-Listen nach 5, 10 oder mehr Jahren stehen werden…

Zum wahrhaft Sportiven…

Goldene Sprünge für das „Reich der Mitte“

Im Wasserspringer wurde China in den 13 Entscheidungen wieder einmal die Nummer eins mit 8 x Gold, 5 x Silber, 2 x Bronze. Deutschland holte hier 1 x Silber, 1 x Bronze durch Patrick Hausding (Einzel vom Drei-Meter-Brett, Silber) und ebenfalls Patrick Hausding/Sascha Klein (Synchronspringen vom Zehn-Meter-Turn, Bronze). Die erfolgreichsten Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen natürlich aus dem „Reich der Mitte“:

bei den Frauen Ren Qian mit 2 x Gold, 1 x Bronze bzw. Shi Tingmao mit 2 x Gold und bei den Herren Chen Aisen bzw. Xie Siyi mit jeweils 1 x Gold, 1 x Silber.

Goldene russischen „Nixen“ im Synchron-Schwimmen

Die anmutigen Russinnen konnten dagegen wieder die „Pole Position“ im Synchron-Schwimmen erkämpfen. In den 9 Entscheidungen schafften die russischen SYnchron-Schwimmerinnen 7 x Gold, 1 x Silber. Dabei war Swetlana Kolesnichenko die unbestrittene „Königin“ mit 4 x Gold.

Schafft Anna Bader Gold?

Beim Klippenspringen, das nach 2013 und 2015 zum dritten Mal auf dem Programm steht, führen nach den ersten Durchgängen bis dato bei den Frauen die gebürtige Mutlangerin Anna Bader, die WM-Dritte von 2013, und  bei den Herren Gary Hunt (Großbritannien), Weltmeister 2015 und Vize-Weltmeister 2013. Den ersten WM-Titel im Klippenspringen bei den Herren gewann 2013 Orlando Duque aus Kolumbien. Die bisherigen WM-Goldmedaillen im Klippenspringen bei den Damen gingen bisher an die USA, 2013 an Cesilie Carlton und 2015 an Rachelle Simpson.

Favoritinnen und Favoriten im Wasserball in den Endspielen

Auch im Wasserball wurden die WM-Titel 2016 noch nicht vergeben. Die meisten WM-Titel sicherten sich bei den Herren bis 2015 Serbien (einschließlich Jugoslawien), so 1986, 1991, 2005, 2009 bzw. 2015, und Ungarn 1973, 2003 bzw. 2013. Bei den Frauen sind die USA weltmeisterlich am besten – mit den Titeln 2003, 2007, 2009 bzw. 2015. Die Finals 2017 bestreiten bei den Herren Ungarn gegen Kroatien und bei den Frauen USA gegen Spanien.

Schwimmen und Schwerin / Schwimmen und M-V

Tja, Schwimmen, das wollten die Deutschen schon “immer” – und “schnell” breitete sich der organisierte Schwimm-Enthusiasmus über ganz Deutschland aus (1878 erster deutscher Schwimm-Verein in Berlin).

Aber, überraschenderweise, erreichte die „deutsche Schwimmbegeisterung“ die mecklenburgische Residenzstadt Schwerin relativ spät. Erst um 1910 begannen sich am Schwimmsport begeisterte Schweriner zu gemeinsamen, ungezwungenen Wettschwimmen zu treffen. … Und es dauerte noch weitere drei Jahre, ehe sich auch in Schwerin ein Schwimmklub herausbildete.

1913 – ein Schwimmverein für Schwerin

Dieser konstituierte sich 1913 – kurz vor dem ersten internationalen Schweriner Schwimmfest im August 1913. Zu diesem schwimmsportlichen Großereignis in Schwerin lud der Vorsitzende des Ausschusses zum Schwimmfest bzw. der maßgebliche Begründer des Schweriner Schwimmklubs, der Ingenieur Grotefend, den Großherzog ein.

Und das tat der Schweriner Schwimmsportfreund in einer Art und Weise, die bezeichnend für die traditionelle Verquickung von Sport, Politik und Wirtschaft ist, wie die noch vorhandene Einladung an den großherzoglichen Herren im Landeshauptarchiv Schwerin beweist:

„Um in der von schönen Seen umgebenen Residenzstadt Schwerin die Freude am Wassersport zuheben, veranstaltet am 24.August d.J. (1913 – Anm.d.V.) der unter dem Protektorat Seiner Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen stehende Deutsche Schwimmverband in Schwerin ein internationales Schwimmfest.

Der Zweck dieses Schwimmfestes soll der sein, Freunde dieses gesunden Sportes zu gewinnen, die sich, wie es kürzlich in Rostock der Fall war, auch in Schwerin zu einem Schwimmverein zusammenzuschließen, um diesen Sport weiter zu fördern. Der Deutsche Schwimmverband will dieser großen und schönen Sache dienen und die in Schwerin befindliche Ortsgruppe unterstützen, um am 24.August ein grosses Propagandaschwimmen im grossen Schweriner See zu veranstalten.

Wir richten an Eure Königliche Hoheit die untertänigste Bitte, dieses Unternehmen dadurch zu stützen, dass Eure Königliche Hoheit hierfür das Protektorat übernehmen und einen Preis stiften, der für die besten Leistungen der vom Deutschen Schwimmverband nach Schwerin entsandten Mannschaft bestimmt sein und im Namen Eurer Königlichen Hoheit der siegreichen Mannschaft überwiesen werden soll.

Wir bitten Eure Königliche Hoheit untertänigst, das bisher aller sportlichen Veranstaltungen gezeigte Interesse auch diesem gesunden Sport zuwenden zu wollen und sehen der Erfüllung unserer Bitte in Dankbarkeit entgegen …“

Da ließ sich der Großherzog doch nicht zweimal bitten. Tja, er wußte schon, was er an seinen „schwimmsportlichen Untertanen“ in Schwerin hatte.

60 Jahre später

Danach dauerte es 60 Jahre bis zu einem internationalen Schwimm-Titel für Schwerin: Bei den ersten Schwimm-WM 1973 in Cali holte die bereits angesprochene, gebürtige Schwerinerin Rosemarie Kother-Gabriel (SC Dynamo Berlin) Gold über 100 Meter und 200 Meter Butterfly, zwei Jahre später, bei den WM 1975 in Cali, wiederholte sie diesen Erfolg und 1976 in Montreal schaffte Rosemarie Kother-Gabriel noch Olympia-Bronze über 200 Meter Butterfly. Damals siegte auf dieser Distanz ebenfalls eine gebürtige Schwerinerin: Andrea Pollack (auch SC Dynamo Berlin). Diese erreichte zudem Olympia-Gold 1976/1980 jeweils über 4 x 100 Meter Lagen.

Und nun – aktuell?

Schwerin, Rostock, Stralsund, Neubrandenburg oder Anklam waren einst, auch nach der „Wende“, schwimmsportliche Hochburgen, zeichnen sich heute noch immer durch eine vorbildliche Nachwuchsarbeit und exzellente Wettkämpfe, zu denen junge Athletinnen und Athleten aus ganz Deutschland kommen, aus. Nach der Schule verlassen die einheimischen Talente jedoch oft M-V – aufgrund mangelnder echter Zukunftsperspektiven. Oder sie hören ganz mit dem leistungssportlichen Schwimmen auf…

Daran müßte sich eigentlich etwas ändern.

Last but not least: Das 14.Inselschwimmen Hiddensee-Rügen steigt am 29.Juli. Danach folgen unter anderem das 20.Kummerower Seeschwimmen am 30.Juli, das 48.Müritz-Schwimmen am 5.August, das 13.Schweriner Schloss-Schwimmen am 13.August, das 19.Internationale Vilm-Schwimmen am 26.August und das 23.Wismarbucht-Schwimmen am 27.August. Bereits Geschichte sind das 53.Sundschwimmen und das 16.Eurawasser-Warnowschwimmen.

Marko Michels

 

 

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