Die olympische Saison auch schon in Bobsport-Sicht

M-V mit groĂźer Tradition im Bobsport

Mitte November 2017, am 9./10.11., starten auch die Bob-Sportlerinnen und Bob-Sportler, zusammen mit den Skeleton-Fahrerinnen bzw. -Fahrern,  in ihre olympische Saison. Austragungsort des ersten von sechs Bobsport-Weltcups 2017/18 ist Lake Placid – dort, wo 1932 bzw. 1980 während der Olympischen Winterspiele die Entscheidungen im Bobsport stattfanden.

Die nächsten Stationen sind dann Park City (17./18.November 2017), Whistler (24./25.November 2017), Innsbruck-Igls (15./17.Dezember 2017, gleichzeitig EM), Altenberg (5./7.Januar 2018) und Königssee (19./21.Januar 2018). Die drei olympischen Bob-Entscheidungen in Pyeongchang, im Frauen-Zweier, Herren-Zweier und Herren-Vierer, gibt es dann zwischen dem 18.Februar 2018 und dem 25.Februar 2018.

Olympische Bob-Wettbewerbe in Sotschi 2014 im RĂĽckspiegel

In Sotschi 2014 ĂĽberzeugten im Zweier-Bob der Frauen Kaillie Humphries/Heather Moyse aus Kanada, im Zweier-Bob der Herren Alexander Subkow/Alexej Wojewoda aus Russland und im Vierer-Bob das Alexander-Subkow-Team. Insgesamt verteilten sich die neun bobsportlichen Olympia-Medaillen von Sotschi auf Russland (2 x Gold), Kanada (1 x Gold), die USA (1 x Silber, 3 x Bronze), Lettland (1 x Silber) und die Schweiz (1 x Silber). FĂĽr Deutschland gab es – nicht zuletzt wegen Material-Problemen – erstmals seit 50 Jahren kein olympisches Edelmetall im Bobsport.

Olympische Bobsport-Wettkämpfe und M-V

Olympische Bob-Entscheidungen – das waren ansonsten in der Vergangenheit, seit den Winterspielen 1976, und ebenfalls in der Gegenwart auch oftmals Wettkämpfe mit M-V-Beteiligung. Das war  2014 nicht anders.

Zurückgeblickt: Vor mehr als vier Jahrzehnten – zweimal olympisches Gold nach Rügen

Vor mehr als vier Jahrzehnten, am 24.Februar 1976, triumphierte in Innsbruch-Igls der aus Rügen stammende Meinhard Nehmer mit seinem Team (Jochen Babock, Bernhard Germeshausen, Bernhard Lehmann) mit 46 Hundertstel Sekunden Vorsprung vor Schweiz II mit dem Piloten Erich Scherer, der Bundesrepublik Deutschland I mit dem Piloten Wolfgang Zimmerer, Onkel der heutigen alpinen Erfolgs-Skifahrerin Maria Höfl-Riesch, und DDR II mit dem Piloten Horst Schönau. Bereits die olympische Entscheidung im Zweier-Bob 1976, am 7.Fenruar, hatte seinerzeit Meinhard Nehmer für sich entschieden.

Ein RĂĽganer mit dreimal Gold 1976/80

Den Vierer-Erfolg von Innsbruck-Igls 1976 wiederholte Meinhard Nehmer 1980 in Lake Placid. Nachdem es für den Rüganer acht Tage zuvor, am 16.Februar „nur“ Bronze im Zweier gegeben hatte, siegte er am 24.Februar 1980 mit DDR I und der Besatzung Bogdan Musiol, Bernhard Germeshausen und Hans-Jürgen Gerhardt klar mit fast einer Sekunde Vorsprung vor Schweiz I mit dem Piloten Erich Schärer (DDR I: 3:59,92, Schweiz I: 4:00,87).

14 Jahre später gab es für zwei Vorpommern eine bobsportliche Bronze-Medaille im Vierer bei den Winterspielen 1994 in Lillehammer. Hinter Deutschland II mit dem Piloten Harald Czudaj, Schweiz I mit dem Piloten Gustab Weder belegten der gebürtige Neubrandenburger Ulf Hielscher sowie der gebürtige Stralsunder Carsten Embach (dazu der gebürtige Brandenburger Rene Hannemann) im Bob Deutschland I des Piloten Wolfgang Hoppe am 27.Februar 1994 Rang drei.

Vier Jahre später, bei den Winterspielen 1998 in Nagano,  kam der Vierer-Bob Deutschland I mit dem Piloten Harald Czudaj und dem einstigen Zehnkampf-Weltmeister (1987) sowie Zehnkampf-Olympia-Silbermedaillengewinner (1988) Torsten Voss (bis 1990 SC Traktor Schwerin) auf Platz acht. Es gewann damals Deutschland II mit dem Piloten Christoph Langen.

2002 – Gold für einen Stralsunder

In Salt Lake City, bei den Winterspielen 2002, gab es dann endlich Gold fĂĽr den gebĂĽrtigen Stralsunder Carsten Embach im Vierer-Bob Deutschland II des Piloten Andre Lange (mit Carsten Embach, Enrico KĂĽhne, Kevin Kuske). Am 23.Februar 2002 gewannen die Vier im Vierer vor USA I mit Piloten Todd Hays und USA II mit Piloten Brian Shimer.

Ein Anklamer in der bobsportlichen Erfolgsspur

Nun setzt der gebĂĽrtige Anklamer Marko HĂĽbenbecker, Jahrgang 1986, vom Mitteldeutschen SC in Magdeburg, diese olympische Bob-Tradition „Made in M-V“ fort. So wurde der Vorpommer unter anderem 2012 Europameister mit dem Vierer bzw. Vize-Europameister mit dem Zweier, dazu im gleichen Jahr WM-Dritter mit dem Vierer. Im Jahr 2013 erkämpfte der Anklamer folgend sowohl WM- als auch EM-Gold im Bob des Piloten Maximilian Arndt. Bei Olympia 2014 belegte er mit dem Vierer Rang sechs. Zudem wurde Marko HĂĽbenbecker Vierer-Vize-Weltmeister 2015 und WM-Vierter mit dem Vierer 2016…

Wie lief es aber für die deutschen Bob- und Skeleton-Schlitten bei den vorerst letzten WM, im Februar 2017, am Königssee?!

Schwarz-Rot-Gold in der Erfolgsspur

Mit den Bob- und Skeleton-Schlitten ging es zwischen dem 17.Februar 2017 und 26.Februar 2017 am Königssee weltmeisterlich zu und die schwarz-rot-goldenen Schlitten „räumten“ dort „medaillentechnisch“ herausragend „ab“.

Bereits das erste WM-Wochenende sehr erfolgreich

Nachdem bereits das erste WM-Schlitten-Wochenende vom 17.Februar bis 19.Februar fĂĽr Schwarz-Rot-Gold sehr erfolgreich verlief, folgten am zweiten WM-Wochenende vom 24.Februar bis 26.Februar weitere Medaillen.

Die ersten drei WM-Entscheidungen am Königssee im Herren-Zweier-Bob, im Frauen-Bob und im Team-Wettbewerb Bob/Skeleton sorgten aus deutschem Blickwinkel bereits für einige Freude. So gab es zweimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze aus deutscher Sicht.

Herren-Zweier-Bob und das Bob-Skeleton-Team mit WM-Gold

Francesco Friedrich/Thorsten Margis jubelten über Gold im Herren-Zweier und die Mannschaft Bob/Skeleton Deutschland I (Johannes Lochner, Christian Rasp, Jacqueline Löllinger, Axel Jungk, Mariama Jamanka und Franziska Bertels) über den WM-Titel im Mannschaftswettkampf.

Mit Bronze im Herren-Zweier und Silber im Team-Wettbewerb gab es weiteres Edelmetall für die deutschen Starterinnen und Starter. Und auch die Bronzemedaille für die internationale Mannschaft in der Team-Entscheidung wurde massgeblich mit deutschen Schlitten errungen, unter anderem war das ambitionierte Skeleton-Talent Anna Fernstädt an der Bronzemedaille beteiligt.

USA mit Frauen-Zweier-Bob-Gold

Im Frauen-Zweier liess sich hingegen die USA mit Elana Meyers Taylor/Kehri Jones den Sieg nicht nehmen. Das deutsche Duo Mariama Jamanka/Annika Drazek belegte einen guten vierten Rang.

Alte Erfolgstraditionen nach wie vor „lebendig“

Der WM-Erfolg des Teams Bob/Skeleton setzte zudem eine deutsche Erfolgstradition fort. Bislang wurde der Team-Wettkampf Bob/Skeleton neunmal seit 2007 ausgetragen und siebenmal stand eine deutsche Mannschaft ganz oben. Die restlichen beiden Goldenen gingen an die USA.

Ăśberhaupt ist Deutschland eine Bob- uns Skeleton-Schlitten-Nation.

Im Herren-Bobsport (seit 1930 WM) eroberten die Deutschen bis 2016 insgesamt 131 WM-Medaillen, darunter 48 x WM-Gold, und im Frauen-Bobsport (seit 2000 WM) holten deutsche Besatzungen bis 2016 insgesamt 20 WM-Medaillen, darunter 8 x WM-Gold.

Bob-Sportler aus Mecklenburg und aus Vorpommern sorgten – wie eingangs erwähnt – auch schon fĂĽr goldene Momente, so der RĂĽganer Meinhard Nehmer (Vierer-Olympiasiege 1976 bzw. 1980, Vierer-WM-Gold 1977), der gebĂĽrtige Neubrandenburger Ulf Hielscher (Vierer-WM-Gold 1995), der gebĂĽrtige Stralsunder Carsten Embach (Vierer-WM-Gold 1995, 1997, 2000 bzw. 2003, Vierer-Olympia-Gold 2002) und der gebĂĽrtige Anklamer Marko HĂĽbenbecker (Vierer-WM-Gold 2013).

Auch im Skeleton einige WM-Erfolge aus deutscher Sicht

Und im Skeleton sammelten die deutschen Athletinnen und Athleten bei WM bis 2016 ebenfalls fleissig Medaillen, so bei den Frauen (WM seit 2000) bis 2016 insgesamt 11 WM-Medaillen, darunter 6 x Gold, und bei den Herren (WM seit 1982) bis 2016 insgesamt 9 WM-Medaillen, darunter 2 x Gold.

Der gebürtige Teterower und Skeleton-Sportler Sandro Stielicke wurde 2009 am Königssee Junioren-Weltmeister, im Gesamt-Weltcup 2009/10 Dritter bzw. 2010/11 Zweiter und nahm 2010 an den Olympischen Winterspielen in Vancouver und in Whistler.

Die deutschen WM-Goldmedaillen im Frauen-Bereich sicherten sich bis 2016 Steffi Hanzlik (2000), Diana Sartor (2004), Anja Huber (2008), Marion Trott, verheiratete Thees (2009 bzw. 2011) bzw. Tina Hermann (2016) und im Herren-Bereich Willi Schneider (1998) bzw. Andy Böhme (2000). Und die deutschen Skeleton-Damen jubelten 2017 erneut…

Das zweite WM-Wochenende Bob/Skeleton am Königssee 2017

Wie sah es jedoch aktuell am zweiten WM-Wochenende, also vom 24.2.2017 bis 26.2.2017, bei den Entscheidungen am Königssee im Vierer-Bob, im Frauen-Skeleton und im Herren-Skeleton aus?!

Das zweite Wochenende setzte hinter die erfolgreichen WM-Tage aus deutscher Sicht am Königssee noch einmal drei dicke und goldene Ausrufezeichen.

Im Vierer-Bob fuhren die deutschen Bob-Teams von Francesco Friedrich und Johannes Lochner zeitgleich zu WM-Gold – ein historischer Bob-Moment. Bronze ging ebenfalls an Deutschland, an das Bob-Team von Nico Walter.

Im Herren-Skeleton wurde Axel Jungk hinter Martins Dukurs aus Lettland Zweiter und im Frauen-Skeleton triumphierte Jacqueline Lölling vor Tina Hermann. Anna Fernstädt belegte einen ausgezeichneten vierten Rang.

Die deutsche Bob- und Skeleton-Schlitten können damit erfolgreich in die olympische Saison 2017/18 „sausen“.

Die Weltcups 2016/17 erkämpften Jamie Greubel Poser (USA, Frauen-Zweier), Francesco Friedrich (Deutschland, Herren-Zweier, Kombination) und Alexander Kasjanow (Russland, Vierer) und deren Teams.

Die Länderwertung der Bob- und Skeleton-WM 2017 am Königssee (bei Berücksichtigung der Ränge eins bis sechs):

 

1.Deutschland: 5 x Gold, 3 x Silber, 2 x Bronze, 2 x Vierter, 1 x FĂĽnfter, 1 x Sechster: 67 Punkte

2.Kanada: 2 x Silber, 1 x FĂĽnfter, 3 x Sechster: 15 Punkte

3.USA: 1 x Gold, 1 x Bronze, 1 x FĂĽnfter, 1 x Sechster: 14 Punkte

4.Lettland: 1 x Gold, 2 x Vierter, 1 x Sechster: 14 Punkte

5.Russland: 1 x Bronze, 2 x Vierter, 1 x FĂĽnfter: 12 Punkte

6.Grossbritannien: 1 x Bronze: 4 Punkte

6.Internationales Team (mit massgeblicher deutscher Beteiligung): 1 x Bronze: 4 Punkte

8.Belgien: 1 x FĂĽnfter: 2 Punkte

8.Ă–sterreich: 1 x FĂĽnfter: 2 Punkte

Bobsportliches Kalenderblatt

Exkurs: Von der Weitsprung-Grube in den Eiskanal / Interview mit dem Stralsunder Bobsport-Ass Carsten Embach vom 28.Oktober 2011

Der gebĂĽrtige Stralsunder Carsten Embach im Blickpunkt

Mecklenburg-Vorpommern – das Land der Möwen, Heringe, Ostsee-Schnittchen und erfolgreichen Athleten ist auch im Wintersport eine Macht. Darüber berichtete WEB M-V in den letzten Jahren bereits mehrfach – auch über die Bob-Asse, wie Meinhard Nehmer (Rügen), Torsten Voss (Schwerin) oder Ulf Hielscher (Neubrandenburg) bzw. über den Skeleton-Erfolgssportler Sandro Stielicke aus Teterow.

Sie alle waren bei Olympia, WM, im Weltcup und bei EM dabei und sehr erfolgreich. Das gilt auch fĂĽr den 1968 in Stralsund geborenen Carsten Embach, der auch von der Leichtathletik kommend, den Weg zum Bobsport fand. So  wurde Carsten Embach (BSR „Rennsteig“ Oberhof) in den Hoppe-Vierer-Bobs Dritter der Olympischen Winterspiele 1994, Weltmeister 1995/1997, WM-Dritter 1996 und dann in den Andre-Lange-Vierer-Bobs Weltmeister 2000, Vize-Weltmeister 2001, Olympiasieger 2002 bzw. Weltmeister 2003.

Zuvor war Carsten Embach aber ein erfolgreicher Weitspringer mit der Bestweite von 8,11 Metern. Er war der letzte DDR-Hallen-Meister im Weitsprung – vor Jens Hirschberg (SC Magdeburg) und Andre Müller (SC Empor Rostock) – und Fünfter der Hallen-EM 1990. Bei den letzten DDR-Freiluft-Meisterschaften in der Leichtathletik wurde Carsten Embach Dritter – hier hinter dem Sieger Andre Müller (SC Empor Rostock) sowie Jens Hirschberg (SC Magdeburg)

Bis 2010 war Carsten Embach, Jahrgang 1968, Bundestrainer bei den Herren und auch Trainer der Bobsportlerinnen Romy Logsch/Cathleen Martini und ist jetzt Referent fĂĽr den Olympischen Wintersport beim Deutschen Olympischen Sportbund.

Nachgefragt

„Jede Medaille, jeder Erfolg ist auf seine Weise schön…“

Frage: Nun ist M-V nicht gerade die Hochburg des Welt-Bobsportes … Wie gelangten Sie als Stralsunder zum Schlittensport?

Carsten Embach: Ich bin ja in Stralsund zur Leichtathletik gekommen, nahm an Kreis- und Bezirksspartakiaden erfolgreich teil und wurde letztendlich an die Kinder- und Jugendsportschule Potsdam delegiert. Viele Jahre war ich dann im Weitsprung erfolgreich, übersprang die 8-Meter-Marke. In den jeweiligen Trainingslagern gab es dann einen guten Kontakt zu den „Bobbies“, zahlreiche Freundschaften entstanden.

Nach der Wende änderten sich – wie in der gesamten ehemaligen DDR – die Sportstrukturen, auch mein damaliger Leichtathletik-Trainer musste zur Sicherung des Lebensunterhalts Versicherungen verkaufen. Die Bedingungen wurden somit auch für mich alles andere als optimal. Im Jahr 1992 sprach mich dann ein ehemaliger Schulkamerad an, ob ich nicht Interesse hätte, bei den Bobfahrern einzusteigen. Ich machte als Anschieber in Oberhof dazu einen ersten Versuch und wurde sofort, als „absolut talentiert“ für den Bobsport befunden. Dennoch erbat ich mir eine zweimonatige Bedenkzeit und willigte ein, was sich aus heutiger  Sicht als eine der besten Entscheidungen in meinem Sportlerleben herausstellte.

Hinzu kam, dass ich mir aufgrund einer Sprunggelenkverletzung im Weitsprung ohnehin eine neue sportliche Perspektive suchen musste. So landete ich eben bei den Bobsportlern, bei Wolfgang Hoppe später bei Harald Czudaj und dann bei dem Erfolgspiloten Andre Lange.

Frage: Sie wurden Olympiasieger 2002. Für Sie auch der schönste sportliche Erfolg in Ihrer Karriere?!

Carsten Embach: Jede Medaille, jeder Erfolg ist auf seine Weise schön. Hinter jeder Medaille und hinter jedem Sieg, ob bei Olympia, WM oder EM, steckt ja eine eigene besondere Geschichte. Das macht ja jeden Erfolg auch auf eine ganz subjektive Weise so einzigartig. Dennoch: Der Olympiasieg 2002 in Salt Lake City ist schon der Höhepunkt meiner Karriere – der Olympiasieg ist nun einmal das Allergrößte, was eine Sportlerin bzw. ein Sportler erreichen kann.

Nachhaltig bleiben mir auch die Olympischen Winterspiele 1994 in Lillehammer in Erinnerung. Damals war ich erst anderthalb Jahre im Bobsport dabei und gleich bei den ersten Spielen gewann ich Bronze. In Nagano wurde ich als Ersatzmann nominiert und 2002 gab es das erwähnte Olympia-Gold.

Sehr emotionsreich ging es bei den WM 1995 in Winterberg und 2000 in Altenberg zu. Es ist doch immer etwas ganz Besonderes vor heimischer Kulisse starten zu können, hautnah die Begeisterung der Zuschauer, der eigenen Familie/Fans zu spüren.

Dennoch: Ich unterscheide schon zwischen meinem größten Erfolg und meiner größten Leistung. Der größte Erfolg war unbestritten der Bob-Olympiasieg 2002, die größte sportliche Leistung sind jedoch meine Sprünge über die 8 Meter-Marke im Weitsprung.

Frage: Sie waren selbst Trainer … Was ist leichter – die Arbeit als Trainer oder das „Aktiv sein“ im Bob?

Carsten Embach: Das kann ich ziemlich eindeutig beantworten … Die Arbeit als Trainer ist ungleich schwieriger als Aktiver. Als Sportler, der bereits in entsprechende Leistungsbereiche vordrang, ist das Talent ohnehin vorhanden, die Motivation stimmt, vieles fällt einem zu. Als Trainer hat man es jedoch mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten und Charakteren zu tun.

Einerseits betreut man sehr talentierte Athleten, andererseits gibt es auch diejenigen, die nicht so viel Talent mitbringen. Die Erstgenannten gilt es zusätzlich beim Training zu motivieren, bei den anderen gilt es, sie an ihre Leistungsgrenzen zu führen. Mitunter steht man als Trainer vor sehr schwierigen Entscheidungen, gerade, wenn es darum geht, Athleten zu offenbaren, dass sie es nicht bis ganz nach oben schaffen werden. Das sind dann harte Entscheidungen, die aber notwendig sind.

Ansonsten ist es so, dass sich Sportler wiederum leichter trainieren lassen, als Sportlerinnen. Diese müssen viel sensibler trainiert werden, etwas, was ich während meiner Karriere als Trainer auch erst lernen musste.

Zweifellos machte ich die Erfahrungen, dass Sportlerinnen viel mehr hinterfragen, als es die männlichen Kollegen tun. Denen kann man einen Trainingsplan geben und sie machen es dann in der Regel so. Das ist bei den Sportlerinnen schon anders. In manchen Fragen sind diese allerdings auch lenkbarer.

Frage: Mecklenburger und Vorpommern scheinen die „großen Nummern“ im Bobsport zu sein, denkt man nur an Meinhard Nehmer, Ulf Hielscher,  Torsten Voss oder Sie … Gibt es weitere ambitionierte Bobsportler „Made in M-V“, die Sie im Blick haben?

Carsten Embach: Ja, die gibt es. Der 1985 in Anklam geborene Marko Hübenbecker, der einige Jahre ein erfolgreicher Kugelstoßer bzw. Diskuswerfer beim SC Neubrandenburg war, ist ein großes Talent aus  M-V. Marko konnte zweimal den ersten Platz im Europacup 2009/10 im Zweierbob belegen, war in jener Saison auch Gesamt-Zweiter des Europacups im Zweier-Bob und belegte bei den Junioren-WM im Vierer-Bob 2010 Rang vier. In diesem Jahr, 2011, wurde er Junioren-Weltmeister im Zweier-Bob.

Auch eine Sportlerin, die von der Leichtathletik kommt, einige Jahre beim SC Neubrandenburg trainierte und nun den Weg zum Bobsport fand, ist Petra Lammert. Die Hallen-Europameisterin 2009, EM-Dritte 2006,  Europacup-Erste 2007 sowie WM-Fünfte 2007 im Kugelstoßen, ist seit mehr als einem halben Jahr Bobsportlerin. Zusammen mit Sandra Kiriasis wird Petra die Weltcup-Saison 2011/12 bestreiten. Ihren Test als Anschieberin in Oberhof absolvierte Petra auf Anhieb mit Bravour!

Sowohl Marko Hübenbecker, als auch Petra Lammert sind vielversprechende Talente, wenn man so will „aus dem Norden“, aus M-V, für den Bobsport!

Frage: Wie beurteilen Sie das internationale Kräfteverhältnis im Bobsport für den Winter 2011/12?

Carsten Embach: Nach den Olympischen Winterspielen in Vancouver beendeten einige Bobpiloten ihre leistungssportliche Karriere. Vieles  ist daher auch im Bobsport im Umbruch. Die große Bob-Nation Schweiz konnte daher bei den WM 2011 in Königssee nicht wie gewohnt in den Kampf um die Medaillen eingreifen, dort gab es auch interne Querelen, fehlende finanziellen Mittel um an den Übersee-Weltcups teilnehmen zu können. Generell findet gerade eine Neuordnung in allen Nationen statt, in der Hoffnung das Deutschland weiterhin eine der führenden „Eis“-Nation bleibt.

Aber mit Blickrichtung Olympia 2014 wird man auch dort jede Anstrengung unternehmen, um die deutschen Bob-Fahrer wieder herauszufordern. Ähnliches gilt für die Amerikaner, die mit dem Holcomb-Vierer-Bob WM-Bronze 2011 erkämpften oder für die Russen, dank Alexander Zubkow Zweier-Bob-Weltmeister 2011. Die russischen Athletinnen bzw. Athleten werden sicherlich noch weitere, zusätzliche  Ambitionen im Hinblick auf die olympischen Entscheidungen im Bobsport bei den Herren und Damen für Sotschi hegen.

Für die deutschen Bobsportlerinnen und Bobsportler verliefen die WM  2011 ja sehr erfreulich: WM-Gold bei den Frauen durch Cathleen Martini/Romy Logsch, Zweier-Bob-Silber durch Thomas Florschütz/Kevin Kuske, Zweier-Bob-Bronze durch Manuela Machata/Andreas Bredau, Vierer-Bob-Gold durch Manuel Machata, Andreas Bredau, Richard Adjei bzw. Christian Poser und Vierer-Bob-Silber durch Karl Angerer, Alexander Rödiger, Christian Friedrich bzw. Gregor Bermbach. Aber das alles sind Moment-Aufnahmen. Bis Sotschi sind es ja noch mehr als zwei Jahre!

Weiterhin alles erdenklich Gute fĂĽr Sie aus der alten Heimat!

C.E.: Ich bin in meinem Leben durch die ganze Welt gezogen, aber Mecklenburg-Vorpommern ist und bleibt meine Heimat, unabhängig davon dass meine Eltern immer noch in meiner Geburtsstadt Stralsund leben.

Marko Michels

Foto (Michels): Die erfolgreiche Kugelstoßerin des SC Neubrandenburg, Petra Lammert (mit den Siebenkämpferinnen Sonja Kesselschläger und Julia Mächtig beim Olympia-Empfang 2008 in Neubrandenburg), war auch eine erfolgreiche Bobsportlerin und gewann 2012 mit Sandra Kiriasis WM-Silber bzw. EM-Silber im Zweier.

 

 

 

No items found

Reklame

Nach oben scrollen