Fünfmal EM-Gold für Schwarz-Rot-Gold auf der Berliner Rad-Bahn

Deutsche Mannschaft am erfolgreichsten

Bahnradsport Symbolfoto
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Sechs Monate nach den Bahn-Radsport-WM 2017 in Hongkong wurden die EM in Berlin ausgetragen. Favorisiert waren neben den britischen, niederländischen sowie russischen „Pedalisten“ auch die deutschen Athletinnen und Athletinnen. Insbesondere auf dem Duo Kristina Vogel und Miriam Welte, die bis 2013 auch für das „Track Cycling Team M-V“ startete, ruhten die Hoffnungen des Bundes Deutscher Radfahrer.

Insgesamt 23 Entscheidungen standen  auf der EM-Agenda und so wurde zwischen dem 19.Oktober und 22.Oktober um Medaillen und Plätze geradelt.

Wieder überzeugend: Kristina Vogel und auch Miriam Welte

Und wieder einmal überzeugte für Schwarz-Rot-Gold Kristina Vogel. Das Bahnradsport-Ass, Jahrgang 1990, gebürtige Kirgisin und Wahl-Thüringerin, konnte selbst ein schwerer Unfall 2009 nicht aufhalten und so sammelt sie Medaillen wie andere früher Briefmarken: zweimal Olympia-Gold 2012 bzw. 2016, Olympia-Bronze 2016, bei WM zwischen 2012 und 2017 insgesamt neunmal Gold, einmal Silber, viermal Bronze und bei EM bis 2016 einmal Gold, dreimal Silber, zweimal Bronze. Dazu viele Erfolge bei Weltcups und Deutschen Meisterschaften. Ein Bilanz, die imponiert…

Die charakterstarke Athletin und Kämpferin Kristina Vogel ist auf dem besten Weg, die erfolgreichste Bahn-Radsportlerin aller Zeiten zu werden, die gemeinsam mit der Kaiserslauterin Miriam Welte, die bis 2012 für das „Track Cycling Team M-V“ startete, ungemein viel für die Popularität des Bahnradsportes in Deutschland tat.

Wer gewann nun aber 2017 – kompakt betrachtet – die deutschen Medaillen?!

Im Einzel-Sprint und im Keirin der Frauen gab es jeweils Gold für Kristina Vogel. Teamsprint-Partnerin Miriam Welte jubelte hingegen über ihren ersten Platz im 500 Meter-Zeitfahren. Silberne Momente gab es für die Beiden zuvor im Teamsprint der Frauen, den die Russinnen Anastasia Voinova/Daria Shmeleva gewannen. Die deutschen Herren hatten ebenfalls „goldige“ Augenblicke in Berlin, so im Steher-Wettbewerb durch Franz Schiewer/Gerhard Geßler und im Keirin durch Maximilian Levy.

Silbermedaillen errangen neben Kristina Vogel/Miriam Welte im Teamsprint der Frauen bei den EM 2017 auch die Herren-Teamsprinter Robert Förstemann, Maximilian Levy bzw. Joachim Eilers, der zudem im 1000 Meter-Zeitfahren Rang zwei belegte, und Pauline Grabosch (hinter Miriam Welte) im 500 Meter-Zeitfahren.

Bronze-Plätze sicherten sich aus deutschem Blickwinkel Domenic Weinstein in der Verfolgung, Maximilian Beyer im Punktefahren und Stefan Schäfer/Peter Bäuerlein bei den Stehern.

Die fleißigsten Medaillen-Sammler 2017…

Zu fleißigen Medaillen-Sammlerinnen und –Sammlern avancierten bei den EM 2017 neben Kristina Vogel mit ihren beiden Goldenen bzw. der  Silbernen insbesondere Katie Archibald (Großbritannien) mit zweimal Gold in der Einzelverfolgung/Frauen bzw. im Omnium/Frauen und einmal Silber in der Teamverfolgung der Frauen und Trine Schmidt (Dänemark) mit zweimal Gold im Punktefahren/Frauen bzw. im Scratch/Frauen.

Bei den auf der Bahn radelnden Herren zeichneten sich ganz besonders Benjamin Thomas aus Frankreich mit zweimal Gold im Madison bzw. in der Teamverfolgung sowie einmal Bronze im Omnium sowie dessen Landsleute Florian Maitre mit zweimal Gold ebenfalls im Madison bzw. in der Teamverfolgung und Sebastian Vigier mit zweimal Gold im Sprint bzw. im Teamsprint aus.

Die meisten Medaillen bei den EM im Bahnradsport 2017 in Berlin erkämpften Deutschland (zwölf, darunter fünfmal Gold), Russland (zehn, darunter einmal Gold), Frankreich (acht, darunter fünfmal Gold) und die Niederlande (acht, darunter zweimal Gold). Sechzehn Nationen schafften Medaillen in Berlin, zehn davon erkämpften eine oder mehrere Goldmedaillen.

Bahnradsportliches Kalenderblatt vom April 2017: Die Bahnradsport-WM 2017 im Rückspiegel

Die 107.Weltmeisterschaften im Bahn-Radsport seit 1893 fanden in diesem Jahr (2017)  vom 12.April bis 16.April  in Hongkong statt und Athletinnen bzw. Athleten aus 41 Ländern nahmen an diesen Welt-Titelkämpfen teil.

Europa dominierend

Europa war wieder einmal der dominierende Kontinent, gewann 36 der 60 Medaillen, was einem Anteil von 60 Prozent entspricht, und 13 der 20 WM-Titel (Anteil 65 Prozent).

Das „restliche“ Edelmetall erkämpften Australien/Ozeanien mit 16 Plaketten, darunter 4 x Gold, der amerikanische Doppel-Kontinent mit 6 Plaketten, darunter 2 x Gold, und Asien mit 2 Plaketten, darunter einmal Gold.

Australien jedoch am erfolgreichsten…

Australien wurde mit elf Medaillen erfolgreichstes Land. WM-Titel für „Down Under“ schafften Jordan Kerby in der Herren-Verfolgung, Sam Welsford, Cameron Meyer, Alexander Porter bzw. Nick Yallouris in der Herren-Team-Verfolgung und Cameron Meyer im Punktefahren.

Jeweils dreimal Gold gab es auch für Russland, durch Daria Schmelewa im Frauen-Zeitfahren, Daria Schmelewa/Anastasija Voinowa im Teamsprint sowie Denis Dimitrijew im Herren-Sprint, und für Frankreich, durch Francois Pervis im Herren-Zeitfahren, Morgan Kneisky/Benjamin Thomas im Madison bzw. Benjamin Thomas im Omnium.

Gastgeber Hongkong mit Bronze

Für Gastgeber Hongkong holte Lee Wai Sze im Frauen-Sprint Bronze. Gold für Asiens Rad-Asse sicherte Azizulhasni Awang aus Malaysia im Keirin.

Die USA gehörten 2017 ebenfalls zu den radsportiven „Gold-Schürfern“ dank Chloe Dygert in der Frauen-Verfolgung bzw. Kelly Catlin, Cloe Dygert, Kimberly Geist und Jennifer Valente in der Frauen-Team-Verfolgung.

Kristina Vogel mit WM-Gold Nummer acht und neun

Der Bund Deutscher Radfahrer erlebte in Hongkong zudem goldene Momente. Kristina Vogel jubelte dabei im Sprint und Keirin jeweils über Gold. Mit Miriam Welte, die bis 2012 für das „Track Cycling Team M-V“ startete, belegte Kristina im Teamsprint auch Bronze. Miriam selbst durfte sich zusätzlich über Silber im Zeitfahre freuen. Für die deutschen Bahn-Radsport-Männer errang Lucas Liss mit Silber im Scratch die einzige Medaille.

Ja, es war wieder „Frauen-Power“ aus deutscher Radsport-Sicht gefragt.

WM-Medaillen für Frauen erst seit 1958

WM-Medaillen werden im Bahnradsport für Frauen allerdings erst seit 1958, WM-Austragungsort war seinerzeit Paris, vergeben. Galina Jermolajewa (Sowjetunion) gewann vor fast 60 Jahren die Sprint-Entscheidung und Ljudmilla Kotschetowa distanzierte die Konkurrenz damals in der Frauen-Verfolgung.

Deutsche Frauen mit fünfzehnmal WM-Gold

Deutsche Frauen konnten bei WM im Bahnradsport fünfzehnmal triumphieren. Den Anfang machte Christa Rothenburger, zugleich eine exzellente Eisschnellläuferin, 1986 mit WM-Gold im Sprint. Es folgten 1991 Petra Rosner in der Frauen-Verfolgung, 1997 Judith Arndt ebenfalls in der Frauen-Verfolgung und 2006 Christine Mucke im Keirin.

Die goldene Ära von Kristina Vogel und Miriam Welte

Und vor fünf Jahren, 2012, begann die goldene „Kristina-Miriam-Ära“. Sowohl bei den WM als auch bei Olympia in London 2012 waren Kristina Vogel bzw. Miriam Welte im Teamsprint nicht zu schlagen. Ihren WM-Titel im Teamsprint verteidigten die beiden 2013 und 2014.

Bei den WM 2014 konnte Kristina die Sprint- bzw. Keirin-Entscheidung siegreich gestalten, Miriam distanzierte die Mitbewerberinnen im Zeitfahren. Erste WM-Ränge belegte Kristina außerdem 2015 im Sprint, 2016 im Keirin und aktuell, 2017, im Sprint bzw. Keirin. Stephanie Pohl konnte für „Schwarz-Rot-Gold“ auch Gold erradeln, 2015 im Punktefahren.

Und vor 8 Monaten, in Rio 2016,  „schnappte“ sich Kristina Vogel ihre zweite olympische Goldmedaille – im Sprint. Erst seit 1988 in Seoul dürfen die Frauen im Bahnradsport um olympische Ehren wetteifern… Lange hat es gedauert.

Zurück zu Hongkong 2017

Aber zurück zum allgemeinen WM-Geschehen auf der Bahn in Hongkong. Insgesamt brachten 16 Länder Rad-Athletinnen und Rad-Athleten auf das Podest, elf Staaten durften über WM-Gold 2017 jubeln.

Neben den bereits genannten Ländern gingen WM-Titel im Bahnradsport 2017 auch an Neuseeland (Ethan Mitchell/Sam Webster im Herren-Teamsprint), Polen (Adrian Teklinski im Scratch), Großbritannien (Elinor Barker im Frauen-Punktefahren bzw. Katie Archibald im Frauen-Omnium), Belgien (Lotte Kopecky/Jolien D`Hoore im Frauen-Madison) und Italien (Rachele Barbieri im Frauen-Scratch).

Die nächsten Bahnradsport-WM werden 2018 in Apeldoorn ausgetragen und die nächsten olympischen Konkurrenzen gibt es dann 2020 in Tokyo.

Und M-V hat ja eine gute olympische Tradition im Radsport…

M-V und die olympische Radsport-Tradition

Eine Mecklenburgerin konnte im Bahnradsport auch schon so richtig begeistern, die 1979 in Wismar geborene Katrin Meinke. Diese wurde 2001 in Antwerpen WM-Dritte im 500 Meter-Zeitfahren und 2002 in Ballerup ebenfalls WM-Dritte im Sprint. Im Jahr 2004 qualifizierte sich Katrin für die Olympischen Spiele in Athen und belegte dort die Ränge sechs (Sprint), elf (500 Meter Zeitfahren) und neun (Punktefahren). Zudem war die dreifache Junioren-Weltmeisterin im Sprint (1990, 1991 und 1992) Kathrin Freitag, 1974 in Röbel geboren, Olympia-Teilnehmerin 2000 in Sydney (Olympia-Siebente im Zeitfahren und Olympia-Neunte im Sprint).

Ansonsten war MV bei WM und bzw. oder Olympia mit dem Rad oft gut unterwegs, wenn man an die Erfolge des Wahl-Schweriners Stefan Nimke, unter anderem Teamsprint-Olympiasieger 2004 , Olympia-Silber 2000 im Zeitfahren bzw. Teamsprint-Bronze 2008 und Bronze im Zeitfahren 2004, zweifacher Weltmeister im Teamsprint (2010, 2011) sowie vierfacher Weltmeister im 1000 Meter-Zeitfahren (2003, 2009, 2011, 2012), oder des gebürtigen Rostockers Günther Schumacher, unter anderem Olympiasieger mit dem Bahn-Vierer 1972 bzw.1976 und dreifacher Weltmeister 1973, 1974 bzw. 1975 sowie Vize-Weltmeister 1977, jeweils mit dem Bahn-Vierer, und auch Vize-Weltmeister im Zeitfahren 1977, denkt.

Ein gebürtiger Bad Doberaner, Hans Wolf, startete 1964 auch bei den Bahnrad-Wettkämpfen der Olympischen Spiele in Tokyo – allerdings für den Bahn-Vierer der USA, mit dem er den 12.Platz belegte.

Auf den „olympischen Straßen“ waren ebenfalls schon einige Radsportler mit MV-Hintergrund unterwegs, so 1972 der gebürtige Schweriner Dieter Gonschorek, 2000/2004 der gebürtige Rostocker Jan Ulrich, 2000/2004/2008 der gebürtige Grevesmühlener Jens Vogt oder 2012 der gebürtige Rostocker Andre Greipel.

Große Erfolge feierte Jens Vogt auch bei der früheren Friedensfahrt (1994 Gesamt-Sieger) und bei der Tour de France (zwei Etappensiege 2001/2006). Jan Ulrich schaffte beispielsweise 2000 in Sydney Olympia-Gold (Straßen-Einzel) bzw. Olympia-Silber (Zeitfahren), belegte bei der Tour de France 1997 den ersten Rang (Gesamtwertung), wurde Zeitfahr-Weltmeister 1999/2001 und erkämpfte 1993 den Amateur-WM-Titel. Andre Greipel errang indes unter anderem WM-Bronze (Straßen-Einzel) 2011.

Seit 2014-2015 startet auch die in Cottbus geborene Straßen-Radsportlerin Trixi Worrack für Mecklenburg-Vorpommern. Wie einst Hans Wolf hat Trixi besondere Beziehungen zu Bad Doberan, denn sie ist Mitglied des Bad Doberaner SV und trainiert ebenfalls in der Münster-Stadt.

Die 33jährige kann dabei schon zahlreiche Erfolge vorweisen, so war sie unter anderem Vize-Weltmeisterin im Straßen-Einzel der Frauen 2006 und wurde mit dem US-amerikanischen Team „Specialized-lululemon“, das in internationaler Besetzung antritt, viermal in Folge Weltmeisterin im Team-Zeitfahren auf der Straßen (2012, 2013, 2014, 2015, 2016 Silber). Des Weiteren nahm Trixi viermal an olympischen Wettbewerben im Straßen-Radsport teil (2004, 2008, 2012 und 2016).

Der bereits erwähnte Stefan Nimke konnte zudem als Tandem-Pilot, zusammen mit dem sehbehinderten  Kai Kristian Kruse, bei den Paralympics 2016 in Rio Bronze im 1000 Meter-Tandem-Zeitfahren erringen… Nun steht paralympisches Gold 2020 auf der Agenda.

Radsportlich-olympische Rückblende vom 17.August 2016

Erstes olympisches Gold für Deutschland im Einzel-Sprint bei den Frauen / Kristina Vogel sprintete allen davon / Achte olympische Entscheidung in dieser Disziplin

Das fröhliches Goldmedaillensammeln ging für das deutsche Olympia-Team am 16.August weiter. Nachdem der Kanu-Rennsportler Sebastian Brendel, wie schon 2012, Olympia-Gold mit dem Einer-Canadier über die 1000 Meter gewonnen hatte – in einer Disziplin, in der auch Andreas Dittmer vom SC Neubrandenburg 2000 Olympia-Gold erkämpfte – und Turner Fabian Hambüchen olympisches Gold am Reck holte, sprintete die Erfurterin Kristina Vogel auf der Rad-Rennbahn allen davon.

Die siebenfache Weltmeisterin zwischen 2012 und 2016 ließ im Einzel-Sprint der Konkurrenz keine Chance und gewann Gold vor den Britinnen Rebecca James (Wales) bzw. Katy Marchant (England) und der Niederländerin Elis Ligtlee, der Olympiasiegerin im Keirin 2016. Zuvor hatte Kristina Vogel mit Miriam Welte aus Kaiserslautern bereits Bronze im Teamsprint geschafft. In London 2012 siegte das Duo sogar bei der ersten olympischen Teamsprint-Entscheidung bei den Frauen…

Zum achten Mal im Angebot…

Der Einzel-Sprint-Wettkampf bei den Frauen 2016 war die achte olympische Konkurrenz in dieser Disziplin überhaupt. Der erste Olympiasieg, 1988 in Seoul, ging seinerzeit an Erika Salumäe, die für die Estnische SSR innerhalb der Sowjetunion startete.

Christa Luding-Rothenburger vom SC Einheit Dresden kam 1988 auf Rang zwei. Die Dresdnerin hatte 1986 WM-Gold im Sprint erkämpft und war auch eine hervorragende Eisschnellläuferin, unter anderem mit 2 x Gold, 1 x Silber, 1 x Bronze bei den Olympischen Winterspielen zwischen 1984 und 1992.

Vier Jahre später, 1992 in Barcelona, war erneut Erika Salumäe erfolgreich, damals für das unabhängige Estland und vor Annett Neumann aus Cottbus. Felicia Ballanger konnte dann 1996 in Atlanta und 2000 in Sydney jeweils Gold erobern. Für Kanada war folgend 2004 in Athen Lori-Ann Muenzer erfolgreich – 2004 belegte die gebürtige Wismarerin Katrin Meinke einen guten sechsten Rang im Einzel-Sprint bei den Frauen.

In Peking 2008 triumphierte Victoria Pendleton (Großbritannien) und in London 2012 war Anna Meares (Australien) die Beste. Kristina belegte 2012 in London noch den vierten Rang im Einzel-Sprint…

Und nun ist sie zweifache Bahn-Radsport-Olympiasiegerin. Chapeau!

Marko Michels

 

 

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