„FĂŒr viele ist der RRC ein zweites Zuhause geworden…“

2019 Austragungsort der Ruder-EM: die Kulturstadt Luzern. (Symbolbild)

Die Ruder-Europameisterschaften 2019 am vergangenen Wochenende hĂ€tten wohl kaum an einem traditionsreicheren Ort stattfinden können. Denn die Generalprobe fĂŒr die WM fand auf dem Luzerner Rotsee statt, der in Ruderkreisen wegen seiner gute Wettkampfbedingungen auch «Göttersee» genannt wird. Insgesamt 600 Ruderinnen und Ruderer aus 36 LĂ€ndern kĂ€mpften in 17 Bootsklassen um die begehrten EM-Medaillen. Mecklenburg-Vorpommern war mit fĂŒnf Athlet_innen vertreten. Die herausragende Leistung kam schließlich vom Rostocker Hannes Ocik (Schweriner Rudergesellschaft). Eine Woche vor seinem 28. Geburtstag feierte der DRV-Kaderathlet seinen insgesamt sechsten EM-Titel mit dem Deutschland-Achter. Erst kurz vor der EM wurde noch Julia Leiding (RRC von 1885) vom DRV nominiert. Die Rostockerin startete in Luzern im Frauen-Einer (W1x).

Im GesprÀch mit Andreas Angerstein

Der erste Vorsitzende des Rostocker Ruder-Clubs von 1885 ĂŒber die Ruder-EM in Luzern, die WM im August, die Nachwuchsförderung und Betreuungssituation beim RRC und aktuelle Aufgaben

Frage: Wie beurteilen Sie die EM-Leistung Ihrer Athletin Julia Leiding?

Andreas Angerstein: Aus Sicht des Rostocker Ruder-Clubs sind wir sehr zufrieden. Mit Julia Leiding hatten wir erstmals eine Ruderin in der Nationalmannschaft, die sich getraut hat, fĂŒr Deutschland im Einer an den Start zu gehen. Auch wenn es am Ende „nur“ zu einem 14. Platz gereicht hat, sind wir sehr stolz auf ihre Leistung. Im Einer kann man sich nicht hinter anderen verstecken. Hier zĂ€hlt allein das eigene Können, der Mut ĂŒber sich hinauszuwachsen. Julia hat sich dieser Aufgabe gestellt. Sie hat hier unheimlich viele Erfahrungen sammeln können.

[box] Die erfolgreichsten LĂ€nder der Elite-EM waren Deutschland, die Niederlande und Italien mit jeweils sieben errungenen Medaillen. Deutschland gewann dabei fĂŒnfmal Gold, die Niederlande und Italien holten jeweils zwei Titel. Luzern war ĂŒbrigens 1962 Austragungsort der ersten WM – seinerzeit nur fĂŒr MĂ€nner.[/box]

Frage: Mit Blickrichtung WM in Linz-Ottensheim: Wer aus MV hat fĂŒr Sie gute Chancen, dabei zu sein?

Andreas Angerstein: FĂŒr mich ist der Achter der MĂ€nner mit Hannes Ocik gesetzt. Es gelang wieder Gold bei der EM – eine klasse Leistung. Es gibt aus meiner Sicht keinen Grund, die Mannschaft zu verĂ€ndern. Der Doppelzweier und Doppelvierer der Frauen haben ebenfalls Gold geholt. Hier wird es fĂŒr Julia Leiding schwer, in diese Boote zu kommen. Ich hoffe sehr, dass Julia den Einer weiter fahren kann.

Frage: Ein Ruder-Sextett aus MV war Mitte Mai bei den JEM erfolgreich am Start. Wie steht es um die Nachwuchsförderung speziell beim RRC?

Andreas Angerstein: Bei den MĂ€dels können wir uns ĂŒberhaupt nicht beklagen. Unsere erst 17-jĂ€hrige Mathilda Kitzmann mischt schon jetzt im ersten Jahr bei der U 19-Altersklasse mit. Wir hoffen nun auf einen Startplatz bei der Junioren-WM in Tokio. Im Hinblick auf die Nachwuchsförderung sind wir im Verein sehr engagiert. Die Kindergruppen bei uns werden von fachkundigen Übungsleitern betreut. Hier werden die Grundlagen fĂŒr die eventuelle spĂ€tere Karriere gelegt.

Frage: Wie sieht Ihre Trainer-/Übungsleitersituation aus?

Andreas Angerstein: Ich bin sehr stolz auf unsere ehrenamtliche Übungsleiterin und unsere ehrenamtlichen Übungsleiter. Nach der Arbeit ist das Training, zusĂ€tzlich mit den Wettkampf-Wochenenden, fast ein Zweit-Job. Wir haben einen großen Zulauf an Kindern. Das spricht fĂŒr sich, denke ich. Was mir besonders gefĂ€llt ist, dass sich bei uns um alle Kinder gekĂŒmmert wird. FĂŒr viele ist der Verein „ein zweites Zuhause“ geworden.

Frage: Auch das Ergometer-Rudern bekommt hierzulande viel Zuspruch. Wie beurteilen Sie dessen Bedeutung?

Andreas Angerstein: Das Ergometer-Rudern ist eine sinnvolle ErgĂ€nzung zum Ruderboot, vor allem im Winter. Aber als ein Ersatz fĂŒr die frische Luft und die Kilometer auf dem Wasser halte ich es nicht. In M-V gibt es ja inzwischen einige erfolgreiche Athleten auf dem Ruder-Ergometer, so Michael Hartmann vom ORC Rostock, der kĂŒrzlich Vize-Weltmeister bei den Masters in Long Beach wurde. Meine GlĂŒckwĂŒnsche an Michael Hartmann fĂŒr diese tolle Leistung!

Letzte Frage: Welche Herausforderungen stehen fĂŒr den RRC 2019/20 noch auf der Agenda?

Andreas Angerstein: Aktuell beteiligen wir uns am „99 Funken Projekt“ der OSPA. Weiterhin sind wir dabei, unser altes Bootshaus teilweise zu sanieren. Alles StĂŒck fĂŒr StĂŒck… Nicht jeder Wunsch ist erfĂŒllbar. Wir wĂŒrden uns freuen, wenn wir endlich wieder die Schleuse passieren könnten. Eventuell lĂ€sst sich bis zu einer endgĂŒltigen Entscheidung eine Zwischenlösung finden. Die aktuelle Situation ist fĂŒr die Wassersportler insgesamt nicht befriedigend.

Das so schöne Wassersportrevier der Ober- und Unterwarnow ist seit Jahren getrennt. Uns ist die aktuelle Situation um die Schleuse bekannt. Wir wĂŒrden es begrĂŒĂŸen, wenn sich die Verantwortlichen der verschiedenen Ämter wenigstens zu einer Zwischenlösung durchringen könnten. Unsere UnterstĂŒtzung hĂ€tten sie.

Vielen Dank und weiterhin bestes Engagement fĂŒr den Rudersport!

 

Die Resultate der EM aus MV-Sicht

  • Hannes Ocik (Schweriner Rudergesellschaft) – Gold im Achter der Herren
  • Christin Stöhner (ORC Rostock) – Platz 7 im Vierer ohne der Frauen
  • Stephan KrĂŒger (Frankfurter RG/ORC Rostock) – Platz 7 im Doppelzweier der Herren
  • Marie-Louise DrĂ€ger (Schweriner Rudergesellschaft) – Platz 9 im Leichtgewichts-Doppelzweier der Frauen
  • Julia Leiding (RRC) – Platz 14 im Frauen-Einer

(Anmerkung: Der Rostocker Stephan KrĂŒger hat ein Zweitstartrecht beim ORC Rostock, fĂŒr den er bis 2018 aktiv war.)

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