Blick zu den Frauen-FuĂball-EM in den Niederlanden, den Beachvolleyball-WM in Wien und den Leichtathletik-WM in London
Das erste August-Wochenende 2017 stand ganz im Zeichen der 12. Frauen-FuĂball-EM in den Niederlanden, die 11. Beachvolleyball-WM in Wien und die 16. IAAF-WM in der Leichtathletik in London.
2017er EM-Titel im Frauen-FuĂball an die Niederlande
Nur „kĂŒhnste NiederlĂ€nder und DĂ€nen“ hĂ€tten ein Finale Niederlande gegen DĂ€nemark bei den zwölften Frauen-FuĂball-EM prognostiziert. Waren beide Teams bis dato nie ĂŒber das Halbfinale hinaus gekommen. Den NiederlĂ€nderinnen gelang ein Halbfinal-Einzug vor 2017 sogar nur einmal, den DĂ€ninnen immerhin fĂŒnfmal.
Und beide Mannschaften wollten die Erfolgsbilanzen ihrer jeweiligen FuĂballverbĂ€nde mit einem Erfolg im Endspiel am 6.August in Enschede etwas aufpolieren. Blickt man nĂ€mlich auf die Siegerinnen- und Siegerlisten der bisherigen FuĂball-EM, FuĂball-WM und auch Olympia-Turniere, bei den Damen und den Herren, so standen sowohl die Niederlande als auch DĂ€nemark nur einmal auf ersten PlĂ€tzen: die niederlĂ€ndischen Herren 1988 bei den EM in Westdeutschland und die dĂ€nischen Herren 1992 bei den EM in Schweden.
Vor fast 30 Jahren, am 25.Juni 1988, im Endspiel der achten Herren-EM 1988 im MĂŒnchener Olympiastadion, bezwang die niederlĂ€ndische Auswahl dank Toren von Ruud Gullit (33.Minute) und Marco van Basten (54.Minute) die Sowjetunion mit 2:0 und jubelte ĂŒber EM-Gold.
Ăber EM-Gold vier Jahre spĂ€ter, bei den neunten Herren-EM 1992, triumphierte im Endspiel am 26.Juni 1992 im Ullevi-Stadion in Göteborg DĂ€nemark mit 2:0 ĂŒber Deutschland. Die Tore erzielten damals John Jensen (18.Minute) und Kim Vilfort (78.Minute). DĂ€nemark war erst kurzfristig zum 1992er Turnier gelangt, nachdem das qualifizierte Jugoslawien aufgrund des Balkankrieges nicht zum Turnier zugelassen wurde… Die DFB-Auswahl, in der unter anderem auch Thomas Doll, der gebĂŒrtige Malchiner und ehemalige Hansa-Spieler, agierte, muĂte sich mit Rang zwei begnĂŒgen.
Nur als Rand-Notiz: Die dĂ€nischen Herren gewannen bereits 1906 das FuĂball-Turnier der „Olympischen Zwischenspiele“ in Athen, diese Spiele wurden vom IOC aber nicht als offizielle Olympische Spiele anerkannt. Also bleibt es somit bei einem offiziellen dĂ€nischen FuĂball-Titel im Elite-Bereich…
Tja, nach fast 30 Jahren (Niederlande) und genau 25 Jahren (DĂ€nemark) muĂte wieder ein Titel fĂŒr beide FuĂball-Nationen her.
Das gelang nun den Niederlanden, genauer gesagt, den NiederlĂ€nderinnen. In einem hochklassigen, offensiv gefĂŒhrten Endspiel bezwangen die „Meisjes“ die DĂ€ninnen mit 4:2. Die Tore fĂŒr die Niederlande erzielten dabei Vivianne Miedema (10.Minute, 89.Minute), Lieke Martens (28.Minute) und Sherida Spitse (51.Minute). FĂŒr DĂ€nemark waren Nadia Nadim (7.Minute, verwandelter Elfmeter) und Pernille Harder (33.Minute) erfolgreich.
Die fuĂballsportlichen Niederlande jubeln damit zum zweiten Mal europameisterlich – nach den Herren 1988 jetzt die Damen 2017.
Wieder Gold fĂŒr Laura und Kira – nach Olympia-Gold 2016 nun WM-Gold 2017
Einen Tag vor dem Endspiel der Frauen-FuĂball-EM 2017 wurden die Beachvolleyball-WM in Wien entschieden.
Unvergessen vor Jahresfrist der Olympiasieg von Laura Ludwig/Kira Walkenhorst bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro. Bei den WM 2017 wollten die Beiden natĂŒrlich wieder Edelmetall.
Bei den bisherigen zehn WM-Turnieren im Beachvolleyball der Frauen hatten sich drei LĂ€nder die Goldenen geteilt – Brasilien (fĂŒnf Titel), die USA (vier Titel) und China (einen Titel). Die WM-Premiere 1997 hatten die Brasilianerinnen Sandra Pires/Jackie Silva fĂŒr sich entschieden. Die Amerikanerinnen Misty May-Treanor/Kerri Walsh holten dreimal WM-Gold (2003, 2005 bzw. 2007) und auch dreimal Olympia-Gold (2004, 2008 bzw. 2012). Den einzigen WM-Erfolg fĂŒr Asien verbuchten die Chinesinnen Xue Chen/Zhang Xi 2013. EuropĂ€ische Frauen-Duos blieben bislang ohne Gold…
Um dieses zu Ă€ndern, das erste WM-Gold im Frauen-Beachvolleyball fĂŒr Europa zu holen, waren Laura Ludwig/Kira Walkenhorst als Olympiasiegerinnen 2016 bestens prĂ€destiniert und sie spielten bis zum Finale ein super WM-Turnier 2017. In der Vorrunde bezwangen sie Mahassine/Zeroual (Marokko) mit 2:0, dann die Konkurrenz aus dem eigenen Land Glenzke/GroĂner mit 2:1 bzw. Borger/Kozuch mit 2:0 und lieĂen in der Hauptrunde Yue/Wang Fan mit 2:0 ebenfalls keine Chance.
Im Achtelfinale bzw. im Viertelfinale schalteten sie zwei amerikanische Duos aus, zuerst Hughes/Claes mit 2:0 und folgend Summer Ross/Sweat ebenfalls mit 2:0. Und, wie schon beim Olympia-Turnier 2016 in Rio de Janeiro, distanzierten sie im Halbfinale die Brasilianerinnen Larissa/Talita mit 2:0
Im Finale am 5.August in Wien warteten letztendlich die Amerikanerinnen April Ross/Lauren Fendrick. April Ross hatte dabei bereits mit ihrer damaligen Beach-Partnerin Jennifer Kessy WM-Gold 2009 errungen – eine schwere Aufgabe also fĂŒr Kira und Laura…
Aber: Wieder gab es fĂŒr Kira und Laura „goldige Momente“. Sie bezwangen das amerikanische Duo nach einem 0:1-SatzrĂŒckstand noch eindrucksvoll mit 2:1.
Damit sorgten die Beiden endlich fĂŒr das erste europĂ€ische Beachvolleyball-WM-Gold bei den Frauen. Von 34 Medaillen bei den bisherigen 11 Beachvolleyball-WM der Frauen gingen 31 an den amerikanischen Doppelkontinent, an Asien oder an Australien/Ozeanien, so an Brasilien (5 x Gold, 5 x Silber, 6 x Bronze), die USA (4 x Gold, 4 x Silber, 2 x Bronze), China (1 x Gold, 1 x Silber, 2 x Bronze) bzw. Australien (1 x Bronze).
FĂŒr den „alten Kontinent“ holten seit 1997 Eva Celbova/Sona Novakova-Dosoudilova (Tschechien) mit Bronze 2001, Karla Borger/Britta BĂŒthe (Deutschland) mit Silber 2013 und nun Laura Ludwig/Kira Wakenhorst (Deutschland) mit der Goldenen 2017 die bislang einzigen Plaketten…
FĂŒr Schwarz-Rot-Gold hatten die Beachvolleyball-Herren bei WM auch schon einige Medaillen-Erfolge erzielt – die Ausbeute bei diesen: 1 x Gold, 3 x Bronze. WM-Gold sicherten sich 2009 Julius Brink/Jonas Reckermann, wie auch Olympia-Gold 2012!
Nun können jedoch Laura und Kira ausgiebig feiern.
Den WM-Titel im Beachvolleyball der Herren 2017 holten dann am 6.August die Brasilianer Evandro Oliveira/Andre Stein – der siebente WM-Titel fĂŒr Brasilien im Herren-Beachvolleyball seit der WM-Premiere 1997.
Goldene Marathon-LĂ€ufe fĂŒr Kenia – und Bahrain
Einigen Jubel gab es jedoch auch schon bei den 16.IAAF-Leichtathletik-WM 2017 in London. Am 6.August standen bereits die MarathonlĂ€ufe fĂŒr die Frauen bzw. die Herren auf dem Programm und die 42,195 Kilometer waren in der WM-Historie immer auch weltmeisterliche Höhepunkte.
Das erste Frauen-WM-Gold gewann 1983 in Helsinki die Norwegerin Grete Waitz. Erst 20 Jahre spĂ€ter, 2003, schaffte eine Afrikanerin Gold – Catherine Ndereba aus Kenia, wobei Kenia bis 2015 auf 4 x Gold, 3 x Silber, 1 x Bronze kam und damit das erfolgreichste Land im WM-Ranking im Frauen-Marathonlauf ist. Das erste WM-Gold fĂŒr Asien im Frauen-Marathonlauf holte die Japanerin Junko Asari 1993 und bei den vorerst letzten WM 2015 konnte sich die Ăthiopierin Mare Dibaba durchsetzen. Aus deutscher Sicht belegte die Leipzigerin Katrin Dörre 1993 den dritten Rang, lief also zu Bronze. Die einzige Medaille im Frauen-Marathon fĂŒr Schwarz-Rot-Gold bei WM…
Ansonsten konnten zwischen 1983 und 2015 siebzehn LĂ€nder im Frauen-Marathon WM-Medaillen gewinnen, darunter zehn LĂ€nder eine oder mehrere Goldmedaillen. Bei den Kontinenten fĂŒhrte bis 2015 Â – hinsichtlich der Anzahl der WM-Titel – Europa mit 6 Goldenen vor Afrika mit 5 Goldenen und Asien mit 4 Goldenen.
In der WM-Geschichte des Herren-Marathonlaufes ist es fast Àhnlich. Dort gewannen LÀufer aus 15 LÀndern Medaillen, darunter neun Staaten eine oder mehrere Goldene.
Bester bei der WM-Premiere 1983 war der Australier Robert de Castella. Waldemar Cierpinski (SC Chemie Halle), der zweifache Marathon-Olympiasieger von 1976 in Montreal und 1980 in Moskau, errang 1983 Bronze. Sein dritter möglicher Olympiasieg, 1984 in Los Angeles, blieb ihm aufgrund des Boykotts der 1984er Spiele durch einen GroĂteil der damaligen Ostblock-Staaten verwehrt. Nur Abebe Bikila aus Ăthiopien (1960 in Rom und 1964 in Tokyo) und eben Waldemar Cierpinski schafften jeweils zweimal Marathon-Gold bei Olympia…
Bei den WM-MarathonlĂ€ufen der Herren gab es bis dato auch nur zwei LĂ€ufer, die „Ăhnliches“ erreichten… Der Spanier Abel Anton (1997 bzw. 1999) und der Keniate Abel Kirui (2009 und 2011) erreichten jeweils zwei WM-Titel. Bei den Frauen jubelte ĂŒbrigens Edna Ngeringwony Kiplagat aus Kenia bis 2015 als Einzige ĂŒber zweimal Gold (2011 bzw. 2013).
FĂŒr die bislang einzigen WM-Erfolge fĂŒr Australien/Ozeanien, Asien und den amerikanischen Doppelkontinent sorgten der bereits erwĂ€hnte Robert de Castella (fĂŒr Australien/Ozeanien 1983), Hiromi Taniguchi (Japan, also fĂŒr Asien, 1991) und Mark Plaatjes (USA, also fĂŒr den amerikanischen Doppelkontinent, 1993). Das erfolgreichste Marathon-Land bei WM im Herren-Bereich war bis 2015 Kenia mit 4 x Gold, 3 x Silber vor Spanien mit 3 x Gold, 2 x Silber. Den vorerst letzten Titel bei den Herren erkĂ€mpfte Ghirmay Ghebreslassie aus Eritrea 2015.
Wie sah es jedoch 2017 aus? Wer gewann die weltmeisterlichen MarathonlÀufe bei den Frauen und bei den Herren am 6.August in London?
Im Marathon der Herren holte Geoffrey Kipkorir Kirui aus Kenia Gold, vor Tamirat Tola aus Ăthiopien, Alphonce Felix Simbu aus Tansania und Callum Hawkins aus GroĂbritannien. FĂŒr Kenia war es damit das fĂŒnfte WM-Gold im Marathon bei den Herren seit 1983.
Den WM-Marathonlauf 2017 war hingegen eine Angelegenheit fĂŒr die aus Kenia stammende und fĂŒr Bahrain startende Rose Chelimo, die Edna Ngeringwony Kiplagat aus Kenia, die 2011 bzw. 2013 jeweils Marathon-WM-Gold erkĂ€mpft hatte, Amy Cragg aus den USA und Flomena Cheyech Daniel aus Kenia auf die RĂ€nge zwei, drei und vier.
Zusatz-Info: Einen Tag zuvor, am 5.August, fand die 15.“hella marathon nacht“ in Rostock statt. Dort gewann bei den Frauen Friederike PreuĂ aus EisenhĂŒttenstadt die Marathon-Entscheidung, Der Rostocker Carsten Tautorat war hingegen in der Herren-Konkurrenz des Marathonlaufes der Beste. Insgesamt gab es 2166 Anmeldungen von LĂ€uferinnen bzw. LĂ€ufern aus 22 LĂ€ndern. 1936 „Finisherinnen“ bzw. „Finisher“ konnten letztendlich registriert werden.
Marko Michels