Olympischer RĂŒck- und Ausblick: Die Winterspiele 2014/2018

Zwischen Sotschi 2014 und Pyeongchang 2018

Maria Höfl-Riesch 2010. (Foto: Michels)

In nicht einmal 100 Tagen beginnen die Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang. Seit dem heutigen 1.November 2017 wird nun das olympische Flamme durch SĂŒdkorea getragen und am 9.Februar  (bis zum 25.Februar 2018) wird es dann zur Feier der XXIII. Olympischen Winterspiele im dortigen Olympiastadion erstrahlen…

Wie war das aber noch vor knapp vier Jahren?!

MV-SPORT blickt zurĂŒck

Olympisches Kalenderblatt vom 23.Februar 2014

Sotschi adĂš…

Ein tiefgrĂŒndiges ResĂŒmee zu den Olympischen Winterspielen 2014

MĂŒssen es denn immer Medaillen, insbesondere Gold, sein?! Reichen nicht einfach ein authentisches LĂ€cheln, aufrichtige Leidenschaft zum Sport und unendlicher sportiver Optimismus sowie Lebensfreude – eigentlich ist gerade das Olympia und wurde auch von der erst siebzehnjĂ€hrigen Slopestylerin Lisa Zimmermann, Junioren-Weltmeisterin 2013 und Gewinnerin des Weltcup-Wettbewerbs im Januar 2014 in Gstaad, so gelebt.

Sind Medaillen „alles“?

WĂ€hrend tumbe FunktionĂ€re und Mainstream-Journalisten in Unkenntnis des Daseins eines Hochleistungssportlers und der globalen Konkurrenz Lisa bereits die olympische Goldmedaille „statistisch“ zusprachen, lebte Lisa ganz einfach ihren olympischen Traum. Nicht mehr und nicht weniger.


 Ähnlich wie die erst fĂŒnfzehnjĂ€hrige Short Trackerin Anna Seidel oder die ebenfalls erst fĂŒnfzehnjĂ€hrige Skispringerin Gianina Ernst. Kein Gold, kein Silber und kein Bronze – aber umso mehr Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Spass am bzw. beim Sport.

Und wer will einer fĂŒnffachen Olympiasiegerin (1994-2006) im Eisschnelllaufen, nĂ€mlich Claudia Pechstein – trotz aller polemisch gefĂŒhrten Diskussionen um ihre sportliche Entwicklung – in Sotschi mit ausgezeichneten vierten bzw. fĂŒnften PlĂ€tzen ĂŒber die 3000 Meter sowie 5000 Meter, der ebenfalls großartigen EisschnelllĂ€uferin Jenny Wolf, unter anderem Olympia-Zweite 2010 und fĂŒnffache Weltmeisterin und 2014 ebenfalls „medaillenlos“, einer zweifachen Biathlon-Olympiasiegerin, wie Andrea Henkel, die 2014 nicht aufs „Treppchen“ gelangte, einer Skeleton-Fahrerin, wie Anja Huber, beispielsweise Olympia-Dritte 2010 und 2014 leider nicht auf dem Podest, deren Skeleton-Kollegen Frank Rommel, bereits Welt- und Europameister, oder einer Bob-Sportlerin, wie Sandra Kiriasis, beispielsweise Olympiasiegerin 2006 sowie siebenfache Weltmeisterin 2005-2011, die sportliche Klasse abschreiben?!

Das gilt auch fĂŒr das gesamt deutsche Bob-Team, fĂŒr einen Stefan Luitz im alpinen Skibereich oder fĂŒr die deutschen Snowboard-MĂ€del Isabella Laböck und Selina Jörg. Gerade Isabella und Selina wurden nach ihrer medaillenlosen Olympia-Bilanz 2014 schnell von Medien und FunktionĂ€ren „ignoriert“. Schon vergessen, dass Selina Jörg beispielsweise zur Universiade-Siegerin 2011 und zur Universiade-Dritten 2013 avancierte sowie Platz vier bei Olympia 2010 belegte, und Isabella Laböck 2013 die WM-Erste im Parallel-Riesenslalom war (Anmerkung: Bellas „LebensabschnittsgefĂ€hrte“, der Nordisch Kombinierte Björn Kircheisen, wurde im Team-Wettbewerb Zweiter!)?!

Mal abgesehen davon, dass Isabella ein Vorbild fĂŒr alle ist, die schwere persönliche SchicksalsschlĂ€ge meistern mĂŒssen und dennoch nicht aufgeben. Ist zudem ein vierter Platz von Snowboarder Patrick Bussler auch „nichts“ wert


Was ist mit den hervorragenden Platzierungen oder Leistungen der Ski-LanglĂ€uferin Stefanie Böhler, die 2012 an einem bösartigen Tumor an der SchilddrĂŒse erkrankte, glĂŒcklicherweise erfolgreich operiert wurde, wieder genesen ist und nun Bronze mit der Skilanglauf-Staffel gewann, eines Slopestyle-Riders, wie Benedikt Mayr, mit den klasse Auftritten des EiskunstlĂ€ufers Peter Liebers, oder mit dem beeindruckenden Kampfgeist der deutschen Eishockey-MĂ€del um Franziska Busch
 Diese konnten allein schon aufgrund ihres Einsatzes, ihrer Leidenschaft fĂŒr den Sport begeistern.

Das trifft auch fĂŒr Tim Tscharnke, bereits Olympia-Zweiter 2010, und Hannes Dotzler, bei Junioren-WM zwischen 2008 und 2012 mit bereits zweimal Silber und dreimal Bronze ausgezeichnet, im Teamsprint zu, die in Sotschi einen großartigen Wettkampf zeigten und nur durch einen unglĂŒcklichen Sturz um sicheres Edelmetall gebracht wurden. Dennoch: Eine klasse Leistung der zwei Athleten


Beeindruckend ebenfalls, was Viktoria Rebensburg in Sotschi schaffte: Nach ĂŒberstandener LungenentzĂŒndung in der olympischen Vorbereitungszeit erkĂ€mpfte die Olympiasiegerin 2010 dieses Mal den Bronze-Rang im Riesenslalom.
Sind zudem Sportlerinnen, wie zum Beispiel Slopestyle-Riderin Silvia MittermĂŒller, Biathletin Miriam Gössner oder die alpinen Skisportlerinnen Veronique Hronek, Tina Weirather bzw. Lindsey Vonn, die sich in der Vorbereitung auf Olympia – oder im Falle von Tina Weirather sogar beim Training vor Ort in der Olympia-Stadt – verletzten und daher nicht in Sotschi dabei sein konnten, nicht mehr auf der sportlichen Personal-Agenda?!

Sportive Aspekte und große Sport-Persönlichkeiten

NatĂŒrlich waren es – auch fĂŒr außenstehende Sportenthusiasten – schöne Momente, als aufrechte Sport-Persönlichkeiten wie Rodlerin Natalie Geisenberger, Rodler Felix Loch, die Rodel-Doppelsitzer Tobias Wendl/Tobias Arlt, der Nordische Kombinierer Eric Frenzel oder vor allem die so unglaublich sympathische Skispringerin Carina Vogt olympisches Gold erkĂ€mpften.

Das deutsche Skisprung-Team Andreas Wank, Marinus Kraus, Andreas Wellinger und Severin Freund konnte nach knapp verpasstem Edelmetall in den Einzel-Springen dann im Mannschafts-Wettbewerb auftrumpfen und Gold erkĂ€mpfen – inspirierend und motivierend fĂŒr jede und fĂŒr jeden: Man sollte sich eben von Niederlagen nie entmutigen lassen, wieder aufstehen und die nĂ€chste Chance nutzen


Nie aufgeben


Das gilt auch fĂŒr die amerikanische Skispringerin Sarah Hendrickson, die vor Jahresfrist bei den WM in Val di Fiemme Weltmeisterin wurde, sich dann im August 2013 bei einem Trainingssprung in Oberstdorf schwer stĂŒrzte, sich am rechten Knie erheblich verletzte, kĂ€mpfte, sensationell doch noch bei Olympia startete und einen guten 21.Rang bei der olympischen Premiere des Frauen-Skispringens belegte – ein außergewöhnlicher Kampfgeist einer außergewöhnlichen Sportsfrau!

Ihr Landsmann Todd Lodwick, zweifacher Weltmeister 2009 bzw. Olympia-Zweiter 2010, zudem FahnentrĂ€ger des US-Teams bei der Eröffnungsfeier in Sotschi, konnte zwar ebenfalls – nach einer erheblichen Verletzung beim Weltcup in Chaux-Neuve im Januar 2014 – nicht in den sportiven Kampf um die Medaillen in der Nordischen Kombination eingreifen, bestach in Sotschi jedoch durch viel Kampfgeist.

Maria und Claudia mit historischen Bilanzen

Globale Sportstars, wie die alpinen Skisportlerin Maria Höfl-Riesch, Lara Gut bzw. Tina Maze (Slowenien), SkilanglĂ€uferin Marit Björgen (Norwegen), SkilanglĂ€ufer Dario Cologna (Schweiz), Snowboarderin Patrizia Kummer, die EisschnelllĂ€uferinnen Ireen WĂŒst bzw. Martina Sablikova oder die Biathleten Ole Einar Björndalen, Emil Hegle Svendsen (beide Norwegen) und Martin Fourcade (Frankreich) haben ohnehin jeglichen Respekt und jegliche Hoch-Achtung verdient. Der sportliche Nachwuchs braucht Vorbilder und Maria, Marit oder Ole Einar & Co. sind es.

Insbesondere Maria Höfl-Riesch, die an den Spielen in Turin 2006 nach schweren Verletzungen nicht teilnehmen konnte, wieder aufstand, kĂ€mpfte und nun, nach Sotschi, einerseits die erfolgreichste alpine Skisportlerin Deutschlands „aller Zeiten“ ist, anderseits zu den vier besten alpinen Frauen – global betrachtet – gehört.

Die beiden Erfolgreichsten bei Winter-Olympia sind Janica Kostelic (Kroatien) sowie Vreni Schneider (Schweiz) – und dann kommen zusammen Deborah Compagnoni sowie Maria auf Platz drei, wobei Katja Seizinger als FĂŒnftplatzierte der „Rangliste“ auch auf dreimal Gold kommt.

Marias Olympia-Bilanz: 2010 Gold in der Kombination und im Slalom sowie 2014 Gold in der Kombination und Silber im Super-G. Insgesamt erkĂ€mpfte Maria sogar 19 Medaillen bei Olympischen Spielen, bei Weltmeisterschaften und Junioren-Weltmeisterschaften, holte 2010/11 den Gesamt-Weltcup (den sie bestimmt auch 2013/14 gewinnen wird), belegte (bis 23.2.14) 80 x eine Weltcup-Podestplatzierung und erkĂ€mpfte dabei 27 Weltcup-Siege. Und: Was noch wichtiger ist
 Maria ist auch sozial engagiert – und das bestimmt nicht zu Marketing-Zwecken


Was fĂŒr Maria gilt, trifft auch fĂŒr eine deutsche SkilanglĂ€uferin zu. Claudia Nystad, die deutsche „Wikingerin“, sorgte bei ihren Olympia-EinsĂ€tzen stets fĂŒr große Emotionen, fĂŒr Spannung pur und bestach immer mit ihrem nie endenden Kampfgeist. Von Kritik, ganz gleich von welcher Seite, ließ sich Claudia nie beirren.

Vor Sotschi war sie bereits zusammen mit Evi Sachenbacher-Stehle die erfolgreichste SkilanglĂ€uferin. Nach Sotschi ist sie das – mit der olympischen Gesamt-Bilanz von 2 x Gold, 3 x Silber, 1 x Bronze zwischen 2002 und 2014 – nun ganz allein, denn in der Staffel errang sie mit Stefanie Böhler, Denise Herrmann und Nicole Fessel sensationell Bronze. Auch Claudia gehört zu den Athletinnen und Athleten, denen Menschlichkeit, Aufrichtigkeit und soziales Engagement eine echte Herzensangelegenheit sind!

Sotschi 2014 ist Historie


Winter-Olympia 2014 ist Historie – endlich. Die aufrichtigen Sportfans werden den Frevel an der Natur, an der olympischen Idee, an den Menschen, die auch an den Spielen litten, nicht vergessen. Die aufrichtigen Sportfans erkennen aber auch objektiv die sportlichen Leistungen der Athletinnen sowie Athleten an, stehen vor bzw. hinter diesen, wissen um die Entbehrungen eines Hochleistungssportlers sowie um deren hartes Training und freuen sich umso mehr, wenn sich diese ebenfalls sozial engagieren.

Große Sieger und „Verlierer“ (?)

Zweifellos gab es auch aus internationaler Sicht große Siege und große Verlierer. Wer hĂ€tte der kanadischen Rodlerin Alex Gough nicht gern eine Medaille geschenkt. In den letzten Jahren war gerade sie es, die den ĂŒbermĂ€chtigen deutschen Rodlerinnen Paroli bieten konnte, bei WM und im Weltcup einige Male auf dem Podest stand. In Sotschi gab es fĂŒr die so sympathische Athletin „nur“ zweimal Rang vier – im Einzel und im Team. Dennoch: Alex verdient allerhöchsten Respekt – auch ohne Medaille.

Hervorragend, was die niederlĂ€ndischen EisschnelllĂ€uferinnen und EisschnelllĂ€ufer leisteten oder eine Elizabeth Yarnold oder ein Alexander Tretjakow im Skeleton vollbrachten. Unvergesslich der Auftritt „des Volkstribuns“ Jewgeni Pljuschtschenko beim Gold-Erfolg des russischen Eiskunstlauf-Teams (Im Herren-Einzel musste er nach dem Kurzprogramm dann verletzungsbedingt passen.) oder des Japaners Yuzuru Hanyu beim besagten Einzel-Wettbewerb der Herren im Eiskunstlaufen.

Im Eistanz bezauberten insbesondere Meryl Davis/Charlie White aus den USA und Tessa Virtue/Scott Moir aus Kanada Publikum und Preisrichter.

Im Einzel-Wettkampf der Frauen im Eiskunstlaufen sorgten gerade die acht Erstplatzierten – Adelina Sotnikowa (Russland), Kim Yu Na (SĂŒdkorea), Carolina Kostner (Italien), Gracie Gold (USA), Julia Lipnitskaja (Russland), Mao Asada (Japan), Ashley Wagner (USA) und Akiko Suzuki (Japan) – fĂŒr sportlich-kĂŒnstlerische „GĂ€nsehaut pur“. Die Reaktionen einiger „Fans“ und „Experten“ zum Ausgang des Wettbewerbes waren allerdings alles andere als „olympia-reif“.

Das Curling-Turnier der Frauen gewann Kanada mit der leidenschaftlichen Jennifer Jones, Skip des kanadischen Teams. Auch das Curling-Turnier der Herren (mit Skip Brad Jacobs) und vor allem das Eishockey-Turnier der Frauen entschieden die „AhornblĂ€tterinnen“ fĂŒr sich. Im „Team Canada“ spielten dabei drei mittlerweile vierfache Olympiasiegerinnen: Jayna Hefford, Caroline Ouellette und Hayley Wickenheiser. Das Trio triumphierte mit Kanada bereits 2002, 2006, 2010 und nun 2014.

Die sympathischen Kaillie Humphries und Heather Moyse „rockten“ den bobsportlichen Eiskanal von Sotschi und wiederholten ihren Olympiasieg von 2010. Die erst 18jĂ€hrige Mikaela Shiffrin aus den USA erkĂ€mpfte im Slalom nach ihrem Weltmeistertitel 2013 in Schladming nun auch Olympia-Gold 2014 in Sotschi.

Die norwegische Snowboarderin Silje Norendal gewann in Sotschi zwar keine Medaille, „erhielt“ aber den Titel einer „inoffiziellen Miss Olympia 2014“ – auch etwas


Norwegens Ole Einar Björndalen holte mit „40 Lenzen“ noch zweimal Gold im Biathlon (Sprint / Mixed-Wettbewerb) und avancierte damit zum erfolgreichsten Winter-Olympioniken „aller Zeiten“ (8 x Gold, 4 x Silber, 1 x Bronze von 1998 bis 2014) sowie Japans Noriaki Kasai belegte mit sogar „41 Lenzen“ den Silber-Platz im Skispringen. Der unverwĂŒstliche alpine US-Boy Bode Miller hatte zwar seine Probleme bei seinen letzten Winterspielen, erkĂ€mpfte aber zum Abschluss seiner olympischen Karriere noch einmal Bronze im Super-G. Respekt vor der Leistung des Amerikaners, dessen jĂŒngerer Bruder Chelone, ein ambitionierter Snowboard-Crosser, zehn Monate vor Sotschi im Alter von 29 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls starb.

Großartig zudem ein Bob-Oldie
 Der fast 40jĂ€hrige Alexander Subkow aus Russland war ebenfalls bestens dabei – mit Gold im Zweier-Bob und im Vierer-Bob.

„Je oller, je doller!“ – Das galt außerdem fĂŒr zwei Rennrodler
 Armin Zöggeler (Italien) wurde als 40jĂ€hriger in Sotschi noch einmal Dritter und Albert Demtschenko (Russland) als 42jĂ€hriger sogar noch Zweiter. Und: Der finnische Eishockeyspieler Teemu SelĂ€nne, 43 Jahre, avancierte in Sotschi sogar zum Ă€ltesten TorschĂŒtzen bei einem olympischen Eishockey-Turnier!

Ein anderer alpiner Haudegen blieb dieses Mal ohne Medaille: Norwegens Aksel Lund Svindal, der seit 2002 bei Junioren-WM, WM und Olympischen Spielen 15 Medaillen erringen konnte
 Auch in Sotschi zeigte sich der „Wikinger“ als großartiger Sportsmann – wenn auch ohne Medaille. Der Ski-Adler von Sotschi – trotz deutschen Mannschafts-Erfolges – war hingegen der Pole Kamil Stoch mit zweimal Gold.

In der Rostocker Traditionssportart Short Track – dieses Mal ohne hanseatische Beteiligung – avancierte Russland mit 3 x Gold, 1 x Silber, 1 x Bronze zur Top-Nation. 
 Russland – das erfolgreichste Land im Short Track in Sotschi?! – Ja, aber nur dank des SĂŒdkoreaners Ahn Hyun-soo, der seit 2011 russischer StaatsbĂŒrger ist und sich mittlerweile Victor Ahn nennt. FĂŒr SĂŒdkorea erkĂ€mpfte er in Turin 2006 dreimal Gold, einmal Bronze. In Sotschi 2014 wiederholte er diese Ausbeute fĂŒr Russland.

Bei den Ski-Freestylerinnen begeisterten die kanadischen Schwestern Justine und Cloe Dufour-Lapointe mit Gold und Silber auf der Buckelpiste. Die Biathlon-Königin von Sotschi wurde Darja Domratschewa aus Weissrussland mit dreimal Gold. Der Österreicher Matthias Mayer ĂŒberraschte die Konkurrenz in der Abfahrt und erkĂ€mpfte Gold – das insgesamt siebente bei den Herren fĂŒr „die Ösis“ in der alpinen Königsdisziplin seit dem Olympiasieg von Toni Sailer 1956.

TrĂ€nen der Freude und TrĂ€nen des Schmerzes gab es bei den ukrainischen Siegerinnen Vita Semerenko, Julja Dzhyma, Valj Semerenko und Oljena Pidruschna in der Staffel-Entscheidung ĂŒber 4 x 6 Kilometer im Biathlon. In der Heimat tobt ein blutiger BĂŒrgerkrieg und in Sotschi gewannen sie Gold fĂŒr das ukrainische Volk, das sich einfach nur nach Frieden sehnt.
Die Schweizer Eishockey-Spielerinnen um Goalie Florence Schelling sorgten hingegen mit ihren beeindruckenden Spielen, die letztendlich mit Bronze belohnt wurden, fĂŒr die wohl grĂ¶ĂŸte Überraschung der Spiele in Sotschi.

Wer imponierte noch in Sotschi?!

Da ist vor allem noch der zweifache Snowboard-Goldmedaillengewinner Vic Wild zu nennen. Der gebĂŒrtige Amerikaner, der 2011 sein Herz an Russland verlor, genauer gesagt an die Snowboarderin Aljona Sawarsina, diese „ehelichte“ und seitdem fĂŒr Russland startet, imponierte mit seinen Auftritten im Parallel-Riesenslalom und Parallel-Slalom.

Der Schweizer Dario Cologna wurde hingegen mit seinen beiden Goldmedaillen der „Meister“ der Langlauf-Loipe in Sotschi. Bei den „lang laufenden“ Damen avancierte die Norwegerin Marit Björgen zur erfolgreichsten Winter-Olympionikin „aller Zeiten“. Sie holte zwischen 2006 und 2014 insgesamt sechsmal Gold, dreimal Silber, einmal Bronze.

Der erfahrene, 34jĂ€hrige Österreicher Mario Matt sicherte sich mit einer ganz starken Leistung Platz eins. Vize-Weltmeister Felix Neureuther schied leider aus, dafĂŒr kam aus deutscher Sicht Fritz Dopfer (zusammen mit dem Italiener Stefano Gross) auf einen guten vierten Platz. Dennoch: Felix zeigte in Sotschi einen ganz beeindruckenden Kampfgeist. Nach seinem Verkehrsunfall kurz vor Abflug nach Sotschi und dessen Folgen wagte er das „Unmögliche“, startete im Riesenslalom, wurde dort guter Achter und versuchte es auch im Slalom..

Nie endenden Kampfgeist bewiesen zudem die Snowboarderinnen Anke Karstens, unter anderem zweifache Weltcup-Siegerin, und Amelie Kober, unter anderem bereits Olympia-Zweite 2010, Vize-Weltmeisterin, zweifache WM-Dritte und zwölffache Weltcupsiegerin.

Nachdem es fĂŒr die Beiden in der bisherigen Weltcup-Saison 2013/14 sowie ebenfalls im ersten Wettbewerb in Sotschi, dem Parallel-Riesenslalom nicht sonderlich gut gelaufen war, griffen sie im Parallel-Slalom „voll“ an. Der Lohn: Silber fĂŒr Anke und Bronze fĂŒr Amelie, die diese Platzierung sogar mit einer Verletzung am linken Ellenbogen schaffte. Chapeau!

Und fĂŒr einen versöhnlichen olympischen Abschluss im Biathlon sorgten die deutschen Herren um Simon Schempp in der Staffel mit Silber. Der Russe Alexander Legkow wurde Sieger im 50 Kilometer-Ski-„Marathon“ – eine grandiose Leistung. Die Kanadier um Sidney Crosby, den „ewigen Matchwinner“, holten im Herren-Eishockey das neunte Olympia-Gold seit 1920 und sind nun alleiniger Rekord-Olympiasieger (Anmerkung: Auch Kanadas Eishockey-Frauen sind mit viermal Gold Rekord-Olympiasiegerinnen.)

M-V-Medaillen-Glanz

Aus M-V-Sicht gab es auch Medaillen-Glanz: Der gebĂŒrtige Greifswalder Robin Szolkowy erlief mit Partnerin Aljona Sawtschenko Bronze im Eiskunstlaufen/Paarlaufen. Gold war eigentlich das Ziel, aber Bronze, wie schon 2010 in Vancouver, ist doch auch ein großer Erfolg.

FĂŒr den gebĂŒrtigen Anklamer Marko HĂŒbenbecker erfĂŒllten sich die olympischen Medaillen-TrĂ€ume leider nicht – am Ende wurde es ein guter sechster Platz im Vierer-Bob von Maximilian Arndt. Dann das nĂ€chste Mal – Marko ist bereits amtierender Welt- und Europameister im Vierer-Bob – hat also gezeigt, was er kann – und Pyeongchang 2018 ist so weit nicht mehr!

So viel zu einigen sportlichen Höhepunkten und Momenten der Winterspiele 2014 – freilich nur ein paar Beispiele aus subjektivem Blickwinkel.

Sportler und FunktionĂ€re – ein Kontrast

Die deutschen Athletinnen und Athleten prĂ€sentierten sich in Sotschi als tolerante, weltoffene und sympathische Persönlichkeiten – ein Kontrast zu den Sportpolitikern und SportfunktionĂ€ren, die – wenn mal nicht im FĂŒnf-Sterne-Hotel schlemmend – ihre herunter gezogenen Mundwinkel nur partiell verbergen konnten.

Wie „in alten Zeiten“ gab es dieses Mal zwar keine kaiserliche Order, keinen Befehl vom FĂŒhrer, kein „Plansoll“, keine „Zielvorgabe“, nein, etwas „Demokratisches“ – nur einen „Zielkorridor“. Dieser lautete seitens des DOSB, der SportfachverbĂ€nde und der Sportpolitik 27 bis 42 Medaillen, wobei mindestens 30 Medaillen plus x „funktionĂ€rstechnisch“ angestrebt wurden.

Leider ĂŒbersahen die Damen und Herren, mit meist erhöhtem BMI, dass auch „woanders“ prima Sport getrieben wird und Medaillen nicht alles sind – gerade aus Sicht der Sportlerinnen und Sportler.

An deren Frohsinn und Aufrichtigkeit, wie bei Lisa Zimmermann, Anna Seidel, Gianina Ernst & Co., denkt man gern zurĂŒck.

Die andere Seite Olympias


Es gab bzw. gibt allerdings – jenseits des Sportes – allen Grund zu deutlicher Kritik an der olympischen Bewegung, den Winterspielen an sich (nicht nur jenen in Sotschi!) und speziell am IOC


17 Tage unter den olympischen Ringen sind wintersportlich vorĂŒber – auch diese Winterspiele, wie ebenfalls jene (bis auf wenige Ausnahmen) in den letzten 46 Jahren, waren alles andere als der viel beschworene „Meilenstein“ eines frĂŒheren olympischen Gold-Fechters und eines heutigen „goldigen“ IOC-Oberen.

Was man allerdings nicht vergessen sollte, ist, dass die russischen Gastgeberinnen und Gastgeber herzliche Gastfreundschaft bewiesen, Engagement zeigten und sich letztendlich mit viel Herzblut den Spielen zuwandten.

Aber: Die Winterspiele 2014 wurden politisch, wirtschaftlich und funktionĂ€rstechnisch missbraucht – auch von der vereinten deutschen Bundesrepublik! UnterstĂŒtzt von den medialen BĂŒchsenspannern missbrauchte man die olympische Idee und die Spiele als Marketing-Event, Ablenkungsmanöver und Profit-Quelle zur Befriedigung der eigennĂŒtzigen Ziele und Ambitionen.

Politischer und wirtschaftlicher Missbrauch der Spiele


SchĂ€mt Euch, Ihr deutschen Politikerinnen und Politiker, ihr deutschen FunktionĂ€re, deutschen Sponsoren und deutschen „Möchte-Gern-Journalisten“. Wie Ihr ĂŒber die Spiele berichtet habt, was Ihr aus diesen Spielen gemacht habt und wie Ihr die Sportler fĂŒr Eure billigen Zwecke missbraucht habt – das war vor allem eines: Ekelhaft!

Aber was soll man von pseudodemokratischen Eliten auch anderes erwarten, die sich am eigenen Narzissmus befriedigen und um die eigene geistig wie charakterlich erbĂ€rmliche Existenz, wie um das viel zitierte „goldene Kalb“, tanzen.

Wenig Spass mit den „Fun-Sportarten“

Ekelhaft zudem, wie mit dem Leben der Sportlerinnen und Sportler umgegangen wurde. Auf „verschĂ€rften“ Pisten und Anlagen „durften“ diese in den vermeintlichen wintersportlichen „Fun-Sportarten“ spektakulĂ€re akrobatische „KunststĂŒcke“ vollbringen, die eigentlich nur dem „Spass“ und der Unterhaltung der Pseudo-Sportfans, der IOC-FunktionĂ€re und der Medien-Freaks dienten.

Lukrativ war es ohnehin nur fĂŒr die Sponsoren, fĂŒr die das alles Teil ihrer „olympischen“ Marketingmaschinerie war. Wie meinte schon der große deutsche Lyriker Bert Brecht treffend: „Der (vermeintlich) große Sport fĂ€ngt da an, wo er lĂ€ngst aufhört, gesund zu sein!“ Ein (unversehrtes) Menschenleben zĂ€hlt in der heutigen „olympischen“ Welt eben wenig.

Heldinnen und Helden


Gab es Heldinnen und Helden bei diesen Olympischen Winterspielen? NatĂŒrlich nicht! In Sotschi prĂ€sentierten sich zweifellos hervorragende Sport-Persönlichkeiten, wie die bereits erwĂ€hnten Maria Höfl-Riesch, Claudia Nystad oder Carina Vogt. Aber Heldinnen und Helden?! Diese findet man heute woanders. Zum Beispiel die engagierten Pflege-FachkrĂ€fte, die sich um die Alten und unheilbar Kranken kĂŒmmern. Zum Beispiel die Krankenschwestern, die sich tagtĂ€glich auch um krebskranke Kinder kĂŒmmern mĂŒssen. Zum Beispiel die Übungsleiter und Sportlehrer, die sportliche Talente erst entdecken und ihnen die sportliche Freude nahe bringen. Nur drei Beispiele von vielen!

Wo blieben MitgefĂŒhl und Anstand?

Schlimm war auch der Umgang mit dem „Doping-Fall Evi Sachenbacher-Stehle“. Wurde Evi wegen ihrer großen Erfolge, unter anderem 2 x Gold und 3 x Silber im Skilanglauf zwischen 2002 und 2010, und ihres freundlichen Auftretens in den „Mainstream-Medien“ stets umjubelt, so wurde Evi – 2012 zum Biathlon gewechselt – nach der Bekanntgabe des positiven Dopingbefundes sofort gebrandmarkt. – Und das, obwohl nicht einmal die UmstĂ€nde des besagten Ergebnisses feststanden


Ist eine so starke Sport-Persönlichkeit, wie Evi Sachenbacher-Stehle, die stets offen ist, ihre aufrichtige Meinung gegenĂŒber MissstĂ€nden Ă€ußert, sich auch sozial engagiert und stets mit großem sportlichen Einsatz brilliert, plötzlich „Freiwild“.

Hat man die denkwĂŒrdige olympische Entscheidung 2010 im Teamsprint vergessen, als sie gemeinsam mit Claudia Nystad – gegen unsachliche Kritik von Medien sowie FunktionĂ€ren und gegen andere WiderstĂ€nde – Gold erkĂ€mpfte. Ein Wettkampf zweier super Frauen und Sportlerinnen – mit Herz, Charakter und Verstand.

Wie tief muß ein Mensch eigentlich sinken, um so zu werden, wie Ihr, „werte Mainstream-Medien“-Vertreter, Sport-Apparatschiki und „Sport“-Politiker. Habt Ihr Euren Charakter unter den fĂŒnf ramponierten olympischen Ringen vergraben oder empfindet Ihr ein GefĂŒhl der unsportiven Selbstbefriedigung, wenn Ihr Sportlerinnen und Sportler vorverurteilt – ohne Kenntnis der Sachlage! Sind wir bereits wieder im „wilden Westen“, als erst „geschossen“ und dann „gefragt“ wurde?!

Nein, wir sind ja „nur“ in Deutschland – dort hatte man ja mit der „Preußischen Geheimpolizei“ des Kaisers, der „Gestapo“ der Nazis und der „Stasi“ der DDR andere echte und/oder verbale ScharfschĂŒtzen – ganz so, wie es dem obersten Dienstherren beliebte.

Und heute, am Abschlusstag der Olympischen Winterspiele in Sotschi, wird von politischer Seite in Deutschland gewarnt: Der Medaillen-Schwund und das „Dopingvergehen“ werden Folgen haben, Mittel fĂŒr den Sport sollen gekĂŒrzt werden.
Was wollt Ihr, „werte“ Sport- oder doch lieber Spott-Politiker? Ihr wollt etwas kĂŒrzen? Was wollt Ihr „Möchte-gern-GrĂ¶ĂŸen“? 
Geld fĂŒr die Sportförderung streichen! Geld, was andere erarbeitet haben und das Ihr lediglich treuhĂ€nderisch verwalten sollt! Nichts anderes.

Ihr habt dazu weder die Kompetenz noch das Recht, irgendetwas zu kĂŒrzen. Eine Schande, dass Ihr, „werte“ Spott-Politiker, es wagtet – rechtzeitig als Winter-Olympia auf der Agenda stand (und so prĂ€chtig davon ablenkte) – Eure DiĂ€ten im Reichstag zu erhöhen – in einer Zeit, in der viele Kinder, sogar in Deutschland, hungern mĂŒssen. Oder ist das Euer spezieller Beitrag: „Hunger Games“ statt „Olympic Games“?!

Das olympische Feuer ist erloschen. Die olympischen Statistiker zĂ€hlen nun die Medaillen zusammen und durften ihren sportiven „G-Punkt“ ungehemmt vortĂ€uschen, sofern der „Medaillen-Glanz“ stimmt. In Deutschland stimmt dieser mit den Vorstellungen der Politiker und FunktionĂ€re nicht ĂŒberein. Tja, da hilft den Herrschaften wohl nur „olympisches Viagra“ – vielleicht gibt es das in diesem Fall ja auf Rezept beim IOC oder DOSB. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte Herrn de Maiziere oder gleich Herrn Bach


Olympia-BĂŒchlein im Druck

Bald erscheinen natĂŒrlich auch wieder die olympischen BilderbĂŒchlein, die mit vielen „Photoshop-Bilderchen“ bestechen, mit oberflĂ€chlichen Texten brillieren wollen und kleine mehr oder minder historische Anekdötchen dazu tun. „Euer Olympiabuch“ eben. Nicht „unser Olympiabuch“! Einige Siegerinnen und Sieger werden sicherlich – auch nach Jahrzehnten – wohl gecancelt. Und dann ist das bebilderte BĂŒchlein ohnehin nur Makulatur. Wie wir heute wissen, mĂŒssten eigentlich zwei Drittel der olympischen Medaillen-Gewinnerinnen und –Gewinner aus Ost und West nach 1945 ohnehin gestrichen werden. Nur leider fehlt dazu der Mut!

Sotschi und die PharisÀer

Sotschi ist Vergangenheit. 98 Entscheidungen liegen hinter uns. 2900 Athletinnen und Athleten aus 88 LĂ€ndern wetteiferten darum. Alles hat aber ein Ende, nur die Wurst hat bekanntlich zwei! Die Ersten werden sowieso die Letzten sein. Und nicht alles (eher das wenigste), wo Olympia 2014 drauf stand, war Olympia 2014 drin.

Der Wettlauf um die „olympische Idee“ ging erst einmal an deren Gegner, die sich allerdings pharisĂ€erhaft als deren „Bewahrer“ ausgeben. Es ist wie beim Wettlauf zwischen „Hase“ und „Igel“. Und noch schlimmer. Es geht dabei richtig „zur Sache“. „Auf, auf!“, sprach der „Fuchs“ zum „Hasen“. „Hörst du nicht den JĂ€ger blasen!“.

Der Kampf um Olympia geht in die entscheidende Schlacht. Ohne „Fuchs“ und ohne „Hasen“. Aber hoffentlich mit Sportlerinnen und Sportlern, denen wirklich etwas an der olympischen Idee liegt. Und hoffentlich ohne Sportpolitiker, FunktionĂ€re und Sponsoren, die nur Profit, Eigennutz und SelbstbeweihrĂ€ucherung im Sinn haben und dazu „fĂŒnf olympische Ringe“ instrumentalisieren.

Wo blieb der „olympische Friede“?

Was fehlt noch?! Ja, was fehlte
 Etwas ganz Entscheidendes sogar! Der olympische Friede, der eigentlich wĂ€hrend des Zeitraumes Olympischer Spiele gelten sollte. WĂ€hrend in Sotschi Medaillen bejubelt wurden, starben bei aktuell insgesamt 48 Kriegen, kriegerischen Auseinandersetzungen bzw. Konflikten auf fast allen Kontinenten Tausende Menschen: Ob in Nigeria, in der Ukraine, in Ägypten, im SĂŒd-Sudan oder in Syrien, auch Tausende Kinder gehörten zu den Opfern. WĂ€hrend in Sotschi die IOC-Oberen in FĂŒnf-Sterne-Hotels schlemmten, verhungerten in Asien, Afrika, SĂŒdamerika und sogar in Europa ebenfalls unzĂ€hlige Kinder. Von den Umweltzerstörungen allerorten ganz zu schweigen.

Bei den Bauarbeiten zu den Stadien der Fußball-WM 2022 in Katar gab es zudem wieder Tote, deren Anzahl bereits in die Hunderte geht. Was fĂŒr ein perverses, menschenverachtendes Vorspiel zum angeblichen „Mega-Event“ Fußball-Weltmeisterschaft


Sollte man angesichts solcher widerlichen ZustĂ€nde ĂŒberhaupt noch bei einem internationalen Sportereignis starten, wenn die jeweilige mĂŒndige Athletin oder der jeweilige mĂŒndige Athlet weiß: „Ich fröne zwar erfolgreich meinem Sport, kann auch mit meinem Auftreten ideell und sozial durchaus etwas bewirken, aber woanders sterben unzĂ€hlige Menschen!“. Sie bzw. er kann es, weil der Sport durchaus GrĂ€ben ĂŒberwinden kann. Aber: Es gibt Grenzen!

Die Ukrainerin Bogdana Matsotska startete am 21.Februar nicht im Spezialslalom, nachdem es am 19./20.Februar zu blutigen Angriffen der ukrainischen „SicherheitskrĂ€fte“ auf Demonstranten kam, die mehrheitlich friedlich gegen die autoritĂ€re Regierung Janukowitsch in Kiew aufbegehrten. Ihre Argumentation: „Sie könne jetzt nicht ihren Sport ausĂŒben, wenn sie erleben bzw. erfahren muß, dass in ihrer Heimat der olympische Friede gebrochen wird und Menschenleben ausgelöscht wurden
“

Deutschland voran


Deutschland als Bronze-Medaillengewinner in puncto weltweite RĂŒstungsexporte, als UnterstĂŒtzer autoritĂ€rer Regime und als vor lauter Doppelmoral triefender GeschĂ€ftspartner von „lupenreinen Diktaturen“ hat an den genannten negativen globalen Entwicklungen einen betrĂ€chtlichen Anteil. Winter-Olympia 2014 lenkte, wie in anderen, bereits genannten FĂ€llen, davon hervorragend ab.

Beste Ablenkung auch von den eigenen (deutschen) UnzulĂ€nglichkeiten: Gern wurde auf das „handwerkliche Unvermögen“, den „Umwelt-Frevel“ und die „Milliarden-Vernichtung“ der Russinnen und Russen im Hinblick auf die Winterspiele verwiesen


Jedoch: Wie ist es hierzulande? Man denke nur an die Milliarden- und/oder Millionen-Euro-Vernichtung bezĂŒglich der „Banken-Rettung“, bei der bislang misslungenen „Energie-Wende“, beim NĂŒrburgring in Rheinland-Pfalz, bei der Elbphilharmonie in Hamburg, beim Berliner Flughafen, bei „Cargolifter“ in Brandenburg, bei „Stuttgart 21“, bei der hĂŒbsch-hĂ€sslichen „WaldschlösschenbrĂŒcke“ in Dresden, beim Limburger Bischofssitz und und und
Man denke ferner ebenfalls an die bayrische „Amigo-Wirtschaft“, an die jahrzehntelange „GeschmĂ€ckle-Politik“ in Baden-WĂŒrttemberg und den „roten Filz“ in Hamburg, NRW und „Meck-Pomm“.

Nicht zuletzt: Umwelt-Frevel gibt es auch in Deutschland zuhauf, auch das unter anderem „dank“ der „Energie-Wende“
 Und, was die „GroKo“ in Berlin (nicht) leistet, ist ein Grund zum „FremdschĂ€men“!

Olympische Ablenkung beendet

Mit Winter-Olympia 2014 ließ sich davon prĂ€chtig ablenken. Das ist nun vorbei. Das politische Russland, politische Deutschland oder politische Amerika sind endlich wieder im Fokus des Interesses – und damit auch deren Verfehlungen!
Schluss mit „lustig“, mit dem „Schulter klopfen“, mit dem „HĂ€nde schĂŒtteln“ und mit dem „Freundlich-in-die Kamera-grinsen“ der Polit-Granden.

Da möge der BundesprĂ€sident, zusammen mit dem Deutschen Olympischen Sportbund, die Sportlerinnen und Sportler zum Olympia-Empfang in MĂŒnchen bitten
 Aber vergesst nicht, liebe Athletinnen und Athleten, wer Euch in Sotschi im Stich ließ!

Anstatt vor der Sportjugend der Welt in Sotschi die politischen und wirtschaftlichen MissstĂ€nde global, auch in Russland und in Deutschland, deutlich zu kritisieren, duckte sich das deutsche Staatsoberhaupt weg, um „daheim“ mehr militĂ€rische EinsĂ€tze und mehr militĂ€rische Verantwortung fĂŒr Deutschland zu fordern


Ihr, liebe Athletinnen und Athleten, solltet dessen politische Aufgabe in Sotschi wahrnehmen, was einige auch mutig taten. Diesen Mut hĂ€tte man sich jedoch von „höherer Stelle“ gewĂŒnscht.

War frĂŒher „ein LĂŒb“ (benannt nach dem BundesprĂ€sidenten Heinrich LĂŒbke, der von 1959 bis 1969 amtierte) „der Abstand von einem verbalen FettnĂ€pfchen zum nĂ€chsten“, so ist „ein Gauck der Zeitabschnitt von einer Sprechblase zur nĂ€chsten“.

Ein Sozialdemokrat, der sich aus guten GrĂŒnden von seiner Partei löste, allerdings, im Gegensatz zu Herrn Gauck, ein wirklicher FreiheitskĂ€mpfer war und unter Einsatz seines Lebens gegen Nazis und Stalinisten gleichermaßen kĂ€mpfte – dabei insgesamt neun Jahre aus politischen GrĂŒnden in den GefĂ€ngnissen bzw. Konzentrationslagern der NSDAP bzw. SED inhaftiert wurde – meinte einmal zu den heutigen politischen SprĂŒcheklopfern treffend: „Wer wirklich gelitten hat, lebt nicht von großen SprĂŒchen!“.

FĂŒr die „Absonderung derselben“ hat der amtierende BundesprĂ€sident auf jeden Fall eine (nicht-)olympische Goldmedaille mehr als verdient!

Winter-Olympia 2014 ist „Kunst-Schnee“ von gestern. GlĂŒcklicherweise. Nun warten im MĂ€rz die Winter-Paralympics 2014. UnglĂŒcklicherweise. Den Athletinnen und Athleten dort aber „GlĂŒck auf“!

Traurige Sport-Nachricht – abseits von Sotschi


Eine traurige Nachricht fĂŒr den Sport gab es auch abseits aller olympischen Pisten und HĂ€nge in Sotschi – insbesondere fĂŒr jenen in M-V. Der engagierte Judo-Trainer Matthias Hermann vom PSV Schwerin, der nicht nur die beiden bekannten Judo-Zwillingsschwestern Ramona und Carmen Brussig zu großen paralympischen Erfolgen zwischen 2004 und 2008 fĂŒhrte, sondern auch unzĂ€hlige Kinder bzw. Jugendliche fĂŒr den aufrichtigen Judo-Sport begeisterte, ihnen die Werte des Sportes nahe brachte, starb am 11. Februar im Alter von nur 47 Jahren.

Im Gegensatz zu den angeblichen Sport-KoryphĂ€en entfachte er oftmals echte Leidenschaft bei seinen SchĂŒtzlingen fĂŒr ihren Sport, auch wenn Matthias Hermann nie die „großen Schlagzeilen“ in den „Mainstream-Medien“ erhielt, die er eigentlich verdient hĂ€tte. Aber das wollte er auch nie: Diesen zelebrierten Narzissmus, diese SelbstbeweihrĂ€ucherung und diese Großspurigkeit, die leider im deutschen Hochleistungssport (samt Protagonisten in VerbĂ€nden und in Medien) weit verbreitet ist! Matthias Hermann wird dem Sport in M-V mehr als fehlen!

Und nicht nur eine olympische Goldmedaille hat Matthias Hermann mehr als verdient. „Man sieht sich wieder – auf Wolke sieben
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Was meint aber eine großartige Sport-Persönlichkeit, wie Dr. Sabine Felser aus Rostock, Sportwissenschaftlerin, Trainerin und Welt- sowie Europameisterin bzw. „Wold Games“-Siegerin 2005 im Ju Jutsu, ĂŒber das Großereignis „Olympische Winterspiele 2014“ in Sotschi?!

Nachgefragt

„MĂŒssen Olympische Spiele immer woanders stattfinden
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Frage: Die 22.Olympischen Winterspiele sind Historie. Von dem, was Sie in Ihrer knappen „Freizeit“ zu Sotschi verfolgen konnten, waren Sie positiv beeindruckt?

Dr. Sabine Felser: In erster Linie von den Leistungen der deutschen Rodlerinnen bzw. Rodler, von unseren Skispringern und nicht zuletzt vom hollĂ€ndischen Eisschnelllauf-Team – das imponierte mir schon!

Frage: Was war fĂŒr Sie im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele 2014 weniger positiv? Es gab ja vor den Spielen berechtigte Kritik an den Winterspielen und der olympischen Bewegung 


Dr. Sabine Felser: Wenig positiv sind die schon jetzt aktuell bekannt gegebenen DopingfĂ€lle. Keine gute Werbung fĂŒr den Sport
 So etwas wirft immer Schatten und bleibt in den Köpfen der Menschen hĂ€ngen. Zudem finde ich es persönlich nicht sinnvoll, nur fĂŒr Olympische Spiele Menschen „zu verheizen“, WĂ€lder abzuholzen und die Umwelt zu zerstören. Vielmehr sollte man SportstĂ€tten nutzen, die schon vorhanden sind. Warum mĂŒssen Olympische Spiele stĂ€ndig woanders stattfinden? In der Antike gab es auch nur einen einzigen Austragungsort! Vielleicht sollten in Zukunft Olympische Winterspiele nur dort stattfinden, wo auch wirklich zur Zeit der Austragung Minusgrade herrschen und echter Schnee liegt


Frage: Welche Sportlerinnen und Sportler aus Deutschland oder „anderswo“ begeisterten Sie? Der Sieg von Carina Vogt?!

Dr. Sabine Felser: NatĂŒrlich, der Sieg von Carina Vogt kam ĂŒberraschend und „schlug“ positiv „ein“. Aber auch die Leistung von Ole Einar Björndalen im Biathlon, der mit ĂŒber 40 Jahren noch zu olympischen Goldehren kam, beeindruckte mich zutiefst. Begeistert bin ich auch ĂŒber die Leistung unsere mĂ€nnlichen Skispringer, eine tolle Teamleistung!

Frage: Sie schrieben Ihre Dissertation ja zu einer Thematik ĂŒber die Sportart Short Track
 Wie lautet Ihr ResĂŒmee zu den olympischen Short Track-WettkĂ€mpfen in Sotschi?

Dr. Sabine Felser: Ich habe leider nicht die Zeit gehabt, mir auch nur ein Rennen live anzuschauen. Lediglich die Ergebnisse habe ich gelesen. Anscheinend haben die europĂ€ischen Nationen aufgeholt, speziell die Russen und Italiener. Erfreut war ich ĂŒber das Abschneiden der erst 15jĂ€hrigen Anna Seidel. Was mich in meiner Arbeit bestĂ€tigt, ist der Punkt, dass im Eisschnelllauf andere Nationen vorne sind, als beim Short Track. Dieses zeigt deutlich, dass die Anforderungen in beiden Sportarten andere sind. Interessieren wĂŒrde mich jetzt noch, was die NiederlĂ€nder vor diesen Olympischen Spielen anders machten? So eine Dominanz ist einerseits respekteinflĂ¶ĂŸend, andererseits wirft eine derartige Überlegenheit immer Fragen auf


Frage: Ihre Sportart ist jedoch Ju Jutsu
 Welches ist der nĂ€chste Wettkampf fĂŒr Ihr Rostocker Ju Jutsu-Team?

Dr. Sabine Felser: Ich werde Mitte MĂ€rz mit sieben KĂ€mpfern nach Hohenmölsen, bei Zeitz, fahren. Dort findet „der Pokal des PrĂ€sidenten“ statt. Ich bin gespann,t wie meine KĂ€mpfer abschneiden werden, einige haben die Altersklasse gewechselt und sind in diesem Jahr die JĂŒngsten in ihrer Altersklasse.

Vielen Dank, weiterhin bestes Engagement im Sport und alles erdenklich Gute fĂŒr die kommenden Herausforderungen!

 

Marko Michels

 

 

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