„Schon als Kind davon geträumt, eine Olympia-Medaille zu erreichen…“

Snowboarderin Selina Jörg auf dem Weg nach Pyeongchang

Selina Jörg (Mitte) zusammen mit Snowboard-Kolleginnen bzw. -Kollegen. Aufnahme: Miha Matavz

Die olympische Saison 2017/18 hat im Snowboarden längst begonnen. Anfang September wurden bei den Damen und Herren jeweils vier Weltcup-Konkurrenzen (Slopestyle, Halfpipe) in Cardrona ausgetragen.

Es folgten ebenfalls Anfang September noch vier Weltcup-Entscheidungen jeweils bei den Damen und Herren im Snowboard-Cross in Cerro Catedral. Bei den Frauen setzten sich Jamie Anderson (USA, Slopestyle), Chloe Kim (USA, Halfpipe), Chloe Trespeuch (Frankreich, Snowboard-Cross) und Lindsey Jacobellis (USA, Snowboardcross) durch.

Eine ambitionierte deutsche Snowboarderin, Selina Jörg, Jahrgang 1988, SC Sonthofen, strebt 2018 ebenfalls nach Pyeongchang. Die sportive Bayerin wurde unter anderem 2008 Junioren-Weltmeisterin im Parallel-Slalom, schaffte bei den Winter-Universiaden 2011 Gold, 2013 Bronze bzw. 2015 Silber und qualifizierte sich zweimal für die Olympischen Winterspiele 2010 bzw. 2014. Im Parallel-Riesenslalom verpasste sie dabei 2010 als Vierte ganz knapp eine Medaille.

MV-SPORT fragte nach

Selina Jörg über ihr Sommer-Training, den ersten Schnee-Kontakt für die Saison 2017/18, das internationale Kräfteverhältnis im Snowboarden, die Bedeutung bzw. Entwicklung der Olympischen Spiele, ihre olympischen Ziele und den Ausgleich zum Snowboarden

„Schon als Kind davon geträumt, eine Olympia-Medaille zu erreichen…“

Frage: Frau Jörg, die olympische Saison 2017/18 ist auch im Snowboarden in der Start-Phase. Wie verlief Ihr Sommertraining?

Selina Jörg: Die Vorbereitung auf den Winter verlief sehr gut, ich konnte seit Mitte April verletzungsfrei trainieren und an meiner Physis arbeiten. Dabei habe ich diesen Sommer einige neue Reize gesetzt, indem ich den Trainingsschwerpunkt nach Kempten verlagert habe. Dort habe ich mehrmals pro Woche im Crossfit Kempten das Krafttraining und andere Workouts absolviert.

Frage: Wann hatten Sie für die Saison 2017/18 wieder den ersten Schnee-Kontakt? Was sind Ihre Ziele 2017/18?

Selina Jörg: Mitte August ging es für uns Raceboarder zum ersten Mal wieder auf Schnee nach Zermatt/Schweiz. Wir konnten dort bei optimalen Bedingungen ins Schneetraining einsteigen und letzte Material-Tests durchführen. Anschließend waren wir auf den italienischen Gletschern (Stilfser Joch und Schnalstal) unterwegs. Die Ziele für die kommende Saison sind klar: zunächst erstmal die Qualifikation für Olympia im Februar. Wir sind derzeit sieben starke deutsche Mädels, die um vier nationale Startplätze kämpfen… Wenn das erreicht ist, will ich in Südkorea ganz vorne mit dabei sein.

Frage: Wie beurteilen Sie das internationale Kräfteverhältnis im Parallel-Slalom derzeit – vor dem Hintergrund der vorolympischen Saison?

Selina Jörg: Wie angesprochen, sind wir ein sehr starkes deutsches Team. Zwei Mädels haben letzte Saison nur ganz knapp eine Medaille bei der WM verpasst. Wir alle haben das Potenzial bei Olympia zu starten. International müssen wir uns nicht verstecken und können auf jeden Fall mit den anderen starken Nationen mithalten. Mit den Sportlerinnen aus Österreich, Russland und Tschechien ist immer zu rechnen.

Frage: Sie erlebten ja Winter-Olympia bereits 2010 in Vancouver bzw. in Whistler und 2014 in Sotschi. Was verbinden Sie mit Olympischen Winterspielen, deren Vergabe und Organisation zunehmend in der Kritik steht?

Selina Jörg: Beide Olympischen Spiele waren bisher gigantisch und absolute Highlights in meiner Karriere. Seit meiner Kindheit habe ich davon geträumt, einmal eine Olympia-Medaille zu erreichen. Wenn man aber den Verlauf der Vergabe der Spiele und anderer sportlicher Großereignisse in den letzten Jahren betrachtet, ist das teilweise mehr als skandalös. Ich stehe nicht hinter allen Entscheidungen, als Sportler ist man aber meistens machtlos. Wir Sportler bereiten uns viele Jahre auf den Tag X vor, der Rest ist Aufgabe von Politikern und Offiziellen. Diese sollten sich wieder mehr auf den grundlegenden Gedanken von Olympischen Spielen konzentrieren, als alles immer noch größer und teurer zu machen.

Frage: Von Ihren bisherigen Erfolgen… Welches war der bislang schönste für Sie?

Selina Jörg: Puh, das ist schwierig zu beantworten, hinter jedem Erfolg steht eine andere Geschichte. Aber der vierte Platz bei Olympia 2010 war schon sehr schön, auch wenn ich mich jeden Tag, der verging, mehr und mehr über die verpatzte Chance auf Edelmetall geärgert habe.

Letzte Frage: Was ist eigentlich Ihr Ausgleich zum Snowboarden?

Selina Jörg: Bisher war es meistens mein Studium. Ich habe letztes Jahr meinen Master für Wirtschaftspsychologie beendet. Das Studium neben dem Leistungssport war nicht einfach, aber zum körperlichen Aspekt im Sport war die geistige Herausforderung ein guter Ausgleich. Ansonsten verbringe ich meine freie Zeit am liebsten auf dem Mountainbike und oder auf einem der vielen Berggipfel im Allgäu.

Vielen Dank, dann alles erdenklich Gute, maximale Erfolge in der olympischen Saison 2017/18 und in Pyeongchang dann die ersehnte Medaille!

Die Fragen stellte: M.Michels.

 

No items found

Reklame

Nach oben scrollen