Weltmeisterliche Halbzeit in der Leichtathletik

USA „im Medaillenspiegel“ vorn

Leichtathletik Symbolfoto
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Die 16.Leichtathletik-Weltmeisterschaften haben Halbzeit. Fünf von zehn WM-Tagen sind abgehakt sowie 20 der 48 WM-Goldmedaillen vergeben.

Eine Silberne im Siebenkampf

Die deutsche Mannschaft konnte zwar noch keine goldene Medaille, dafür jedoch eine silberne Plakette in Empfang nehmen – dank Carolin Schäfer im Siebenkampf, die nur der Olympiasiegerin 2016 Nafissatou Thiam, der Belgierin mit senegalesischen Wurzeln, den Vortritt lassen mußte.

Ansonsten jubelten „die Anderen“ über WM-Gold und Medaillen. Aber: Im Speerwerfen der Herren und im Diskuswerfen der Frauen sowie in den Staffeln hofft man noch auf die eine oder andere Medaille aus deutscher Sicht. Und vielleicht gibt es für das deutsche Team noch ein paar positive Überraschungen?!

Wie gehabt

Bislang läuft alles wie immer. Die USA führen den Medaillenspiegel mit derzeit 11 Medaillen, darunter 3 x Gold an. Das Läuferinnen- und Läufer-Land Kenia kommt auf sieben Plaketten, darunter 3 x Gold. Südafrika schaffte vier Medaillen (2 x Gold) und Polen als gegenwärtig bestes europäisches Land bei dieser WM hat die Ausbeute von ebenfalls vier Medaillen (1 x Gold).

Sprint-Könige, Doping-Könige und unsportive Pharisäer

Die Sprint-Königin von London 2017 (100 Meter)  ist Tori Bowie aus den USA, der Sprint-König 2017 (100 Meter) kommt auch aus den USA: Justin Gaitlin. Der wurde auch schon zweimal des Dopings überführt, darf aber – so ist nun einmal die Rechtslage – dennoch starten. Wer sich darüber erregt, sollte einmal das Regelwerk studieren und Entscheidungen, die dazu von objektiver, internationaler Verbandsseite getroffen wurden, akzeptieren. Das mag einigen passen oder auch nicht…

Gerade von deutscher Medien-Seite wird da „auf Teufel komm raus“ kritisiert, obwohl man in Deutschland-Ost UND Deutschland-West bis 1990 ebenso „auf Teufel komm raus“ dopte. Die einen taten es, um „die Überlegenheit des real existierenden Sozialismus in den Sportarenen“ zu dokumentieren, die anderen, um die „Überlegenheit des real existierenden Kapitalismus mit Dress und Turnhose“ zu präsentieren.

Das Ganze ging jedoch bekanntlich nach hinten los… Während das Ost-Doping inzwischen öffentlich aufgearbeitet wurde, ist das West-Doping noch immer „Verschluß-Sache“, dringen nur Einzel-Fälle nach und nach an die besagte Öffentlichkeit. Aber keine Angst, nichts wird verborgen bleiben. Schritt für Schritt bzw. Lauf für Lauf wird auch das frühere West-Doping nicht im Verborgenen bleiben. Versprochen!

Schatten über der WM 2017

Die aktuelle Doping-Problematik überschattet allerdings die 2017er Leichtathletik-WM. Da wird angeblichen „Sport-Heldinnen“ und „Sport-Helden“ gehuldigt, obwohl jeder halbwegs denkfähige echte Sportfreund weiß, was an Weiten und Zeiten ohne Mittelchen wirklich möglich ist.

Mit Russland hat man einen „Sündenbock“ gefunden, der von den Praktiken und Verstößen in anderen Ländern ablenken soll. Dass dennoch 19 russische Athletinnen und Athleten als „Unabhängige“ starten, passt vielen deutschen Sport-Pharisäern nun auch wieder nicht. Eigentlich sollte doch unter demokratisch-rechtsstaatlichen Bedingungen die Einzelfallprüfung und Unschuldsvermutung gelten. Da lassen einige Medien-Vertreter und Sportpolitiker allerdings wieder einmal ihre Maske fallen. Anscheinend glauben diese, dass sie die Deutungshoheit in Sachen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit im Sport besitzen.

Wenn es in dieser Diskussions- und Aufarbeitungs-„Kultur“ so weiter geht, dann sollte man aber künftig auf derartige Sportveranstaltungen, in denen Gigantismus, Kommerz und Selbstbeweihräucherung vorherrschen, gänzlich verzichten.

Sogar sportliches Geschehen wurde dargeboten

Natürlich wurde jenseits dieser nicht enden wollenden Diskussionen sogar Sport gezeigt. Neben den besagten Sprint-Gewinnern, wurden auch schon die Ersten im Marathon der Frauen und der Herren ermittelt, die beide aus Kenia kommen. Geoffrey Kipkorir Kirui, der Sieger bei den Herren, startet sogar für Kenia. Rose Chelimo, die Nummer eins bei den Frauen, wechselte die Nationalität – von Kenia nach Bahrain…

Goldene Momente „der Anderen“

Mit den „Stäben“ konnten bei den Welt-Titelkämpfen 2017 Ekaterini Stefanidi aus Griechenland, die Olympiasiegerin 2016, und der Amerikaner Sam Kendricks am besten „hantieren“. Anita Wlodarczyk aus Polen zeigte allen, wo „der Hammer hing“. Pierre-Ambroise Bosse aus Frankreich und Adam Kszczot aus Polen sorgten für einen europäischen Doppelerfolg über die 800 Meter der Herren.

Für die „Kiwis“ siegte Tomas Walsh im Kugelstoßen der Herren. Mo Farrah, der gebürtige Somalier in britischen Diensten, kam nach seinem Olympia-Gold 2012 bzw. 2016 und nach seinen WM-Titeln 2013 bzw. 2015 wieder zu einem globalen Erfolg auf dieser Strecke. Yulima Rojas aus Venezuela ließ sich im Dreisprung der Frauen den Sieg nicht nehmen und und im Weitsprung der Herren gab es Gold (Luvo Manyonga) und Bronze (Ruswahl Samaai) für Südafrika.

Warten „auf Godot“?!

Leichtathletik-Deutschland wartet nun sehnsüchtig auf die Entscheidungen im Herren-Speerwerfen und Frauen-Diskuswerfen. Letzteres findet „mit MV-Beteiligung“ statt. Die gebürtige Greifswalderin Anna Rüh, Jahrgang 1993, früher Greifswalder SV 04 und bis 2015 SC Neubrandenburg, nun SC Magdeburg, kann dabei auf eine vordere Platzierung hoffen. Anna wurde 2012 U 20-Weltmeisterin, im gleichen Jahr Olympia-Zehnte und 2015 U 23-Vize-Europameisterin. Bei den Elite-EM 2012 bzw. 2014 verpasste die frühere SCN-Athletin als Vierte eine Medaille nur knapp.

Diskuswerfen der Frauen und Deutschland bzw. M-V

Ansonsten: Im Diskuswerfen jubelten deutsche Frauen in der WM-Historie oft: Zwischen Helsinki 1983 und Moskau 2013 erkämpften deutsche Diskuswerferinnen 5 x Gold, 5 x Bronze – die uneingeschränkte Top-Nation im Frauen-Diskuswerfen. Erst mit Abstand folgen Weißrussland mit 3 x Gold, 1 x Silber, Kuba mit 1 x Gold, 2 x Silber, 2 x Bronze, Russland mit 1 x Gold, 1 x Silber, 2 x Bronze und Australien mit 1 x Gold, 1 x Silber. WM-Gold im Frauen-Diskuswerfen gab es ebenfalls für Neuseeland, Bulgarien, Kroatien und China (jeweils 1 x).

Aus M-V-Sicht jubelten unter anderem Diana Gansky, in Bergen auf Rügen geboren, über WM-Silber 1987 und Franka Dietzsch, in Wolgast geboren und für den SC Neubrandenburg startend, über WM-Gold 1999, 2005 und 2007. Franka Dietzsch nahm auch viermal, 1992 in Barcelona, 1996 in Atlanta, 2000 in Sydney und 2004 in Athen, an Olympischen Spielen teil.

Bei olympischen Diskus-Entscheidungen bei den Frauen erkämpften deutsche Teilnehmerinnen bis 2016 insgesamt 5 x Gold, 3 x Silber, 2 x Bronze. Aus M-V-Sicht gelangten drei Diskuswerferinnen zu Olympia-Medaillen: Ingrid Lotz aus Dömitz-Malliß 1964 in Tokyo, Gabriele Hinzmann aus Schwerin mit Bronze 1976 in Montreal und  Diana Gansky aus Bergen/Rügen mit Silber 1988 in Seoul.

Nun warten aber noch fünf leichtathletische WM-Tage in London 2017 auf die Sportfreunde!

Marko Michels

Update (9.8.2017, 20.00 Uhr): Zu allem Übel grassiert im Team-Hotel der deutschen Leichtathletik-Mannschaft noch ein Magen-Darm-Virus – 13 Athleten und Betreuer sind bislang betroffen… M.M.

Last but not least (9.8.17, 22.30 Uhr): Die Chinesin Gong Lijiao, die Mitglied des SC Neubrandenburg ist und vom dortigen Trainer Dieter Kollark trainiert wird, jubelte bei den WM in London 2017 im Kugelstoßen über Gold. Dieter Kollark trainierte unter anderem bereits die Kugelstoßerin Astrid Kumbernuss, Olympiasiegerin 1996 bzw. Weltmeisterin 1995, 1997 sowie 1999, und Diskuswerferin Franka Dietzsch, Weltmeisterin 1999, 2005 bzw. 2007 und vierfache Olympia-Teilnehmerin 1992, 1996, 2000 bzw. 2004. M.M.

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