70 Jahre organisierter Pferdesport in Güstrow
Franz Wego/Hippothek. Die lange Tradition, mit aktivem Reitsport und zahllosen Pferdesportveranstaltungen auf höchstem Niveau, ist einem Kern von ausgesprochen engagierten Menschen zu verdanken.
Am 26. August lud die Leitung des Reitvereins Güstrow zu einer Jubiläumsfeier in die Reithatte am Sonnenplatz ein. Vor 70 Jahren war die Barlach-Stadt Güstrow einer der ersten Orte im Norden der damaligen DDR, in der der Pferdesport nach dem 2. Weltkrieg wieder in organisierter Form ins Leben gerufen wurde. Es war vor allem dem ehemaligen ostpreußischen Kavalleristen Willi Adebahr zu verdanken, der 1956 mit der unvergessenen Mecklenburger Stute Bianka bei der 3. DDR-Meister die Silbermedaille und 1957 Bronze im Springreiten gewann und Ende 1951 eine Schar pferdebegeisterter Menschen um sich scharte. Diese haben 1952 unter dem Dach der damaligen Gesellschaft für Sport und Technik (GST) eine Reitsportorganisation gegründet. Der Anfang des organisierten Reitens in der Stadt geht aber schon auf das Jahr 1827 zurück, wie der einstige inzwischen verstorbene Vereinsvorsitzende Franz Kellner zur 50. Jubiläumsfeier zu berichten wusste.
Heute zählt der Reitverein 150 Mitglieder, darunter allein 35 aktive Voltigierer und gehört damit zu den größten in Mecklenburg-Vorpommern. Maik Osterloh vom Vereinsvorstand, der die gelungenen Vorführungen von zwei Reitgruppen und von Voltigierern auf dem Platz vor der Reithalle kommentierte, hat danach in der Halle den anwesenden Vereinsmitgliedern und Gästen aus Politik und Wirtschaft mit beeindruckenden Worten die Geschichte des Vereins aus den vergangenen 70 Jahre vorgetragen.
Aus dem Verein sind namhafte Spitzenreiter hervorgegangen, zu denen neben Willi Adebahr, Bernd Laderick (1957 Vizemeister in der Dressur), Dieter Schulze (1957 Vizemeister im Springen und später DDR-Nationaltrainer) auch Fredo Kasten gehörte, der später als Mitglied des Armee Sportclubs Potsdam (ASK) viele Jahre zur DDR-Nationalmannschaft gehörte. Reiter wie Erich Manski, seine Ehefrau Birgit, Karl-Heinrich Schröder, Franz Kellner, Christian Beggerow, später auch Egon Sperber, Ursula Wülferling, Willi Hauser, Marianne Kellner, um nur einige zu nennen, prägten den Verein über Jahrzehnte. Viele sind inzwischen verstorben. Birgit Manski gehört trotz gesundheitlicher Probleme nach wie zum Kern der Güstrower Vorstandsriege und wurde während der Jubiläumsfeier mit einer großen gerahmten Urkunde durch Maik Osterloh zur Ehrenpräsidentin ernannt, die sie sehr gerührt entgegennahm.
Vor allem Birgit Manski ist neben Ramona Schilloks, die als Reitausbilderin aktuell einen hervorragenden Job im Verein macht, nach wie vor der Motor bei der Organisation der Güstrower Reitturniere. Diese hatten zu allen Zeiten einen hohen Stellenwert. Vor 1990 wurden in Güstrow unter anderem drei DDR Meisterschaften, Republikwettkämpfe der Bezirke, Qualifikationen für die DDR Meisterschaft und Bezirksmeisterschaften ausgetragen.
In den Umbruchjahren nach 1989 musste auch der Reitverein Güstrow um seine Existenz bangen und kämpfen. Das Domizil am Spaldingsplatz war längst marode und baufällig. Lange wurde nach einem neuen Standort gesucht, der 1990 gefunden zu sein schien. Doch dann bekamen Franz Kellner, der damals die Organisation leitete, sowie Birgit & Erich Manski den Widerstand der Stadtvertreter zu spüren. Es ist vor allem der Hartnäckigkeit von Franz Kellner zu verdanken, dass sich der Verein durchgesetzt hat und schließlich die Reitanlage am Sonnenplatz bauen konnte. Damit war die Existenz gesichert und es konnten inzwischen 30 weitere erfolgreiche Jahre Vereinsgeschichte geschrieben werden.
Maik Osterloh hob vor allem das gute Miteinander und die Jugendarbeit im Verein hervor und blickte dabei auf die 35 Voltigierer. „Diese Jugend wird uns weitere 70 Vereinsjahre garantieren“, so sein Fazit. Die große Pferdefamilie in Mecklenburg-Vorpommern hegt daran keinen Zweifel und wünscht allzeit gutes Gelingen.