Franz Wego/Hippothek. Die lange Tradition, mit aktivem Reitsport und zahllosen Pferdesportveranstaltungen auf höchstem Niveau, ist einem Kern von ausgesprochen engagierten Menschen zu verdanken.

70 Jahre organisierter Pferdesport in GĂŒstrow: Es gibt ein großes Miteinander wie diese große Schar an Vereinsmitglieder unterstreicht, die wie hier 2021 bei den jĂ€hrlichen Reitturnieren mithelfen. Foto: © Jutta Wego

Am 26. August lud die Leitung des Reitvereins GĂŒstrow zu einer JubilĂ€umsfeier in die Reithatte am Sonnenplatz ein. Vor 70 Jahren war die Barlach-Stadt GĂŒstrow einer der ersten Orte im Norden der damaligen DDR, in der der Pferdesport nach dem 2. Weltkrieg wieder in organisierter Form ins Leben gerufen wurde. Es war vor allem dem ehemaligen ostpreußischen Kavalleristen Willi Adebahr zu verdanken, der 1956 mit der unvergessenen Mecklenburger Stute Bianka bei der 3. DDR-Meister die Silbermedaille und 1957 Bronze im Springreiten gewann und Ende 1951 eine Schar pferdebegeisterter Menschen um sich scharte. Diese haben 1952 unter dem Dach der damaligen Gesellschaft fĂŒr Sport und Technik (GST) eine Reitsportorganisation gegrĂŒndet. Der Anfang des organisierten Reitens in der Stadt geht aber schon auf das Jahr 1827 zurĂŒck, wie der einstige inzwischen verstorbene Vereinsvorsitzende Franz Kellner zur 50. JubilĂ€umsfeier zu berichten wusste.

Heute zĂ€hlt der Reitverein 150 Mitglieder, darunter allein 35 aktive Voltigierer und gehört damit zu den grĂ¶ĂŸten in Mecklenburg-Vorpommern. Maik Osterloh vom Vereinsvorstand, der die gelungenen VorfĂŒhrungen von zwei Reitgruppen und von Voltigierern auf dem Platz vor der Reithalle kommentierte, hat danach in der Halle den anwesenden Vereinsmitgliedern und GĂ€sten aus Politik und Wirtschaft mit beeindruckenden Worten die Geschichte des Vereins aus den vergangenen 70 Jahre vorgetragen.

Bei der JubilÀumsfeier wurde Birgit Manski mit einer gerahmten Urkunde durch Maik Osterloh zur EhrenprÀsidentin ernannt. Foto: © Jutta Wego

Aus dem Verein sind namhafte Spitzenreiter hervorgegangen, zu denen neben Willi Adebahr, Bernd Laderick (1957 Vizemeister in der Dressur), Dieter Schulze (1957 Vizemeister im Springen und spĂ€ter DDR-Nationaltrainer) auch Fredo Kasten gehörte, der spĂ€ter als Mitglied des Armee Sportclubs Potsdam (ASK) viele Jahre zur DDR-Nationalmannschaft gehörte. Reiter wie Erich Manski, seine Ehefrau Birgit, Karl-Heinrich Schröder, Franz Kellner, Christian Beggerow, spĂ€ter auch Egon Sperber, Ursula WĂŒlferling, Willi Hauser, Marianne Kellner, um nur einige zu nennen, prĂ€gten den Verein ĂŒber Jahrzehnte. Viele sind inzwischen verstorben. Birgit Manski gehört trotz gesundheitlicher Probleme nach wie zum Kern der GĂŒstrower Vorstandsriege und wurde wĂ€hrend der JubilĂ€umsfeier mit einer großen gerahmten Urkunde durch Maik Osterloh zur EhrenprĂ€sidentin ernannt, die sie sehr gerĂŒhrt entgegennahm.

Vor allem Birgit Manski ist neben Ramona Schilloks, die als Reitausbilderin aktuell einen hervorragenden Job im Verein macht, nach wie vor der Motor bei der Organisation der GĂŒstrower Reitturniere. Diese hatten zu allen Zeiten einen hohen Stellenwert. Vor 1990 wurden in GĂŒstrow unter anderem drei DDR Meisterschaften, RepublikwettkĂ€mpfe der Bezirke, Qualifikationen fĂŒr die DDR Meisterschaft und Bezirksmeisterschaften ausgetragen.

In den Umbruchjahren nach 1989 musste auch der Reitverein GĂŒstrow um seine Existenz bangen und kĂ€mpfen. Das Domizil am Spaldingsplatz war lĂ€ngst marode und baufĂ€llig. Lange wurde nach einem neuen Standort gesucht, der 1990 gefunden zu sein schien. Doch dann bekamen Franz Kellner, der damals die Organisation leitete, sowie Birgit & Erich Manski den Widerstand der Stadtvertreter zu spĂŒren. Es ist vor allem der HartnĂ€ckigkeit von Franz Kellner zu verdanken, dass sich der Verein durchgesetzt hat und schließlich die Reitanlage am Sonnenplatz bauen konnte. Damit war die Existenz gesichert und es konnten inzwischen 30 weitere erfolgreiche Jahre Vereinsgeschichte geschrieben werden.

VerbandsprĂ€sident Dr. Burkhard Dittmann ĂŒberreichte dem Reitverein GĂŒstrow, vertreten durch Maik Osterloh, zum 70. JubilĂ€um eine Ehrenurkunde des Verbandes. Foto: © Jutta Wego

Maik Osterloh hob vor allem das gute Miteinander und die Jugendarbeit im Verein hervor und blickte dabei auf die 35 Voltigierer. „Diese Jugend wird uns weitere 70 Vereinsjahre garantieren“, so sein Fazit. Die große Pferdefamilie in Mecklenburg-Vorpommern hegt daran keinen Zweifel und wĂŒnscht allzeit gutes Gelingen.

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