Nationale Titelkämpfe im Zeichen der Olympia-Qualifikation

Die Entscheidung um die olympischen Startplätze fällt bei den Deutschen Meisterschaften im Eiskunstlaufen in Frankfurt

Rostocker Eiskunstläuferinnen bei einer früheren Show-Veranstaltung in Schwerin Foto: M.M.

Die Deutschen Meisterschaften am 15. und 16. Dezember in Frankfurt am Main werden über die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen im Februar in PyeongChang mitentscheiden, denn die Meisterschaft ist der letzte Wettkampf, der für die verbandsinterne Rangliste zählt. Auf deren Grundlage werden die Sportler zur Nominierung vorgeschlagen. Dabei wird es in allen olympischen Disziplinen spannend.

Hinter den Vize-Weltmeistern Aljona Savchenko und Bruno Massot, der in der letzten Woche eingebürgert wurde, kämpfen die erfolgversprechenden Paare Annika Hocke und Ruben Blommaert sowie Minerva Hase und Nolan Seegert um den zweiten Startplatz bei den Winterspielen. Alle drei Paare haben die Olympianorm, das heißt die geforderte Punktzahl, bereits bei den Grand-Prix- und Challenger-Serien-Wettbewerben erreicht.

In der Eistanzdisziplin haben drei von vier Paaren die Olympianorm erfĂĽllt. Waren Kavita Lorenz und Joti Polizoakis zu Saisonbeginn bei der Nebelhorn-Trophy in Oberstdorf sehr gut in die Saison gestartet, so ist im Verlauf der Saison mit Katharina MĂĽller und Tim Dieck ein weiteres Eistanzpaar zu einer sehr guten Form gelaufen.

Auch Jennifer Urban und Benjamin Steffan haben erstmals die Olympianorm geknackt. Das bringt die DEU in die komfortable Situation, dass gleich zwei Paare, nach aktuellem Stand, als Ersatz für die Olympischen Spiele zur Verfügung stehen können. Das vierte DEU-Eistanzpaar, Shari Koch und Christian Nüchtern, das sich auch um eine Teilnahme an den Olympischen Spielen bewirbt, kann sich in Zagreb noch qualifizieren.

Bei den Damen zeichnet sich ab, dass die Entscheidung, wer Deutschland in PyeongChang vertreten darf, zwischen Nicole Schott und Lea Dastich fallen wird, nachdem Nathalie Weinzierl aus gesundheitlichen GrĂĽnden leider nicht alle Olympiaqualifikationswettbewerbe bestreiten konnte.

Bei den Herren wird es ein nicht weniger knappes Rennen zwischen den Berlinern Paul Fentz und Peter Liebers. Beide haben die Olympianorm bereits übertroffen und wettstreiten in Frankfurt um weitere wichtige Punkte, denn auch bei den Herren kann nur ein Deutscher Läufer bei den Olympischen Spielen antreten.

Weitere Informationen sind auch auf den Webseiten der Deutschen Eislauf-Union (www.eislauf-union.de) und der Deutschen Meisterschaften 2018 (www.eiskunstlauf-deutschland.de) zu finden, wo Tickets ab 10 Euro bestellt werden können. Tickets können je nach Verfügbarkeit auch an der Hallenkasse erworben werden.

Vorläufiger Zeitplan (Änderungen vorbehalten)

Ort: Eissporthalle Frankfurt,

Am Bornheimer Hang 4, 60386 Frankfurt am Main

Freitag, 15. Dezember: ab circa 14 Uhr Eröffnung und Kurzprogramme (alle Disziplinen)

Samstag, 16. Dezember: ab circa 12 Uhr KĂĽren (alle Disziplinen), 20.15 Uhr Schaulaufen der Meister

Pressemitteilung / Deutsche Eislauf-Union

Exkurs: Winter-Olympisches Kalenderblatt vom 12.Februar 2014

Bronze statt Gold: Gebürtiger Greifswalder Robin Szolkowy wurde mit Partnerin Aljona Sawtschenko Dritter im Paarlaufen in Sotschi… / Dreizehnte olympische Paarlauf-Medaille für Deutschland und dreizehntes olympisches Paarlauf-Gold für Russland

Der olympische Paarlauf-Wettbewerb 2014 versprach Spannung pur, wurde doch der „ewige Zweikampf“ der Eis-Duos aus Russland und Deutschland erwartet.

Aljona Sawtschenko und der gebĂĽrtige Greifswalder Robin Szolkowy versus Tatjana Wolossoschar/Maxim Trankow:

Die Weltmeister 2008, 2009, 2011, 2012, Europameister 2007, 2008, 2009, 2011, Olympia-Dritten 2010 sowie Grand Prix-Final-Gewinner 2007/08, 2010/11, 2011/12, 2013/14 (Sawtschenko/Szolkowy) gegen die Weltmeister 2013, Europameister 2012, 2013, 2014 sowie Grand Prix-Final-Gewinner 2012/13 (Wolossoschar/Trankow).

Russland und Deutschland am erfolgreichsten

Bei den bisherigen olympischen Paarlauf-Wettbewerben zwischen 1908 und 2010 war bislang Russland (mit  UdSSR) mit 20 Medaillen, davon 12 x Gold, vor Deutschland (12 Medaillen, davon 3 x Gold) und Kanada (7 Medaillen, davon 2 x Gold) am besten. Irina Rodnina schaffte dabei 3 x Gold (1972 mit Alexej Uljanow, 1976 und 1980 mit Alexander Saizew).

Von 69 Medaillen (bis 2010) im olympischen Paarlaufen gingen allein 52 nach Europa. Der „alte Kontinent“ gewann damit in dieser Eiskunstlauf-Disziplin bis 2010 mehr als 75 Prozent aller olympischen Medaillen. Lediglich Nordamerika mit 12 Medaillen (Kanada:7, USA: 5) und Asien dank China (5 Medaillen) gelang es, die europäische Dominanz zu durchbrechen.

Von 24 olympischen Goldmedaillen erkämpften die europäischen Paare 21. Lediglich 1960 in Squaw Valley, durch Barbara Wagner/Robert Paul (Kanada), 2002 in Salt Lake City, durch Jamie Sale/David Pelletier (Kanada / gemeinsam mit Jelena Bereschnaja/Anton Sicharulidse aus Russland), und 2010 in Vancouver, durch Shen Xue/Zhao Hongbo (China, vor Pang Qing/Tong Jian ebenfalls aus China), konnten nicht-europäische Duos olympisches Paarlauf-Gold erringen.

Deutsche Duos mit dreimal Gold

Den Traum vom olympischen Paarlauf-Gold erfĂĽllten sich aus deutscher Sicht indes 1908 in London (im Rahmen der Sommerspiele) Anna HĂĽbler/Heinrich Burger, 1936 in Garmisch-Partenkirchen Maxi Herber/Ernst Baier und 1952 in Oslo Ria Falk/Paul Falk.

An der olympischen Goldmedaille im Paarlaufen 1920 in Antwerpen (wie 1908 im Rahmen der Sommerspiele) war auch die gebürtige Potsdamerin Ludowika Jakobsson, geborene Eilers, beteiligt. Sie startete zusammen mit ihrem finnischen Ehemann Walter Jakobsson und hatte natürlich ebenfalls die finnische Staatsangehörigkeit.

„Glamour on Ice“

„Glamour on Ice“ präsentierten zudem Marika Kilius/Hans-Jürgen Bäumler bei den Olympischen Winterspielen 1960 und 1964 (jeweils Silber). Das wohl anmutigste, berührendste, ja  hinreißendste Paar in der Geschichte des olympischen Paarlaufens ist jedoch das Duo Jekaterina Gordejewa/Sergej Grinkow (Russland), die 1988 und 1994 jeweils den ersten Platz belegten und die Zuschauer mit ihren Darbietungen wahrlich verzauberten. Leider verstarb Sergej im Alter von gerade einmal 28 Jahren…

Auch M-V, speziell Rostock, konnte in der olympischen Paarlauf-Historie bereits jubeln: Der gebürtige Rostocker Rolf Oesterreich, der 2012 „60 Lenze“ feierte, wurde mit seiner Partnerin Romy Kermer bei den Weltmeisterschaften 1974 in München Dritter, 1975 in Colorado Springs Zweiter und 1976 in Göteborg noch einmal Zweiter. Höhepunkt war zweifellos das olympische Silber 1976 in Innsbruck.

Wie ging „das Ganze“ jedoch 2014 im olympischen Paarlauf-Wettbewerb in Sotschi aus?!

Am zweitägigen Wettbewerb am 11. Und 12.Februar 2014 im „Iceberg Skating Palace“ in Sotschi nahmen 20 Paare aus 12 Ländern teil, wobei für Russland sowie Kanada jeweils drei Paare starteten. Für Deutschland – neben Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy waren auch Maylin Wende/Daniel Wende qualifiziert – China, den USA und Italien nahmen zwei Paare teil. Und für Frankreich, Israel, Österreich, Japan, Großbritannien und die Ukraine waren jeweils ein Paar vor Ort, wobei die österreichschen, japanischen, britischen und ukrainischen Duos leider die Kür sportlich verpassten.

Nach dem Kurzprogramm bestätigten sich die Erwartungen der Experten und Fans: Tatjana Wolossoschar/Maxim Trankow lieferten sich mit Aljona Sawtschenko/Robin Szolkowy eine Zweikampf. So führte das russische Eis-Paar zunächst mit 84,17 Punkten vor Aljona bzw. Robin, die 79,64 Punkte – mit ihrem Programm „Pink Panther“ – erreichten.

Dahinter folgten Ksenia Stolbowa/Fjedor Klimow (Russland), Pang Qing/Tong Jian (China) und Meagan Duhamel/Eric Radford (Kanada).

Eine mega-spannende Entscheidung in der Kür am 12.Februar war damit „vorprogrammiert“…

Leider kam für Robin Szolkowy und seiner Partnerin Aljona Sawtschenko dann bei der Kür vor 12000 Zuschauern vor Ort dann vieles anders als erhofft. Mit ihrer Darbietung zu Tschaikowskis „Nussknackersuite“ „knackten“ sie zwar durchaus die Herzen des Publikums, blieben aber leider nicht fehlerfrei.

Am Ende gab es für Robin und Aljona wieder „nur“ Bronze – wie schon bei Olympia 2010 in Vancouver.

Gold erhielten verdient Tatjana Wolossoschar/Maxim Trankow mit beeindruckenden 236,86 Punkten vor ihren Landsleuten Ksenja Stolbowa/Fjodor Klimow, die 218,68 Punkte erreichten. Robin und Aljona kamen hingegen nur auf 215,75 Punkte.

Hinter Robin und Aljona folgten Pang Qing/Tong Jian aus China und Kirsten Moore-Towers/Dylan Moscovitch aus Kanada.

Auch wenn die Enttäuschung bei Aljona und Robin, deren Ziel „einzig und allein“ Olympia-Gold 2014 war, nun groß ist, so sollten sich beide doch an die vielen positiven und goldenen Momente in ihrer so imposanten Laufbahn erinnern. Hey – und was heißt hier „nur“ Bronze! Eine Leistung, die zu einer solchen Medaille führt, muß erst einmal erbracht werden. Und die bisherigen WM-, EM- und Grand Prix-Erfolge beweisen doch, dass Robin und Aljona auch ein Sieger-Paar sind. Mit ihren leidenschaftlichen, liebevollen und anmutigen Auftritten haben sie jedenfalls ebenfalls Eiskunstlauf-Geschichte geschrieben.

Was bliebe noch festzuhalten?!

Ach ja: Russland sicherte sich mit Gold und Bronze die Medaillen Nr.21 und Nr.22 im olympischen Paarlaufen – und die insgesamt 13.Goldmedaille in dieser Disziplin. Für Deutschland bedeutete die 2014er Paar-Medaille das 13.Edelmetall in der Geschichte des Paarlauf-Wettbewerbes unter den olympischen Ringen.

Damit steht auch die – in Medaillen gemessene – olympische Kräfteverteilung zwischen 1908 und 2014 im Paarlaufen bei Olympia fest: Von 72 olympischen Medaillen im Paarlaufen holten sich die Europäerinnen bzw. Europäer bislang 55 …

Und die 22.olympische Goldmedaille für den „alten Kontinent“ war am Ende dann doch eine klare Angelegenheit für Tatjana Wolossoschar/Maxim Trankow …

Marko Michels

 

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