„Haben im ersten Lauf gezeigt, wie nah wir dran sind und wie eng es in der Weltspitze ist“

Riesenjubel an Tag sechs der Weltmeisterschaften im schottischen Glasgow beim deutschen Team: Innerhalb kĂŒrzester Zeit gab es am Montagabend gleich zwei Vize-Weltmeistertitel fĂŒr die Para Radsportler*innen. ZunĂ€chst gewann Pierre Senska im Scratch-Rennen sensationell Silber. Rund acht Minuten danach sicherte sich auch das deutsche Tandem mit dem sehbehinderten Thomas Ulbricht und Pilot Robert Förstemann im Sprint gegen das britische Duo die Silbermedaille.

Einem Hexenkessel glich das Sir Chris Hoy Velodrome am Montagabend: Im Finale des MĂ€nner-Tandems hieß es Deutschland gegen Großbritannien – dementsprechend laut wurde es insbesondere in den FinallĂ€ufen. Nur knapp mussten sich Ulbricht/Förstemann den bestens aufgelegten Fachie/Rotherham nach zwei LĂ€ufen geschlagen geben. „Wir haben im ersten Lauf gezeigt, wie nah wir dran sind und wie eng es in der Weltspitze ist. Im zweiten Lauf habe ich mich ein bisschen ĂŒbertölpeln lassen, das konnten wir nicht mehr wettmachen“, sagte Thomas Ulbricht (38 / Salzwedel / PSC Berlin). Auch die LautstĂ€rke sei ein Hindernis gewesen, weil die Kommunikation darunter litt. „Wir sind trotzdem mehr als zufrieden. Wir haben uns im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesteigert.“ Sein Pilot Robert Förstemann (37 / Greiz / PSV Rostock) sah das ganz Ă€hnlich: „Auf diesem Niveau wird kein Fehler verziehen. Die Briten kamen von hinten, der Antritt hat dann nicht ganz funktioniert. Am Ende sind sie uns ein bisschen weggefahren“, resĂŒmierte Förstemann. Eine Kampfansage des deutschen Tandems gab es dennoch. Die beiden Berliner wollen im kommenden Jahr bei den Paralympics in Paris angreifen. Ulbricht machte das deutlich: „Wir wollen uns weiter verbessern, auf Paris arbeiten wir seit zwei Jahren hin. Wir wollen dort eine Medaille holen.“

Die Bahnradsportler Robert Förstemann und Thomas Ulbricht freuen sich und halten ihre Daumen nach oben.
Robert Förstemann und Thomas Ulbricht | Foto: Oliver Kremer, sports.pixolli.com

Auch fĂŒr Pierre Senska (35 / Berlin / BPRSV Cottbus) lief der Abend rund. Der amtierende WM-Dritte startete im Scratch-Rennen der C1-Klasse und fuhr ein taktisch kluges Rennen. Er setzte sich gleich von Beginn an mit den beiden Kontrahenten Ricardo ten Argiles (Spanien) und Aaron Keith (USA) vom Hauptfeld ab. Nachdem der Spanier bereits einige Runden vor dem Ziel ausreißen konnte, verteidigte Senska souverĂ€n Platz zwei und holte sich damit den Vize-Weltmeistertitel. „Ich hatte GlĂŒck, dass der Spanier frĂŒh attackiert hat. Als ich mithalten und wir die anderen hinter uns lassen konnten, war mir klar, dass das eine Medaille wird“, sagte der 35-JĂ€hrige. Senska fuhr in Glasgow auf der Bahn zudem auf Platz sechs in der Verfolgung. „Das hat mir sehr viel Motivation fĂŒr das Straßenrennen gegeben, dort möchte ich um den Sieg mitfahren.“ Bei der am Mittwoch beginnenden Straßen-WM startet der Berliner im Zeitfahren und im Straßenrennen.

Ebenfalls am Montag gelang Vanessa Laws (19 / Ludwigsfelde / BPRSV Cottbus) ein beachtlicher Rang acht in der C4-Klasse im Zeitfahren ĂŒber 200 Meter. Mit ihrer Zielzeit von 14 Sekunden war sie rund 1,5 Sekunden langsamer als die Siegerin aus Australien.

Nach dem sechsten von insgesamt zwölf Wettkampftagen auf der Bahn und der Straße bei den Para Radsport-Weltmeisterschaften in Glasgow hat das deutsche Team von Bundestrainer Gregor Lang bisher zweimal Silber und zweimal Bronze auf dem Medaillenkonto. Pierre Senska holte Silber im Scratch-Rennen. Das Tandem Thomas Ulbricht und Robert Förstemann gewann Silber und Bronze, zudem wurde Maike Hausberger (28 / Trier / BPRSV Cottbus) WM-Dritte. Ein weiteres Highlight am Dienstag aus deutscher Sicht sind die Teamsprints mit Maike Hausberger, Fabian Döring und Jakob Klinge ĂŒber 750 Meter. Große Teile der WettkĂ€mpfe auf der Bahn werden live auf Eurosport ĂŒbertragen.

Text: Jessica Balleer / DBS

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