Goldene Momente für das deutsche Team im Rodeln und in der Nordischen Kombination

Tobias Wendl/Tobias nach Doppelsitzer-Gold in Sotschi 2014 nun auch Doppelsitzer-Gold in Pyeongchang 2018. Hier bei einem früheren Wettkamof. Foto: BSD / Reker

Der fünfte Wettkampftag bei den Winterspielen 2018 war aus deutscher Sicht wieder ein goldener. Tobias Wendl/Tobias Arlt wiederholten im Doppelsitzer im Rennrodeln ihren Gold-Coup von Sotschi 2014 und sorgten für den elften deutschen Olympiasieg in dieser Disziplin seit 1964. Zweimal Olympiasieger im Doppelsitzer zu werden, gelang bis dato nur Hans Rinn/Norbert Hahn (1976/1980), Stefan Krauße/Jan Behrendt (1992/1998, beide Deutschland), dem österreichischen Duo Andreas Linger/Wolfgang Linger (2006/2010) und nun den beiden „TobiAssen“. Dritter wurden aus deutscher Sicht die eigentlichen Gold-Favoriten Toni Eggert/Sascha Benecken.

Eric Frenzel wieder mit Gold

Der Nordische Kombinierer Eric Frenzel. Foto: Deutscher Skiverband

Das neunte Olympia-Gold in der Nordischen Kombination für Deutschland seit dem Erfolg von Georg Hettich 1960 konnte dazu Eric Frenzel am heutigen 14.Februar beisteuern. Im Einzel (Normalschanze plus 10 Kilometer) triumphierte der Erfolgskombinierer wie bereits 2014. Eric Frenzel kommt damit auf die olympische Erfolgsbilanz von zweimal Gold, einmal Silber, einmal Bronze seit 2010. Der einzige deutsche Nordische Kombinierer, der schon dreimal Gold erringen konnte, ist bisher Ulrich Wehling, der in den Einzeln 1972, 1976 und 1980 erfolgreich war. Aber: Noch stehen in Pyeongchang noch zwei Wettkämpfe in der Nordischen Kobination auf dem Programm – die hoffentlich auch termingerecht stattfinden werden!

Wetterkapriolen in Pyeongchang

Denn: Das olympische Pyeongchang zeigte sich am heutigen Valentinstag auch „traditionsbewusst“. Statt „Sport nonstop“ wurde bei einigen Wettkämpfen die Darbietung „Vom Winde verweht“ gezeigt – allerdings ohne Vivien Leigh und Clark Gable. Die Hauptrolle spielte „Petrus“ fast ganz allein.

Der alpine Slalom der Frauen mußte verschoben werden – ebenso wie der Einzel-Wettkampf im Frauen-Biathlon. Damit reiht sich eine Verschiebung an die nächste, wobei selbst durchgeführte Wettkämpfe bei den Alpinen (Kombination der Herren), im Snowboarden, im Ski-Freestyle oder im Skispringen unter dem eisigen olympischen Wind von Pyeongchang extrem litten. Die olympische Entscheidung im Snowboard/Slopestyle bei den Frauen, nur ein Beispiel,  geriet witterungsbedingt zu einer Farce und endete für die deutsche Teilnehmerin Silvia Mittermüller mit einer schweren Verletzung bereits im Training. Einige Sportlerinnen sprachen angesichts der widrigen Bedingungen bereits „von einer Schande für ihren Sport“.

Probleme auf Ansage

Es zeigt sich wieder einmal, wie fahrlässig es ist, „in Orten aus der Retorte“ Winterspiele auszutragen. Für den alpinen Wettkampfort mußte ein teilweise 500 Jahre alter Wald abgeholzt werden. Eine extrem teure Bob- und Rodelbahn wurde in einem Land errichtet, dass keine Tradition im Schlittensport aufweist und dessen Interesse daran auch aktuell nur mäßig ist. Ohne den Skeleton-Sportler  Yun Sung-bin, Vize-Weltmeister 2016 bzw. Gesamt-Weltcup-Sieger 2018 und speziell für die Winterspiele 2018 entsprechend gefördert, wären „Geister-Kulissen“ bei den olympischen Schlittenfahrten wohl vorprogrammiert. Elf Milliarden Euro (plus x) kostete der olympische „Spaß“ in Pyeongchang – eine nachhaltige Nutzung der Wettkampfstätten ist nicht gesichert…

Vielleicht sollte sich das IOC bei der Vergabe gerade von Winterspielen um einen harten Kern von Wettkampf-Orten bemühen: Oslo, Lillehammer, München mit Garmisch-Partenkirchen und Berchtesgaden, Vancouver mit Whistler, Lake Placid, Lahti, Falun mit Östersund oder Salt Lake City. Selbst Almaty wäre ein echter Wintersport-Ort…

Albertville 1992, Nagano 1998, Turin 2006, Sotschi 2014, jetzt Pyeongchang, folgend Peking 2022 – das alles sorgte und sorgt nicht für winterolympische Hochstimmung.

Athletinnen und Athleten machen das Beste daraus

Wenigstens die Athletinnen und Athleten machen das Beste daraus. Die Funktionäre haben ja ohnehin ihre gut gewärmten Fünf-Sterne-Hotels jenseits aller olympischen Realitäten und Bodenhaftungen. Da mögen dann die Temperaturen draußen unter minus 20 Grad plus x liegen, das betrifft ja „nur“ die Sportlerinnen bzw. Sportler, die ja eigentlich die Hauptrolle spielen sollten. Aber diese haben neben „Petrus“ längst „Offizielle“ und „Sponsoren“ inne…

Biathlonsportlicher Blick zurück und nach vorn

Nicht mal Biathlon am Valentinstag kommte man schauen – der Einzel-Wettkampf mit Laura Dahlmeier wurde auch gecancelt… Da bleibt nur der Blick zurück: Vor 60 Jahren gab es übrigens die ersten WM, nur für Herren, in Saalfelden (Österreich). Die Schweden dominierten, holten in den beiden angebotenen Wettkämpfen (Einzel, inoffiziell: 4 x 20 Kilometer/Team-Wettkampf) zwei Goldene. 1970, bei den WM in Östersund, gelangten erstmals deutsche Biathleten zu WM-Edelmetall. Die DDR wurde in der Staffel mit Hans-Gert Jahn, Hansjörg Knauthe, Dieter Speer und Horst Koschka Dritter.

Deutsche Erfolgsmomente bei den Biathleten und Biathletinnen

Ein Jahr später, bei den Welttitelkämpfen im finnischen Hämeenlinna, sorgte Dieter Speer von der SG Dynamo Zinnwald über 20 Kilometer für das erste deutsche WM-Biathlon-Gold. Danach, bei den Olympischen Winterspielen 1972 in Sapporo, wurden endlich die ersten olympischen Biathlon-Medaillen aus deutscher Sicht erkämpft: Silber durch Hansjörg Knauthe (ebenfalls SG Dynamo Zinnwald) und Bronze durch Hansjörg Knauthe, Joachim Meischner, Dieter Speer und Horst Koschka (alle DDR).

Erstes deutsches Olympia-Gold im Biathlon holte indes 1980 in Lake Placid Frank Ulrich (ASK Vorwärts Oberhof) über 10 Kilometer. Zwei Jahre zuvor (1978) gewann Frank Ulrich auch den ersten Gesamt-Weltcup für die Herren im Biathlon.

Die Biathletinnen warteten bis 1984 (in Chamonix) auf ihre ersten WM. Die erste WM-Medaille (und gleich Gold) im Frauen-Biathlon für Schwarz-Rot-Gold errang Petra Schaaf-Behle (SC Willingen)  bei den WM 1988 ebenfalls in Chamonix (MV-SPORT berichtete). Vier Jahre später, bei der olympische Premiere im Frauen-Biathlon 1992 in Albertville, gelang Antje Misersky (WSV Oberhof 05) Gold im Einzel über 15 Kilometer. Und 11 Jahre später, 2003, schaffte Martina Glagow als erster deutscher Biathletin der Gewinn des Gesamt-Weltcups im Frauen-Biathlon.

Kati, Uschi und Ole Einar am erfolgreichsten

Die erfolgreichste Biathletinnen der Olympia-Geschichte sind übrigens bis dato die beiden Deutschen Kati Wilhelm (dreimal Gold, dreimal Silber, einmal Bronze, von 2002 bis 2010) bzw. Uschi Disl (zweimal Gold, viermal Silber, dreimal Bronze, von 1992 bis 2006) und die Weißrussin Darja Domratschewa (dreimal Gold, einmal Bronze, 2010 ff.).

Bei den Herren ist der Norweger Ole Einar Björndalen mit achtmal Gold, viermal Silber, einmal Bronze (1998-2014) einsame Spitze. Die beiden erfolgreichsten deutschen Biathleten kommen auf viermal Gold, dreimal Silber, einmal Bronze (Ricco Groß: 1992-2006) und viermal Gold, zweimal Silber, zweimal Bronze (Sven Fischer: 1994-2006).

Info: Magdalena Neuner, die zwölffache Biathlon-Weltmeisterin (2007-2012) und ARD-Expertin für Biathlon in Pyeongchang, schaffte bei ihrer einzigen Olympia-Teilnahme 2010 zweimal Gold, einmal Silber.

Bleibt nur zu hoffen, dass tatsächlich alle Entscheidungen im alpinen Skisport, im Ski-Freestyle, im Biathlon und im Skispringen rechtzeitig bis zum Ende der Spiele am 25.Februar 2018 durchgeführt werden können.

M.Michels

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