Schweriner Sportschützen weiterhin in der 2. Bundesliga

 Frankfurt an der Oder – Bereits am ersten Wochenende des neuen Jahres stand für die Schweriner Schützenzunft der entscheidende Showdown der Saison 2023/2024 in der 2. Bundesliga OST im Luftgewehrschießen an.

Nachdem die Landeshauptstädter im Dezember 2023 zwei äußerst anspruchsvolle Niederlagen hinnehmen mussten, war es nun von entscheidender Bedeutung, alle Kräfte erneut zu mobilisieren. Ein direkter Klassenerhalt schien von Anfang an in unerreichbare Ferne gerückt, da sie nicht nur auf zwei der stärksten Teams der Liga, SGI Werder (Havel) und PSV Olympia Berlin, treffen würden, sondern zudem nicht in Bestbesetzung antreten konnten.

„Nach den Wettkämpfen im Dezember haben wir zahlreiche intensive Gespräche geführt, um sie zu analysieren und aufzuarbeiten. Dadurch konnten wir mit einem deutlich verbesserten Mindset ins Saisonfinale gehen“, so Jörg Schmidt, Trainer der Bundesligaschützen der Schweriner Schützenzunft, auf die Frage, wie das Team mit den beiden harten Niederlagen und dem näher rückenden Saisonfinale umging.

Wie bereits in den vorherigen Wettkämpfen reisten man einen Tag vor dem Schießen nach Frankfurt a. d. Oder an, um ausgeruht in den letzten Tag der Saison zu starten.

Im ersten Wettkampf gegen die SGI Werder (Havel), deren Mannschaft am Saisonende den zweiten Tabellenplatz belegte, trat das SSZ-Team mit Jette Braun (17), Lars Meyhak (36), Vanessa Krause (21) und Jasmin König (24) aus der Stammmannschaft an. Schwerins Nummer eins, Thalia Goßling (23), konnte leider nicht antreten – Pascal Böhringer (20) komplettierte das 5er-Team in seinem ersten Ligaschießen überhaupt.

Der Wettkampf endete erwartungsgemäß mit einem 5:0-Sieg für die SGI Werder (Havel).

„Natürlich ist Schießen ein Ergebnissport, und ein 5 : 0 klingt nicht wirklich gut. Es gibt jedoch Betrachtungspunkte, die mindestens genauso wichtig sind wie das Ergebnis: Mein Team ist mit unglaublicher Moral und wahnsinnigem Kampfgeist angetreten, hat alles aus sich herausgeholt und konnte durchaus eine Zeitlang mit dem Gegner mithalten. Ich persönlich war schwer beeindruckt und unglaublich stolz“, äußert sich Jörg Schmidt zu dem Wettkampf gegen die SGI Werder (Havel).

Am Nachmittag stand nun der alles entscheidende Wettkampf gegen den PSV Olympia Berlin an. Mit dem aktuellen Tabellenstand auf Platz 6 war für einen sicheren Verbleib in der 2. Bundesliga noch mindestens ein Einzelpunkt nötig. Das Trainerteam (Jörg Schmidt und Roland Krause) entschied sich dafür, die Schweriner Mannschaft auf den ersten vier Positionen wie im vorherigen Wettkampf zu belassen und lediglich auf Position 5 einen Wechsel vorzunehmen. Diese Position übernahm nun Victoria Börngen (19).

Auf die Frage nach dem Wechsel erklärt Jörg Schmidt: „Zwei volle Wettkämpfe unter Ligabedingungen in kurzer Zeit hintereinander zu schießen ist sowohl physisch als auch psychisch sehr anstrengend und erfordert viel Training und Erfahrung. Pascal hat im ersten Durchgang gute Arbeit geleistet, aber es war an der Zeit, frische Kräfte ins Team zu bringen. Victoria hat sich diesen Einsatz durch viel Engagement im Training und gute Ergebnisse in der Landesliga verdient, und ich habe volles Vertrauen, dass sie auch in der Bundesliga ihre Leistung bringen wird.“

Und so ging es nun in den alles entscheidenden Wettkampf, der an Spannung nicht mehr zu überbieten war und nicht nur die Schweriner, sondern die gesamte Halle elektrisierte.

Jette Braun musste sich auf Position eins mit nur einem Ring Unterschied zu ihrem Gegner geschlagen geben und konnte sich erneut mit starken 387 von 400 möglichen Ringen mit einer Top-Leistung aus der Saison verabschieden. Vanessa Krause auf Position 3 und Jasmin König auf Position 4 (beide gesundheitlich angeschlagen) mussten leider ebenfalls ihre Punkte nach Berlin abgeben, wobei auch bei Jasmin mit nur 3 Ringen Unterschied nicht viel zum Sieg fehlte. Victoria auf Position 5 konnte über weite Strecken in ihrem ersten Bundesligaduell durchaus mithalten, lag teilweise sogar vor ihrer Gegnerin. Letzten Endes hielten die Nerven dem Druck nicht mehr stand; auch sie musste ihren Punkt abgeben.

Nun lag alles an den Nerven, der Wettkampferfahrung und den ruhigen Händen von Lars Meyhak auf Position 2. Sein Gegner beendete seinen Wettkampf recht zügig mit einem Ergebnis von 386 Ringen. Lars hatte also nicht nur mit dem Druck des guten Ergebnisses seines Gegners zu kämpfen, sondern auch mit dem Wissen, dass der direkte Verbleib der Mannschaft in der 2. Bundesliga nun einzig und allein in seinen Händen lag. Mit seinen letzten 2 Schüssen lag er noch 2 Ringe hinter seinem Kontrahenten, benötigte für einen Sieg mindestens eine Neun und eine Zehn. Mit Auslösen von Schuss 39 fiel dann eine 8, und somit waren die 2 Ringe Puffer verschwunden. Er benötigte nun auf dem letzten und alles entscheidenden Schuss zwingend eine 10, um seinen Gegner bei Ringleichheit in ein Stechen zu zwingen und somit sein Team weiter im Rennen zu halten. Mittlerweile waren auch fast alle anderen Duelle des Tages beendet und es standen nur noch wenige Schützen am Stand, der Rest hatte sich bereits um Lars und den Rest unseres Teams versammelt. Und dann fiel der alles entscheidende Schuss, und Lars schaffte das kaum Glaubbare: Mit all seiner Routine, seiner Erfahrung und wahrscheinlich ein wenig Glück erzielte er den benötigten 10er und zwang seinen Gegner, ebenfalls mit 386 Ringen, ins Stechschießen.

Ein Stechschießen wird nach dem KO-Verfahren ausgetragen: Beide Athleten geben zeitgleich einen Schuss ab, und der Bessere von beiden gewinnt. Lars und sein Gegner schenkten einander allerdings nichts. Den ersten Stechschuss beendeten beide mit einer 9, den zweiten beide mit einer 10, den dritten beide erneut mit einer 9. Nun wurde nach 10tel-Ringen gezählt; alle wussten, der nächste Schuss zählt. Und da war er: Der vierte Stechschuss ging für Lars Gegner in die Acht, und mit viel Nervenstärke und Kampfgeist konnte Lars bei seinem vierten Stechschuss das Stechen mit einem starken Zehner für sich entscheiden – und somit den direkten Klassenerhalt für Schwerin sichern.

Nach dem Ligafinale wurde Jörg Schmidt erneut nach seiner Einschätzung zur Leistung seines Teams befragt. „Ich habe heute eine Mannschaft gesehen, die in allen Bereichen über sich hinausgewachsen ist. Ich bin wahnsinnig stolz auf jeden Einzelnen in unserem Team für das, was alle über die gesamte Saison geleistet haben. Wenn man als Trainer nach einer solchen Saison sieht, wie sich die eigenen Sportler am Ende in den Armen liegen und eine Freudenträne auf die andere folgt, ist das schon etwas ganz Besonderes. Da ist dann der Erfolg auch etwas, das einem nahegeht, ein ganz persönliches Erlebnis mit einem Team, das einem am Herzen liegt.“

Natürlich bleibt die Frage nicht aus, wie es nach dieser Bundesligasaison in Schwerin weitergeht. Jörg Schmidt zeigt sich zuversichtlich, denkt jedoch bereits wieder an die Zukunft. „Viel Zeit zum Entspannen wird es wohl nicht geben, da die restliche Wettkampfsaison im Luftdruckschießen in Mecklenburg-Vorpommern gerade erst begonnen hat. So geht zum Beispiel für Victoria gleich am 13.01. mit dem Ranglisten-Wettkampf weiter und am 20.01.2024 wird sie dann hoffentlich mit unserem Landesligateam auch gute Leistungen erbringen im Landesliga-Finale MV, ausgetragen auf unserem Heimatschießstand.

In Schwerin sind wie nun mittlerweile im gehobenen Breitensport bzw. unteren Leistungssport angekommen, und auch das ist die Entwicklung von vielen Jahren harter ehrenamtlicher Arbeit. Ich kann mich da nur wiederholen: Wenn du am Ende eines Wettkampfes oder einer Saison in die strahlenden Augen deiner Athleten schaust, weißt du auch, dass jede Minute Arbeit es wert ist. Ich hoffe, dass wir in Schwerin noch lange so weitermachen und gemeinsam wachsen werden.“

Schweriner Schützenzunft von 1640 e.V.

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